Die dritte Runde des North American Endurance Cup startet wie immer auf dem schnellen Kurs von Watkins Glen.
Der erste Blick fällt natürlich auf die BoP in den jeweiligen Klassen. Bei den Prototypen hat die IMSA allerdings kaum etwas verändert. Die Acura und Cadillac tanken nun zwei Liter weniger. Ob das Auswirkungen auf die Stintlängen hat, kann ich so nicht sagen, vermutlich aber eher nicht. In beiden Fällen kann man das mit einem etwas mageren Gemisch oder mehr Lift & Coast wettmachen. Vor allem letzteres ist in Watkins Glen relativ leicht, vor allem auf den bergab Passagen. Das die IMSA die LMP2 erneut nicht besser eingestuft hat, dürfte nicht gut ankommen. In Watkins Glen geht es weniger um die Aero, denn mehr um die Motorleistung. Davon hat der Gibson zwar genug, aber wie man bei allen Rennen der Saison gesehen hat, reicht es nicht für einen konkurrenzfähigen Topspeed. Da die LMP2 nichts an der Aero verändern dürfen, ist der Nachteil schon relativ groß. Fairerweise muss man allerdings auch erwähnen, dass die IMSA die DPi ebenfalls stark einschnürt.
Generell gibt es im Moment in der IMSA viele Diskussionen um die Zukunft. Die in Le Mans vorgestellten neuen Hypercar Regeln, die ab der Saison 2020/2021 zum Einsatz kommen sollen, sind in den USA nicht auf besonders viel Gegenliebe gestossen. Alle DPi Hersteller haben sich unisono für einen Verbleib der DPi auch nach 2020 ausgesprochen. Nur Ford hat Interesse daran gezeigt, dass die IMSA die Regeln des ACO übernimmt. Es sieht also nicht danach aus, als würde die IMSA die Hypercars in die USA importieren. Es ist nicht neu, dass die IMSA eigene Wege geht, die LMP1 hat man ja schon länger verbannt.
Für die IMSA macht das auch sehr viel Sinn. Die DPi sind sogar noch günstiger, als die Hypercars mit dem dem Budgetcap von 30 Millionen. KERS spielt im US-Motorsport sowieso keine Rolle. Das Interesse der US-Fans ist ja etwas anders gelagert, als der europäischen Fans. In den USA spielt der Punkt Entertainment eine größere Rolle und man lauscht halt auch lieber einem V8 als einem zischenden V6 Turbo. Die Entscheidung, die DPi weiter zu betrieben, macht also viel Sinn.
Dennoch wird man sich bei der IMSA so langsam mal was überlegen müssen, wie man mit den LMP2 umgeht. Es gab die Überlegung, die LMP2 in eine eigene Klasse zu packen und die Restriktionen der DPi etwas zu lockern. Aber das Interesse an der LMP2 in den USA lahmt. Riley und Dallara sind völlig verschwunden, es gibt nur vier Oreca und zwei Ligier, wobei der United nur den den Endurance Cup fährt. Vier bis fünf Autos in einer Klasse sind einfach zu wenig. Es macht daher den Eindruck, als wolle die IMSA die verblieben LMP2 Teams langsam dazu überreden, sich bei Cadillac mit einem DPi einzudecken.
Zum Rennen: die angesprochenen Cadillac und die Acura sollten mal wieder den Ton angeben. Letztes Jahr waren die Mazda allerdings auch sehr stark unterwegs und in diesem Jahr stellen sie sich ja deutlich verbessert dar. Ein Sieg wäre vielleicht etwas viel verlangt, aber ein Podium ist durchaus drin. Schwer einzuschätzen sind die ESM-Nissan, die enorme Formschwankungen haben. Generell scheint dem Auto aber ein Stadtkurs mehr zu liegen.
United ist ein Kandidat für die Top 5. Die haben das bei ihren bisherigen Auftritten bewiesen und sind mit Paul di Resta, Bruno Senna und Phil Hanson auch gut besetzt. Sie haben als einziges P2-Team auch zwei Platin-Fahrer im Kader.
Namhafte Auftritte gibt es von Olivier Pla (ESM), Nicolas Lapierre (ESM), Mike Conway (Whelen). Romain Dumas (Core), Rene Rast (Mazda), Nelson Panciatici (JDC) und Teilzeit Rentner Christian Fittipaldi (Action). Alle anderen Teams absolvieren die sechs Stunden mit den Stammfahrern.
GTLM
Die größte Überraschung in der LM Klasse: es gibt keine Änderung an der BoP. Seit Mid-Ohio fährt man mit den Einstellungen und offenbar ist man bei der IMSA überzeugt, dass das auch so passt. Ich hatte nach dem Sieg der Porsche in Le Mans eigentlich damit gerechnet, dass man die 911 prophylaktisch ein bisschen einbremst, weil man eventuell auf den Gedanken kommen könnte, dass die Porsche aus BoP-Gründen vor Le Mans die üblichen Sandsäcke im Auto hatten. Aber da war ich mit meiner Idee wohl alleine. Mal schauen, wie die RSR sich dann in den USA schlagen.
Weitere Änderungen gibt es in GTLM nicht, also darf man auf ein sehr spannendes Rennen hoffen.
GTD
Hier gab es eine kleine Änderung: die Acura bekommen nach den dann doch recht eindrucksvollen Auftritten zehn Kilo ins Auto gelegt. Der BMW M6 muss zwei Liter weniger tanken. Den Rest hat man gelassen, was auch eine kleine Überraschung ist. Gerade die Porsche scheinen in diesem Jahr in der GTD nicht auf der Höhe zu sein. Natürlich gibt es auch einige Gaststarter in der GTD. Zu erwähnen sind da Luca Stolz (Riley AMG), Robert Renauer (Wright Porsche), Jeff Segal (Scuderia Corse) und Adam Christodoulou (P1 AMG). Aber die meisten Teams haben auf den Einsatz eines weiteren Piloten beim Endurance Rennen verzichtet.
Los geht es am Sonntag, leider parallel mit dem F1-Rennen in Österreich. Aber das Rennen in Watkins Glen läuft ja ein bisschen länger.
Bilder: IMSA