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Tourenwagen-Report: WTCR auf der Nordschleife und DTM in der Lausitz

von Max Albrecht
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Die WTCR bot drei enttäuschende Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife am letzten Wochenende. Für die DTM wird es zudem ernst am kommenden Wochenende, denn die Zuschauer haben hohe Erwartungen.

Photo Florent Gooden / DPPI

Bisher war das Gastspiel auf der Nordschleife immer das Saisonhighlight der FIA WTCC und daher erwartete ich auch letztes Wochenende gute Rennen der FIA WTCR. Am Ende wurden es drei durchschnittliche Rennen, an die man sich in der Zukunft nicht mehr erinnern wird. Größtes Problem waren die fehlenden Überholmanöver, denn selbst auf der Döttinger Höhe konnte man aus dem Windschatten nicht überholen. Zudem gab es teilweise extreme Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Herstellern und die Fahrzeuge von Honda konnten im Windschatten nicht mit den TCR von Audi und Hyundai mithalten. Zudem wurde das Wochenende wieder einmal von wenigen Herstellern dominiert und es zeichnet sich ab, dass Hyundai trotz der Zusatzgewichte die dominierende Marke bleibt. In der Meisterschaft befinden sich die Hyundai-Fahrer auf den ersten vier Rängen, doch zumindest die Reihenfolge zwischen den Hyundai-Piloten hat sich dieses Wochenende geändert.

Photo Francois Flamand / DPPI

Nachdem Gabriele Tarquini stark in die Saison gestartet ist, waren die Läufe auf der Nordschleife der Tiefpunkt seiner Saison. Im letzten Rennen konnte er aufgrund einer Beschädigung am Fahrzeug nicht starten und in den anderen beiden Rennen kam er nicht ins Ziel. Im zweiten Rennen verunfallte er und verletzte sich leicht, nachdem es zu einem Kontakt mit Gordon Shedden kam. Größter Profiteur war Yvan Muller, der einen Sieg erzielen konnte, einen dritten Rang und zudem einmal Vierter wurde. Damit liegt er 19 Punkte vor Tarquini in der Gesamtwertung und er führt erstmals seit 2013 die WTCC/WTCR an.

Photo Francois Flamand / DPPI

Die größte Überraschung war für mich der dominante Sieg von Esteban Guerrieri im zweiten Lauf. Auch der zweite Platz von Pepe Oriola war nicht zu erwarten. Dies zeigt aber auch auf, dass es sehr schwer ist, auf der Nordschleife zu überholen, denn beide Fahrer waren im Qualifying noch drei Sekunden hinter den Führenden. Zudem sahen wir im zweiten Rennen zum ersten Mal ein Podium ohne einen Hyundai-Fahrer. Der Audi-Werkspilot Frédéric Vervisch konnte sich einen dritten Platz sichern und im letzten Lauf sollte er sogar Zweiter werden. Dies lag sicherlich auch an der guten Höchstgeschwindigkeit der Audis, die besonders auf der Döttinger Höhe ein Vorteil war. Eine weitere Überraschung war Benjamin Lessennes mit einem vierten Rang im letzten Lauf.

Photo Clement Marin / DPPI

Das Hauptrennen konnte Thed Björk gewinnen und seinen Abstand auf Tarquini damit auf fünf Punkte verringern. Durch das gute Wochenende von Muller liegt er jedoch wieder 25 Punkte hinter dem Gesamtführenden. Etwas enttäuschend verlief das Wochenende für Norbert Michelisz, mit einem vierten und einem fünften Rang. Somit kann er nicht mit Muller und Björk mithalten, sodass er 35 Punkte in der Gesamtwertung zurückliegt. Auch Rob Huff konnte zweimal das Rennen nicht beenden und ein dritter Platz im ersten Rennen ist sein Highlight. Ähnlich erging es René Rast, der mit dem sechsten Rang ins Wochenende gestartet ist. Im zweiten Rennen kollidierte er bereits in der zweiten Kurve mit Huff und konnte aufgrund der Beschädigungen auch nicht mehr im letzten Rennen starten. Bester Nicht-Hyundai-Pilot bleibt Yann Ehrlacher bei 46 Punkten Rückstand auf Muller.

Bereits dieses Wochenende fährt die Serie in Zandvoort. Leider ist es kaum möglich, auf der Naturstrecke zu überholen und auch die Hyundai sollten wieder dominieren. Bekanntester Gaststarter ist Prinz Bernhard van Oranje und man erwartet 100.000 Zuschauer. Zusätzlich wird es spannend, ob noch ein Konkurrent für die Hyundai heranwächst oder ob diese die ganze Saison dominieren. Das Einschalten dürfte sich also trotzdem lohnen und wir werden vor den Rennen in Villa Real wieder über die WTCR berichten.

Rennen 1
Rennen 2
Rennen 3
Gesamtwertung

DTM

Am vergangenen Wochenende war der DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck Gastkommentator im Vodafone-Stream und sprach über die DTM. Natürlich fand auch er die ersten beiden Rennen überragend und zudem kritisierte er die Medien, dass sie zu viel Negatives über die DTM schreiben und deswegen die Zuschauer nicht an die Strecke kommen. Hierbei muss ich sagen, dass aus meiner Sicht viele Medien eher zu positiv über die DTM berichten und beispielsweise nur wenige über das sehr schwache Rahmenprogramm berichten. Das beste/schlimmste Beispiel dürfte die Speedweek sein, die Überschriften hatte wie „Geil, pervers, grotesk: Die kuriose Situation der DTM“ und sich fragte, wie das „epische Rennen“ möglich war. Natürlich wurde der Funkspruch von Timo Glock auch abgefeiert und direkt zum „Kult-Funkspruch„. Ansonsten veröffentlichte man auch gerne den wahnsinnig unpassenden MotoGP-Vergleich von Gerhard Berger. Normalerweise veröffentlicht Speedweek nur die Presseinformationen der Hersteller und verkauft diese dem Leser als Eigenleistung. Kritischer Journalismus sieht dann doch irgendwie (ganz) anders aus.

Etwas kritischer berichtet Motorsport-Total.com, doch der Schwerpunkt liegt zumeist auf News. Dies halte ich für komplett legitim und in den Kolumnen ist man weder besonders positiv, noch besonders negativ und bietet eine ausgeglichene Berichterstattung. Auch andere Magazine und Internetseiten berichten aus meiner Sicht nur selten negativ über die DTM und wenn, geht es um den Ausstieg von Mercedes-Benz. Über die relative Erhöhung der Ticketpreise sowie das fehlende Rahmenprogramm berichten keine Medien. Auch das Grundkonzept der DTM wurde nur selten kritisiert und so bleibt die Aussage von Stuck für mich unverständlich. Die ersten beiden Rennen der DTM waren gut, doch das Rahmenprogramm bleibt für mich das größte permanente Problem. Viele Motorsportfans kommen nicht an die Strecke, wenn sie nur drei oder vier Rennen an einem Tag sehen und zudem die Ticketpreise deutlich über denen des ADAC GT Masters liegen.

Passend zu der Einleitung fährt die DTM auch nicht mehr zusammen mit der ADAC GT Masters und IDM Superbike am Lausitzring. Stattdessen können wir uns auf 12-14 Audi R8 LMS GT4 im Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup, die ADAC Formel 4 und ein einziges Rennen der Tourenwagen Classics freuen. Damit finden jeweils an beiden Tagen vier Rennen über einen Zeitraum von 6-7 Stunden statt. Im letzten Jahr hatte man zumindest noch den Porsche Carrera Cup, der zu den besseren Markenpokalen gehört. Der Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup ist einfach nur langweilig, bietet kaum professionelle Fahrer und weder Überholmanöver noch Spannung. Im nächsten Jahr wird zudem die Formel-3-Europameisterschaft im Rahmen der Formel 1 ausgetragen und damit werden die Probleme nicht kleiner.

Dieses Jahr fährt man auf der längeren Variante des Lausitzrings. Dadurch wird die Gerade nach Kurve 5 länger und bietet am Ende eine Überholmöglichkeit. Für mich ist es eine positive Veränderung und vielleicht sehen wir auch zwei gute Rennen. In den letzten Jahren waren die Rennen jedoch nur selten aufregend, auch wenn es immer mal wieder positive Überraschungen gab. Den Rundenrekord für die alte Variante hält momentan René Rast und er gehört für mich wieder zu den Favoriten. Die Audi sind wohl am stärksten benachteiligt durch die Veränderung der Aerodynamik und besonders im Qualifying hat man noch Probleme. Ich bin aber optimistisch und denke, dass man diese Probleme bald beheben kann.

Die aktuellen Rekordsieger am Lausitzring sind Jamie Green und Gary Paffett mit jeweils drei Siegen. Für beide Fahrer sehe ich am Wochenende keinen vierten Sieg, auch wenn Paffett auf dem zweiten Rang in der Gesamtwertung liegt, mit nur einem Punkt Rückstand auf Glock. Ein überzeugendes Comeback gab Pascal Wehrlein und ihn muss man daher auch als möglichen Favoriten am Lausitzring sehen. Auch Lucas Auer sehe ich durchaus mit Siegchancen, nachdem er in den letzten Jahren schon stark auf der Strecke war. Als Tabellenführer kommt Timo Glock in die Lausitz und immerhin 26 Punkte liegt er vor dem Drittplatzierten in der Gesamtwertung.

Insgesamt ist es aufgrund der Regeländerungen wahnsinnig schwer, einen Favoriten zu benennen. Das ist etwas sehr Gutes, denn prinzipiell sehe ich 15 Fahrer mit Siegchancen und so ein großes Favoritenfeld gibt es wohl in keiner anderen Serie. Daher möchte ich aber auch auf einen Siegtipp verzichten und einfach das Wochenende abwarten. Sat.1 überträgt wieder ab 13:00 Uhr am Samstag sowie Sonntag und um 13:30 Uhr werden die Rennen gestartet. Die Trainings gibt es zudem im YouTube Stream und Qualifying sowie Rennen bei ran.de. Alle Zeiten der DTM und der Rahmenserien findet ihr in unseren TV-Zeiten.

Gesamtwertung

Bilder: Audi; FIA WTCR

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1 Kommentare

nona 17 Mai, 2018 - 10:08

Timo Glock stiess ja zuletzt in ein ähnliches Horn vom Typ „Kritik zu negativ“ und kam dabei rüber wie einer der auf eine Autobahn auffährt und sich über all die Geisterfahrer wundert die ihm plötzlich entgegenkommen. Manche Leute wollen es einfach nicht kapieren. Ich finde es gut wie er gemeinhin kommentiert, mit eher klarer Aussage und Meinung, aber er ist öfters mal der irrigen Ansicht, eine Meinung zu haben sei das gleiche wie mit dieser Meinung richtig zu liegen. Ein Funke mehr Demut täte ihm eventuell mal ganz gut.

Re: Speedweek und Co.: ich denke, Sportjournalismus allgemein und Motorsportjournalismus ganz besonders ist in keinem guten Zustand. Kritisch-objektive Berichterstattung und realistische faktenbasierte Einordnung muss man oftmals mit der Lupe suchen, sowas findet fast nur in wenigen Printpublikationen und einigen privaten Blogs (wie diesem) statt. Besonders Online ist ein Trauerspiel, es geht weitgehend nur um Clickbait-Schlagzeilen und um das Heraushauen einer bestimmte Schlagzahl an täglichem Content, die inhaltliche Qualität wird dadurch sehr sehr dünn ausgebügelt. Das ist kein spezielles Speedweek-Problem, aber es stimmt schon dass die Speedweek mitunter erstaunlich amateurhaft geschrieben und arg meinungsgefärbt rüberkommt.

Wer wie Berger MotoGP-Vergleiche anstellt, wird übrigens nicht daran vorbeikommen, auch Vergleiche in Sachen Herangehensweise an die Ausübung des Sports zulassen zu müssen. Damit meine ich vor allem den Sicherheitsaspekt. Würde Motorradsport mit einer ähnlichen vorsichtsbasierten kneejerk-Attitüde ausgeübt wie die FIA sie bei der völlig überzogenen und destruktiven Einführung des Scheiss Halo gezeigt hat, gäbe es längst keinen Motorradsport mehr.

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