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European Le Mans Series: Vorschau auf den Saisonstart 2018 in Le Castellet

von StefanTegethoff
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Mit 45 Fahrzeugen auf der Entry List startet die ELMS in die Saison 2018 – so viele wie seit der Gründung der WEC nicht mehr. Mit dabei sind aber auch einige Gaststarter aus der Weltmeisterschaft.

(Sorry, aus Zeitgründen nur die LMP2)

Die „alte“ Le Mans Series, noch mit LMP1-Boliden am Start, erfreute die Zuschauer bis 2011 noch mit Starterfeldern, die regelmäßig um die 50 Autos umfassten. Als mit der WEC dann eine eigenständige Weltmeisterschaft gegründet wurde und sich eine Reihe von Teams allein auf diese konzentrierte (darunter insbesondere die Top-Teams), begann für die LMS eine schwierige Phase, die nach der dünn besetzten und daher abrupt verkürzten Saison 2012 im Jahr darauf einen Relaunch als European Le Mans Series erfuhr und sich seitdem guter Gesundheit und wachsender Beliebtheit erfreut. Vor zwei Jahren nahm man mit Spa ein sechstes Rennen in den Kalender auf und hat damit mehr Läufe als je zuvor in der fünfzehnjährigen Geschichte.

Der Kalender ist im Wesentlichen unverändert. Es gab lediglich einen Platztausch zwischen Le Castellet und Silverstone, wo zuletzt der gemeinsame Saisonstart von WEC und ELMS ausgetragen wurde. Im WEC-Kalender ist der britische Kurs nun aber aufgrund der größeren Verschiebungen in den Sommer gerutscht, und auch dann wird die ELMS wieder als Teil eines „Super Endurance Weekends“ mit antreten. Insgesamt sieht das wie folgt aus:

  1. April: Le Castellet
  2. Mai: Monza
  3. Juli: Red Bull Ring
  4. August: Silverstone
  5. September: Spa-Francorchamps
  6. Oktober: Portimao

45 Fahrzeuge treten also an diesem Wochenende zum Saisonstart in Südfrankreich an, davon sind allerdings „nur“ 41 für die volle Saison gemeldet, die übrigen vier sind Gaststarter aus der World Endurance Championship, die schonmal einen Probelauf vor dem Start der WEC-„Super Season“ Anfang Mai in Spa wagen wollen. Von den vier Bonus-Autos starten zwei in der LMP2 (TDS Racing und Signatech Alpine)), die hier die Top-Klasse ist, und zwei in der GTE (Gulf Racing und Spirit of Race), die damit auf acht Autos aufgestockt wird. Aber der Reihe nach…

Titelverteidiger – und sogar Meister der letzten beiden ELMS-Saisons – ist das G-Drive-Racing-Team, aber hier muss man differenzieren: 2016 fuhr G-Drive in Partnerschaft mit Jota Sport, die dann in die WEC wechselten. 2017 fuhren sie in der ELMS mit Dragonspeed, die nun ebenfalls in der WEC starten. Und einen Wagen setzte G-Drive im letzten Jahr auch mit TDS-Racing in der WEC ein. Dieses Jahr gibt es für G-Drive keinen vollen WEC-Einsatz, stattdessen aber zwei Wagen in der ELMS: einer wird von TDS Racing betreut, einer von Graff. Klar soweit?

Das Geld von Gazprom-Tochter G-Drive wandert immer mit Roman Rusinov, der sehr talentiert und schnell ist, aber stets versucht, seinen Silber- und damit „Amateur“-Status zu erhalten, um mit starken Co-Piloten ein Top-Team zusammenzustellen. Dieses Jahr hat ihn die zuständige Kommission allerdings mal wieder als „Gold“ eingestuft, sodass er einen anderen Amateur in seinem Lineup braucht. Im Oreca mit der #26, den Rusinov pilotiert, wird das Andrea Pizzitola sein, ein französischer Youngster, der schon zwei Jahre ELMS-Erfahrung mit Algarve Pro Racing sammeln konnte. Außerdem dabei ist Ex-Rebellion-LMP1-Pilot Alexandre Imperatori, womit Rusinov wieder ein starkes, recht ausgewogenes und Langstrecken-erfahrenes Team zusammengestellt hat.

Eigentlich war angekündigt, dass Rusinov mit dem FE-Meisterschaftsführenden Jean-Eric Vergne und dem ELMS-erfahrenen Matthieu Vaxiviere ein ELMS-Trio bilden würde und dafür auch eine Sondergenehmigung (auf Race-by-Race-Basis) erwirkt hätte, denn alle drei sind als Profis eingestuft, Vergne sogar als Platin. Der ist nun aber an diesem Wochenende beim Rome ePrix am Start und Vaxiviere muss für das andere TDS-Auto an den Start gehen. Ob dieses Trio später in der Saison so zusammen antritt, bleibt abzuwarten. Im zweiten, von Graff eingesetzten G-Drive-Auto mit der #40 sitzt mit James Allen, Enzo Guibbert und Jose Gutierrez eine nicht ganz so schlagkräftige Besatzung, auch wenn Allen mit zwei anderen Co-Piloten die letzten zwei Saisonrennen 2017 gewinnen konnte.

Hauptkonkurrent um den Titel war im Vorjahr United Autosports, das vom heutigen McLaren-Boss Zak Brown einst gegründete anglo-amerikanische Team. Sie bleiben weiter dem Ligier-Chassis treu, das letzte Saison etwas schwächer war als der Oreca, aber nachrüsten durfte, um aufzuholen (allerdings nicht um dessen Performance zu überholen, so hieß es!). Für United Autosports treten in der #32 William Owen, Hugo de Sadeleer (2017 sehr stark!) und Wayne Boyd an, in der #22 das ungleiche Duo aus dem jungen Briten Phil Hanson und dem sehr erfahrenen und ungleich namhafteren Bruno Senna. Ob und wie die zusammenfinden, wird spannend zu sehen sein.

Unverändert bleibt das Dragonspeed-Team von Elton Julian mit den drei Piloten Henrik Hedman, Ben Hanley und Ex-Peugeot-Werksfahrer und Platin-Pilot Nicolas Lapierre. Für dieses Oreca-Trio lief es im letzten Jahr nicht so gut, wie man den Namen nach glauben sollte, nur ein Podium und Rang 8 in der Meisterschaft sind wenig überzeugend. Da ist sicher eine Steigerung möglich, zumindest ein häufigerer Besuch des Podiums muss eigentlich Pflicht sein.

Doch die Konkurrenz ist auch darüber hinaus stark. Zu nennen sind weiter Paniz Barthez Competition (Buret / Canal / Stevens), Duqueine Engineering (Ragues / Jamin / Panciatici), APR Rebellion Racing (Cullen / Newey / Menezes), SNP Racing (Shaitar / Orudzhev / Isaakyan) und der zweite Graff-Wagen (Cougnaud / Hirschi / Gommendy). Da sind einige bekannte, aber auch einige neue Namen dabei, wo man erst abwarten muss, wie sie sich in der Sportwagen-Szene einleben, z.B. auch Harrison Newey, Sohn des großen Design-Gurus. In zwei Jahren Formel 3-EM reichte es nicht zu Podiumsplätzen, aber in der Asian Le Mans Series konnte er im vergangenen Winter drei Siege und damit den Titel holen – allerdings auch nur gegen fünf Konkurrenten.

Und dann sind da in Le Castellet noch die zwei WEC-Gaststarter in dieser Klasse: TDS Racing mit Matthieu Vaxiviere, Francois Perrodo und Loic Duval sowie Signatech-Alpine mit André Negrao und Pierre Thiriet. Beide sind nicht zu unterschätzen, insbesondere von TDS erwarte ich aber eine starke Performance.

Den Resultaten der Testfahrten in der vergangenen Woche würde ich nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken, da das Wetter wechselhaft war, und damit auch die Streckenbedingungen variierten. Drei der fünf Sessions waren nass, die Temperaturen insgesamt niedrig. Schnellste in der trockenen Nachmittags-Session am ersten Tag waren die Dragonspeed-Jungs. In der einzigen Nacht-Sessions fuhr allerdings Henrique Chaves im AVF by Adrian Valles-Dallara die schnellste Runde des gesamten Tests. Ob dieses frisch in die LMP2 eingestiegene Team das allerdings direkt am Sonntag in ein Top-Resultat umzusetzen vermag, daran zweifle ich noch.

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