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IndyCar: Analyse Grand Prix of Phoenix, Vorschau Long Beach

von Rainer
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Die IndyCar-Series hatte große Erwartungen an das erste Ovalrennen mit der neuen Einheitsaerodynamik. Über weite Teile des Rennens wurden Offizielle und Fans aber enttäuscht.

Die Rennen auf kleinen Ovalen sind vor allem für zwei Extreme bekannt: Single-File-Racing, bei dem Überholen so gut wie unmöglich ist, und Pack-Racing, mit einem Dutzend Rad-an-Rad-Duellen pro Runde. Beide Formen sind von offizieller Seite unerwünscht. Single-File-Racing ist, abseits von Strategien, eine eher langweilige Angelegenheit und Pack-Racing ist für Fahrer und Zuschauer einfach zu gefährlich. Durch die Reduzierung des Abtriebs mit der neuen Aerodynamik wurde das Pack-Racing wirkungsvoll verhindert. In den engeren Kurven 1 und 2 mussten die Fahrer deutlich die Geschwindigkeit reduzieren und ein bis zwei Gänge zurückschalten. Der Nachteil war aber, dass es nur noch eine schnelle Linie gab und sich oberhalb dieser schnell der Abrieb sammelte. Kam ein Fahrer darauf, führte der Weg unwiderruflich in die Mauer. Überholen war so fast unmöglich.

Direkt nach dem Start setzten sich die Top 3, bestehend aus Pole-Sitter Sebastien Bourdais, Simon Pagenaud und Alexander Rossi, schnell vom restlichen Feld, das von Will Power angeführt wurde, ab. Nach nur 8 Runden hatte Bourdais die Lücke zu Max Chilton auf dem letzten Platz geschlossen, kam aber erst nach sieben weiteren Runden an ihm vorbei. Für die Überrundung von Charlie Kimball brauchte der Franzose sogar fast 20 Runden. Es war also schnell klar, dass die Strategie und die Boxenstopps ganz entscheidende Faktoren sein würden.

In Runde 40 war Pietro Fittipaldi, der nach starker Qualifikation auf Platz 11 gelegen hatte, das erste Opfer der dreckigen Außenspur. Er rutschte mit abbauenden Reifen in den Kurven 3 und 4 einfach ein wenig zu weit nach außen und hatte keine Chance den Wagen noch einzufangen. Der Mauerkontakt war nur leicht, reichte aber für einen Bruch der Aufhängung aus. Das Feld nutzte diese erste Caution für einen Boxenstopp. Sebastien Bourdais fuhr dabei zu nah an die Trennwand und traf sogar leicht einen seiner Mechaniker. Der Stopp dauerte so recht lange und hatte auch noch eine Drive-Through-Penalty zur Folge. Alexander Rossi beging fast den gleichen Fehler, verlor auch viel Zeit beim Stopp und musste auch eine Strafe, aufgrund des Kontaktes mit einem Mechaniker, antreten. Und auch bei Simon Pagenaud verlief der erste Stopp alles andere als erwünscht. Aufgrund eines Missverständnisses mit seinem Mechaniker fuhr er viel zu spät aus seiner Box heraus. So übernahm vorerst Will Power die Führung des Rennens, gefolgt von Josef Newgarden, Robert Wickens, Ryan Hunter-Reay und James Hinchcliffe.

Das war die Reihenfolge an der Spitze für die nächsten 60 Runden bis zur nächsten Sequenz an Boxenstopps. Als erstes fuhr Ryan Hunter-Reay in Runde 112 an die Box, dicht gefolgt van James Hinchcliffe und Robert Wickens. Erst in Runde 119 kam mit Josef Newgarden der erste Penske-Fahrer an die Box und Will Power blieb sogar bis Runde 124 draußen. Jeder weiß nun aber, dass man mit neuen Reifen deutlich schneller unterwegs sein kann, als mit abgefahrenen. Durch einen frühen Stopp geht man aber das Risiko ein, bei einer Caution während der Boxenstoppsequenz eine Runde zu verlieren. So wird der Stopp von Mattheus Leist in Runde 121 für kleinen Schock in den Kommandoständen von Schmidt Peterson Motorsport und Andretti Autosport gesorgt haben. Leist fuhr nämlich mit einem unbefestigten Hinterrad los und verlor dieses natürlich bei der Boxenausfahrt. Zum Glück rollte das Rad nicht auf die Strecke, sondern ins Infield und Leist machte folgendes, um wieder in Fahrtrichtung zu stehen:


Für das lose Hinterrrad musste er eine Drive-Through-Penalty antreten. Zum Glück blieb das aber auch die einzige heikle Situation des Rennens.

Eine Caution blieb aus und James Hinchcliffe, Robert Wickens und Alexander Rossi, nun in dieser Reihenfolge an der Spitze, waren die großen Gewinner der Boxenstopps. Will Power und Josef Newgarden fielen sogar noch hinter Ed Jones auf die Plätze 5 und 6 zurück. In Runde 148 gab es dann den ersten vor insgesamt zwei Führungswechsel durch ein Überholmanöver auf der Strecke. James Hinchcliffe rutschte beim Überrundungsversuch von Gabby Chaves etwas weit nach außen und Robert Wickens fuhr innen an seinem Teamkollegen vorbei. Er sammelte so auch in seinem zweiten IndyCar-Rennen wieder Führungskilometer. In meiner Vorschau schrieb ich noch, dass er vor allem das Ovalfahren lernen muss und noch so ein Coup wie in St. Petersburg nicht zu erwarten ist. Tja – Robert Wickens lernt halt irrsinnig schnell.

Nächstes Opfer der dreckigen Außenlinie wurde Will Power. Alexander Rossi hatte immer noch ein sehr schnelles Auto und versuchte sich trotz Rundenrückstand ständig zu verbessern. So zog er auch innen an Power vorbei. Es war normales Manöver, auch wenn man es von überrundeten Fahrern so nicht gewohnt ist. Jedenfalls rutschte Power nach außen und streifte die Wand. Auch das war nur ein leichter Kontakt und er konnte ohne Probleme noch in die Box fahren. Eine Gelbphase war so nicht nötig. Das Rennen war für Power trotzdem beendet.

Bei der nächsten und voraussichtlich letzten Runde der Boxenstopps versuchte sich Josef Newgarden am Undercut und auch er war erfolgreich. Ab Runde 189 lag er auf Platz 2 hinter Sebastien Bourdais, der aber noch einen Stopp zu absolvieren hatte. Bei Dale Coyne versuchte man durch eine andere Strategie den Boden wieder reinzuholen, den man durch die Probleme beim ersten Stopp verloren hatte. Dies war schon Alexander Rossi gelungen, der nach seinem letzten Stopp auf Platz 12 und wieder in der Führungsrunde, war. Der Amerikaner zeigte dann auch allen, dass Überholen durchaus möglich war. Schnell ging er an Graham Rahal und Takuma Sato vorbei und auch Ed Carpenter, Tony Kanaan und Ryan Hunter-Reay waren keine wirklichen Gegner. Erst Scott Dixon auf Platz 5 konnte den Vormarsch Rossis stoppen.

Drittes und letztes Außenbahn-Opfer wurde Ed Jones und auch hier spielte der Überrundungsverkehr eine entscheidende Rolle. Spencer Pigot machte trotz zwei Runden Rückstand und Blauen-Flaggen keinen Platz und Jones musste nach außen ausweichen. Der Mauerkontakt war die Folge und diesmal auch um einiges stärker als bei Fittipaldi und Power. Diese letzte Caution mischte die Karten noch einmal durch. Bei Team Penske entschied man sich für neue Reifen bei Josef Newgarden. Schmidt hingegen ließ seine beiden Fahrer draußen und auch Alexander Rossi sollte das Rennen mit den gebrauchten Reifen beenden. Der Rest des Feldes folgte Newgarden.

Die IndyCar ließ sich Zeit und reinigte die Strecke sehr gründlich. Dies sollte den Fahrern erlauben auch auf einer Außenlinie zu überholen. Sofort nach dem Start nutzte Josef Newgarden diese und ließ Alexander Rossi und James Hinchcliffe in Kurve 1 und 2 buchstäblich innen stehen. Robert Wickens verteidigte sich noch für 3 Runden sehr geschickt aber dann ging Newgarden auch an ihm außen vorbei. Der Vorteil der neuen Reifen war einfach zu groß. Aber auch Platz 2 ist ein großartiges Ergebnis für den Rookie. Alexander Rossi konnte Platz 3 gegen Scott Dixon verteidigen und gratulierte direkt nach dem Rennen Wickens für dessen Leistung. Eine sehr schöne Geste nach den Geschehnissen von St. Petersburg. James Hinchcliffe wurde noch von Ryan Hunter-Reay kassiert und beendete das Rennen auf Platz 6.

Auch Ed Carpenter, Tony Kanaan, Graham Rahal, Simon Pagenaud und Takuma Sato beendeten das Rennen noch in der Führungsrunde. Zweitbester Rookie war Zach Veach auf Platz 16 und Gabby Chaves für Harding Racing, der erfolgreichste Fahrer in einem neuen Team. Gerade bei Carlin mit Charlie Kimball (Platz 17, -2 Runden) und Max Chilton (Platz 18, -3 Runden) sieht man, dass so ein Einstieg in den Ovalsport nicht so einfach ist. Das ganze Ergebnis kann man hier auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.

Der Blick auf die Gesamtwertung ist nach zwei Rennen eigentlich nur in einem Aspekt interessant. In den Top 10 befindet sich mit Josef Newgarden auf Platz 1 nur ein einziger Chevrolet-Pilot. Ob das schon ein Hinweis auf die restliche Saison ist, müssen aber die nächsten Rennen zeigen. In Phoenix haben die Penske-Chevrolet aber immerhin geschlossen gezeigt, dass sie die Rundenzeiten der schnellsten Hondas auch fahren können.

 

Vorschau Toyota Grand Prix of Long Beach

Das Rennen in Long Beach ist eines der traditionsreichsten im IndyCar-Kalender. Nach der Abspaltung der IRL mit den 500 Meilen von Indianapolis war der Grand Prix das Herzstück der CART beziehungsweise der Champ Car. Umso erfreulicher ist es, dass sich die Veranstalter, die Stadt und die IndyCar-Series auf eine Fortführung des Rennens einigen konnten. Bis 2023 ist der Toyota Grand Prix of Long Beach gesichert.

Im Vorjahr gewann James Hinchcliffe an der Pazifikküste. Für ihn war es der erste Sieg nach dem fast tödlichen Unfall in Indianapolis 2016. Nach der Performance von Hinchcliffe und vor allem von Robert Wickens in den ersten beiden Rennen 2018 muss man beide sicherlich zu den Topfavoriten für nächsten Sonntag zählen. Sehr beeindruckend ist auch die Form von Alexander Rossi in den letzten acht Rennen (das Saisonende 2017 mit einbezogen). Fünf Podiumsplatzierungen (ein Sieg) stehen einmal Platz 21 und zweimal Platz 6 entgegen.

Eine große Unbekannte ist die Performance der Penske-Chevrolets. In St. Petersburg war man im Rennen chancenlos gegen die besten Hondas. In Phoenix gewann nun aber Josef Newgarden und auch Will Power und Simon Pagenaud hatten, zumindest zeitweise, mit die schnellsten Wagen im Feld. Einen etwas undurchsichtigen Saisonstart hatte bisher auch Chip Ganassi Racing. Während Schmidt Peterson Motorsport, Andretti Autosport (mit Rossi) und Dale Coyne Racing (mit Bourdais) mit ihren Hondas absolut den Speed bisher angeben, sind Scott Dixon und Ed Jones unauffälliger unterwegs. Beide hatten zwar auch einiges Pech, das hatten aber Sebastien Bourdais und Alexander Rossi auch.

Strecke

Der Stadtkurs erstreckt sich über 3,167 km um das Kongresszentrum in Long Beach. Die Start- und Ziel- Passage, inklusive einer langgezogenen Rechtskurve, mündet in eine enge 90 Grad Linkskurve. An der schnellsten Stelle der Strecke müssen die Fahrer aus fast 180 mph anbremsen. Es ist die beste Überholstelle, auch wenn es durch die nahen Betonwände häufiger Unfälle gibt. Gerade nach dem stehen Start wird es dort sehr kritisch. Es folgt ein enger und winkliger Streckenabschnitt. In Kurve 4, eine 90 Grad Rechtskurve, haben die Fahrer häufiger Probleme, da es durch einen anderen Belag besonders rutschig am Kurvenausgang ist. Es folgt eine Reihe von 90 Grad Kurven und kurzen Geraden. Kurve 8 ist besonders wichtig, da sie auf die zweitlängste Vollgaspassage der Strecke führt. Einige Bodenwellen in der Anbremszone erschweren aber das exakte Durchfahren. Kurve 9 bietet dann eine zweite kritische Überholmöglichkeit. Die folgende Linkskurve kann zum Konter genutzt werden. Trotzdem ist es auch hier sehr eng und der Austausch von Carbonteilen wahrscheinlich. Eine Haarnadel führt zurück zur Start- und Ziel-Passage.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag 13. April

10:00 – 10:45 a.m. (19:00 – 19:45) – Verizon IndyCar Series practice #1
2:00 – 2:45 p.m. (23:00 – 23:45) – Verizon IndyCar Series practice #2

Samstag 14. April

10:45 – 11:30 a.m. (19:45 -19:45) – Verizon IndyCar Series practice #3
3:30 p.m. (0:30) – Qualifying for the Verizon P1 Award (three rounds of Verizon IndyCar Series qualifications)

Sonntag 15. April

9:00 – 9:30 a.m. (18:00 – 18:30) – Verizon IndyCar Series warm-up
1:00 p.m. (22:00) – NBCSN on air
1:30 p.m. (22:30) – Toyota Grand Prix of Long Beach (85 laps/167.28 miles), NBCSN, Sport1 US und DAZN (Live)

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Chris Jones

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1 Kommentare

j82 10 April, 2018 - 09:13

Sport1 Us überträgt nicht wegen NHL Playoffs.

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