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Formel Eins: Analyse GP von Frankreich 2018

von DonDahlmann
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Mit einem neuen Motor gelang Mercedes ein ungefährdeter Sieg in Frankreich. Für Ferrari wurde das Rennen fast zum Debakel.

Viel wurde vor dem Rennen spekuliert. Ist das Motoren-Upgrade von Mercedes fertig, nachdem man den Einsatz des Motors in Kanada verschieben musste? Hatte man in Brixworth die Zuverlässigkeitsprobleme des neuen Upgrades in den Griff bekommen? Mercedes sagte am Freitag zunächst gar nichts und verpasste auch den anderen Mercedes-Teams einen Maulkorb. Erst nach dem zweiten Training gab Mercedes zu, dass der neue Motor in allen Fahrzeugen, die von Mercedes beliefert werden, eingebaut war. Zumindest beim Mercedes Team konnte man aber auch problemlos sehen. Der Abstand zum Rest des Feldes war enorm. Was sich dann auch in der Quali zeigte, allerdings konnte auch Ferrari zulegen, die an diesem Wochenende aber nicht so gut drauf waren.

Nach der Quali, mit beiden Mercedes in der ersten Reihe, war die Sache eigentlich klar. Der neue „Partymode“ beim Mercedes bringt offenbar deutlich mehr Leistung und so mit hat Mercedes im Duell mit Ferrari wieder nachgelegt und diese scheinbar überholt. Allerdings lag der Kurs von Paul Ricard dem Mercedes auch besser, als dem Ferrari. Schaut man sich die Sektorenzeiten an, gewann Mercedes die Zeit nicht im zweiten Sektor mit der langen Mistral Geraden. Da war man mit Mercedes gleichauf. Aber man verlor in den beiden anderen Sektoren deutlich. Was darauf hindeutet, dass Mercedes in Paul Ricard mit dem neuen Motor etwas mehr Flügel fahren konnte.

Das Rennen lief dann für Ferrari auch nur so mittel. Vettel verbremste sich auf der schmutzigeren Innenseite des ersten Kurve nach dem Start und rutschte Bottas ins Auto, der sich drehte. Vettel zerstörte dabei seinen Frontflügel und sorgte zudem dafür, dass das halbe Feld aneinander geriet. Der nachfolgende Unfall zwischen Gasly, Grosjean und Ocon (ausgerechnet die drei Franzosen in Frankreich) zog eine SC-Phase nach sich. Glück für Vettel, der so wenig Zeit verlor und an den Box die Nase und auf Soft wechselte.

Vorne cruiste Hamilton bequem zum Sieg, während Vettel sich relativ schnell durch das Feld schnitt. Nicht mal zur Mitte des Rennens erreichte er P5 und lag damit hinter den Hamilton, Verstappen, Ricciardo, und Räikkönen. Die Frage war jetzt – was sollte man machen? Die alten Soft gingen langsam ein, nach vorne ging also eigentlich nichts mehr. Von hinten drohte aber Bottas, der sich ebenfalls von hinten durch das Feld kämpfen musste. Im letzten Drittel des Rennens konnte man sehen, wie Zeiten bei Vettel einbrachen.

Aber Ferrari hatte noch einen anderen Trumph im Ärmel: Kimi Räikkönen. Der war auf den Ultrasoft gestartet, mit denen er erstaunlich lange gute Zeiten fahren konnte. Zwar war sein durchschnittlicher Speed etwas langsamer, als der von Hamilton und Verstappen die auf den Supersoft unterwegs waren, aber auch nicht so langsam, dass er den Red Bull nicht gefährlich werden konnte. Der Finne teilte sich das Rennen perfekt ein und konnte mit Ultrasoft 33 Runden fahren. Immerhin eine Runde länger als der führende Brite. Dazu kam, dass Ferrari Räikkönen dann auf die Supersoft setzen konnte, während die Red Bull deutlich früher auf die Soft gesetzt hatten.

Um ein Haar hätte Räikkönen dann auch Verstappen geschnappt, aber für den Niederländer reichte es vorne zu bleiben. Bei Ricciardo sah es anders aus. Den schnappte sich der Finne dann später auf der Geraden relativ problemlos, nachdem Ferrari den Finnen auch an Vettel vorbei gelotst hatte.

Blieb Bottas als Gefahr für Vettel auf P5, aber das erledigte sich von selbst. Mercedes holte Bottas rein, weil die Lauffläche der Soft wohl laut Mercedes sehr dünn wurde. Da es bei seinem Stopp ein kleines Problem gab, hatte Vettel plötzlich viel Luft nach hinten und wechselte ebenfalls die Reifen. Aber der Weg zu Ricciardo war doch zu weit.

Im Mittelfeld entwickelte sich ein wie immer enges Rennen. Im Tumult der ersten Runde hatte es Ocon und Gasly erwischt, dafür hatte sich Magnussen nach vorne gearbeitet. Mitten im Trubel auch: Charles Leclerc, der in der Quali den Sauber auf P8 gesetzt hatte. Der Monegasse hielt sich vorne um kämpfte mit Sainz, Magnussen und später Hülkenberg. Aber der Sauber hielt sich gut, auch als Bottas und Vettel an ihm vorbei waren. Er fuhr, mal wieder, nicht nur ein schnelles, sondern auch ein sehr kluges Rennen und landete am Ende erneut in Punkten (P10).

Renault sah eigentlich gut sortiert aus, quasi „best of the rest“. Sainz hielt sich im Rennen lange auf P5, nach dem er das restliche Mittelfeld ein bisschen abgeschüttelt hatte. Aber am Ende hatte er Pech, als seinem Motor plötzlich die Leistung weg ging. Er musste dann noch Bottas und Magnussen passieren lassen. Bei Hülkenberg lief es schon in der Quali zäh, er verpasste Q3 und startete von P12. Im Rennen lief es besser, aber er musste sich hart nach vorne kämpfen. Immerhin reichte es zu P9.

Ein Wochenende zum vergessen hatten McLaren, Toro Rosso, Force India und Williams. Bei Williams ist man das ja mittlerweile gewöhnt und offenbar findet das Team auch keine Lösung für das Problem mit dem Auto. Auffallend war die Hilflosigkeit von Stroll im Freien Training, als er mitten in einem Stint sein Team per Funk anherrschte, mal solle ihm Infos geben, was er denn am Auto einstellen soll. Und dann musste er am verregneten Samstag auch noch sein Team fragen, wo man das Regenlicht an- und abschaltet. Zugegeben, da sind viele Knöpfe am Lenkrad und Untermenüs im Display, aber das sollte man eigentlich wissen. So nach einer halben Saison.

Bei McLaren geht es seit dem Aero-Upgrade in Spanien nur noch bergab. Man blieb mit beiden Autos in Q1 hängen und im Rennen lief auch nichts zusammen. Es war eine dramatisch schlechte Vorstellung der Briten und Alonso war vermutlich nur deswegen nicht sauer, weil er noch den Sieg in Le Mans im Rücken hatte. Force India verlor beide Autos und Toro Rosso kam mit Hartley nicht vom Fleck.

Das nächste Rennen ist schon nächstes Wochenende. Es folgt mit Österreich noch ein High-Speed Kurs, allerdings einer ohne schnelle oder mittelschnelle Kurven. Das könnte dem Ferrari wieder besser liegen.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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