Alexander Rossi fuhr am Pazifik ungefährdet seinen dritten Sieg in der IndyCar-Series ein. Auch ohne Spannung an der Spitze war das Rennen alles andere als ein Langweiler.
Die Erklärung für Rossis Sieg ist ganz einfach. Er war der schnellste Fahrer des Wochenendes und er hatte kein Pech. Das ereilte dafür seine Konkurrenten. So kam Simon Pagenaud (Startplatz 3) nur bis zur Bremszone von Kurve 1. Graham Rahal verpasste seinen Bremspunkt direkt um ein paar Meter und räumte den Franzosen ab. Auch wenn die Schäden an Pagenauds Wagen reparabel erschienen, wurde er nicht zurück an die Box gebracht. Für den Sieger von 2016 blieb so nur Platz 24 und sehr magere 6 Punkte übrig. Für die Aktion musste Graham Rahal eine Drive-Through-Penalty antreten und verabschiedete sich so aus der Spitzengruppe.
Der ersten Caution folgte eine längere Phase im Renntempo. Ohne Mühe setzte sich Alexander Rossi von Will Power und Scott Dixon ab. Als er in Runde 17 auf Claman de Melo auflief, betrug sein Vorsprung schon satte 5 Sekunden. In der Zwischenzeit kamen die ersten Fahrer auf einer 3-Stopp-Strategie an die Box. Während die Spitze auf die sichere 2-Stopp-Strategie setzte, konnten die Fahrer im Mittel- und Hinterfeld mehr Risiko eingehen. Zu dieser Gruppe gehörten Ed Jones und Josef Newgarden. Mit einem Undercut von 4 Runden schob sich Dixon beim ersten Stopp an Power vorbei auf Platz zwei.
Die nächste Gelbphase löste Kyle Kaiser in Runde 42 aus. Eigentlich wäre es ein Grund zur Beunruhigung bei Alexander Rossi gewesen, da so ja sein schöner Vorsprung dahin war. Tatsächlich konnte er aber ganz entspannt dem Restart entgegensehen. Zum einen lagen zwischen ihm und der Konkurrenz drei überrundete Fahrer und zum anderen war er so schnell, dass auch ohne die Puffer kaum ein Angriff möglich gewesen wäre. Die Puffer hatten auch etwas Gutes, denn Sebastien Bourdais nutzte sie zum Überholmanöver des Jahres:
Move of the year? #Bourdais #IndyCar #TGPLB pic.twitter.com/C9MIMYfs13
— Mattzel89 (@Mattzel89) April 15, 2018
Leider überfuhr er dabei die Begrenzung der Boxenausfahrt und musste den gewonnenen Platz an Scott Dixon zurückgeben. Dixon könnte sich aber nur wenige Meter wieder über Platz 2 freuen, denn schon bei der nächsten Anfahrt von Kurve 1 zog Sebastien Bourdais vorbei. Wie in St. Petersburg war der Franzose unglaublich schnell und wahrscheinlich wäre erwünschter Konkurrent für Rossi geworden. Aber dann schlug das Rennpech zu.
Alexander Rossi eröffnete in Runde 56 die letzte Reihe der Boxenstopps. In Runde 58 folgte Will Power. Nur eine Runde später fuhren Sebastien Bourdais und Scott Dixon in die Boxengasse. Leider hatte Zachary Claman de Melo Sekunden vorher mit einem Crash in Kurve 10 eine Caution ausgelöst. Diese sorgt unverzüglich für eine geschlossene Boxengasse und Bourdais und Dixon durften nicht abgefertigt werden. Bei Dale Coyne hielt man sich an die Regeln, bei Chip Ganassi hingegen nicht. Bourdais musste für den letzten Stopp noch mal in die Box, Dixon für eine Drive-Through-Penalty. Für beide war damit eine Topplatzierung außerhalb ihrer Reichweite.
Letzte Konkurrenz für Alexander Rossi war so Will Power und der Australier konnte tatsächlich mithalten. Das bedeutete aber nur, dass der Vorsprung von Rossi nicht grösser als 1,5 Sekunden wurde. In eine Position, in der ein Angriff auf Rossi halbwegs möglich gewesen wäre, kam Power aber nicht. Hinter Rossi und Power belegte Ed Jones den letzten Podiumsplatz. Er war auf einer 3-Stopp-Strategie mit drei kurzen Stints zu Beginn und einem längeren letzten. So war er zeitgleich mit Rossi beim letzten Stopp. Er profitierte so von der Caution und dem Pech von Dixon und Bourdais.
Ein blitzsauberes Rennen brachte Zach Veach Platz 4 ein. Der ist aber auch ein Beleg für die aktuelle Stärke von Andretti Autosport. Sogar Marco Andretti erreichte die Top 6. Nur Ryan Hunter-Reay hatte einen komplett gebrauchten Tag. Insgesamt musste er viermal zur Reparatur die Box ansteuern. So blieb am Ende nur Platz 20 übrig. Ähnlich bescheiden war auch das Rennen für Schmidt Peterson Motorsport. Robert Wickens litt unter Zündaussetzern und musste den Wagen in Runde abstellen. Aber auch vor den Problemen konnte er nicht mit der Spitze mithalten. Das zeigte auch Platz 9 von James Hinchcliffe deutlich. Die Schmidt-Peterson-Hondas waren zum ersten Mal in dieser Saison nicht konkurrenzfähig.
Ein ganz erstaunliches Rennen zeigte Graham Rahal. Inklusive Strafe und Reparaturen war er fünfmal an der Box. Trotzdem erreichte er Platz 5 in Ziel. Schlüssel dazu war ein geplanter langer letzter Stint. Er war noch vor Rossi beim letzten Stopp und als das restliche Feld unter Grün oder später Gelb an die Box kam, spülte es Rahal nach vorne. Außerdem zeigte er natürlich auch wieder ein paar klasse Überholmanöver. Auch er hätte vielleicht Rossi bei einem anderen Rennverlauf gefährlich werden können. In dieser Form ist er auch sicherlich ein Kandidat in Richtung Meisterschaft. Nur die dummen Fehler sollte er so langsam wirklich mal abstellen.
Das ganze Ergebnis kann man hier auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Mit dem Sieg hat Alexander Rossi (126 Punkte) auch die Führung in der Meisterschaftswertung von Josef Newgarden (104 Punkte) übernommen. Mit Graham Rahal (93 Punkte), Sebastien Bourdais (88 Punkte), James Hinchcliffe (83 Punkte), Scott Dixon (79 Punkte) und Ryan Hunter-Reay (73 Punkte) folgen noch eine Reihe von Honda-Piloten. Erst auf Platz 8 findet man mit Will Power (72 Punkte) den zweiten Fahrer eines Chevrolets.
IndyCar: Vorschau Honda Indy Grand Prix of Alabama
Ohne Pause geht es im Kalender der IndyCar-Series weiter. Nach zwei Stadtrennen und einem Oval steht mit dem Barber Motorsport Park die erste permanente Rennstrecke auf dem Programm. Seit 2010 trägt nun die IndyCar-Series schon Rennen im Herzen des NASCAR-Hoheitsgebiets aus. Entgegen vielen Erwartungen, wurde der Grand Prix of Alabama ein großer Erfolg. In den letzten Jahren war es eines der Rennwochenenden mit den meisten Zuschauern und damit auch eines der finanziell lukrativsten. Einer der Gründe wird sicherlich die wunderschön in den Hügeln gelegene Strecke mir ihren Naturtribünen sein. Außerdem ist auch das Barber Vintage Motorsport Museum einen Besuch wert. Leider gehörten die Rennen meist in die Kategorie Taktikklassiker. Aber auch hier muss man mal abwarten, wie sich die neue Aerodynamik auswirkt. St. Peterburg und Long Beach haben gezeigt, dass die neuen Wagen durchaus überholfreundlich sind. Auf dem Oval von Phoenix war hingegen das Gegenteil fakt. Insgesamt hat sich das Rennen in Alabama zu einem Eckfeiler der IndyCar-Series entwickelt und ist auf gutem Wege ein Klassiker zu werden.
Abgesehen von einer dreijährigen Durststrecke (2013 bis 2015) war der Barber Motorsportpark fest in der Hand von Team Penske. In der Zwischenzeit waren Ryan Hunter-Reay zweimal und Josef Newgarden siegreich. In den letzten beiden Jahren waren Simon Pagenaud und Josef Newgarden siegreich. Beide holten sich danach auch die Meisterschaft. Der Sonntag könnte also schon einen ersten Hinweis in Richtung Meisterschaft geben. Immerhin ist dann auch schon fast ein Viertel der Saison vorüber. Topfavorit ist sicherlich Alexander Rossi mit seiner aktuellen Form. Es ist schon etwas seltsam, einen Fahrer von Andretti Autosport abseits des Indy 500 zum Topfavoriten zu erklären. Ich kann mich nicht erinnern, wann das zum letzten Mal der Fall war. Aber insgesamt hat das Team seit letztem Sommer wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Strecke
Auf eine Länge von 3,84 km verteilen sich insgesamt 17 Kurven. Am Ende der Start- und Ziel-Geraden geht es durch eine kleine Senke 64 Grad links hinauf und in einer langgezogenen doppelten Rechtskurve wieder bergab. Eine blind anzufahrende Rechtskurve führt auf eine kurze Gerade und zur langsamsten Stelle der Strecke. Die enge Haarnadel lädt zu Überholmanövern ein, die aber auch gerne in Carbonschrott enden. Es folgt ein Vollgasteil durch eine leichte Linkskurve zu einer langsamen Rechts-Links-Schikane, die in eine immer weiter werdende Rechtskurve mündet. Nach kurzer Beschleunigung führt eine schnelle S-Kurve auf die längste Gerade der Strecke, die von einer Links-Rechts-Passage beendet wird. Der folgende Rechtsknick muss wieder blind angefahren werden und führt bergauf zum Horseshoe, einer langen doppelten Rechtskurve. Eine 90 Grad Linkskurve bringt die Fahrer wieder zurück auf die Start- und Ziel-Gerade. Insgesamt ist es eine sehr schöne flüssige, schnelle und fahrerisch anspruchsvolle Strecke. Leider ist das Überholen fast unmöglich.
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 20. April
12:15 – 1:00 p.m. (18:15 – 18:30) – Verizon IndyCar Series practice #1
3:50 – 5:10 p.m. (21:50 – 23:10) – Verizon IndyCar Series practice #2
Samstag 21. April
11:50 a.m. – 12:35 p.m. (17:50 – 18:35) – Verizon IndyCar Series practice #3
4:05 p.m. (22:05) – Qualifying for the Verizon P1 Award (three rounds of Verizon IndyCar Series knockout qualifications) NBCSN (live)
Sonntag, 22. April
3:00 p.m. (21:00) – NBCSN on air
3:30 p.m. (21:30) – Honda Indy Grand Prix of Alabama (90 laps/207 miles), NBCSN, DAZN Sport1US (Live)
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Joe Skibinski, Chris Jones, Stephen King