Home Tourenwagen24H Nürburgring 24 Stunden auf dem Nürburgring: Favoritensuche 2018 – Heldengeschichten gesucht!

24 Stunden auf dem Nürburgring: Favoritensuche 2018 – Heldengeschichten gesucht!

von Philipp Körner
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Wer das größte Rennen Deutschlands gewinnen will, muss viele Qualitäten vereinen. Neben einer perfekt-flexiblen Strategie gilt es, GT-Starfahrer zu verpflichten, die Nordschleifenanforderungen lückenlos in ein Setup einzupflegen und die einzigartigen Eigenschaften des Eifel-Asphaltbands durchweg korrekt zu interpretieren. Wem ist dies am meisten zuzutrauen?

Rahmenbedingungen

Auch in diesem Jahr wird die SP9-Division mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das siegreiche Fahrzeug stellen. Die Klasse umfasst ausschließlich FIA-GT3-Boliden, welche in verschiedensten Championaten weltweit antreten und hierzulande hauptsächlich in der VLN und im ADAC GT Masters anzutreffen sind. Dem geneigten Motorsportfan sollten die diversen Modelle somit geläufig sein. Theoretisch sind zudem noch zwei weitere Fahrzeuge dank ihrer Leistungsdaten in der Lage, das Rennen zu gewinnen. Hierbei handelt es sich um den Renault R.S.01 und den SCG003c der Scuderia Cameron Glickenhaus aus der SP-X. Faktoren wie Standfestigkeit und Fahrerqualität schmälern ihre Chancen aber maßgeblich.

Laut der aktuellsten Nennliste wurden insgesamt 31 GT3-Maschinen genannt, die sich auf sieben Hersteller (Aston Martin, Audi, BMW, Ferrari, Lamborghini, Mercedes und Porsche) verteilen. Bis auf die italienischen Marken leisten alle Autobauer umfangreiche Werksunterstützung, was unter anderem Werksfahrer und technisches Know-how mit einschließt. Mannschaften, die sich eine derartige Hilfe sichern konnten, gelten automatisch als Hauptfavoriten, was den Anwärterkreis auf etwa 15 Rennwagen begrenzt. Innerhalb dieses Kreises fällt das Differenzieren naturgemäß schwer, da die GT3 durch das System der Balance of Performance (BoP) angeglichen wird. Stark vereinfacht gesagt werden die Modelle durch Anpassungen in den Bereichen des Fahrzeuggewichts, der Motorleistung, der Tankkapazität und teils der Aerodynamik auf ein möglichst gleiches Level gebracht. Dank dieses Mechanismus gehört die FIA-GT3 zu den erfolgreichsten Konzepten des modernen Motorsports.

In der jüngeren Vergangenheit zeigte sich jedoch wiederholt, dass der Nürburgring ein schwieriges Pflaster für den Angleichungsprozess ist. Hieran waren vor allem die Teams Schuld, die im Vorlauf zu den 24 Stunden oft unter ihren Möglichkeiten fuhren, um die BoP-Kommission bei der Datenauswertung zu täuschen. Im Englischen gibt es dafür die wunderbaren Begriffe des Sandbagging und des Performance Management. Für dieses Jahr hat die Ring-eigene BoP-Kommission nochmals in Sachen Daten aufgerüstet, um solche Spielereien endgültig im Keim zu ersticken. Ihr Chef Norbert Kreyer versicherte den Kollegen von Motorsport-Total sogar, dass man so gut wie noch nie aufgestellt ist. Ob diese Ansagen schlicht nur mutig oder tatsächlich fundiert sind, wird man spätestens mit dem Start des Rennens (Samstag; 15:30 Uhr) sehen.

Am vergangenen Wochenende wurde das aktuellste BoP-Datenblatt an die Teilnehmer ausgegeben, das Hersteller hauptsächlich dazu befähigte, Gewicht auszuladen. Zudem feilte man an etlichen weiteren Werten, welche hier (PDF) nachgelesen werden können. Weitere Änderungen sind im Übrigen noch bis zum Rennstart möglich.

Wichtige Besonderheiten der FIA-GT3 am Nürburgring

Während große Teile der weltweiten GT3-Szene standardmäßig Pirelli-Pneus nutzen, herrscht in der Eifel eine viel größere Vielfalt, welche sonst nur noch in der Super GT anzutreffen ist. Die beliebteste Reifenmarke der Zulassungsliste ist heuer Michelin (Porsche 911 GT3 R; BMW M6 GT3; Audi R8 LMS; Mercedes AMG GT3, Lamborghini Huracán GT3; Ferrari 488 GT3; Aston Martin Vantage GT3). Dunlop, die „Siegermarke“ der letzten Ausgabe, kann potentiell nur auf dem Porsche 911 GT3 R, dem Audi R8 LMS und dem Glickenhaus SCG003C gefunden werden. Zudem gibt es mit Yokohama, Hankook und Falken noch drei asiatische Bereifungsmöglichkeiten auf siegfähigen Boliden. Auf Falken wird im Laufe der Vorschau nochmals eingegangen.

Wenn man nur die Ergebnisse der diesjährigen Läufe auf der Nordschleife heranzieht, scheint der Michelin-Pneu favorisiert zu sein. Die Sieger des Qualifikationsrennens, der Westfalenfahrt und des DMV 4-Stunden-Rennens vertrauten allesamt auf französische Gummis. Beim Blick in die sehr abwechslungsreiche Wetter-Vorhersage (Stand 10. Mai: warmer, trockener Samstag; verregneter Sonntag) könnte sich das Verhältnis aber nochmals verschieben, weswegen zum Beispiel bei Mücke Motorsport intern gesplittet wird.

Eine weitere anders gelagerte Verfahrensweise gibt es bei den Stopps, deren Mindestzeiten dynamisch generiert werden. Bei den anderen großen GT3-Veranstaltungen gibt es feste Rahmensetzungen. Beide Konzepte eint jedoch dasselbe Ziel: das Verhindern der Über-Professionalisierung in der Pitlane zum Wohle der Amateurteams. Aufgrund des komplexen Umfangs sei an dieser Stelle auf das gesamte Regelwerk (PDF) verwiesen. Die Informationen zu den Stopps finden sich auf Seite 126.

Favoritensuche

Nachdem wir das Generelle endlich hinter uns gebracht haben, erfolgt nun der Blick in die Cockpits. Die folgende Aufzählung arbeitet die Nennungen anhand der Marken ab. Für Falken Motorsports wird es jedoch eine eigene Kategorie geben, da sie als einziges Profi-Team unterschiedliche Markenmodelle einsetzen.

Aston Martin

Während sich der Rest der Sportwagenwelt zusehends der Elektrifizierung verschreibt, scheint man beim englischen Luxushersteller weiterhin großen Wert auf den klassisch-lauten Motorsport zu legen. So kündigte man erst vor wenigen Tagen an, dass der neue Vantage GTE Geschwister in der GT3/GT4 bekommen wird, welche man mit umfangreichen Programmen weltweit präsentieren will. Zudem deutet man in regelmäßigen Abständen an, großes Interesse an der Formel 1 und der LMP1 bzw. ihrem Nachfolger zu haben.

Im Windschatten dieses aufgebohrten Motorsportprogramms befindet sich auch der diesjährige Werkseinsatz in der Eifel. Mit Marco Sørensen, Nicki Thiim, Darren Turner und Maxime Martin hat man seine besten Piloten gemeldet, die sich im Qualifikationsrennen bereits sehr solide präsentiert haben. Nach einiger Verwirrung bezüglich des Homologationsstandes werden sie nun doch in eine neuere „Variante“ des Aston Martin Vantage GT3 steigen, welche nur dank einer gütigen Ausnahmeregelung des ADAC starten darf. Laut des Artikels von Motorsport-Total plante man im Hause Aston Martin sogar ursprünglich, den neuen GTE für die SP-X zu melden, was offen gestanden absolut unsinnig und gefährlich gewesen wäre. Man stelle sich nur die Entwicklungsschlachten vor, wenn GTE-Boliden Einzug auf die Nordschleife halten würden.

Bei seinem N24h-Abschiedsrennen kann dem Aston Martin Vantage GT3 durchaus ein gutes Ergebnis zugetraut werden, da man sehr starke Fahrer und ein gutes Basis-Setup hat. Für den ganz großen Wurf muss aber schon ziemlich viel passieren bzw. gut laufen.

Audi

Die Ingolstädter treten heuer als Titelverteidiger an und wollen ihren Status als dominanter Hersteller der N24h-GT3-Ära erhalten. Dafür hat man einen breiten Mix aus Werksautos zusammengestellt, die auf der fahrerischen Seite extrem stark besetzt sind. Man nannte einige Piloten sogar mehrmals, um auf Veränderungen innerhalb des Rennens reagieren zu können. Wenn man so will, gilt bei den vier Ringen also ein Kollektivgedanke, der in diesem Umfang sehr außergewöhnlich ist.

#1 Audi Sport Team Land R8 LMS
Kelvin van der Linde/Sheldon van der Linde/Christopher Mies/René Rast

Eines muss man Land lassen: Wenn sie bei einem großen Rennen antreten, wird in Sachen Drama und Spannung immer was geboten. So war es beim letztjährigen Langstreckenklassiker, aber auch beim GT-Masters-Finale 2016 und bei den diesjährigen 24 Stunden von Daytona. Bei der Titelverteidigung wird man auf zwei Elemente verzichten müssen: Neben dem zweiten Auto vermisst man sicherlich Connor de Phillippi schmerzlich, der zu BMW abgewandert ist. Trotzdem sollten die neu eingewechselten Fahrer den Abgang perfekt ausbalancieren. Wenn man unbeschadet durchkommt, sollte eine Titelverteidigung drin sein.

#3 Audi Sport Team Phoenix R8 LMS
Christopher Haase/Nico Müller/Frank Stippler/Frédéric Vervisch

Das Gefühl eines N24h-Sieges kennt man bei den Lokalmatadoren von Phoenix nur zu gut. Der letzte Erfolg ist aber auf das Jahr 2014 datiert – also noch mit dem alten R8. Dementsprechend tritt man das Heimspiel mit großen Ambitionen an, welche durchaus berechtigt sind. Bis auf Vervisch standen alle Einsatzfahrer mindestens einmal auf der höchsten Stufe des Eifel-Podiums und sollten somit über jeden Zweifel erhaben sein. Wenn der Belgier Vervisch in diesem Jahr mit etwas mehr Glück durch die Eifel zirkuliert, ist ein Sieg im Bereich des Möglichen.

#8 Audi Sport Team WRT R8 LMS
Robin Frijns/Kelvin van der Linde/René Rast/Dries Vanthoor

Kenner des internationalen GT-Sports sind sich schon lange sicher: Das W Racing Team ist die aktuelle Messlatte in der GT3. Überall, wo die Belgier aufschlagen, sind sie auf Anhieb siegfähig. Sei es nun in der Blancpain GT Series oder auch bei Jahreshighlights wie den 12 Stunden von Bathurst. Am Ring hat man ebenfalls großen Eindruck hinterlassen, als man 2015 gewann – als erste ausländische Mannschaft seit dem italienischen Team Bigazzi (1995). Im Zuge der Vorbereitung haderte man etwas mit der zugewiesenen BoP-Leistung, doch die Ergebnisse waren an sich in Ordnung. Diese Beobachtung machte man aber im gesamten Audi-Lager, weswegen man etwaige Kritik differenziert betrachten sollte.

Da man sich zwei Piloten mit Land teilt (Rast/K. van der Linde), werden die Schicksale beider Nennungen stark verknüpft sein. So könnte der Fokus je nach Rennverlauf von einem Auto zum anderen verrücken, falls sich Probleme einstellen. Falls dies bei WRT eintreten sollte, hat man mit Robin Frijns und dem GT3-Supertalent Dries Vanthoor jedoch einen soliden Stamm, der unbeeindruckt das Rennen tragen kann.

#14 Car Collection Motorsport Audi R8 LMS
Stefan Aust/Christian Bollrath/Ronnie Saurenmann/Peter Schmidt

#15 Car Collection Motorsport Audi R8 LMS
Christopher Friedrich/Pierre Kaffer/Adrien De Leener/Simon Trummer

Bei Car Collection Motorsport handelt es sich um ein klassisches Kundensport-Team ohne deklarierte Werksunterstützung. Demnach treten die eigenen wirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund, was unter anderem die Amateur-Paarung der Nummer 14 erklärt. Die Nummer 15 überrascht jedoch mit einem soliden Pro-Am-Quartett, das im Laufe des Rennens durchaus als Überraschung auftreten könnte. Das hessische Team ist demnach ein guter Kandidat für die Top 10.

#24 Audi Sport Team BWT R8 LMS
Christopher Haase/Nico Müller/Markus Winkelhock/Mike Rockenfeller

#25 Team BWT Mücke Motorsport Audi R8 LMS
Marcel Fässler/Christer Jöns/Pierre Kaffer/Stefan Mücke

Das Werks-Quartett der Audianer wird von der Nummer 24 abgerundet, deren Piloten insgesamt sieben N24h-Siege ihr Eigen nennen können. Ihre Erfahrung ist demnach Gold wert für die GT-Quereinsteiger von Mücke Motorsport. Jedoch sollte die Werksunterstützung auch Know-how und Ingenieure umfassen, was die #24 zu einem absoluten Siegkandidaten macht. Durch die Doppelnennungen von Haase und Müller besteht auch hier wieder eine Schicksalsgemeinschaft – in diesem Fall mit den Kollegen von Phoenix. Deswegen sollte man zwingend den Rennverlauf beider Mannschaften abgleichen.

Die eigenständig eingesetzte Nummer 25 ist zwar mit großen Namen wie Fässler und Mücke bestückt, doch die Frage nach der nicht vorhandenen Werksunterstützung wiegt schwer. Im Kampf um die Top 10, vielleicht sogar Top 5, empfiehlt sich aber zweifelsohne ein Blick auf die Berliner.

BMW

Der Hamburger Singer-Songwriter Olli Schulz stellte vor einigen Jahren musikalisch die Frage „Was macht man bloß mit diesem Jungen?“. Gleiches fragen wir uns, wenn es um das Thema BMW im Motorsport geht. Während an guten Tagen alles funktionieren mag (24 Stunden von Spa 2016), gibt es Rennen, die schnell in eine Katastrophe münden. Am Ring lief es zuletzt sogar ausgesprochen gut – wenn die Autos durchhielten, was BMW zu einem ausgesprochen interessanten Akteur macht.

#98 Rowe Racing BMW M6 GT3
Nicky Catsburg/Richard Westbrook/John Edwards

#99 Rowe Racing BMW M6 GT3
Alexander Sims/Jesse Krohn/Connor de Phillippi/Martin Tomczyk

Auch in diesem Jahr wird Rowe Racing als BMW-Speerspitze fungieren. Dafür sorgen unter anderem die sieben (!) Werksfahrer der beiden Nennungen, die durch die Bank weg gut auf der Nordschleife sind. Mit Connor der Phillippi hat man sogar einen selbstdeklarierten Titelverteidiger in seinen Reihen, der bereits in den Vorbereitungsrennen eindrucksvoll zeigte, dass er es ernst meint. So prügelte er dermaßen bedingungslos durch den Verkehr, dass es sogar dem Team des Ring-Radios die Sprache verschlug. Dank des Siegs beim DMV 4-Stunden-Rennen ist Rowe Racing als absolut siegfähig einzustufen – es wäre jedoch der erste N24h-GT3-Sieg der Münchener. Ein möglicher Trumpf diesbezüglich könnte das neue Evo-Kit sein, welches den sturen M6 GT3 weitestgehend gezähmt haben soll.

#100 Walkenhorst Motorsport BMW Z4 GT3 (SP9-Last Generation; Pirelli)
Peter Posavac/Rudi Adams/Jörg Müller/Alex Lambertz

#101 Walkenhorst Motorsport BMW M6 GT3
Henry Walkenhorst/Jordan Tresson/Ralf Oeverhaus/Andreas Ziegler

#102 Walkenhorst Motorsport BMW M6 GT3
Augusto Farfus/Markus Palttala/Christian Krognes/Fabian Schiller

Während den ersten beiden Walkenhorst-Nennungen ein klarer Amateurgeist innewohnt, ist die #102 im Kampf um die Top 5 durchaus potent aufgestellt. Bis auf Fabian Schiller haben alle drei Piloten starke Beziehungen zu BMW und kennen den hier mit Yokohama-Pneus bestückten M6 GT3 ziemlich gut. Es empfiehlt sich somit den Rennverlauf zunächst abzuwarten und die Reifenperformance über die Distanz zu beurteilen.

Falken Motorsports

Bei Falken geht das Experiment „Zwei Autos – zwei Marken“ in das zweite Jahr und scheint weiterhin auf einem guten Weg zu sein. Im #33 Falken Motorsports BMW M6 GT3 werden Peter Dumbreck, Stef Dusseldorp, Alexandre Imperatori und Jens Klingmann ins Geschehen eingreifen, die bisher eher mäßige Ergebnisse eingefahren haben. Angesichts dessen wird man hier vorerst auf einen Sprung in die Top 10 hoffen.

Der #44 Falken Motorsports Porsche 911 GT3 R zeigte sich hingegen schon performanter und fuhr bei beiden VLN-Läufen des Jahres in die Top 3. Mit Klaus Bachler, Sven Müller, Martin Ragginger und Dirk Werner hat man zwar nicht die A-Kaderpiloten von Porsche bekommen – die sind logischerweise bei Manthey – doch alle vier gelten als sehr talentiert auf der Nordschleife. In Anbetracht dieser Ausgangslage sollte man die Boliden des japanischen Reifenherstellers Falken Tire unbedingt auf der Rechnung haben. Auf der technischen Seite ist wie immer Schnabl Engineering eingespannt.

Ferrari

Das Wochenspiegel Team Monschau setzt wie im vergangenen Jahr einen Ferrari 488 GT3 (#22) ein und wird dabei Hilfe von den Spezialisten von Rinaldi Racing erhalten. Mit Georg Weiss, Oliver Kainz, Jochen Krumbach und Christian Menzel greifen Urgesteine der Nordschleife ins italienische Lenkrad, die schon vieles auf dem Asphaltband erlebt haben und sich vor Mikrofonen nicht gerade scheu geben. Theoretisch tritt man zwar wie einige andere in einer Pro-Am-Unterdivision an, doch diese Differenzierung ist nicht ernst zu nehmen. Die Gründe dafür finden sich in unserer VLN-Saisonvorschau. Wenn alles gut verläuft, ist das Eindringen in die Top 15 mehr als vorstellbar.

Lamborghini

Ebenfalls italienisch, ebenfalls rein privat: Der #10 Konrad Motorsport Lamborghini Huracán GT3 (Michele di Martino/Christopher Brück/Matias Henkola) probiert sich zum wiederholten Male auf der rund 25 Kilometer langen Gesamtstrecke, die bislang sehr garstig zum ihm war. Somit wäre eine Zielankunft bereits eine größere Überraschung. Es wäre dem mutigen Unterfangen zu wünschen!

Mercedes

Seit dem Anbruch der GT3-Ära duellieren sich hauptsächlich zwei Marken um die Siegerehren des größten Rennens der Bundesrepublik: Audi und Mercedes-AMG. Wie man an den ausführlichen Erläuterungen zu Audi erkennen kann, war Mercedes gefordert, dieses starke Portfolio ihrerseits zu erwidern. Das ist ihnen mit vier sehr starken Werksnennungen geglückt.

#4 Mercedes-AMG Team Black Falcon AMG GT3
Maro Engel/Adam Christodoulou/Manuel Metzger/Dirk Müller

Die Nummer 4 ist de facto das „Siegerauto“ der 2016er Ausgabe und ihre Fahrer machen sie zu einem Hauptfavoriten. Im Laufe der Vorbereitungsrennen lief es immer besser und mangels BoP-Eingriffen sind anhaltend gute Leistungen bei allen AMG GT3 zu erwarten.

#5 Mercedes-AMG Team Black Falcon AMG GT3
Yelmer Buurman/Thomas Jäger/Jan Seyffarth/Luca Stolz

Hierbei handelt es sich um das Siegerfahrzeug des viel gescholtenen Qualifikationsrennens, bei dem die vier Piloten unter anderem einen Rowe-BMW niederringen mussten. Mit Buurman/Jäger/Seyffarth hat man absolute Nordschleifenexperten vereint, die mit Luca Stolz ein Talent an ihrer Seite haben. Trotz der Spezialisierung auf den Eifelkurs fehlt allen ein Erfolg beim Jahreshöhepunkt. Das könnte sich Sonntagnachmittag nachhaltig ändern.

#6 Black Falcon Mercedes AMG GT3
Hubert Haupt/Abdulasiz al Faizal/Erik Johansson/Gabriele Piana

Trotz einiger spannender Namen in dieser Besatzung ist die Nummer 6 kein Aspirant auf den Gesamtsieg. Genauer gesagt könnte sogar die Top 20 ein Problem sein, wenn die Amateure patzen oder gar verunfallen.

#11 AutoArena Motorsport Mercedes AMG GT3 (Hankook; alle anderen AMG GT3 mit Michelin)
Patrick Assenheimer/Clemens Schmid/Jeroen Bleekemolen/Raffaele Marciello

Die von HTP Motorsport eingesetzte Nummer 11 könnte viele im Laufe des Rennens überraschen, was hauptsächlich mit zwei Personalien zusammenhängt. Da wäre zum einen Jeroen Bleekemolen zu nennen: sehr erfahren, besonnen und konstant. Quasi als Gegenpol dazu fungiert der impulsiv fahrende Italiener Raffaele Marciello, der spätestens seit Spa 2017 zu den Riesen-Talenten der GT3-Szene zählt. Ihre beiden schwächeren Co-Fahrer und die Hankook-Reifen werden zwar wohl als limitierende Faktoren auftreten, dennoch sollte bei passender Pace ein gutes Ergebnis realistisch sein. Wie gut? Das werden wir spätestens Sonntag sagen können.

#16 Landgraf Motorsport Mercedes AMG GT3
Kenneth Heyer/Sebastian Asch/Edward Sandström/Tristan Vautier

Ähnlich wie bei der vorher besprochenen Besatzung liegt hier ein erstaunlich gutes Quartett vor – für ein privat eingesetztes Fahrzeug. Bis auf Sandström, Sieger der 24 Stunden 2015, assoziiert man alle Piloten als Mercedes-Kenner mit internationalem Erfolg. Wenn Landgraf mit etwas Glück durch das Rennen kommt, könnte die Top 10 in greifbare Nähe rücken.

#47 Mercedes-AMG Team Mann Filter / HTP Motorsport AMG GT3
Dominik Baumann/Edoardo Mortara/Renger van der Zande/Daniel Juncadella

#48 Mercedes-AMG Team Mann Filter / HTP Motorsport AMG GT3
Christian Hohenadel/Indy Dontje/Maximilian Götz/ Renger van der Zande

Auf dem Papier spricht sehr vieles für HTP Motorsport: Top-Piloten mit Nordschleifenerfahrung, ein favorisiertes GT3-Modell, ein gutes Team und schlussendlich eine gelungene Vorbereitung mit vielen Top-10-Ergebnissen. Doch keiner der Akteure der beiden Nennungen hat jemals den Klassiker gewonnen und auch das Team an sich wartet auf seinen ersten Erfolg. Von den Rahmenbedingungen her stehen die Chancen jedoch gut – wie für die gesamte Marke Mercedes-AMG.

Porsche

Die letzte GT3-Marke unserer Aufzählung wartet seit dem Erfolg im Jahre 2011 auf den nächsten N24h-Triumph – es wäre der erste mit einem genuinen FIA-GT3. Neben Falken Motorsports soll vor allem Manthey Racing endlich die Erlösung bringen.

#2 Team GetSpeed Performance Porsche 911 GT3 R
Steve Jans/Marek Böckmann/Lucas Luhr/Jan-Erik Slooten

Achtung, Generation YouTube aufgepasst! In der Nummer 2 werden neben dem Stammduo Jans/Böckmann auch die Ring-Police-YouTube-„Stars“ Luhr und Slooten Platz nehmen. Die Kooperation wird ohne Frage oft und ausgiebig angesprochen werden, da die Werbepartner Vodafone und JP Kraemer umfangreich präsentiert werden möchten. Liken, kommentieren und abonnieren! Prösterchen, Gigapeed! *hicks*

#17 KÜS Team75 Bernhard Porsche 911 GT3 R
Michael Christensen/Matteo Cairoli/André Lotterer/Jörg Bergmeister

Das Team des N24h-Rekordsiegers Timo Bernhard (2006, 2007, 2008, 2009 und 2011) ist noch relativ neu auf der Nordschleife und stellt daher das Lernen in den Vordergrund. Dies sollte man auch respektieren und keine voreiligen Schlüsse bezüglich der durchaus starken Fahrer ziehen. Wenn vieles schnell zusammengreift, ist ein Top-10-Resultat vorstellbar.

#30 Frikadelli Racing Team Porsche 911 GT3 R
Lance David Arnold/Alexander Müller/Wolf Henzler/Matt Campbell

#31 Frikadelli Racing Team Porsche 911 GT3 R
Norbert Siedler/Marco Seefried/Felipe Fernández Laser/Mathieu Jaminet

Klaus Abbelens Truppe hatte die letzten Jahre über vermehrt Pech und hofft in diesem Jahr, einmal gut durchzukommen. Da die Werksfahrer anderweitig beschäftigt sind, hat man mit Campbell und Jaminet zwei Porsche-Junioren im Kader, die erwartungsgemäß sehr talentiert sind. Zusätzlich dazu griff man zweifelsohne genau die Art von Piloten ab, die knapp am Status Werksfahrer kratzen – Siedler und Seefried sind absolute Paradebeispiele hierfür. Insgesamt sollten die Fanlieblinge auf ein solides Ergebnis in den Top 10 schielen. Mit guter Arbeit über die 24 Stunden hinweg rückt möglicherweise sogar die Top 5 in greifbare Nähe.

#12 Manthey Racing Porsche 911 GT3 R
Otto Klohs/Lars Kern/Dennis Olsen/Philipp Frommenwiler

#911 Manthey Racing Porsche 911 GT3 R
Kévin Estre/Romain Dumas/Laurens Vanthoor/Earl Bamber

#912 Manthey Racing Porsche 911 GT3 R
Frédéric Makowiecki/Richard Lietz/Patrick Pilet/Nick Tandy

Während für die Nummer 12 die Logik zu den Frikadelli-Porsches übernommen werden kann, sind die beiden “Grellos” quasi zum Siegen verdammt. Sie sind mit den besten Fahrern des Hauses Porsche besetzt und waren bei den Vorbereitungsrennen gut unterwegs – die #911 gewann beispielsweise die Westfalenfahrt. Die Manthey-Maschinen schienen in den letzten beiden Ausgaben jedoch verflucht zu sein, da eine Katastrophe die nächste jagte. Dies soll sich nun endlich ändern, was Porsche mit ordentlich Budget aus dem Hintergrund anschieben soll. Aber die Nordschleife lässt sich ja bekanntlich nicht bestechen.

SP-X – Die Chancen der Exoten

Gleich vorweggenommen: Sie sind wohl eher klein.
Da ist zum einen der #35 GTronix 360 Team mcchip-dkr Renault R.S.01 (Dieter Schmidtmann/Heiko Hammel/Kuno Wittmer), der bis auf Wittmer von Amateuren pilotiert wird. Der ehemalige Cup-Renner zeigte sich bislang als anfälliges Auto am Ring, das zudem zwar agil ist, dabei aber auch mal etwas anspruchsvoll daherkommt.

Der #705 Scuderia Cameron Glickenhaus SCG003c geht in sein wahrscheinlich letztes Jahr auf der Nordschleife, bevor 2019 der Nachfolger an den Start rollen wird. Mit Thomas Mutsch, Franck Mailleux, Andreas Simonsen und Jeff Westphal werden altbekannte Fahrer die Stints übernehmen und dabei auf ein gutes Ergebnis hoffen. Der enorme Aufwind der letzten Ausgabe, in der beide Prototypen schlussendlich doch in Probleme geraten sind, ist mittlerweile abgeflacht. Ein wirkliches Top-Ergebnis wäre angesichts der Übermacht der hier heimischen Konkurrenz sehr überraschend. Aber bei den Verrückten um Glickenhaus weiß man bekanntlich nie, was man bekommt.

Abschließende Worte

Letztere Weisheit gilt natürlich auch für die 24 Stunden an sich:
Grau ist im Leben alle Theorie, aber entscheidend ist auf’m Platz (oder halt auf der Rennstrecke)! – frei nach BvB-Legende Adi Preißler

Ich hoffe, dass Euch meine Vorschau zumindest eine Vorstellung von dem gab, was in der Spitze auf uns zukommen wird. Später veröffentlicht der Kollege Max noch einen Text zum Phänomen „24 Stunden auf dem Nürburgring“, in welchem er die diesjährige Starterliste nach spannenden Geschichten durchsucht und einen Blick in die Entwicklungen der letzten Jahre wirft. Für die ab heute startende Action auf der Strecke seid Ihr wie immer auf unsere TV/Stream Zeiten verwiesen.

Bilderquelle / Copyright: Audi; Daimler; Felix Töllich (Danke!); FIA WEC

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