Die „jungen Wilden“ drücken der diesjährigen BTCC-Saison ihren Stempel auf. Josh Cook, Tom Ingram und Adam Morgan gewannen die drei Läufe in Donington. Und mit Dan Cammish, Aiden Moffat, Jack Goff und Chris Smiley fanden sich auch auf den weiteren Podiumsplätzen Piloten, die man vor ein paar Jahren noch nicht zur Spitzengruppe der BTCC gezählt hat.
Ashley Sutton hat mit seinem Meistertitel im vergangen Jahr den Generationenwechsel in der BTCC bereits eingeläutet. Ein Blick auf die aktuelle Meisterschaftstabelle nach den Rennen in Donington offenbart, dass die als Geheimtipp gehandelten Newcomer der letzten Jahre mittlerweile zu den arrivierten Starts der BTCC gehören. Tom Ingram führt die Meisterschaft vor Adam Morgan, Josh Cook, Jack Goff, Ash Sutton, Aiden Moffat, Dan Cammish und Chris Smiley an.
Colin Turkington, Matt Neal, Andrew Jordan, Rob Collard und andere Frontrunner der letzten Jahre finden sich dagegen erst weiter hinten in der Tabelle. Das heißt natürlich nicht, dass man die „alten“ Starts nun abschreiben muss, aber das derzeitige Kräfteverhältnis in der BTCC strotzt geradezu vor Frische und verspricht eine Menge Spannung für die weitere Saison.
Lauf 1
Josh Cook im Vauxhall Astra von Power Maxed Racing gab als erster den Ton in Donington Park an. Nachdem sein Teamkollege Senna Proctor vor drei Wochen in Brands Hatch den allerersten Sieg für Vauxhall feiern konnte, knüpfte Cook mit der Pole Position im verregneten Qualifying an die aufsteigende Leistungskurve bei Power Maxed Racing an. Nach dem Start zum ersten Lauf geriet Cook nur kurz unter Druck vom sensationell von Startplatz Zwei startenden Chris Smiley, hatte das Rennen dann aber mehr oder weniger mühelos im Griff und sicherte sich seinen ersten Sieg in der BTCC.
Chris Smiley hatte sich dagegen bei der Reifenwahl verzockt. Für den ersten Lauf entschied sich der BTC-Norlin-Pilot für den härteren Optionsreifen, der auf dem kühlen Asphaltband des Donington Park Circuits nicht auf Temperaturen zu bringen war. Je nach Auto waren in allen drei Läufen die Fahrer mit den Optionsreifen zwischen 0,5 und 1,5 Sekunden pro Runde langsamer. Smiley wurde am Ende immerhin Siebter, dürfte sich aber ordentlich geärgert haben, wäre doch mit dem weicheren Prime-Reifen mindestens ein Podium drin gewesen. Das ging dann stattdessen an die von Startplatz Vier und Fünf gestarteten Dan Cammish und Aiden Moffat.
Nach einem verheißungsvollen Auftakt in Brands Hatch holte sich Cammish damit in seinem erst vierten Rennen die erste Podiumsplatzierung in der BTCC. Aiden Moffat profitierte derweil davon, dass der bis dato Drittplatzierte Sam Tordoff in Runde Elf seinen Ford Focus mit technischem Defekt in der Boxengassen abstellen musste. Mit Platz Vier fuhr Brett Smith sein besten BTCC-Ergebnis ein. Dahinter folgten mit einem ebenfalls starken Rennen James Cole und Matt Neal, der von Startplatz 17 gestartet war. Senna Proctor im zweiten Vauxhall und Rookie Tom Oliphant im Mercedes komplettierten die Top Ten vor dem BMW-Duo Colin Turkington und Rob Collard sowie dem amtierendem Champion Ash Sutton, dessen Qualifying nach einem Motorwechsel nicht optimal gelaufen war.
Erst dahinter fanden sich die als Meisterschaftführende nach Donington gereisten Jack Goff und Tom Ingram ein. Beide hatten den ersten Lauf mehr oder weniger bereits im Vorfeld taktisch aufgegeben und waren auf den härteren Optionsreifen gestartet, um zum einen die besseren Prime-Reifen für die beiden anderen Läufe zur Verfügung zu haben und zum anderen, um mit einer nur mittelmäßigen Platzierung, Erfolgsballast aus dem Auto ausladen zu dürfen.
Lauf 2
Dass der Plan von Ingram und Goff aufgehen sollte, zeigte dann der zweite Lauf. Nun optimal bereift und ohne Zusatzgewicht an Bord stürmten Ingram und Goff Position um Position in Richtung Spitze. Diese hatte sich nach dem Start zunächst Dan Cammish gesichert, der damit seine ersten Führungsrunden in der BTCC absolvierte. Leider war Cammish aber ebenso wie Cook, Moffat und Smith in diesem Lauf auf den langsameren harten Reifen unterwegs. Bis zur neunten Runde konnte sich Cammish noch gegen den schnelleren Chris Smiley wehren, musste dann aber die Führung aufgeben. Aber auch Smileys Freude an der Spitze des Feldes, sollte nicht lange währen. In seinem Windschatten hatte sich Tom Ingram ebenfalls an Cammish vorbei gearbeitet und ließ seinen Toyota geradezu um den Kurs von Donington fliegen.
Nur eine Runde später ging Ingram mit einem besseren Ausgang aus Copice auf der Gegengeraden an Smiley vorbei, ließ in der Folge nichts anbrennen und fuhr mühelos seinem zweiten Saisonsieg entgegen. Chris Smiley verpasste zwar den Sieg, holte sich aber mit einem mehr als respektablen zweiten Platz sein bestes BTCC-Ergebnis. Platz Drei ging an Jack Goff, der bei der Fahrt in Richtung Spitze das Tempo von Tom Ingram nicht ganz mitgehen konnte. Dan Cammish betrieb auf den harten Reifen mit Rang Vier Schadenbegrenzung. Dahinter konnte Adam Morgan kurz vor Schluss noch James Cole und Josh Cook auf die Plätze Sechs und Sieben verweisen und sich einen sensationellen fünften Rang sichern. Nach einer Kollision mit anschließendem Dreher im ersten Lauf, war Morgan das Rennen nur vom 23. Platz angegangen.
Ash Sutton beendete ein relativ unauffälliges Rennen auf Rang Acht, gefolgt vom sehr starken Rory Butcher im MG sowie Tom Chilton, der nach zwei Ausritten im ersten Lauf nur von Platz 28 gestartet war. Dessen Teamkollege Sam Tordoff, nach dem Ausfall im ersten Lauf ebenfalls mit einer starken Aufholjagd, Tom Oliphant, Rob Collard, Brett Smith und Aiden Moffat komplettierten die Punkteränge bis Platz 15. Matt Neal war auf den harten Reifen völlig chancenlos und wurde nur 16., während Colin Turkington das Rennen mit Problemen an der Wasserpumpe gar nicht erst starten konnte. Für den zweifachen Champion eine ärgerlich vergebene Chance, denn auch Turkington wäre als zweibestes Fahrzeug mit weichen Reifen in der Startaufstellung mit einer idealen Ausgangsposition für den zweiten Lauf gewesen.
Lauf 3
Wie man es sich vermutlich bereits denken kann, wurde auch der dritte Lauf maßgeblich von der Reifenwahl beeinflusst. Pole Sitter Rory Butcher verlor die Führung bereits in der ersten Runde an den von Platz Zwei gestarteten Ash Sutton und wurde im Verlauf des Rennens auf den harten Optionsreifen nach hinten durchgereicht. Doch auch Sutton hatte die harten Reifen aufgeschnallt und konnte die Führung nur bis zur achten Runde gegen den stark fahrenden Adam Morgan verteidigen. Nachdem sich der Mercedes-Pilot vor der Schikane vor Start-Ziel am amtierenden Champion vorbeigearbeitet hatte, festigte er seine Führung, die er in den letzten Rennrunden aber noch gegen den Sieger aus Lauf Eins, Josh Cook, verteidigen musste. Letzten Endes brachte Morgan aber seinen ersten Sieg in dieser Saison nach Hause. Aiden Moffat, jetzt wieder auf weichen Reifen und ohne Gewicht unterwegs, holte sich mit Platz Drei hinter Cook sein zweites Podium an diesem Tag und machte den Mercedes-Erfolg damit perfekt.
Moffat hatte sich in den letzten Runden mit den beiden BMWs von Rob Collard und Andrew Jordan im Schlepptau noch an Tom Ingram und Ash Sutton vorbei gearbeitet. Mit Platz Vier und Fünf für Collard und Jordan fand das Wochenende für WSR damit noch einen wenigstens halbwegs versöhnlichen Abschluss. Teamkollege Colin Turkington blieb dagegen vom Pech verfolgt, nachdem man zwischen Lauf Zwei und Drei sogar den Motor gewechselt hatte, nur um dann festzustellen, dass die bereits zuvor streikende Wasserpumpe erneut Probleme machte und Turkington nach Start aus der Boxengasse nur 21. wurde.
Hinter den beiden BMWs wurde Ash Sutton auf den harten Reifen immerhin noch Sechster vor Matt Neal, der sich kurz vor Rennende noch an Tom Ingram vorbeiarbeiten konnte. Tom Chilton und Jake Hill, der über alle drei Läufe betrachtet die meisten Positionen gut gemacht hatte, komplettierten die Top Ten. Rob Austin im Alfa Romeo holte dahinter mit Platz Elf seine einzigen Punkte an diesem Wochenende, nachdem er in Lauf Zwei abgeschossen worden war und sich auch im dritten Lauf nicht über mangelenden Karosseri kontakt beschweren konnte. Den hatten auch Dan Cammish und Chris Smiley, die in der vierten Runde beim Kampf um Platz Vier in Old Hairpin kollidierten und einen bis dahin guten Renntag somit durch einen Ausfall beenden mussten. Bereits in der ersten Runde hatte es an gleicher Stelle die beiden Motorbase-Ford von Sam Tordoff und James Cole erwischt, die miteinander kollidierten und durch das entstehende Chaos auch noch Senna Proctor, Josh Price und Brett Smith mit ins Aus rissen.
Notizen
– Die Subarus sind nach wie vor weit von ihrer Pace aus dem letzten Jahr entfernt. Nachdem Ash Sutton in Donington erstmals den neuen von Swindon vorbereiteten Motor ausprobierte, ging dieser nach dem freien Training direkt kaputt. Der notwendige Motorwechsel sorgte dafür, dass Sutton erst spät ins Qualifying eingreifen und sich nur Startplatz 22 sichern konnte. In allen drei Rennen holte der amtierende Champion dann immerhin Punkte, hatte aber keine Chance um Siege mitzukämpfen – und das an dem Ort, an dem er im vergangenen Jahr seinen ersten Erfolg für Subaru gefeiert hatte.
– Technische Probleme verhinderten auch bei BMW bessere Ergebnisse. Eine kaputte Wasserpumpe bei Colin Turkington entwickelte sich zu einem größeren Problem, auf das man sich nur mit einem Motorwechsel zu helfen wusste. Bereits am Samstag machte bei Andrew Jordan im Training zunächst der Öldruck Schwierigkeiten. Nach vermeintlich erfolgreich durchgeführter Reparatur offenbarte sich dann im Qualifying, dass ein undichter Turbolader dazu neigte den gesamten Ölvorrat des 125i in wunderschönen dichten weißen Wolken aus dem Auspuff rauszublasen. Keine Qualifying-Zeit und der letzte Startplatz verhagelten Jordan den Renntag somit bereits bevor er überhaupt begonnen hatte.
– Wie schon in Brands Hatch fuhren die Motorbase-Ford ihrem Potential hinterher. Mit allen drei Autos in den Top Ten versprach das Qualifying eigentlich eine ideale Ausgangslage für die Rennen am Sonntag. Sam Tordoff fiel dann aber im ersten Lauf auf Position Zwei liegend mit technischem Defekt aus, während Tom Chilton zwei mal in Kollisionen verwickelt war. Für Tordoff war es nach Brands Hatch schon das zweite Mal, dass er eine tolle Qualifying-Platzierung wegen eines Ausfalls im ersten Lauf nicht in ein zählbares Resultat verwandeln konnte. Unrühmlicher Höhepunkt des Motorbase-Renntags war dann die Kollision zwischen Tordoff und Cole im dritten Lauf.
Die BTCC macht als nächstes auf dem Highspeedkurs von Thruxton halt. Hier gewannen im vergangenen Jahr mit Matt Neal, Rob Collard und Colin Turkington drei „alte Hasen“, die in dieser Saison bislang im Schatten der „jungen Wilden“ stehen. Wir dürfen also gespannt sein ;-)
Die Ergebnisse der drei Läufe aus Donington sowie der aktuelle Meisterschaftsstand können auf der Website von TSL Livetiming nachgelesen werden.