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Formel Eins: Analyse GP von Bahrain 2018

von DonDahlmann
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Überraschung in Bahrain. Erst schienen die Mercedes chancenlos um dann im Rennen doch fast den Sieg zu holen.

Man hat schon gute Rennen in Bahrain gesehen, aber gestern war wirklich etwas besonderes. Nicht nur, wegen den spannenden Strategie Entscheidungen an der Spitze, sondern auch wegen der besonderen Leistungen von Toro Rosso und Sauber. Auch die Kämpfe im Mittelfeld waren über lange Distanz eng und boten eine gute Unterhaltung. Doch die Entscheidung an der Spitze war ein Schlacht der Strategien.

Nachdem beide Red Bull schon früh aus dem Rennen waren, konzentrierte sich alles auf Ferrari und Mercedes. Die Deutschen hatten Hamilton, der wegen eines Getriebewechsels und einer schlechten Quali nur von P9 starten konnte, auf eine Ein-Stopp-Strategie gesetzt. Er startete auf den Soft um dann später auf die Medium zu setzen. Diese Strategie war auch dem Umstand geschuldet, dass der W09 mit hohen Asphalttemperaturen und einem aggressiven Asphalt nicht so gut klar kommt. Mercedes verbrennt die Hinterreifen schneller als es dem Team lieb ist.

Die Strategie von Hamilton war klar, aber eine Überraschung war dann doch, was Mercedes mit Bottas machte. Vettel kam zu Beginn von Runde 18, genau zu Beginn des Fensters für eine Zwei-Stopp-Strategie. Bottas kam zwei Runden später. Aber zur Überraschung von Ferrari setzte man den Finnen auf die Medium. Und damit war klar, dass Bottas durchfahren würde können. Was Ferrari unter Druck setzte.

Denn Hamilton hatte in der Zwischenzeit P4 erobert und lag durch die Boxenstopps in Führung. Vettel musste also auf Hamilton aufholen, ihn überholen und distanzieren um ein Polster für den zweiten Stopp aufzubauen. Mercedes hatte durch den frühen Wechsel bei Bottas Ferrari in eine schwierige Situation gebracht. Und je länger Hamilton draussen bleiben konnte, desto besser würden seine Reifen am Ende sein.

Das ideale Fenster für den zweiten Stopp lag zwischen Runde 35 und 42. Bis dahin hätte Vettel auf Bottas einen Vorsprung von rund 25 Sekunden rausfahren müssen. Er wäre dann zwar hinter dem Finnen auf die Strecke gekommen, aber mit dem neuen Satz Supersoft, den er noch hatte, waren seine Chancen nicht schlecht. Aber Ferrari hat sich schon früh gegen diese Variante entschieden zu haben. Was daran lag, dass Hamilton nach seinem Stopp nur knapp 20 Sekunden hinter dem Deutschen lag. Der sichere Abstand für einen Stopp waren aber mindestens 23 Sekunden. Und Hamilton tat Vettel auch nicht den Gefallen, den Rückstand ansteigen zu lassen. Ein Stopp hätte Vettel also hinter beide Mercedes geworfen.

Damit war dann auch klar, dass Vettel die Soft 39 Runden würde fahren müssen. Pirelli hatte angegeben, dass das optimale Leistungsfenster der Reifen nach 30 Runden vorbei sein würden. Vettel gelang das Kunststück mit Bravour und zeigte damit auch, dass der Ferrari einen sehr guten Reifenverschleiß hat. Was dem Team auch in Zukunft interessante Möglichkeiten in Sachen Strategie geben wird.

Vettel schonte die Reifen also ab ungefähr Runde 25 und schaffte es irgendwie 0,6 Sekunden vor Bottas ins Ziel zu kommen. Zwei Fragen bleiben allerdings dann doch. Erstens: Warum konnte Bottas nicht zu Mitte seines Stints mehr Druck machen und Vettel antreiben? Die Möglichkeit wäre gewesen, dass man Vettel dazu treibt die Reifen stärker zu belasten. Dies hätte eventuell Hamilton ebenfalls die Chance gegeben den Ferrari anzugreifen. Die Antwort gab Bottas nach dem Rennen: Auch mit dem Medium hatte man Probleme, denn auch die neigten aus dem Temperaturfenster zu fallen. Also entschloss man sich die Reifen zu schonen um dann alles in die letzten Runden zu werfen. Eventuell hat Mercedes da zu vorsichtig agiert.

Die zweite Frage: Was war bei Räikkönen los? Der verlor den Start gegen Bottas und konnte das Tempo an der Spitze nicht halten. Nach seinem Stopp rutschte er etwas näher an den Mercedes, konnte aber mit den Soft Bottas nicht unter Druck setzen. Gleichzeitig gelang es ihm auch nicht Hamilton weiter zu distanzieren. Sein mittlere Stint war nicht wirklich gut, zu mal klar war, dass man ihn zu einem zweiten Stopp holen würde. Er hatte also die Möglichkeit, seine Reifen zu „verbrennen“ und musste nicht sparen.

Ferrari holte Räikkönen dann in Runde 35 rein. Das war zwar zu Beginn des Stopp-Fensters für die Supersoft, aber meiner Meinung nach zu früh. Ausgehend davon, dass er nach dem Stopp sicher hinter Hamilton liegen würde, sollten seine Reifen so lange wie möglich maximal belastbar sein. Drei Runden später wäre ideal gewesen, weil er dann genug Zeit gehabt hätte Hamilton einzuholen.

Der Stopp ging dann völlig daneben, da sich das hintere linke Rad nicht lösen ließ. Aus dem Grund zeigte die Software auch „Grün“ als die drei anderen Reifen drauf waren. Beim losfahren wurde ein Mechaniker zu Boden gerissen, der sich dabei den Kiefer und das Schienbein brach.

Die Überraschung des Rennens waren aber sicher die Toro Rosso. Pierre Gasly hatte ein gutes Wochenende und fuhr den STR schon in der Quali in Q3. Begünstigt durch den Ausfall von Verstappen und die Strafe von Hamilton startete er von P5. In der ersten Runde schnappte er sich dann auch noch kurz Ricciardo, der sich allerdings revanchierte. Nach dem Ausfall des Australier erbte er den vierten Platz erneut und brachte diesen auch ins Ziel.

Allein das ist schon erstaunlich. Noch mehr muss man sich wundern, wenn man sich die Abstände anschaut. Gasly, Magnussen und Hülkenberg hatten ungefähr die gleiche Strategie. Man stoppte zweimal und fuhr in einem Stint die Soft. Dennoch lag Gasly am Ende 12 Sekunden vor dem Haas und 23 Sekunden vor dem Renault. Und 36 Sekunden vor Alonso im McLaren.

Woher die plötzliche Leistungsexplosion kommt? Das hat sich Toro Rosso selber gefragt. Man habe zwischen Australien und Bahrain nichts verändert, den Motor hatte man auch nicht gewechselt. Das deutet darauf hin, dass die guten Zeiten von Toro Rosso in Barcelona offenbar doch nicht mit so leerem Tank gefahren wurde, wie man dachte. Honda dürfte mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Und damit, dass die Motoren gehalten haben.

McLaren muss sich allerdings nicht grämen. Zwar lief die Quali mit P13 und P14 bescheiden, dass Rennen dafür umso besser. Vor allem für Vandoorne, der wegen eines kleinen Fehlers nach dem Start sogar kurz auf dem letzten Platz lag. Aber der Belgier kämpfte sich nach vorne und eine gute Strategie von McLaren sorgte dafür, dass er am Ende nur neun Sekunden hinter Alonso auf P8 ins Ziel kam. Zudem liegt man in der Team WM auf P3 und Alonso in der WM auf P4.

Die zweite Überraschung des Rennens war Marcus Ericsson und der Sauber. Schon in Australien zeigte der Sauber im Rennen eine deutlich bessere Pace, als in der Quali und so war es auch in Bahrain. Der Schwede erwischte einen sehr guten Start und lag schon in den ersten Runden auf Platz 13. Er lag mitten in den Zweikämpfen mit den Force India, Vandoorne und Hartley im zweiten Toro Rosso.

Ericsson war, wie viele in der hinteren Startgruppe, auf den Soft gestartet. Erstaunlicherweise kamen aber viele um ihn herum schon früh rein. So entschied sich Sauber draussen zu bleiben und kam erst in Runde 23. Zwischenzeitlich hatte man gesehen, dass die Medium bei Alonso und Bottas sehr gut funktionierten und man wagte das Risiko. Die Entscheidung, als einziges Team aus dem Mittelfeld nur einmal zu stoppen, zahlte sich voll aus. Zwischenzeitlich lag Ericsson auf P6, musste dann aber die anderen passieren lassen, da die frischere Reifen hatten. Aber im zweiten Rennen schon Punkte für Sauber ist sicher eine große Überraschung.

Am Ende des Feldes fuhren die Williams. Schon in der Quali lag man 3.3 Sekunden hinter den Top Teams. Genauso schlimm ist der Abstand in Q1 und auf P15. Eine ganze Sekunde fehlt den Williams in Bahrain. Das sind sehr erschreckende Zahlen und es gibt wohl keine einfache Lösung für die Probleme mit dem Chassis. Rob Smedly sprach in Bahrain noch davon, dass man die Ergebnisse analysieren müsste. Die Antwort von Smedly lässt nur zwei Rückschlüsse zu. Entweder, man weiß nicht woran es liegt oder man weiß es, kann es aber nicht so einfach ändern. In beiden Fällen ist das für das Team nicht gut.

Weiter geht es schon am nächsten Wochenende in China.

Alle Daten aus Bahrain

Bilder: Daimler AG, Ferrari, HaasF1, Renault, McLaren, Sauber, Force India, Williams

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