Home TourenwagenDTM DTM: Analyse Lausitzring 2018 – Was ist denn mit Audi los?

DTM: Analyse Lausitzring 2018 – Was ist denn mit Audi los?

von Max Albrecht
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Nach den Läufen am Hockenheimring war das Kräfteverhältnis noch unklar, doch inzwischen setzen sich BMW und Mercedes-Benz von Audi ab. Am Lausitzring war im ersten Rennen kein Audi-Fahrer in den Punkterängen und in der Markenwertung liegt man 160 Punkte hinter Mercedes-Benz.

Bereits im letzten Jahr hatten besonders Mattias Ekström und Mike Rockenfeller das Problem, dass sie im Qualifying keine guten Zeiten fahren konnten und dadurch mussten sie von den hinteren Startplätzen ins Rennen gehen. In diesem Jahr scheint dieses Probleme alle Audi-Piloten zu betreffen und möglicherweise liegt es am Zusammenspiel zwischen Fahrzeug und Reifen. Im Rennen können die Audi RS5 DTM am längsten gute Rundenzeiten auf den Reifen fahren und dadurch sind deutlich längere Stints möglich. Dies zeigte am Wochenende Jamie Green im zweiten Rennen, nachdem er in der ersten Runde seinen Pflichtboxenstopp absolvierte und bis zum Ende konkurrenzfähig mit den gebrauchten Reifen war. Die Schlussfolgerung könnte lauten, dass der Audi RS5 DTM im Qualifying die Reifen nicht ins richtige Temperaturfenster bekommt. Ob diese These stimmt sehen wir möglicherweise schon am Hungaroring, denn hier sollten wir zwei Rennen unter sehr heißen Bedingungen sehen. Damit sollte Audi einen Vorteil haben und eventuell kann man den ersten Saisonsieg einfahren. Am Lausitzring waren es jedoch BMW und Mercedes-Benz, die den Sieg unter sich ausmachten.

Rennen 1
Die Pole Position konnte sich Lucas Auer mit nur 7/1000 Sekunden Vorsprung vor Philipp Eng sichern. Aus der zweiten Startreihe gingen Bruno Spengler und Pascal Wehrlein in das Rennen und auf dem fünften Startrang qualifizierte sich Timo Glock. Direkt am Start begann auch schon ein katastrophales Rennen für Audi. Durch Probleme mit der Kupplung blieb Nico Müller stehen und Jamie Green konnte nicht ausweichen. Beide Fahrzeuge waren schwer beschädigt und die Einzelteile waren auf der Strecke verteilt, sodass es eine 15 minütige Safety-Car-Phase gab. Green trägt übrigens keine Schuld an diesem Unfall, da die Streckenposten keine gelbe Flagge gezeigt haben. Bevor das Safety Car rausgeschickt wurde, konnte sich Glock an Wehrlein vorbeischieben und lag damit bereits auf dem vierten Rang. Auch erwischte Spengler einen besseren Start als Eng und übernahm den zweiten Platz.

Der Restart verlief zumindest in der ersten Kurve ruhig, doch im Infield kam es zum Kontakt zwischen Loic Duval und Rene Rast. Durch diesen Kontakt drehte sich Rast aufs Gras, blieb an einer Grasnarbe hängen und überschlug sich. Hierbei verhakte sich sein Fahrzeug  im Gras und das Dach des Audi RS5 DTM wurde losgelöst. Für mich ist es etwas verwunderlich, dass ein DTM Fahrzeug so stark beschädigt wird bei einem Unfall dieser Art. Durch das Loslösen des Dach konnten zudem Steine in das Fahrzeug eintreten und diese hätten Rast verletzten können. Glücklicherweise konnte er jedoch ohne größere Verletzungen aus seinem Audi RS5 DTM aussteigen. Für das Rennen am Sonntag bekam er keine Startfreigabe und wahrscheinlich hätte man das Fahrzeug auch bis Sonntag nicht reparieren können. Für Duval war nach dieser Kollision das Rennen auch beendet und dadurch waren bereits vier der sechs Audis aus dem Rennen. Das Rennen wurde mit einer roten Flagge unterbrochen und erst 20 Minuten vor Schluss wieder aufgenommen.

In den letzten 20 Minuten mussten auch alle Fahrer ihren Pflichtboxenstopp absolvieren, sodass es hier keine großen Unterschiede gab. Aus der Spitzengruppe gingen als erstes Bruno Spengler und Philipp Eng an die Box. Nur eine bzw. zwei Runden später absolvierten auch Lucas Auer und Timo Glock ihren Boxenstopp und sie konnten zunächst vor Spengler und Eng bleiben. Durch das DRS konnte Eng jedoch vorbei an Spengler, der auch keine Gegenwehr leistete. Vom siebten Rang ging Edoardo Mortara in das Rennen und dieser kam erst zehn Minuten vor Schluss in die Box. Sein großes Glück war, dass die Fahrer hinter ihm sich duellierten und dadurch Zeit verloren. Überraschenderweise konnte Mortara nach dem Boxenstopp die Spitzenposition behalten. Im Kampf um den zweiten Rang gab es einen Überholversuch von Glock gegen Auer, doch dieser scheiterte und Eng konnte als Profiteur an beiden vorbeigehen. Anschließend überholte Eng auch noch Mortara, jedoch konnte dieser dank DRS einen Konter setzen und sich die Spitzenpositionen wieder zurückholen. In der vorletzten Runde wurde Eng auch noch von Glock auf der Start-Ziel-Geraden überholt.

Etwas überraschend ging der Rennsieg an Edoardo Mortara vor dem neuen Tabellenführer Timo Glock. Über seine erste Podiumsplatzierung in der DTM konnte sich Philipp Eng freuen und bester Audi-Pilot war Mike Rockenfeller auf dem elften Rang. Für Pole-Setter Lucas Auer wurde es der vierte Platz und sein Teamkollege sowie ehemaliger Tabellenführer Gary Paffett kam auf dem neunten Rang ins Ziel.

Ergebnis Rennen 1

Rennen 2

(Photo by Hoch Zwei)

Für das zweite Rennen konnte sich Philipp Eng die Pole Position sichern. Neben ihm ging Pascal Wehrlein aus der ersten Startreihe in das Rennen. In der zweiten Startreihe standen Gary Paffett und Marco Wittmann. Am Start konnte Eng seine Führung verteidigen, jedoch sieht man schon früh das sein Wagen nur wenig Grip hat. Hierdurch konnte Wehrlein dranbleiben und sogar ein Überholmanöver versuchen, welches jedoch nicht funktioniert und Paffett kann an beiden Piloten vorbeigehen. Durch DRS gingen auch Wehrlein und Wittmann schnell an Eng vorbei, der auf Start-Ziel bereits vor dem Anbremspunkt überholt wurde. Bereits nach kurzer Zeit konnten sich Paffett und Wehrlein deutlich lösen und bis zum Boxenstopp einen Vorsprung herausfahren. Im Mittelfeld gab es viele Duelle, aber leider vergab die Rennleitung viele Verwarnungen für das Abdrängen von Konkurrenten. Hier kann man durchaus kritisieren, dass es zu viele Verwarnungen gab und Edoardo Mortara musste sogar zweimal seinen Platz zurückgeben.

(Photo by Hoch Zwei)

Eine ungewöhnliche Strategie hatte Jamie Green, der bereits nach der ersten Runde seinen Boxenstopp absolvierte. Am Ende wird er mit einem mit dem sechsten Platz belohnt, nachdem er vom 16. Rang ins Rennen gestartet ist. Die anderen Piloten gingen ab der 15. Rennminute in die Box und die letzten kamen nach 35 Minuten rein. Insgesamt war der Unterschied zwischen gebrauchten und neuen Reifen kleiner als noch in Hockenheim und dadurch wurde der Reifenfaktor kleiner. Als erster aus der Spitzengruppe kam der Führende Gary Paffett nach 20 Minuten in die Box und damit zwei Runden vor Pascal Wehrlein. Dieser konnte den späteren Stopp aber nicht nutzen und Paffett blieb vorne. Noch eine Runde später absolvierten auch Marco Wittmann und Philipp Eng ihren Boxenstopp. Der Boxenstopp von Wittmann war optimal, sodass dieser an Wehrlein vorbeiging. Zusätzlich konnte Wittmann pro Runde 0,3 Sekunden auf Paffett aufholen, jedoch reicht es am Ende nicht mehr für ein Überholmanöver. Seine Markenkollege Eng hatte weiterhin mit dem Fahrzeug zu kämpfen und beendete das Rennen auf dem siebten Rang. Ansonsten gab es im Mittelfeld viele Kämpfe, doch wenig Erwähenswertes. Der Sieg ging an Gary Paffett vor Marco Wittmann und Pascal Wehrlein.

Ergebnis Rennen 2

Beobachtungen
Das DRS ermöglichte viele Überholmanöver in Kurve 1 doch gab es hier ein großes Problem. Die Nutzungsdauer des DRS ist nicht beschränkt und daher aktivieren es die Fahrer bereits bei der Einfahrt zur Steilkurve. Somit haben die Fahrer mit DRS eine deutlich höhere Endgeschwindigkeit und können schon vor dem Bremspunkt überholen und die Überholmanöver sind unspektakulär. Ähnliches gab es schon vor der Spitzkehre am Hockenheimring, die jedoch einen Konter ermöglichte. Am Lausitzring waren die Kontermöglichkeiten beschränkt und viele Überholmanöver waren ein einfaches vorbeifahren. Möglicherweise sollte man über DRS Zonen nachdenken, da sonst der hinterherfahrende Pilot einen zu großen Vorteil hat.

Enttäuschend war auch wieder das Rahmenprogramm am Lausitzring. Im Audi Sport Seyffarth R8 LMS Cup starteten zwölf Audi R8 LMS GT4 und wenig überraschend war das Rennen unspektakulär. Drei durchschnittliche Rennen zeigte die Formel 4, die aber auch nur wenig Zuschauer an die Strecke locken dürfte. Nur drei Fahrzeuge aus der ITC-Ära gab es bei der Tourenwagen Classics und ansonsten war das Starterfeld vor allem mit STW Fahrzeugen und älteren Tourenwagen bestückt. Das Rennen am Sonntag war nur wenig spannend, da die Leistungsdichte gering ist und teilweise gab es sehr merkwürdige Szenen. Beim Start wurde das Safety Car überholt auf der Strecke und beim Restart war kein Fahrzeug hinter dem Safety Car. Auch die Hersteller in der DTM hatten wohl nur wenig Interesse und nur Audi hat eine Hospitality an der Strecke aufgebaut.

Weiterhin gibt es keine Zuschauerzahlen von der Strecke, aber immerhin haben wir die Einschaltquoten von Sat.1. Am Samstag hatte das Rennen nur 470.000 Zuschauer und dies dürfte die niedrigste Einschaltquote der DTM seit 2000 sein. Am Sonntag erreichte man immerhin 630.000 Zuschauer und befindet sich damit noch auf einem mittelmäßigem Niveau. Die Zuschauerränge sahen leerer aus als noch in den vergangen Jahren, aber Schätzungen fallen schwer. Zumindest dürfte man unter dem Wert von 2017 und 2016 liegen.

Weiter geht es für die DTM in zwei Wochen am Hungaroring.

Gesamtwertung

Fotos: Audi, BMW, DTM, Daimler

Schaeffler Audi RS 5 DTM #99 (Audi Sport Team Phoenix), Mike Rockenfeller
Aral Ultimate Audi RS 5 DTM #4 (Audi Sport Team Abt Sportsline), Robin Frijns
DTM, 2018, Lausitzring. Mercedes-AMG Motorsport DTM Team, DTM, Gary Paffett, Mercedes-AMG C 63 DTM DTM, 2018, Lausitzring. Mercedes-AMG Motorsport DTM Team, DTM, Gary Paffett, Mercedes-AMG C 63 DTM
(Photo by Hoch Zwei)
(Photo by Hoch Zwei)
Lausitzring (GER) 20th May 2018. BMW Motorsport, Race 04, Philipp Eng (AUT) SAMSUNG BMW M4 DTM.
Lausitzring (GER) 20th May 2018. BMW Motorsport, Race 04, Timo Glock (GER) DEUTSCHE POST BMW M4 DTM.

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2 Kommentare

nona 23 Mai, 2018 - 10:35

Rasts Audi konnte sich so zerlegen weil DTM-Autos naturgemäss lediglich eine schlabbrige Silhouetten-Karosse auf einem Sicherheitsrahmen sind. Wenn sowas mal durch einen Roller oder Überschlag in Erde „greift“, gerade bei der wohl ziemlich trocken-staubigen Erde dort, dann wird es abgerissen. Der Überschlag an sich war (wie die meisten Überschläge) ein eher harmloser der Sorte „dumm gelaufen“ und sah durch all den Staub wilder aus als er de facto war.

(Drinking Game für das nächste Rennen: jedesmal Prost wenn jemand den Hungaroring wieder falsch „Ungaroring“ nennt…)

push2pass 24 Mai, 2018 - 20:47

Ein paar Worte von mir (Freitag und Samstag vor Ort):

Zwei Neuerungen dieses Jahr waren kostenfreies Parken und ein Shuttle-Bus vom Parkplatz zum Eingang (den ich aber nicht genutzt habe ;-) ).

Das Rahmenprogramm war nun deutlich unspektakulärer im Vergleich zu den letzten „Festival“-Jahren. Ich fand es noch ok, bei einigen anderen DTM-Läufen wird weniger geboten und die Tourenwagen-Klassiker auf der Strecke und im Paddock zu erleben war mal etwas Neues.

Das Fahrerlager gestaltete sich dadurch übersichtlicher, zudem auch das geringere Aufgebot der Hersteller beigetragen hat (Ich bin sowieso kein Fan von den großen Palästen der vergangenen Jahre gewesen). Audi trat an mit einer 2-stöckiger Hospitality und daran anliegender kleiner Fanzone, Mercedes komplett ohne irgendetwas (außer vielleicht dem kleinen Stand an den Taxifahrt-Zelten) und BMW mit richtiger „Erlebniswelt“ und einem etwas größerem Hospitality-Zelt.

Der Audi R8 Cup bot zumindest am Samstag mehr als erwartet, auch wenn ich das Rennen trotzdem als nichts besonderes einstufen würde. Beim ersten Lauf der F4 lief es etwas unglücklich mit der Ölspur und dem resultierenden Sandkasten-Treff (das dritte F4-Rennen war am besten). Insgesamt macht sich hier meiner Meinung nach die kleinere Fahrzeuganzahl zu den Vorjahren bemerkbar.

Das erste DTM-Rennen war nun sehr verkürzt aufgrund der langen Gelbphase und dem Weiterlaufen der Zeit bei roter Flagge ohne diese wieder aufzuaddieren. Immerhin sah man zwei Double-File-Restarts und in der übrigen Zeit gute Rennaction.
Ich finde den DRS Mess- und Aktivierungspunkt könnte man auf eine andere Stelle verlegen, da man aktuell nach Überholen auf der Start-Ziel-Gerade noch 3x DRS nutzen und sich somit noch einen großen Vorteil verschaffen kann. Es bietet sich z.B. Kurve 3 an, da könnte der, der überholt wurde, direkt auf den Gegengeraden und im Infield wieder DRS nutzen um dran zu bleiben. Grundsätzlich betrifft dies ebenso andere Strecken mit guter Überholmöglichkeit am Ende der Start-Ziel-Gerade.

Ich stimme zu, die Anzahl der Zuschauer fiel geringer aus gegenüber den letzten beiden Jahren. Ich würde die Zahl ungefähr auf das Niveau vom ersten Wochenende in Hockenheim tippen. Als Grund neben dem Rahmenprogramm könnte auch der Termin an Pfingsten ein Rolle spielen, an dem der Nicht-Motorsport-Verrückte schon etwas anderes geplant hatte, zumal die Karten erst spät erhältlich waren.

Die BMW-Fahrer schienen recht beliebt zu sein und den größten Applaus gab es für Rast, nachdem er aus seinem verunfallten Auto ausstieg.

Die Nutzung des Grand-Prix-Kurses ist eine gute Entscheidung gewesen und positiv hervorzuheben.

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