Die Sprint-Variante der Blancpain GT Series meldet sich stark dezimiert zurück: Fast ein Dutzend Teilnehmer sind über den Winter verloren gegangen. Der Anteil der Pro-Boliden ist mit 13 eingeschriebenen Rennern (Silver Cup rausgerechnet) zwar weiterhin vorzeigbar, doch die Pro-Am stürzte in die sportliche Belanglosigkeit ab. Eine Spurensuche:
Änderungen
Die größte Reform ist eher ein Schritt zurück in die Vergangenheit. Beide Sprint-Rennen werden nun wieder ebenbürtig ausgetragen, sprich: Sie erhalten die gleiche Punktzahl sowie eigene Qualifikationen. Den Fans des ADAC GT Masters kommt dies sicherlich bekannt vor. Durch das Angleichen beider Rennen wurde außerdem eine Anpassung des Punkteschlüssels notwendig. Um das Gleichgewicht mit dem Endurance Cup zu wahren, setzte man die Punkteausbeute verhältnismäßig herab.
Sonst blieben die altbekannten Formeln und Rezepte größtenteils erhalten. Dadurch erscheint es so, als ob das Reglement eher unschuldig an den Verlusten zu sein scheint. Das Abschaffen des Qualifikationsrennens beruhte gegensätzlich dazu sogar auf dem Wunsch der Teilnehmer.
BGTSC-Kalender
Auch hier fallen keine maßgeblichen Änderungen auf, die das signifikante Schrumpfen rechtfertigen könnten. Bis auf den Tausch zwischen dem Circuit Zolder und dem Misano World Circuit Marco Simoncelli beließ man nämlich alles beim Alten.
Datum | Kurs |
---|---|
06. - 08. April | Circuit Zolder |
05. - 06. Mai | Brands Hatch Circuit |
22. - 24. Juni | Misano World Circuit Marco Simoncelli |
31. August - 02. September | Hungaroring |
14. - 16. September | Nürburgring (GP FIM) |
In diesem Zusammenhang sollte man jedoch bedenken, dass auch externe Einflüsse durch andere Kalender eine Rolle gespielt haben könnten – z.B. in der Form von Überschneidungen und zu kurzen Vorbereitungsphasen. So liegen beispielsweise die 24 Stunden auf dem Nürburgring zwischen dem Sprint-Cup-Wochenende in Brands Hatch und dem Datum des Langstreckenlaufs des BGTEC in Silverstone. Jedoch fällt es schwer, der SRO hier einen Vorwurf zu machen, da sie im Vergleich zu 2017 sogar eine Lücke geschaffen zu haben scheint.
Starterfeld
Somit bleibt uns nur noch der Blick in die Nennliste des Jahres 2018:
Audi
Wenig überraschend sind die Titelverteidiger des (Belgian Audi Club) Team WRT wieder umfangreich vertreten. Da man insgesamt vier Audi R8 LMS GT3 gemeldet hat, wird zwischen zwei Mannschaften in der Nennliste differenziert. Die Nummer 1 und die Nummer 2 bilden das Belgian Audi Club Team WRT, welches mit den Duos Alex Riberas/Christopher Mies (#1) und Will Stevens/Dries Vanthoor (#2) fantastisch besetzt ist.
Das Team WRT formiert sich aus den Nennziffern 3 und 17. Letztere ist das titelverteidigende Gespann aus Stuart Leonhard und Robin Frijns. Die Nummer 3 wurde erst am Freitagmorgen mit Piloten ausgestattet. Mit dem 18-jährigen Gilles Magnus und dem 22-jährigen Alessio Picariello schreiten zwei Talente zur Tat.
Die Franzosen von Saintéloc Racing gehen als amtierende Sieger der 24 Stunden von Spa-Francorchamps in die neue Saison. Bezüglich des Sprint Cups entschied man sich, sowohl in der Pro (#25 – Simon Gachet/Christopher Haase) als auch in der Pro-Am (#26 – Nyls Stievenart/Markus Winkelhock) anzutreten. Der Zusatz „Junior Team“ zeigt wohl, worauf der Fokus in dieser Saison liegt.
Die Audi-Armada wird von zwei R8 LMS GT3 des Teams Attempto Racing abgerundet. Die #66 vereint Steijn Schothorst und den aufstrebenden Jungstar Kelvin van der Linde. Im Schwesterboliden mit der Nummer 55 teilen sich Pieter Schothorst sowie Pierre Kaffer das Volant. In beiden R8 gilt demnach ein Schothorst als Fragezeichen bezüglich des Potentials, doch Markenkollege Leonard bewies ja eindrucksvoll, wie man im GT-Bereich große Sprünge vollziehen kann.
Wenn man die Entwicklungen des vergangenen Jahres heranzieht, müsste Audi als Hauptfavorit gelten. Jedoch hat sich die Zusammensetzung des Spitzenfeldes geändert.
Bentley
Obwohl sich das Bentley-„Werksteam“ vorerst auf die Langstrecke konzentrieren will, ist zumindest ein Vertreter der Traditionsmarke dauerhaft gemeldet. Hierbei handelt es sich um einen „alten“ Bentley Continental GT3 (#31) des Team Parker Racing. Die britische Truppe, die am Wochenende parallel dazu auch einen BTCC-Einsatz stemmen wird, setzt auf die Silber-Fahrer Árón Taylor-Smith und Josh Caygill.
BMW
Hier fällt vor allem auf, dass ROWE Racing nicht gemeldet ist. Ähnlich wie beim Team M-Sport sah man im Langstreckenangebot der SRO den größeren Mehrwert, welchen man bekanntermaßen mit einem umfangreichen Nordschleifen-Programm kombiniert. Dank der Franzosen von 3Y Technology wird immerhin ein BMW M6 GT3 (#37) zu sehen sein, dessen Piloten Andrew Watson und Lukas Moraes jeweils dem Silber-Spektrum zuzuordnen sind.
Ferrari
Auch in diesem Jahr ist der Ferrari 488 GT3 das beliebteste Pro-Am-Auto (2 von 3 Boliden). Kessel Racing wird zwei Einsätze in dieser Division stemmen, die weitestgehend bekannt sein sollten. In der Nummer 11 nehmen der Pole Michał Broniszewski und der Italiener Giacomo Piccini Platz – in der Nummer 39 der Thai Piti Bhirombhakdi und der Niederländer Carlo Van Dam.
Lamborghini
In Sachen Fahrer gilt sicherlich das GRT Grasser Racing Team als größter WRT-Rivale – dies war bereits in den ersten Trainings zu sehen. Der #19 Lamborghini Huracán GT3 eröffnet mit dem Duo Ezequiel Perez Companc/Andrea Caldarelli den Reigen an starken Paarungen. Die Speerspitze wird mit der #63 beziffert, welche von den BGTS-Meistern Mirko Bortolotti und Christian Engelhart pilotiert wird. Die Nummer 82, die sich aus Loris Hezemans und Franck Perera zusammensetzt, rundet das Semi-Werks-Trio ab.
Zusätzlich zu den „In-House-Kampfstieren“ ist auch ein Lamborghini Gallardo R-EX von Boutsen Ginion Racing (#15) gemeldet worden, dessen AM-Einsatzteam (Claude-Yves Gosselin/Pierre Feligioni) vorerst wohl nur in Zolder antritt.
Lexus
Da bislang eher Austrittsmeldungen überwogen, wird es Zeit für gute Nachrichten: Lexus wagt endlich den Schritt ins hochklassige Europa-GT3-Racing nach einer halbwegs erfolgreichen GT-Open-Saison. Dafür setzt man ausschließlich auf das Schweizer Team Emil Frey Racing, das bereits viel BGTS-Erfahrung sammeln konnte. Im #14 Lexus RC F GT3 kommen ihre Stammfahrer Albert Costa sowie Christian Klien zum Einsatz – gleiches gilt für die Nummer 114 mit Stéphane Ortelli und Norbert Siedler. Die ersten Eindrücke des neuen Projekts wirkten eher schwach, was hoffentlich nur auf Setup-Arbeit etc. zurückgeführt werden muss.
Mercedes
Für einen adäquaten Abschluss unserer Übersicht sorgt eine umfangreiche deutsch-französische Kooperation in der Form von vier Mercedes AMG GT3 des Teams Akka ASP Team. Bei der Startnummer 35 kommt zudem eine russische Komponente hinzu, da SMP Racing ihre Landsmänner Vladimir Atoev und Alexey Korneev darin unterbringt – zwei Silber-Fahrer. Im Kern des Aufgebots stehen jedoch die Nennzahlen 87 und 88, die im besten Fall um die Meisterschaft kämpfen. Die Duos Nicolas Jamin/Félix Serrallés (#87) und Michael Meadows/Raffaele Marciello (#88) haben nämlich sowohl das nötige Potenzial als auch die notwendige Erfahrung. Das Projekt wird daraufhin von einem weiteren Silber-Duo in der Nummer 90 eingerahmt: Der Brite Jack Manchester und der Deutsche Nico Bastian bekamen die Fahrerpflichten übertragen.
Fazit
Trotz der großen Verluste (u.a. Bentley Team M-Sport, Orange 1 Team Lazarus, Strakka Racing, AF Corse, ISR, HTP Motorsport und ROWE Racing) hat sich ein sportlich sehenswertes Feld zusammengefunden. Die vielen Abgänge basieren augenscheinlich auf verschiedensten Gründen, die nicht gänzlich in der Macht der SRO stehen. So legten viele Teams ihren Fokus auf die Langstrecke, auf der sie neue oder überarbeitete Modelle testen und erlernen möchten. Zudem liegt der Eindruck nahe, dass auch das Wachstum nationaler Meisterschaften (z.B. VLN und ADAC GT Masters) Teilnehmerströme provoziert hat.
Zusammengefasst hat der BGTSC zwar (wieder mal) einige herbe Dämpfer erlitten, doch die Rahmenbedingungen versprechen weiterhin spannende Auseinandersetzungen. Zudem erlaubt das herbeigesehnte Ende der Qualifikationsrennen gänzlich neue Dynamiken. Falls jemand nur gigantische GT-Felder sehen will, sei herzlichst auf die GT4 European Series verwiesen, die ebenfalls Zolder als Auftaktort ausgewählt hat. Im Rahmenprogramm des BGTSC werden dort 44 GT4 antreten.
Informationen zum Saisonstart (Stream-Zeiten)
Wie im Kalenderabschnitt beschrieben, übernimmt das belgische Zolder heuer die Pflichten und Ehren des Saisonstarts. Der vier Kilometer lange Kurs zeichnet sich durch diverse enge und technisch anspruchsvolle Kombinationen aus, welche in der Vergangenheit meist freundlich zu den Mittelmotor-Audis waren.
Here are this afternoon's times. The leading @MercedesAMG was followed by four @audisport cars #BlancpainGT pic.twitter.com/sKgt49NRqi
— Blancpain GT Series (@BlancpainGT) April 6, 2018
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Bilderquelle/Copyright: SRO / Dirk Bogaerts Photography