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Formel Eins: Vorschau GP von England 2018

von DonDahlmann
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Formel Eins hat ein Heimspiel in Silverstone. Für Mercedes sieht es richtig gut aus.

Die Meldung der Woche kommt von McLaren. Am Mittwoch hat man den bisherigen Team-Chef Eric Boullier von seinen Aufgaben entbunden. Zwar heißt es in der Pressemitteilung, der Franzose habe um seine Ablösung gebeten, aber McLaren CEO Zak Brown wird dann auch mit folgenden Worten zitiert „MCL33 in 2018 has not met the expectations of anyone at McLaren […] The causes are systemic and structural, which require major change from within“. Boullier war in den letzten Wochen immer weiter in die Kritik geraten. Neben dem Problemen auf der Strecke gab es offensichtlich auch große interne Verstimmungen.

Das in die Öffentlichkeit geratene „Schoko-Gate“ war scheinbar nur eine Reihe von vielen Dingen über die die McLaren Mannschaft verstimmt war. Beim „Schoko-Gate“ hatte Boullier der Mannschaft eine Kompensation versprochen, wenn diese Überstunden macht um die in Spanien vorgestellte neue Aerodynamik fertig zu bekommen. Die Kompensation bestand dann aus einer Ladung Schokoriegel für alle. Offensichtlich hatte der Franzose den kompletten Rückhalt der Mannschaft verloren. Es wäre nicht das erste Mal, auch bei seinem vorherigen Arbeitgeber Renault gab es Gerüchte über Zerwürfnisse mit dem Team.

Ob und wer Boullier nachfolgt, ist nicht klar. Überraschenderweise hat sich Zak Brown dazu entschlossen, zunächst Gil de Ferran als neuen Sporting Director einzusetzen. De Ferran war erst im letzten Jahr zu McLaren gestossen, als diese zusammen mit Andretti den Alonso Einsatz beim Indy 500 geplant haben. Head of Performance wird Andrea Stella. Vermutlich wird Zak Brown in Silverstone selber dann die Rolle des Teamchef für die Medien übernehmen. In den nächsten Monaten soll die gesamte Managementstruktur bei McLaren überarbeitet werden. Eine Forderung, die im übrigen der bei McLaren immer noch gut vernetzte Martin Whitmarsh schon vor ein paar Wochen angemahnt hatte.

Zum Rennen: da wäre alles andere als eine deutliche Dominanz von Mercedes eine echte Überraschung. Die letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, wie gut der Mercedes auf der ultraschnellen Strecke von Silverstone funktioniert. Die langen geschwungenen Passagen, die schnellen Kurven wie Cops und Stowe sind wie gemacht für den Mercedes. Im letzten Jahr ließen sie die Ferrari um eine halbe Sekunden hinter sich, der beste Red Bull lag 1.5 Sekunden dahinter. Auf eine Runde sollten die Mercedes also auch in diesem Jahr die Nase vorne haben.

Unsicherheiten gibt es aber natürlich auch. So hat Mercedes bis heute nicht bekannt gegeben, ob die Ausfälle in Österreich Auswirkungen auf das Rennen in England haben. Bei Bottas war es wohl das Getriebe, dass aufgegeben hat, bei Hamilton war die Sache nicht klar. Sollte bei beiden ein Getriebewechsel fällig werden, müsste man fünf Startplätze nach hinten rutschen.

Ferrari kommt mit einem komplett neuen Unterboden nach England. Laut britischer Medien ist das Upgrade geplant und rein auf Silverstone zugeschnitten. Dabei geht der diesjährige Ferrari in schnellen Passagen dieses Jahr eh schon deutlich besser. Die Sektorenzeiten aus Paul Ricard haben gezeigt, dass die Ferrari im letzten Sektor, in dem jede Menge schnelle Kurven gibt, nur knapp ein Zehntel hinter den Mercedes lagen. Rechnet man dies hoch, müsste Ferrari, ohne den neuen Unterboden, also circa drei bis vier Zehntel hinter den Mercedes liegen. Wegen der sehr konservativen Reifenwahl hat Mercedes hier aber einen Vorteil.

Red Bull rechnet damit, dass man in Silverstone erneut wieder hinter Mercedes und Ferrari liegen wird. Der RB14 hat es eher mehr mit engen Streckenteilen, nicht so sehr mit den schnellen, fließenden Abschnitten. Von daher sollte man keine Wunder vom Team erwarten.

Im Mittelfeld dürfte es wie immer sehr spannend werden. Es ist sehr schwer zu sagen, wer da die Nase vorne haben wird. Haas hatte in Österreich das beste Ergebnis des Teams, in Frankreich lief aber dafür weniger gut. Wie gut der Haas auf der sehr anspruchsvollen Strecke von Silverstone bleibt abzuwarten, aber die letzten Updates scheinen gut funktioniert zu haben.

Ebenso schwierig ist die Situation bei Renault, Force India und Sauber einzuschätzen. Die Abstände zwischen diesen Teams sind so gering, dass kleinste Veränderungen viel ausmachen. Aber von den genannten Teams ist es mit Sicherheit Sauber, die den größten Schritt nach vorne gemacht haben. Startete man zu Beginn des Jahres noch mit Williams ganz hinten, erreicht man nun regelmäßig die Punkte.

Bleiben Toro Rosso, McLaren und Williams. Bei Toro Rosso wird man wegen des immer noch schwachen Honda-Motors nicht viel erwarten. Es dürfte aber interessant zu sehen sein, wie sich der Motor in Silverstone schlägt. Schwer einzuschätzen sind auch die McLaren. Das letzte Update hat nicht so funktioniert und war eher ein Schritt zurück. Allerdings hat es auch noch nicht auf einem Kurs wie Silverstone gesehen. Bleibt Williams, die weiter mit sich und dem Auto hadern. Man ist weiter auf der Suche, warum der Wagen nicht so funktioniert, wie es die Daten eigentlich belegen. Gleichzeitig strukturiert man auch intern um. Die beiden Chef-Designer durften schon vor ein paar Wochen gehen, Ersatz hat man bisher nicht geholt. Dabei gäbe es mit Jörg Zander ja jemanden, der frei wäre und der mit dem diesjährigen Sauber bewiesen hat, dass er ein gutes Auto bauen kann.

Strategie:
Soft, Medium, Hard. Da sind also die drei härtesten Mischungen am Start, was natürlich erst Mal auf eine Ein-Stopp-Strategie hindeutet. Aber so sicher sollte man sich damit nicht sein, trotz der brettharten Mischungen. Wegen der hohen Belastungen in Silverstone sind die Reifen besonders gefordert und die Zeit-Unterschiede zwischen den Mischungen sind enorm. Vor allem zwischen Medium und Soft. Daher ist es kein Wunder, dass die Teams fast alle acht Sätze Soft eingeplant haben. Dazu vier Sätze von den Medium. Theoretisch sollte man mit den Medium nach einem Stopp im ersten Drittel des Rennens zu Ende fahren können.
Aber halt nur theoretisch. Seitdem Pirelli die Lauffläche etwas dünner ausgestaltet ist das Graining wieder da. In Österreich erwischte es Mercedes und Red Bull, Ferrari kam mit den Reifen besser klar. Dazu kommt, dass es am Wochenende in Silverstone heiß werden soll. Vorausgesagt sind Temperaturen von bis zu 30 Grad, was die Streckentemperatur auf weit über 40 Grad treiben sollte. Und bei diesen Temperaturen fangen vor allem die Probleme mit Mercedes an, wie man in den vergangenen Rennen immer wieder gesehen hat. Ferrari könnte der Overcut gelingen, weil man nur einmal stoppt. Mercedes könnte das Risiko eines zweiten Stopps eingehen um am Ende auf frischen Soft eventuell vor ihnen liegende Fahrzeuge noch zu überholen. Es dürfte also durchaus spannend werden.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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