Einmal Langstrecken-Racing unter der Woche, bitte! Bereits am Freitag bestreitet die Super GT mit dem legendären 500-Kilometer-Rennen am Fuji Speedway ihren zweiten Saisonlauf. Traditionell findet dieses in der Golden Week statt, einer mit mehreren Feiertagen bestückte Ferienzeit in Japan.
International eher unbekannt, genießt das 500-Kilometer-Rennen am Fuße heiligen Berges Fuji eine hohe Tradition in Japan, die 1971 ihren Ursprung fand. Die historische Siegerliste liest sich wie das „who is who“ des japanischen Motorsports: Kazuyoshi Hoshino, Masahiro Hasemi, Keiichi Suzuki sowie Ironman Kunimitsu Takahashi, der das Rennen häufiger als seine Legenden-Kollegen gewann. Wenn diesen Freitag die Startampel für insgesamt 110 rasante Runden auf der 4,563 km langen Hochgeschwindigkeits-Strecke auf grün umspringt, ist es bereits die 34. Ausgabe der traditionellen 500-Kilometer. Für die Super GT selbst wird es die 24. Ausgabe des Klassikers sein, die seit der Premierensaison der damals noch All-Japan Grand Touring Car Championship (JGTC) genannten Rennserie fest mit der sogenannten Golden Week verknüpft ist.
Die Golden Week ist neben dem Neujahrsfest sowie dem Obon nicht nur ein fester Bestandteil des japanischen Feiertagkalenders, sondern neben den Sommerferien auch die zweitwichtigste Ferienzeit des Landes. Aufgrund der praktischen Legung von insgesamt vier Feiertagen (am 29. April sowie drei weitere vom 3. bis 5. Mai) versuchen viele Arbeitnehmer sich Urlaub zu nehmen, um beispielsweise mit der Familie zu verreisen. Schulkinder bekommen frei und manche Unternehmen schließen für die Woche gar komplett. Salopp gesagt: Das Land kommt zu dieser Zeit fast zum Stillstand. Die Golden Week liegt zudem in einer sehr guten Jahreszeit, wenn die Temperaturen warm, aber nicht zu heiß für äußerliche Aktivitäten sind. Entsprechend ist die japanische Bevölkerung auch bereit, die selbstredend zu diesem Zeitpunkt erhöhten Preise der Reise- und Fluggesellschaften sowie Hotels zu zahlen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Super GT die Feiertagszeit nutzt, um das 500-km-Rennen am Fuße des berühmten Wahrzeichens auszutragen. Mit jährlich rund 90.000 Zuschauern zählt der Lauf zudem zu den meistbesuchten Rennen des Jahres und übertraf damit sogar den ehemaligen 1000-Kilometer-Klassiker in Suzuka. Seit 2001, als just im gleichen Jahr die Toyota Motor Company die komplette Anlage aufkaufte, ist das Rennen mit dem 4. Mai verknüpft, dem so genannten „midori no hi“-Feiertag, dem Tag des Grüns. Ein Datum, welches sich bis auf wenige Aufnahmen fest im Kalender verankerte, egal auf welchen Wochentag es fiel. In diesem Jahr findet der Golden-Week-Klassiker somit an einem Freitag statt. Am Tag der Qualifikation (Donnerstag) wird der sogenannte „kempō kinen-bi“ gefeiert. An jenem Tag trat nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 die neue Verfassung des japanischen Staates in Kraft. 2001 war auch das Jahr, als der Klassiker wieder über die traditionellen 500 Kilometer ausgetragen wurde, nachdem die Jahre zuvor eine kürzere Distanz von 300 km herhalten musste.
Der Fuji Speedway ist international durch die Formel 1 in den 70er Jahren, insbesondere aber durch die beiden Grand Prix in den Jahren 2007 und 2008 bekannt. Der Kurs wurde extra für die Rückkehr der Königsklasse von Herman Tielke umgebaut und an die Sicherheitsstandards angepasst. Im Gegensatz zu anderen Strecken hat der Deutsche die Strecke mit der längsten Geraden im kompletten Super-GT-Kalender (1,5 km) aber nicht „vertielkt“, auch wenn die Abstinenz einiger Kiesbetten und die fast vollständige Eliminierung des „Bankings“ in einigen Bereichen der Strecke sehr bedauerlich sind. Der Kurs selbst liegt in der Shizuoka-Präfektur, nahe des kleinen Städtchens Oyama und nicht weit von der Großstadt Fuji-chi (übersetzt einfach nur Fuji oder Fuji Stadt) am Fuße des Fuji-san (so der japanische Name des berühmten Berges), sprich man hat nicht nur von der Rennstrecke einen malerischen Blick auf das bekannteste Naturwahrzeichen des Landes. Ebenfalls in der Nähe befindet sich der Fluss Fujikawa, der von der Präfektur Yamanashi bis nach Shizuoka fließt. Die Japaner lieben es, Wörter abzukürzen oder neue Komposita zu bilden, weshalb oftmals einfach nur vom Rennen „in Fuji“ spricht.
Die Strecke besitzt seit der Neueröffnung im Jahr 2005 eine Gesamtlänge von 4,563 km und insgesamt 16 Kurven. Nicht nur aufgrund der langen Start- und Zielgeraden gilt der Kurs als flink. Die Piste beinhaltet zum Ende hin jedoch auch einige mittelschnelle und langsame Kurven, weshalb bei der Abstimmung der Fahrzeuge ein guter Kompromiss zwischen Höchst- wie auch Kurvengeschwindigkeit erforderlich ist. Im Folgenden eine Onboard-Aufnahme des Goodsmile Hatsune Miku AMG GT3 aus der GT300-Klasse:
GT500
Nach dem sensationellen Doppelerfolg beim Saisonauftakt in Okayama, reist Honda selbstredend als einer der Hauptfavoriten in die Shizuoka-Präfektur. Obgleich die Highspeed-Bahn in der Vergangenheit nicht zu den Stärken der Marke gehörte, obsiegte man seit 2014 insgesamt zweimal. Beide Erfolge fuhr man jedoch bei den jeweiligen Sommerläufen, dem alljährlich zweiten Auftritt der Super GT auf dem Fuji Speedway, ein. Die deutlich heißeren Bedingungen, die kürzere Distanz von bis letztes Jahr 300 Kilometer sowie insbesondere die Auswirkungen des Gewichts-Handicaps zur Saisonhalbzeit ließen den Sommerlauf stets zu einem gänzlich anderen Rennen mutieren. Zuletzt war Honda im vergangenen Jahr siegreich, als sich der ARTA NSX-GT von der Pole-Position aus hauchdünn gegen den Motul Autech GT-R sowie Zent Cerumo LC500 behauptete.
Der letzte Sieg der japanischen Traditionsmarke beim Golden-Week-Klassiker datiert hingegen auf das Jahr 2000 zurück. Ein Blick auf die Zeiten während des offiziellen Vorsaisontests auf dem Fuji Speedway im März lässt zunächst vermuten, dass der Hochgeschwindigkeitskurs noch immer die Achillesferse des Mittelmotor-befeuerten NSX-GT darstellt. Wie sich hinterher jedoch herausstellte, testete Honda zu jenem Zeitpunkt noch nicht mit der neuesten Ausbaustufe ihres Turbo-Aggregats. Zudem geisterte das Gerücht durch das Fahrerlager, dass man absichtlich mit mehr Gewicht fuhr, um so den Erfolgsballast für den 500-Kilometer-Lauf zu simulieren. Die Honda-Armada könnte diese Mal somit einen weiteren Überraschungserfolg hinlegen.
Nach dem erst zweiten Sieg seit 2010 für Keihin Real Racing sind selbstredend alle Augen auf Koudai Tsukakoshi und Takashi Kogure gerichtet. Trotz ihres Veteranenstatus konnten beide Fahrer noch nie am Fuji Speedway gewinnen. Mit 42 kg Handicap ist der Keihin NSX-GT zudem das schwerste Fahrzeug im Feld. Vergangenes Jahr erzielten die letztlichen Titelgewinner Ryo Hirakawa und Nick Cassidy im KeePer TOM’s LC500 mit 40 kg Zusatzgewicht den Bronzerang. Hungrig auf den ersten Sieg seit 2016 ist hingegen Team Kunimitsu, die mit einer gewagten Reifenstrategie in Okayama den zweiten Platz erreichten. Gepaart mit seinem Triumph beim Super-Formula-Auftakt in Suzuka ist Naoki Yamamoto sprichwörtlich „on fire“. Teamkollege Jenson Button kennt den Fuji Speedway bereits aus seiner Formel-1-Zeit und erhielt im Vorfeld genügend Testzeit, um sich auf die 4,563 km lange Bahn im Raybrig NSX-GT einzuschießen. Mit dem Auftritt des Weltmeisters von 2009 könnte gar ein neuer Zuschauerrekord erreicht werden. Der letzte Erfolg des Teams beim Golden-Week-Klassiker geht auf das Jahr 1999 zurück – der letzte Sieg für Teamchef und Motorsportlegende Kunimitsu Takahashi als aktiver Fahrer. Direkt im Anschluss an den Jahresauftakt standen offizielle Testfahrten in Suzuka auf dem Programm. An beiden Tagen dominierten Naoki Yamamoto und Jenson Button das Klassement, womit sie nicht nur Ihre Leistung von Okayama bestätigten, sondern gleichzeitig auch ihre Titelambitionen unterstrichen. Gleichzeitig sandte der Hersteller so eine eindeutige Nachricht an die Konkurrenz. Ein dickes Fragezeichen bleibt dennoch. Wie bereits in unserer Okayama-Analyse erwähnt, haben die Honda-Ingenieure zu Gunsten der Kühlung den Masseschwerpunkt des NSX-GT gesenkt. Laut Projektleiter Masahiro Saeki liegt die eigene Stärke deshalb bei kühleren Temperaturen, weshalb man zu Beginn wie auch zum Ende des Jahres so viele Punkte wie nur möglich einsacken möchte.
Nachdem ARTA vergangenen Sommer am Fuji einen sensationellen Doppelerfolg einfuhr, als auch der BMW M6 GT3 des Teams in der GT300-Klasse reüssierte, möchte die Mannschaft von Aguri Suzuki dieses Kunststück diesen Freitag selbstredend wiederholen. In Okayama erlebten Tomoki Nojiri sowie Takuya Izawa kein gutes Rennen. Mit den eigenen Brigestone-Reifen hadernd, flog das Duo vom zweiten Startplatz auf die elfte Position zurück. Zumindest die Qualifikation zeigte jedoch, dass die drei eroberten Pole-Positionen aus der vergangenen Saison keine Eintagsfliege waren. Von Vorteil ist, dass der orangene ARTA NSX-GT als einer von insgesamt fünf Boliden ohne Gewichts-Handicap ins Rennen gehen wird. Vergangene Saison belegte man den neunten Rang. Dem Yokohama-bereiften Modul Mugen NSX-GT (Hideki Mutoh / Daisuke Nakajima) sowie Dunlop-bekleideten Epson NSX-GT (Kosuke Matsuura / Bertrand Baguette) dürften hingegen maximal Außenseiterchancen auf die hinteren Punkteplatzierungen zugesprochen werden. Zumindest Bertrand Baguette offenbarte nach einem schwierigen Okayama-Wochenende jedoch, dass Fuji der Mannschaft besser liegen sollte.
2017 jubelte Toyota am lautesten. Erstmals seit 2013 gewann die Marke, unter dem Lexus-Banner, wieder den 500-Kilometer-Klassiker. Vielmehr: Der allererste Sieg des Lexus RC F GT3 in der GT300-Kategorie machten die Feierlichkeiten zum Ende der Golden Week perfekt. Das Ergebnis war die Bestätigung der Lexus-Dominanz der letztjährigen ersten Saisonhälfte, welche mit einem historischen Sechsfacherfolg seinen Anfang nahm. 2018 reist Toyotas Edelmarke lediglich als zweite Kraft zum Heimspiel, wo selbstredend zum Gegenangriff geblasen wird. An vorderster Front: Die letztjährigen Fuji-Sieger Yuji Tachikawa und Hiroaki Ishiura im Zent Cerumo LC500. Insbesondere der dreifache GT500-Meister Tachikawa machte 2017 seinem Spitznamen „Fuji-Meister“ aller Ehren, als er zum insgesamt achten Mal, viermal davon bei den 500-Kilometern, am Fuße des japanischen Wahrzeichens obsiegte. Für Teamkollege Hiroaki Ishiura war es ebenfalls bereits der dritte Triumph beim Langstreckenklassiker. Mit lediglich sechs Kilogramm Zusatzgewicht, zehn weniger als im letzten Jahr, mausert sich der rote Zent-Lexus somit abermals zu einem der absoluten Top-Favoriten am Freitag, obgleich man während der offiziellen Testfahrten sich mit den Plätzen sieben und elf offenbar zurückhielt.
Es war gewiss kein einfacher Saisonstart für Lexus, die stark mit den kalten Temperaturen in Okayama zu kämpfen hatten. Einer der Leidtragenden waren die Titelverteidiger Ryo Hirakawa und Nick Cassidy im KeePer TOM’s LC500, welche lediglich von Position neun ins Rennen gingen. Trotz eines leichten Schadens an der Lenkung kämpfte sich das japanisch-neuseeländische Gespann mit einer überragenden Leistung auf den Bronzerang vor. Die KeePer-Mannschaft startete somit mit mehr als lediglich Schadensbegrenzung in die neue Saison. Letztes Jahr belegte man mit 40 kg Extragewicht den dritten Platz. Dieses Mal reist das Ensemble mit 22 Kilogramm zum Toyota-Heimspiel.
Gegenteiliges dafür in der Nachbargarage: Für den au TOM’s LC500 (Kazuki Nakajima / Yuhi Sekiguchi) lief es in Okayama mit dem 13. Platz alles andere als rund. Für frischen Wind könnte an diesem Wochenende James Rossiter sorgen, der für den WEC-verhinderten Kazuki Nakajima einspringt. So war es auch Rossiter, der in seinem damals erst zweiten Super-GT-Start, zusammen mit Nakajima, 2013 den bis 2017 letzten Triumph der Marke beim 500-Kilometer-Rennen am Fuji Speedway einfuhr. Der Brite ist diese Saison Vollzeit in der Super Formula unterwegs, wo er die Nachfolge von André Lotterer antrat. Fuji stellt den ersten von zwei Gastspielen in der Super GT dieses Jahr für ihn dar, da er auch in Suzuka als Ersatzmann fungieren wird. Dann allerdings im Dienste von Team LeMans, weil Stammpilot Felix Rosenqvist wegen des Berlin-ePrix der Formula E den dritten Saisonlauf in Japan verpassen wird. Fahrertausch findet auch im Cockpit des Denso Kobelco SARD LC500 statt. Da auch Kamui Kobayashi für Toyota beim Auftakt des World Endurance Championship in Spa-Francorchamps an diesem Wochenende ins Lenkrad greift, wird Sho Tsuboi sein GT500-Debüt feiern. Der derzeitige Tabellenführer der japanischen Formel-3-Meisterschaft obsiegte erstmals just vor einem Jahr im jetzigen K-tunes RC F GT3 in der GT300-Kategorie am Fuji. 2018 wechselte er zu Tsuchiya Engineering.
Tsuboi gilt als eine von Toyotas Nachwuchshoffnungen, weshalb es nicht überraschend ist, dass er diesen Donnerstag und Freitag erstmals GT500-Luft schnuppern darf. Sein bis dato einziger Testeinsatz Ende März war allerdings von kurzer Dauer, da das 2,0l Turbo-Aggregat von Team SARD mit einer dicken Rauchwolke vorzeitig den Geist aufgab. Es war ein Sinnbild für die derzeitige Performance der Champions von 2016, die Okayama mit schwerwiegenden Balance-Problemen punktelos auf dem zwölften Rang verließen. Heikki Kovalainen gab sich im Vorfeld weiterhin leicht pessimistisch. 2017 durfte auch Kenta Yamashita erstmals GT500-Luft schnuppern. Der damalige GT300-Pilot sprang für Yuji Kunimoto ein, der in den Kader des dritten Toyota-LMP1 im World Endurance Championship berufen wurde. Ein Jahr später kehrt der ehemalige Formel-3-Meister als Vollzeit-Pilot ins Zentrum des japanischen Langstreckensports zurück. Mit lediglich vier Zusatzkilo im Gepäck, machte der WedsSport Advan LC500 mit dem ersten sowie zweiten Platz bereits bei den den offiziellen Testfahrten im März eine hervorragende Figur. Teil des Erfolgsrezepts könnte eine smarte Idee von Reifenpartner Yokohama sein, die ihre Advan-Pneus mit winzigen Finnen ausstatteten, die einen aerodynamischen Vorteil bringen sollen.
Eine schwierige Reise an den Fuß des Fuji-san tritt Team LeMans an. Grund ist der Tod ihres langjährigen Chefingenieurs Kenji Yamada (einen Nachruf auf ihn findet ihr am Ende unserer Super-Formula-Analayse), der vor zwei Wochen am Sonntag, wenige Stunden vor dem Auftakt der Super Formula in Suzuka, verstarb. Mit Kenji Yamada verlor der japanische Motorsport eine sehr größten und charismatischsten Persönlichkeiten. Am Freitagmorgen wird deshalb eine Gedenkminute abgehalten werden. Zudem erinnert das Team mit einem kleinen Schrein im Paddock sowie in der eigenen Garage an ihren langjährigen Weggefährten. Seine Nachfolge tritt Kotaro Tanaka an, der bereits in der Vergangenheit für Team LeMans arbeitete und nun seitens Toyota von Team SARD abgezogen wurde. Die dort entstandene Lücke wird nun von Hisashi Matsuda sowie Akinori Kasai gefüllt. Letzterer arbeitete bereits an der Seite von Kotaro Tanaka bei SARD und wurde nun entsprechend zum Posten des Chefingenieurs befördert. Das Ziel von LeMans: Ein Sieg bei den 500 km am Fuji Speedway zu Ehren von Kenji Yamada. In Okayama belegten Kazuya Oshima und Felix Rosenqvist, der sein allererstes Super-GT-Rennen bestritt, den vierten Rang. Letztes Jahr erklomm das Team den Silberrang am Fuji.
Obgleich der Fuji Speedway Toyotas Heimspiel darstellt, war es Nissan, die in der Höhle ihres Konkurrenten seit 2014 mit fünf Siegen bei den letzten sieben Auftritten dominierten – darunter vier bei den 500-Kilometern. Und auch bei den offiziellen Testfahrten unterstrich man die Stärke des GT-R GT500 mit der Bestzeit des Yokohama-bereiften Forum Engineering Advan GT-R (Mitsunori Takaboshi / Joao Paulo de Oliveira). Das Duo belegte in Okayama einen starken sechsten Rang. Dabei wäre gar mehr möglich gewesen, wenn Joao Paulo de Oliveira nicht mit einer Durchfahrtsstrafe wegen Frühstarts belegt worden wäre. Der Brasilianer gewann insgesamt dreimal am Fuji, während der letzte Triumph von Kondo Racing auf der Highspeed-Bahn auf den Sommer 2015 datiert. 2017 kämpfte Nissan mit stumpfen Waffen beim Golden-Week-Klassiker, da man wegen eines Motorenproblems mit niedriger Leistung antreten musste.
Ganz anders im diesem Jahr. Nach einer verkorksten Qualifikation in Okayama, demonstrierte die Marke sowie insbesondere die Werksmannschaft von NISMO ihre wahre Stärke im Rennen. Zwar sprang für Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (Motul Autech GT-R) am Ende nur der fünfte Rang heraus. Schuld war jedoch eine Durchfahrtsstrafe, da auch Ronnie Quintarelli vor der Ziellinie am Start bereits überholte. Ohne den Fauxpas hätte NISMO das Podium erreichen können, da beide Piloten zu Beginn des Rennens gar um die Führung kämpften. Mit 12 Zusatzkilos reist der Michelin-bereifte Motul Autech GT-R nun zum Fuji Speedway, wo NISMO trotz der Motorenprobleme letztes Jahr einen guten vierten Rang herausfuhr. Ebenfalls mit Michelin-Gummi und wie Tsugio Matsuda mit drei Karriereerfolgen am Fuji unterwegs, ist Satoshi Motoyama. Zusammen mit Teamkollege Katsumasa Chiyo belegte der bei den japanischen Fans populärste Pilot im Feld einen soliden siebten Platz in Okayama. Es war das Debüt des Craftsports Motul GT-R von NDDP Racing with B-Max, welche zu Beginn des Jahres die Nachfolge von Team MOLA antraten.
Größtes Sorgenkind im Nissan-Kader ist derweil der Calsonic Impul GT-R (Daiki Sasaki / Jann Mardenborough). In Okayama sprang nach einer verkorksten Qualifikation lediglich der vorletzte Rang heraus. Zurück blieben einige fraglose Gesichter. So kommunizierte der graduierte GT-Akademiker Mardenborough, dass Impul selbst nicht so recht wisse, wo die Probleme lagen. Erster Schritt auf der Agenda sei es deshalb, diese aufzuspüren. Ob die zehntschnellste Rundenzeit bei den darauffolgenden Testfahrten in Suzuka allerdings bereits als erster Teilerfolg gewertet werden kann, ist fraglich. Beide Piloten wissen jedenfalls, wie man am Fuji gewinnt. Jann Mardenborough obsiegte 2016 in der GT300-Klasse, während Daiki Sasaki zusammen mit Michael Krumm in der GT500-Kategorie 2015 gewann. Der blaue Calsonic-Nissan bog hingegen zuletzt 2016 in die Siegerstraße im Sommer ein, nachdem man wenige Monate zuvor einen nahezu sicher geglaubten Sieg wegen eines Reifenschadens wenige Runden vor Schluss verlor.
Wegen der erhöhten Distanz stehen am Freitag insgesamt zwei Fahrerwechsel auf dem Programm. Für zusätzliche Schwierigkeiten könnte der Wind sorgen, der mit Geschwindigkeiten bis zu 35 km/h erreichen kann. Für Donnerstag ist zudem Regen angekündigt, der allerdings bereits in den Morgenstunden wieder ablassen soll.
GT300
Runde eins im alljährlichen Kampf der JAF-GT gegen die FIA-GT3-Maschinen ging an die japanischen Modelle. Am Ende waren es Yuhki Nakayama / Takashi Kobayashi im Upgarage 86 MC, welche den Premierenerfolg für das seit 2015 in der Super GT aktiven Teams einfuhren. Insbesondere Kobayashi weiß, wie man am Fuji Speedway gewinnt, schließlich manövrierte er den ARTA NSX-GT in der GT500-Kategorie letzten Sommer in die Siegerstraße. Nicht nur wegen des 40 kg Gewichts-Handicaps dürfte eine Wiederholung des Okayama-Erfolgs allerdings ein schwieriges Unterfangen für das noch junge Team werden. So sind die etwas leistungsschwächeren JAF-GT-Maschinen auf der Hochgeschwindigkeits-Bahn von Fuji etwas im Nachteil. Ihre Stärken liegen eher in kurvenreichen wie auch winkeligen Strecken wie Okayama, Sugo oder auch Suzuka. Stattdessen dürften es erneut die FIA-GT3-Boliden sein, die insbesondere auf der rund 1,5 km langen Start- und Zielgeraden ihre PS-Muskeln zur Schau stellen werden. Sieben der letzten acht Fuji-Auftritte gingen an eines der GT3-Teams. Letzter siegreicher Bolide nach JAF-GT-Reglement war der Subaru BRZ R&D Sport beim Regenrennen im Sommer 2014. Takuto Iguchi und Hideki Yamauchi verließen Okayama nach technischen Problemen auf dem 18. Platz. Und auch bei den Testfahrten auf dem Fuji Speedway machte der blaue Boxer am keine sonderlich starke Figur.
Anders hingegen das Bild an der Hybrid-Front: Zwar musste der #31 Toyota Prius apr GT (Koki Saga / Kohei Hirate) den von Platz sieben gestarteten Okayama-Auftakt wegen eines Unfalls vorzeitig beenden, in den ausgerechnet auch noch der Schwesterwagen (Hiroaki Nagai / Kota Sasaki) involviert war. Während der Testfahrten brannte das Gespann am ersten der beiden Tage jedoch die fünfschnellste Zeit in den Asphalt. Von Vorteil kann der zusätzliche Schub durch den Hybrid-Antrieb sein. Zugleich sind strategische Kniffe wie der Verzicht auf einen Reifenwechsel für die apr-Mannschaft ebenfalls kein Fremdwort. Es wäre nicht überraschend, wenn insbesondere die Mother-Chassis-Teams erneut in die Trickkiste greifen würden, um so etwas Zeit bei den bevorstehenden zwei Boxenstopps gutzumachen. So verzichteten bereits Team Upgarage und Tsuchiya Engineering auf einen Gummitausch in Okayama, was letztlich maßgeblich zum Erfolg beider Teams beitrug. Als sprichwörtlicher Geheimfavorit könnte sich der Mittelmotor-bestückte Syntium Apple Lotus Evora (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) herausstellen. In Okayama mit einem enttäuschenden 23. Rang noch hinter den großen Erwartungen nach den Erfolgen während der Probefahrten zurückgeblieben, hat Cars Tokai Dream28 nun die Chancen zu beweisen, dass besagte Rundenzeiten keine Eintagsfliege waren. Mooncraft hat extra einige aerodynamische Erweiterungen für den Fuji Speedway entwickelt, mit denen man den dritten Platz am ersten der beiden Testtage erzielte.
Wie bereits im GT500-Teil erwähnt, gewann vergangenes Jahr erstmals der jetzige K-tunes RC F GT3 die Fuji 500 km. Abgesehen vom neuen Namen, dem Support von Okayama Toyopet sowie einer anderen Startnummer, hat sich am Erfolgsrezept des Bridgestone-bereiften Lexus allerdings wenig geändert. Größter zusätzlicher Faktor könnte allerdings Morio Nitta sein, der nach dem Wechsel von Sho Tsuboi ins Lager von LM corsa wechselte. Mit sieben Erfolgen, fünf davon bei den 500-Kilometern, ist Nitta, zusammen mit Nobuteru Taniguchi, GT300-Rekordhalter am Fuji. Zuletzt obsiegte der Titelverteidiger beim Golden-Week-Klassiker im Jahr 2014, was gleichzeitig auch den dritten Erfolg auf der Strecke für Teamkollege Tatsuya Kataoka darstellte. Ähnlich dem K-tunes RC F GT3 erlebte der Goodsmile Hatsune Miku AMG mit dem achten Platz einen eher durchwachsenen Saisonstart. Vergangenes Jahr sicherte sich das Gespann die Pole-Position, beendete das Rennen nach gleich zwei Reifenschäden jedoch lediglich auf dem elften Platz. Das schwarze Gold wird auch dieses Jahr wieder eine entscheidende Rolle spielen. Als besonders interessant dürfte sich hierbei der Kampf Bridgestone gegen Yokohama entpuppen, zumal mit dem Leon Cvstos AMG (Haruki Kurosawa / Naoya Gamou) auch ein GT3-Mercedes mit Pneus des ehemaligen Formel-1-Ausstatters bekleidet ist. Letztere reisen nach ihrem vierten Platz beim Okayama-Auftakt mit 16 Extrakilos in die Shizuoka-Präfektur.
Generell scheint die ehemalige Grand-Prix-Bahn den deutschen Herstellern zu liegen. So gingen dank der Leistung des ARTA M6 GT3 die zwei letzten Sommerlauf-Siege an BMW. Und auch bei den offiziellen Probefahrten machten Shinichi Takagi und Sean Walkinshaw mit dem ersten sowie zweiten Platz im Klassement an beiden Tagen eine hervorragende Figur. Mit einem gewaltigen Momentum reisen Tomonobu Fujii / Sven Müller (D’station Porsche) nach Fuji. In Okayama rasten sie mit einer sensationellen Fahrt von Startplatz 20 auf den Silberrang. Mit Fuji folgt zudem die Strecke, auf der das japanisch-deutsche Gespann während der Testfahrten die schnellste Rundenzeit am zweiten Tag in den Asphalt brannte. Einziger Knackpunkt könnte das Erfolgs-Handicap von 30 kg sein. Davon nicht betroffen ist derweil der Dunlop-bereifte Hitotsuyama Audi R8. So waren Richard Lyons und Ryuichiro Tomito in Okayama auf Siegeskurs unterwegs, ehe ein Defekt an der Antriebswelle sie vorzeitig zur Aufgabe zwang. Mit der Performance im Rennen bestätigte die Mannschaft allerdings ihre gute Vorsaison-Leistung, als man unter anderem am ersten der beiden Fuji-Testtage die zweitschnellste Zeit fuhr.
Eine große Überraschung der Probefahrten war der RunUp Rivaux GT-R von Tomei Sports mit der fünftschnellsten Zeit. Nach dem schweren Unfall in Okayama, bei dem sich Yusaki Shibata eine Fraktur am Burstwirbel zuzog, wurde der gelbschwarze GT3-Godzilla von 2015 quasi in letzter Minute wieder vollständig repariert. Grund für die lange Reparaturzeit war unter anderem auch der Motor, der laut Takayuki Aoki ebenfalls einige Blessuren davontrug. Yusaki Shibata konnte das Krankenhaus mittlerweile wieder verlassen und rehabilitiert sich zu Hause. Für den Golden-Week-Klassiker sitzt deshalb Atsushi Tanaka an der Seite von Takayuki Aoki. Mit großer Spannung wird zudem der erste Highspeed-Härtetest für die beiden Honda NSX GT3 in Japan erwartet. CarGuy Racing, die nahe des Fuji Speedways stationiert sind, haben die Namensrechte für die Tribüne vor der ersten Kurve erworben. Stammpilot Naoki Yokomizo verkündete bereits, dass er einige tolle Überholmanöver an just jener Stelle mit dem CarGuy ADA NSX GT3 zeigen möchte.
Wie bei den Langstrecken-Rennen in der Super GT üblich, setzen gleich acht GT300-Teams auf die Unterstützung eines dritten Piloten. Darunter hiesige Veteranen wie Shinji Nakano (Taisan R8 Fukushima) oder Yuya Sakamoto (EXE AMG GT3). Beide zuletzt genannten Teams errangen in Okayama die Punkteränge. Hinzu gesellen sich Super-GT-Debütanten wie Richard Bradley (shokumou.jp GT-R), der den Fuji Speedway noch aus seinen Super-Formula-Tagen kennt, sowie Takuro Shinohara (Hitotsuyama Audi R8). Eine große Änderung gibt es im Fahrerkader des in Okayama drittplatzierten Hoppy 86 MC zu vermelden. Da wie bereits erwähnt Sho Tsuboi als Ersatzmann von Kamui Kobayashi sein GT500-Debüt feiert, wird Tsubasa Kondo ihn an der Seite von Takamitsu Matsui vertreten. Support gibt es von Teamchef Takeshi Tsuchiya höchstpersönlich, der nach dem Titelgewinn im Jahr 2016 seinen Helm als Vollzeitpilot an den Nagel hing. Weitere Drittpiloten sind Tetsuji Tamanaka (Mach Syaken MC86 Y’s Distraction), Tsubasa Takahashi (Legal Frontier Lamborghini GT3) sowie Kei Cozzolino (CarGuy ADA NSX GT3).
In Sachen Balance of Performance ließ die Super-GT-leitende GT Association (GTA) die Einstufungen der JAF-GT-Fahrzeuge nach Okayama unangetastet. Die SRO nahm hingegen einige Änderungen an der Japan-exklusiven BoP der GT3-Boliden vor. So können sich gleich sieben der zehn aktiven Marken um eine Gewichtsreduzierung freuen. Am meisten ausladen darf der Honda NSX GT3 mit 20 kg. Jeweils um 15 kg leichter wurden derweil der BMW M6 GT3 sowie Lexus RC F GT3. Der Mercedes-AMG GT3 wurde um 10 kg schlanker, während der Audi R8 LMS, Lamborghini Huracán GT3 sowie Porsche 911 GT3-R jeweils 5 kg aus dem Kofferraum entfernen dürfen. Keine Änderungen gibt es beim einzigen Bentley Continental GT3 im Feld zu vermelden, während die Nissan GT-R NISMO GT3-Modelle von 2018 sowie 2015 um 5 kg respektive 10 kg an Gewicht zunahmen. Letzterer muss zudem eine Verringerung des Ladedrucks hinnehmen, während jener für den BMW M6 GT3, Honda NSX GT3 sowie Bentley Continental GT3 jeweils erhöht wurde.
TV-Zeiten
Wie bereits erwähnt, findet das Rennen bereits an diesem Freitag statt. Einen Tag zuvor, am Donnerstag den 3. Mai, überträgt der japanische Pay-TV-Sender J SPORTS 2 ab 7 Uhr die Qualifikation live. Am Freitag fängt J SPORTS 4 um 7:15 Uhr mit der Übertragung an. Der Rennstart zur 34. Ausgabe der Fuji 500 km findet rund eine halbe Stunde später um 7:40 Uhr deutscher Zeit statt. Natürlich wird auch NISMO-TV wieder das gesamte Rennen mit englischen Kommentar live und kostenlos auf YouTube streamen.
Copyright Photos: GT Association, Toyota Gazoo Racing, Nissan, Tatsuya Endo
1 Kommentare
Ich freue mich sehr auf das Rennen morgen, da ich es endlich einmal ganz sehen kann.
Beim Blick in die Geschichtsbücher ist es tatsächlich schade, dass die 500 Kilometer keinen größeren Ruf haben. Aus der sportlichen Sicht gehört der Lauf nämlich zu den Großen des Rennjahres! Deswegen auch nochmal ein großes Danke an Dich, Yankee, dass Du die Veranstaltung hier entsprechend ins Licht rückst und den Golden-Week-bedingten Mehraufwand derart hochwertig wegsteckst. ありがとうございます
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