In Sachen nationale GT3-Serien ist das kommende Wochenende vollgepackt. Neben dem mit Spannung erwarteten Debüt des ADAC GT Masters im tschechischen Most stehen die nächsten Läufe der Pirelli World Challenge und der British GT an. Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Nachbereitet – BGTEC in Monza
Bevor wir unseren Blick auf das anstehende Wochenende werfen, lohnt sich eine kurze Rückschau auf den Saisonauftakt des Blancpain GT Series Endurance Cups im königlichen Park von Monza. Dort ging es sowohl auf als auch neben der Strecke hoch her, was unter anderem das GRT Grasser Racing Team dazu veranlasste, eine BoP-Diskussion anzuzetteln. Man monierte eine „klare Benachteiligung“ in der Form eines 15-Kilogramm-Zusatzgewichts, was „harte, teure Testarbeiten vor der Rennsaison“ ad absurdum führt. Die Antwort der Stéphane Ratel Organisation fiel daraufhin sehr souverän aus: Bei der Gewichtszuladung handelt es sich um eine Korrekturmaßnahme bezüglich einer in den Trainings gemessenen erhöhten Abgabe der Motorleistung. Dies betraf mehrere Lamborghini Huracán GT3.
In Anbetracht der klaren Reaktion der SRO und des vierten Platzes des #63 GRT Lamborghini Huracán GT3 (Andrea Caldarelli-Christian Engelhart-Mirko Bortolotti) fand der Streit zunächst sein rasches Ende. Spannenderweise schloss jedoch eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit des Testens in der GT3-Szene daran an. Während das Grasser Racing Team offensichtlich viel Zeit und Geld im Winter investiert hat, gab es auch andere Ansätze wie zum Beispiel:
I would consider a test ban like f1. This is the only way to keep this category alive. On our side, we did 3 test days over the winter so it is possible to survive with less tests!
— Renaud Dufour (@RenaudDufour) April 24, 2018
Erwartungsgemäß zirkulierten im Umfeld dieser Nachrichten wieder verschiedenste Standpunkte zum Thema Balance of Performance. Unter anderem äußerte sich Rennsieger Christopher Mies (#1 Belgian Audi Club Team WRT R8 LMS – Dries Vanthoor-Christopher Mies-Alex Riberas) versöhnlich:
Some cars are good in downforce, some others in straightline and some others have torque. All in all it’s pretty fair I’d say if you see Monza Quali average of 3 Qualifying and between P1 and P3 was half a tenth 😬🤭
— Christopher Mies (@MiesChris) April 25, 2018
Im Abgleich mit den Daten der kombinierten Qualifikation kann man zudem noch das Argument der Breite ergänzen. Hier befanden sich 32 Boliden innerhalb einer Sekunde – die Top 10 innerhalb von 0,320 Sekunden.
Da über die Sinnhaftigkeit der Balance of Performance (auch im Blog) schon lang und breit diskutiert wurde, empfehle ich stattdessen lieber eine Spezialausgabe des Marshall Pruett Podcast, die sich mit der Geschichte der BoP auseinandersetzt. Marshall Pruett hat dafür den sehr bekannten Renningenieur Jeff Braun eingeladen. Dank des technischen Fachwissens des Duos werden bislang eher untergeordnete Perspektiven (Hat ein Ingenieur überhaupt noch Spaß an der Arbeit?) umfangreich beleuchtet.
Highlight-Show
Kategorien
Die drei Stunden von Monza waren auf verschiedensten Ebenen sehr spannend und bieten seitenlanges Material für eine ausgiebige Analyse. Im Folgenden werden die nennenswerten Entwicklungen davon aufgelistet:
Fahrer des Rennens
Bei knapp 150 nominierbaren Piloten sollte die Wahl eigentlich schwer fallen – eigentlich! Der junge Belgier Dries Vanthoor überflügelte zum wiederholten Male die Konkurrenz und konnte dank eines überragend-schnellen Schlussstints ultimativ zum Erfolg der smarten WRT-Strategie beitragen.
Fastest 20 Laps of fastest 40 drivers in Open class at @BlancpainGT @Autodromo_Monza – @MiguelMolinaM2 and @MaroEngel set a hot pace in the April sun early on; @SheldonvdLinde & @ASoucek speedy in mid-race; nobody could stop @vanthoordries1 bringing home the win for @followWRT pic.twitter.com/4HEp3oUHu0
— The B Pillar (@thebpillar) April 23, 2018
Szene des Rennens
Das Sieg-Duell zwischen Dries Vanthoor und Maximilian Götz (#43 Strakka Racing Mercedes AMG GT3 – Maximilian Buhk-Álvaro Parente-Maximilian Götz) wird noch lange in Erinnerung bleiben. Ein Hauptgrund hierfür ist die harte Gangart beider Piloten, welche sogar die Rennleitung zweimal auf den Plan rief. Vor allem der letzte erzwungene Platztausch sorgte für Diskussionen, da Rennleiter Alain Adam das Duell zugunsten Vanthoors vorzeitig entschied.
Enttäuschung des Rennens
Für diese Kategorie gibt es viele Möglichkeiten. Da wäre zum einen die Rennleitung, die das ganze Wochenende über bedenkliche Entscheidungen traf – bei den drei Stunden war es jedoch halbwegs in Ordnung. Zum anderen könnte man die neuen Renner von Nissan und Bentley anführen, was hinsichtlich der anhaltenden Entwicklungsphase ebenfalls unfair wäre. Deswegen nehme ich die technischen Probleme des #72 SMP Racing Ferrari 488 GT3 (Mikhail Aleshin-Miguel Molina-Davide Rigon), der bis zur dritten und letzten Full-Course-Yellow-Unterbrechung auf der Siegerstraße war.
Überraschung des Rennens
Auch hier gibt es eine große Auswahl. Der fünfte Platz des #54 Emil Frey Racing Jaguars (Silver Cup – Alex Fontana-Adrian Zaugg-Mikael Grenier) hat beispielsweise für große Freude gesorgt. Zusätzlich könnte man die guten Leistungen von Strakka Racing (BGTEC-Mercedes-Debüt) und Attempto Racing (u.a. Platz sechs) hervorheben, die stark in die neue Saison gestartet sind. Ich spreche mich aber für eine banalere Erkenntnis aus: Der Start war weitgehend sauber (Ja, scheinbar geht das doch?!) und es gab nur drei FCY-Phasen.
Was untergegangen ist
Bei 54 Nennungen sicherlich vieles! Besonders bemerkenswert ist aber der Sprung des #55 Attempto Racing Audi R8 LMS (Nicolas Pohler-Pierre Kaffer-Jeffrey Schmidt) auf Rang 13 – man qualifizierte sich nur auf Position 36.
Die Blancpain GT Series baut bereits nächstes Wochenende erneut ihre Zelte in Brands Hatch (05. – 06. Mai) auf, wo zweimal gesprintet wird. Zwei Wochen später (18. – 20. Mai) stehen die drei Stunden von Silverstone an.
Vorschau: ADAC GT Masters in Most
Das GT Masters gastiert zum ersten Mal im 4,212 Kilometer langen Autodrom Most, das eine spannende Mischung mit verschiedensten Kurventypen bietet. Während die erste Kurve stark an ihr Gegenstück in Monza erinnert, folgt anschließend ein langer Linksbogen, der in eine technisch-anspruchsvolle Kombination mündet. Hier kann man sehr schnell viel Zeit verlieren. Daraufhin taucht man in weite S-Kurven ein, die sehr an amerikanische Naturkurse erinnern, weil ihr Tiefpunkt in einer Senke liegt. Auch für die nächste Streckensektion gibt es einen guten Vergleich – die Suzuka-Esses! An selbige kommt Most zwar nicht ganz heran, doch die Rundungen sind ähnlich herausfordernd. Eine weite Hufeisen-Kurve führt abschließend zurück auf die lange Start-Ziel-Gerade.
Das abwechslungsreiche Profil lag bislang vor allem den Mercedes AMG GT3, die sich am Testtag gut präsentierten. Trotzdem liegt noch viel Setup-Arbeit vor allen Beteiligten, was die Hackordnung noch mal durchmischen könnte. Eine Regenabstimmung bleibt den 35 Nennungen wohl immerhin erspart: Im Grenzgebiet zu Sachsen werden viel Sonne und Spitzentemperaturen von über 20°C erwartet. Darauf freuen sich zweifelsohne auch die ADAC TCR Germany, der Skoda Octavia Cup und der GT4 Central European Cup im Rahmenprogramm.
Vorschau: PWC auf dem Virginia International Raceway
Insgesamt 101 Nennungen (PDF) werden im Rahmen des Grand Prix of Virginia antreten. Davon sind 16 Boliden für die GT3 eingetragen worden – im Vergleich zu den bisherigen Läufen akzeptabel! Bislang dominieren Porsche- und Ferrari-Teams die 2018er Siegerliste, was auf starke Leistungen von Toni Vilander (#61 R. Ferri Motorsport Ferrari 488 GT3) und des aktuell Gesamtführenden Scott Hargrove (#96 Pfaff Motorsports Porsche 911 GT3 R) zurückgeht. Sie sollte man dementsprechend zum Favoritenkreis zählen. Durch die Duos des SprintX-Formats erwartet beide jedoch wieder größere sportliche Konkurrenz.
Mit fast 40 Teilnehmern wird die GTS der inoffizielle Höhepunkt des Wochenendes sein. Hier kommt ebenfalls das SprintX-Format zum Einsatz. Die Tourenwagendivisionen TCR (14), TC (17) und TCA (14) tragen hingegen klassisch kurze Sprints mit einem Piloten aus. Aktuell werden trockene und hauptsächlich sonnige Renntage vorhergesagt.
Vorschau: British GT in Rockingham
Ärgerlicherweise wird das Zwei-Stunden-Rennen der British GT parallel zum Großen Preis von Aserbaidschan ausgetragen. Somit werden die 34 Nennungen (GT3: 12; GT4: 22) (PDF) wohl relativ unbeachtet ihre Kreise ziehen, was dem im Aufschwung befindlichen Championat nicht gerade hilft. Nach der Regenschlacht im Oulton Park sind die Verhältnisse an der Spitze weiterhin unklar, weshalb die ISSC-Variante (PDF) als wichtiger Gradmesser für die restliche Saison gilt. Das Rennen wird auf dem YouTube-Kanal der SRO sowie auf Facebook Live ausgestrahlt und sollte dort gespeichert werden. Beim Wetter sind sich die Leid gewöhnten britischen Wetterfrösche noch uneinig – es soll aber kühl sein.
Nächste Rennen mit GT3-Beteiligung:
27. – 29. April: ADAC GT Masters (Autodrom Most); British GT (Rockingham ISSC); Italian GT (Autodromo Enzo e Dino Ferrari); Pirelli World Challenge (Virginia International Raceway; SprintX); Super Taikyu (Sportsland Sugo)
04. – 06. Mai: BGTSC (Brands Hatch Circuit); International GT Open (Circuit Paul Ricard); ISCC (Mid-Ohio Sports Car Course; GTD); Super GT (Fuji International Speedway; Rennen bereits am Freitag)
10. – 13. Mai: 24 Stunden auf dem Nürburgring; Audi R8 LMS Cup (Nürburgring GP); Australian GT (Sandown Park); Italian GT (Circuit Paul Ricard)
[Fokus auf Veranstaltungen des Report-Portfolios; wird fortlaufend ergänzt]
Bilderquelle / Copyright: ADAC Motorsport; Pirelli World Challenge; SRO (BGTEC/British GT)