Zweite Runde der Formel Eins und zum ersten Mal ist man auf einem Kurs, der die Unterschiede der Teams klar definieren wird.
Bahrain ist der erste richtige Gradmesser für die F1-Teams in diesem Jahr. Die Tielke-Strecke hat ein bisschen was von allem. Lange Geraden, schnelle Kurven, enge Haarnadeln. Nicht umsonst gehört sie zu den Referenzstrecken im Testprogramm etlicher Serien. Wegen ihrer vielfältigen Herausforderungen an die Aerodynamik und den mittleren bis hohen Asphalttemperaturen haben die Teams zum ersten Mal einen richtigen Vergleich zur Konkurrenz. Also sollte man auch nicht überrascht sein, wenn es im Mittelfeld im Vergleich zu Australien einige Verschiebungen gibt.
Klar ist, dass die Top Drei vorne unangetastet bleiben. Nach dem aus Mercedes Sicht eher verkorksten Wochenende in Australien dürfte deren Laune eher auf einem trotzigen „Jetzt aber“ stehen. Bei Ferrari weiß man um die Schwächen des neuen Chassis und dass man etwas hinter Mercedes herfährt. In Australien waren das so rund fünf Zehntel pro Runde im Renntrim. Red Bull wiederum war nach dem ersten Rennen auch nicht zufrieden. Immerhin dachte man, dass die Österreicher vor den Ferrari liegen würden. In Bahrain dürfte man die zu erwartenden Vorteile des RB14 dann ausspielen können. Wenn sie denn so vorhanden sind.
Das Reifenmanagement dürfte eine größere Rolle spielen. Auch wenn das Rennen am Abend stattfindet und die Streckentemperatur dann eher im normalen Bereich liegen sollte – bisher hat man keine Vergleichswerte. In Australien hatte man den Eindruck, dass Ferrari und Red Bull die Reifen im Rennen etwas mehr fordern können, während Mercedes ein bisschen aufpassen muss. Das korreliert mit den Beobachtungen aus Barcelona, wo beim Mercedes Blasenbildungen zu sehen waren. Eventuell liegt hier ein kleiner Schwachpunkt des Chassis.
Das Feld der Verfolger dürfte sich in Bahrain auch neu formieren. Man darf gespannt sein, ob der Haas wieder „best of the rest“ ist. Schaut man sich die bisherigen Ergebnisse der Haas in Bahrain an, kommt man zum Schluss, dass dem Team die Strecke liegt. 2016 kam Grosjean auf P5 ins Ziel, im letzten Jahr war man immerhin achter. Ausgehend von der Performance in Barcelona kann muss man zumindest vor dem Rennen davon ausgehen, dass die Haas wieder vorne dabei sind. Und das Reifenwechseln dürfte man mittlerweile auch geübt haben.
Dahinter erwartet man Renault und McLaren. Beide haben Upgrades für Bahrain angekündigt. Das dürften die ersten Teile sein, die man auf Grund der Erkenntnisse aus dem Test gefertigt hat. Da die Abstände zwischen beiden Team sehr klein sind können kleinere Verbesserungen hier schon den Unterschied ausmachen. Daher ist es schwer eine Wertung vorzunehmen.
Mit etwas Abstand dahinter werden sich Force India, Williams und vermutlich Sauber einsortieren. Alle drei Teams haben Probleme mit ihren Fahrzeugen. Force India ist zum ersten Mal seit Jahre über den Winter kein Schritt nach vorne geglückt. Beide Piloten zeigten sich nach dem Rennen in Australien unzufrieden mit dem Chassis. Das gilt auch für den Williams. Dessen Probleme beim Einlenken in die Kurve waren in Australien sichtbar. Sollte man jetzt nicht in den letzten 14 Tagen eine Wunderlösung gefunden haben, dürften die Probleme in Bahrain sogar noch verstärkt werden.
Bei Sauber hingegen scheint etwas genauer zu wissen, warum das neue Auto noch nicht so funktioniert, wie man es gerne hätte. Man hat wohl weiter Probleme mit dem Setup, die man aber schon am Rennwochenende in Australien etwas besser in den Griff bekommen hat. Ein kleines Update soll weitere Abhilfe schaffen. Dazu hat man sich weitere Verstärkung aus Aero-Abteilung von Audi besorgt.
Schlusslicht in Bahrain dürfte Toro Rosso sein. Es ist wirklich schwer zu sagen, wie gut oder schlecht der Honda-Motor in dieser Saison ist. In Barcelona sah es gut aus, in Australien nicht so. Das verstärkt den Verdacht, dass Toro Rosso in Spanien eher leicht unterwegs war. Die Rennpace in Australien war jedenfalls nicht so doll. Wobei man auch erwähnen muss, dass die Abstände nach vorne nicht so groß sind. Wunder sollte man aber nicht erwarten.
Strategie
Es gibt mal wieder Medium, Soft und Supersoft und viel deutet auf eine Zwei-Stopp-Strategie hin. Allein die Reifenwahl der Teams zeigt, dass man nicht mit vielen Stopps rechnet. Sieben Sätze der Supersoft haben die drei Top Teams gewählt. Dazu vier Sätze der Soft. Bottas hat einen Satz Medium weniger als die anderen. Es ist schwer vorstellbar, dass man in Bahrain nur mit einem Stopp durchkommt. Das liegt zum einen an der höheren Streckentemperatur, zum anderen am Sand auf der Strecke, der den Verschleiss der Reifen leicht erhöht. Im letzten Jahr gingen die Stopps ab Runde 10 los, die zweite Welle der Stopps kam dann um Runde 34.
Die Frage nach einem Undercut stellt sich aber genauso, wie die nach dem Overcut. Red Bull absolvierte in Australien Q2 auf den vermeintlich härteren Reifen um im Rennen dann länger fahren zu können. Da die Abstände nach hinten enorm groß sind, könnte das eine Taktik sein, die auch in Bahrain funktionieren könnte. Man startet auf den schwächeren Soft, fährt damit bis Runde 18 und nimmt dann zwei Mal die Supersoft für den Endspurt. Dagegen spricht aber die Erfahrung aus Australien mit den Problemen beim Überholen. In Bahrain sollte das zwar besser gehen, aber leicht wird es nicht, selbst wenn man den schnelleren Reifen hat.
Die klassische Strategie dürfte vor allem Mercedes gefallen. Ausgehend davon, dass man von der Pole startet, kann man ein Polster aufbauen. Je nach Rennverlauf stellt sich dann nur die Frage, ob man die Soft für einen längeren Mittelstint nimmt, oder ob man versucht den Abstand durch einen schnellen Mittelstint zu vergrößern.
Das dürften auch Fragen sein, die man sich vor allem im Mittelfeld stellen wird. Dort ist klar, dass man sich nicht den Luxus der Soft in Q2 erlauben kann. Aber wann man reinkommt und welche Strategie man wählt dürfte zu den spannenden Fragen im Rennen gehören.
Bilder: Renault, Daimler AG, Haas, WilliamsF1, Pirelli