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GT3-Report: Strand, Dschungel, Börde und ein Park (plus BGTEC-Saisonvorschau 2018)

von Philipp Körner
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Das GT3-Jahr 2018 nimmt Fahrt auf. Am vergangenen Wochenende wurden auf vier Kontinenten nennenswerte Rennen ausgetragen und es gibt viel Positives zu berichten – im ersten Report des Jahres:

Pirelli World Challenge – Eine gelungene Strandparty

Zuletzt musste man sich größere Sorgen um die PWC machen. Kleine Felder, BoP-Streitigkeiten und ein temporärer Ausstieg von Callaway Competition sorgten für extrem schlechte Stimmung in der Szene. Diese Umstände erforderten schlussendlich sogar eine GT4-Einladungsklasse für Long Beach, welche immerhin zu überzeugen wusste.

Die Pole für das alleinige Long-Beach-Rennen ging an den Finnen Toni Vilander (#61 R. Ferri Motorsport Ferrari 488 GT3), der Daniel Morad (#2 CRP Racing Mercedes AMG GT3) und Daniel Mancinelli (#31 TR3 Racing Ferrari 488 GT3) auf die Plätze hinter sich verwies. Yuki Harata (#55 Dream Racing Motorsport Lamborghini Huracán GT3) sicherte sich etwas überraschend die Am-Pole.

Bei kalifornisch-gutem Wetter traten 21 Boliden den Start an und jagten daraufhin weit aufgefächert in Richtung des Brunnens. Trotz der Hektik blieb es erstaunlich sauber – bis Rennminute elf. In dieser verschätzte sich Alec Udell (#41 GMG Racing Porsche 911 GT3 R) massiv im Verkehr, was einen Cayman GT4 in die Mauer krachen ließ. Der übel zugerichtete Porsche gab seinen Fahrer glücklicherweise unverletzt frei. Udell musste später eine „Stop+60“-Strafe absitzen.

Nach der länglichen Neutralisierung entwickelte sich zügig ein Dreikampf um die Gesamtführung, aus dem jedoch der Mercedes von Morad schnell heraus fiel – es gab Probleme im Bereich der Elektrik. Die zweite Rennhälfte überzeugte mit Duellen in allen drei Klassen, die oftmals zu hart geführt wurden. So räumte unter anderem Michael Christensen (#24 Alegra Motorsports Porsche 911 GT3 R) den Jungstar Scott Hargrove (#96 Pfaff Motorsports Porsche 911 GT3 R) in der Haarnadel ab, was die Rennleitung mit einer Boxendurchfahrt bestrafte. Dank des unheilvollen Manövers erbte Álvaro Parente (#9 K-PAX Racing Bentley Continental GT3) den dritten Platz, welchen er bis zum Ende halten konnte.

Der Kampf um den Gesamtsieg dauerte zeitgleich noch an und sah einen aggressiven Daniel Mancinelli. Der Italiener fand bei 7:30 to go schließlich eine Lücke in Vilanders Verteidigung und setzte sich mit einem harten Manöver an die Spitze. Noch etwas rauer wurde der GTA-Sieg ausgefochten: In der letzten Runde drückte Martin Fuentes (#07 Squadra Corse Garage Italia Ferrari 488 GT3) Haratas Huracán in den Reifenstapel, weil er sich beim Anbremsen verschätzt hatte. Während sich der Japaner aus dem Stapel befreite, ging der Fuentes-Ferrari plötzlich in den Krabbengang über. Im Zuge dessen war ihm nämlich noch Hargroves Porsche ins Heck gerauscht, der nicht mehr ausweichen konnte. Der gelb-weiße „Lambo“ konnte somit die Jagd aufnehmen und den Mexikaner auf der Start-Ziel-Gerade erfolgreich stellen.

Ein fantastisches Rennen wurde von einem engen, geschäftigen GT4-Trio abgerundet, aus dem der #78 Compass Racing McLaren 570S GT4 von Paul Holton als Einladungslaufsieger hervorging. Dementsprechend war das Aufnehmen der GT4 eine gute Idee.

Fahrer des Rennens: Daniel Mancinelli
Szene des Rennens: Der GTA-Führungskampf in der letzten Runde
Enttäuschung des Rennens: Das Abräummanöver von Alec Udell
Überraschung des Rennens: Yuki Haratas Klassensieg
Was untergegangen ist: Scott Hargroves vierter Platz nach dem Dreher

Highlights

In eineinhalb Wochen (27. – 29. April) gastiert die Pirelli World Challenge auf dem heiß geliebten Virginia International Raceway, welcher die Bühne für die nächsten SprintX-Läufe bieten wird. Zudem werden die Tourenwagen-Klassen anreisen. Danach sollte sich das erste verlässliche Meisterschaftsbild abzeichnen.

ADAC GT Masters – Guter Start in eine neue Ära

Das massiv angewachsene Feld ließ eine Vielzahl an Befürchtungen zu. Doch die 35 Teilnehmer zeigten sich ausschließlich von ihrer besten Seite und boten, soweit es Oschersleben zuließ, intensives GT3-Racing. Während es im ersten Rennen eine der größten Überraschungen der GT-Masters-Geschichte zu sehen gab, schlug am Sonntag das GRT-Imperium zurück. Am Vortag flog man noch wegen illegal verbauter Telemetrietechnik geschlossen aus der Wertung.

Rennen eins – Das Wunder von Oschersleben

Die erste Pole-Position des Jahres wurde mit einem Knalleffekt vergeben. Max Hofer (#5 Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3Hofer/Ellis) war minimale 0,026 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte Mirko Bortolotti (#63 ORANGE1 by GRT Grasser Lamborghini Huracán GT3Bortolotti/Caldarelli). Platz drei ging an das Duo Jensen/Scheider im #42 BMW Team Schnitzer M6 GT3.

Die wichtigste Nachricht gleich zu Beginn: Hofer und Ellis haben das Rennen souverän hinter sich gebracht und den Auftaktsieg geholt. Dabei setzte man sich gegen verschiedenste Widerstände (u.a. zwei „Restarts“) und Weltklasse-Fahrer wie Mirko Bortolotti und Andrea Caldarelli durch. Den Grundstein legte Hofer beim zweiten, erfolgreichen Startversuch, als er in der schnelleren Variante der ersten Kurve früh den Ton angab. Dort waren die harten Anbremsüberholmanöver der Vorjahre nämlich nicht mehr möglich, was man geschickt bis zum Ende ausnutzte.

Die bedeutendste Entwicklung der Startphase war der Sprung des #28 Montaplast by Land-Motorsport Audi R8 LMS GT3 (Kelvin/Sheldon van der Linde) auf Platz drei. Das südafrikanische Brüder-Duo klammerte sich die restliche Rennzeit daran fest und erbte am Abend den zweiten Platz des #63 Grasser-Lamborghinis. Der von ihnen überholte Schnitzer-BMW konnte seine vierte Position anschließend halten, was einen nachträglichen dritten Podiumsplatz bedeutete.

Auch abseits dieser Dynamiken an der Spitze ging es intensiv zu. Vor allem im Mittelfeld kämpfte man hart um die Positionen, was jedoch nie wirklich ausartete. So gab es auch nur eine Neutralisierung, nachdem der #9 Honda Team Schubert Motorsport NSX GT3 (Dreyspring/Maggi) ins Kies gerutscht war.

Der Trophy-Sieg ging an Jan-Erik Slooten aus dem vielbeachteten #69 IronForce by RING POLICE Porsche 911 GT3 R (Slooten/Luhr), der sein Debüt auf Rang 22 abschloss.

Fahrer/Überraschung des Rennens: Max Hofer und Philip Ellis
Szene des Rennens: Die abwechslungsreichen Verteidigungslinien der beiden Talente in Kurve eins
Enttäuschung des Rennens: Das Pech der GT3-Exoten von Callaway, Honda und Ferrari
Was untergegangen ist: Platz sieben des Team ISR – ein starkes Debüt für die Tschechen

Rennen zwei – Rekordzuschauer und gewichtige Antworten

Obwohl man beim GRT Grasser Racing Team versicherte, dass die Strafe angemessen sei, merkte man ihnen an, dass es sehr schmerzhaft gewesen ist. Umso größer war die Freude über die Doppel-Pole am Sonntagmorgen. Christian Engelhart (#82 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3Engelhart/R. Ineichen) und Andrea Caldarelli zeigten sich in dieser Reihenfolge dafür verantwortlich. Platz drei ging an den #6 Phoenix Racing Audi R8 LMS GT3 (Dennis/Tunjo), der im Rennen jedoch früh durchgereicht wurde. Der Tag ihrer siegreichen Teamkollegen war bereits nach der Quali zerstört, in der sich zum ersten Mal große technische Probleme ankündigten.

Auch am Sonntag bedurfte es eines zweiten Startversuchs, um das Rennen geordnet in Gang zu bekommen – diesmal jedoch ohne Zurückrechnen der Zeit. Unser Leser Twilo war vor Ort und konnte den echten Grund für den Startabbruch sehen: Ein Team aus dem hinteren Mittelfeld hatte ein Rangierrollbrett im Grid vergessen, welches trotz der Warnungen von Zuschauern und eines Streckenpostens beim Start in die Luft katapultiert wurde. Da im Zuge dessen niemand verletzt wurde, kann man von einem glimpflichen Ausgang sprechen. Eine besorgniserregende Information!

Wie erwartet ging es im Lauf zwei anfangs etwas mehr zur Sache. So musste das Safety Car nach nur wenigen Minuten ausrücken, nachdem sich Kelvin van der Linde in ein Kiesbett verabschiedet hatte. Ein sehr rarer Chaosmoment des talentierten Südafrikaners! Das erste große Überholmanöver des Tages gelang Luca Ludwig (#7 HB Racing Ferrari 488 GT3Ludwig/Schwager), als er den strauchelnden Dennis auf Platz vier verwies. Die beiden Ferrari-Fahrer hielten den bronzenen Podiumsplatz bis zum Ende, was das Debüt doch noch erfolgreich enden ließ.

In einem ansonsten ruhigen Rennen rückte ein Grasser-internes Siegduell nach den Stopps in den Mittelpunkt. Trophy-Fahrer Rolf Ineichen, der die Nummer 82 von Engelhart übernommen hatte, konnte sich des Drucks von Bortolotti nur kurz erwehren und gab bei noch 22,5 ausstehenden Minuten die Führung ab. Trotz einer sehr späten, spannungssteigernden Neutralisierung, ein Zakspeed-Mercedes musste geborgen werden, lief die Top 3 schlussendlich wie beschrieben ein.

Fahrer des Rennens: Mirko Bortolotti
Szene des Rennens: Mirko Bortolotti ringt Rolf Ineichen nieder
Enttäuschung des Rennens: Der ereignislose Restart am Ende
Überraschung des Rennens: Platz sechs des #8 Car Collection Motorsport Mercedes AMG GT3 (Arnold/Friedrich) – Junior-Klassensieg für Friedrich
Was untergegangen ist: Robert Renauer und Mathieu Jaminet (#99 Herberth Motorsport Porsche 911 GT3 R) zum zweiten Mal in Folge in den Top 5

Oschersleben-Notizbuch

  • Der Saisonauftakt war ein großer Erfolg für die GTM. Über 25.000 Zuschauer vor Ort und 460.000 TV-Seher (710.000 in der Spitze) am Sonntag brachen alte Rekorde, was zuversichtlich für den Rest der Saison stimmt. Zu den TV-Zahlen sei jedoch angemerkt, dass man klug im Sport1-Tagesablauf integriert gewesen ist.
  • Dass die Wertungslisten bislang wenig aussagen, dürfte keinen wundern. Jedoch sorgt die GRT-Disqualifikation für einen sehenswerten Zustand: Hofer/Ellis und Bortolotti/Caldarelli teilen sich die Spitze mit jeweils 25 Zählern. Jaminet/Renauer liegen mit 22 Punkten knapp dahinter. Ähnlich knapp geht es auch in der Juniorwertung und in der Trophywertung zu. Mehr dazu im Laufe der Saison!
  • Die zweite Saisonstation liegt mit dem Autodrom Most in Tschechien. Dort geht es vom 27. bis 29. April zur Sache, wobei die ADAC TCR Germany, der Skoda Octavia Cup und die GT4 Central European sicher helfend zur Seite stehen werden.

Was sonst noch geschah

  • Die Blancpain GT Series Asia ist zurück! Auf dem Sepang International Circuit zeigten solide 29 Meldungen ihr Können, was zwei spannende GT3-Spitzenkämpfe zur Folge hatte. An dieser Stelle sei auf die Highlightvideos der beiden Rennen verwiesen:

  • Im portugiesischen Estoril fand sich die International GT Open am Wochenende ein, um eine neue Saison einzuläuten. Auch hier wurde gutes Racing geboten, welches ebenfalls in Highlightvideos nachgeholt werden kann:

  • Abschließend wandert unser Blick auf die andere Seite des Planeten, wo die Endurance-Variante der Australian GT den The Bend Motorsport Park eröffnet hat. Das Duo Max Twigg/Tony D’Alberto (WM Waste Management Mercedes AMG GT3) dominierte die Feierlichkeiten. Für mehr Informationen sei auf die Kollegen des Speedcafes verwiesen.

Am kommenden Wochenende…

…startet der Blancpain GT Series Endurance Cup in seine neue Saison. Unter den 54 Teilnehmern befinden sich unter anderem zwei neue Bentley Continental GT3 des Team M-Sport und zwei neue Nissan GT-R Nismo GT3 des GT SPORT MOTUL Team RJN. Vor allem die Bentleys reisen mit viel Rückenwind aus den Tests und starken Fahreraufstellungen an.

Da eine ausgiebige Favoritensuche bei der starken Monza-Nennliste ziemlich ausarten würde, lohnt es sich eher, einen Blick auf die antretenden Teams zu werfen. Wie man am vergangenen Wochenende im Ringradio hören konnte, möchte Aston Martin seinen alten V12 Vantage gebührend verabschieden. Mit diesem Ziel im Kopf hat man das deutschsprachige Team R-Motorsport mit Werksfahrern bewaffnet. Die restlichen Plätze füllte man mit spannenden Namen wie zum Beispiel Jake Dennis.

Audi kann sich wie gewohnt auf das Belgian Audi Club Team WRT verlassen, das mit zwei starken Paarungen nach der Langstreckenkrone greifen wird. Zusätzlich stehen Saintéloc Racing und Attempto Racing in ihren Pro-Diensten, welche jedoch nicht an die Klasse der Belgier herankommen.

Bei BMW wird ROWE Racing die Fahne hochhalten. Die Deutschen haben zwei extrem starke Trios gemeldet, die bei der passenden Auto-Performance meisterschaftsfähig sein werden.

Etwas überraschend hat Ferrari heuer nur eine Pro-Mannschaft in ihren Reihen. Selbige tritt unter dem Namen SMP Racing an und ist ein guter Außenseitertipp auf den Titel (kein Bild vom Test verfügbar).

Die Gesamttitelverteidiger des GRT Grasser Racing Teams senden eine eindeutige Botschaft: Ihr müsst zuerst uns schlagen! Diese Ansage unterstützt man mit drei (!) Pro-Lamborghini-Huracán-GT3, was sie zu den Hauptfavoriten macht.

Derartige Einschätzungen erträumt man sich wohl im Lager von Emil Frey Lexus Racing. Ihr BGTS-Saisonstart verlief, positiv ausgedrückt, lehrreich, jedoch gilt die Langstrecke als ihre Expertise, weswegen man sie im Auge behalten sollte.

Bei Mercedes wurde im Winter fleißig umgestellt – und aufgerüstet! Mit Black Falcon (Pro: 1), Strakka Racing (Pro: 2) und AKKA ASP (Pro: 2) hat man das breiteste Profi-Aufgebot der Serie.

McLaren und Porsche beschränken sich mit Garage 59 bzw. Manthey-Racing auf je ein Pro-Werksfahrzeug. Beide haben durchaus das Potenzial, die Übermacht der Konkurrenz im Alleingang zu brechen. Der „International Grello“ allen voran!

Diese grobe Übersicht beweist eindrucksvoll, was sportlich auf uns zukommen wird. Abseits davon wirken der Silver Cup (10), der Pro-Am Cup (13) und der AM Cup (6) so sportlich wertvoll wie selten zuvor.

BGTEC-Kalender

DatumKursFormat
20. - 22. AprilAutodromo Nazionale MonzaDrei Stunden
18. - 20. MaiSilverstone CircuitDrei Stunden
01. - 02. JuniCircuit Paul Ricard"1000kms" bzw. sechs Stunden
26. - 29. JuliCircuit de Spa-Francorchamps24 Stunden
28. - 30. SeptemberCircuit de Barcelona-CatalunyaDrei Stunden

Nächste Rennen mit GT3-Beteiligung:

20. – 22. April: 24H Series (Circuito de Navarra; 12 Stunden); BGTEC (Autodromo Nazionale Monza; Sports Club im Rahmenprogramm); VdeV (Circuit de Nevers-Magny-Cours)
27. – 29. April: ADAC GT Masters (Autodrom Most); British GT (Rockingham ISSC); Italian GT (Autodromo Enzo e Dino Ferrari); Pirelli World Challenge (Virginia International Raceway; SprintX); Super Taikyu (Sportsland Sugo)
04. – 06. Mai: BGTSC (Brands Hatch Circuit); International GT Open (Circuit Paul Ricard); ISCC (Mid-Ohio Sports Car Course; GTD); Super GT (Fuji International Speedway)

[Fokus auf Veranstaltungen des Report-Portfolios; wird fortlaufend ergänzt]

Bilderquelle / Copyright: ADAC Motorsport; Gruppe C Photography (via ADAC); SRO

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