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Formel Eins: Vorschau GP von Deutschland 2018

von DonDahlmann
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Nach zwei Jahren Pause ist es mal wieder so weit: der Große Preis von Deutschland findet mal wieder statt. Es könnte aber auch das letzte Rennen für längere Zeit in Deutschland sein.

Auch wenn der Kalender stetig größer wird und Liberty Media gerne bis zu 25 Rennen pro Jahr hatte. Dass es auch in nächsten Jahr ein Rennen in Hockenheim geben wird, ist mehr als ungewiss. Der Vertrag zwischen der F1 und dem Streckenbetreiber läuft nur noch dieses Jahr, der neue Vertrag ist nicht unterschrieben. Das Rennen in Deutschland ist schon lange ein Zuschussgeschäft, bei dem das Land einspringt. Daher hätte man in Hockenheim gerne einen neuen, günstigeren Vertrag. Aber Liberty Media hat offensichtlich andere Pläne. Ein Stadtrennen in Miami steht ganz weit oben auf der Wunschliste, angeblich ist der Vertrag mit Vietnam auch schon fast unterschrieben. Aber generell hätte Liberty Media gerne mehr Auftritte der F1 in den USA, doch mit den beiden Neuzugängen ist der Kalender mehr als voll.

Die Teams mosern jetzt schon, vor allem nach dem Triple Header der letzten Wochen. Force India ließ verlauten, dass man ab 21 Rennen pro Jahr eigentlich ein zweites Einsatzteam benötigen würde. Renault Chef Abiteboul brauchte sogar ins Gespräch die Zahl der Rennen auf 15 zu reduzieren, damit die Fans interessiert bleiben. Aber mit seiner Idee steht der Franzose sehr alleine da. Für Hockenheim bedeutet das aber nichts Gutes. Zwar ist Liberty Media allein wegen Mercedes an einem Rennen in Deutschland gelegen, aber auf der anderen Seite decken die grenznahen Rennen in Spa und Österreich das Gebiet schon ziemlich gut ab.

Dazu kommt, dass die Strecke von Hockenheim jetzt nicht gerade zu den Glanzlichtern des Kalenders gehört. Sicher, Sotchi ist jetzt auch keine Kirsche auf der Sahnetorte der Formel Eins, aber es ist Russland und die zahlen halt. Einiges wird davon abhängen, wie gut besucht das Rennen am Wochenende ist und wie eng das Rennen vorne wird.

Ausgehend von den letzten Rennen und vor allem mit dem letzten Aero-Update von Ferrari aus Silverstone, dürfte die Sache wieder eng werden. Mercedes war außerordentlich geschockt, dass Ferrari nicht nur gewinnen konnte, sondern ausgerechnet auf der Paradestrecke der Deutschen auch noch gleich schnell war. Das Ferrari auf einer Runde praktisch zeitgleich war, spricht dafür, dass die Italiener in Sachen Motorleistung und Aero gleichauf sind. Beim Reifenverschleiss gibt, je nach Stecke und Reifen, sogar einen leichten Vorteil für Ferrari. Das Problem „Hitze & weiche Reifen“ wird an diesem Wochenende wieder zum tragen kommen.

Red Bull wird auch an diesem Wochenende wieder etwas Abstand haben, aber der sollte auf der kurzen Strecke nicht zu groß ausfallen. Turn 1 und Turn 2 liegen dem RB14, ebenso natürlich das gesamte Motodrom. Aber überholt wird in Hockenheim auf der Parabolica und der folgenden Gegengerade. Und da hat der Renault-Motor Probleme. Wie schon erwähnt, macht es den Eindruck, als sei der Abstand zu Mercedes und Ferrari eher gewachsen und nicht geschrumpft. Daher wundert es auch nicht, dass Red Bull gegenüber Honda für Toro Rosso und den Rest der Saison „Feuer frei“ gegeben hat. Die Japaner dürfen, wenn sie wollen, jedes Wochenende ein Upgrade und damit einen neuen Motor bringen. Der Kollateralschaden für Toro Rosso spielt da keine Rolle.

Das Mittelfeld besteht mittlerweile aus Renault, HaasF1 und Sauber. Mit gelegentlichen Gastauftritten von McLaren. Es ist enorm schwierig zu sagen, wer in Hockenheim die Nase vorne haben wird. Renault sollte die Mischung aus langsamen und sehr schnellen Streckenteilen liegen, aber Haas scheint seine Aero-Probleme ebenfalls in den Griff bekommen zu haben. Force India scheint da gerade etwas die Luft auszugehen. Was wohl auch daran liegt, dass dem Team Geld für die Weiterentwicklung fehlt. Unklar ist, ob das Team nun schon verkauft wurde, sicher ist nur, dass es 2019 einen neuen Namen haben wird. Aber das hatte Vijay Mallya sowieso geplant, weil er die indischen Wurzeln seines Teams kappen wollte.

Bei McLaren stehen in den nächsten Wochen gröbere Umbaumaßnahmen im Management auf dem Programm. Zak Brown mag ein sehr guter General als Teamchef sein (wie er auch bei United Motorsport in der IMSA zeigt), aber er ist kein Techniker. Selbiges gilt für Gil de Ferran, der defacto das Team mit Brown leitet. Was fehlt ist eine Art Ross Brawn, James Allison (Mercedes) oder Mattia Binotto (Ferrari), die beides können. Das Team im Griff behalten und die technische Entwicklung als Manager voran zu treiben. Im Moment macht McLaren keinen guten Eindruck, auch wenn die Entlassung von Boullier offenbar etwas Dampf aus dem Kessel gelassen hat. Fraglich ist aber, wie man mit dem nicht gerade gelungenen Aero-Update weiter umgehen will.

Von den Problemen die McLaren hat kann Williams nur träumen. Wie schon in der Analyse über das Team breit erläutert, steht man vor einem ganzen Potpourri unterschiedlicher Probleme auf unterschiedlichen Ebenen. https://www.racingblog.de/2018/07/09/formel-eins-warum-williams-in-der-krise-ist/ Die interessante Frage an diesem Wochenende dürfte sein, ob sie die „Aero-Stall“ Probleme in den Griff bekommen haben. Es wird sicher nicht so schlimm sein, wie in Silverstone. Das Problem ist aber, dass man dachte, dass der neue Heckflügel die Probleme lösen würde. Er hat sie aber verschlimmert. Was heißt, dass man wochenlang in die falsche Richtung gearbeitet hat. Kaum denkbar, dass Williams die Sache vor der Sommerpause in den Griff bekommt.

Strategie
Pirelli überspringt an diesem Wochenende mal wieder eine Mischung. Es gibt die Medium (warum auch immer), Soft und Ultrasoft. Schon bei der Auswahl der Reifen kann man sehen, dass alle Team mindestens einen Soft für das Rennen übrig lassen werden. Der reicht dann eigentlich nach dem ersten Stint für den Rest des Rennens. Aber es gibt am Wochenende ein paar Unwägbarkeiten, die natürlich mit der zu erwartenden Hitze zu tun haben. Freitag sind 32 Grad vorher gesagt. Samstag soll es kühler sein, aber Sonntag werden wieder 27 Grad erwartet. Das dürfte die Asphalttemperatur am Sonntag auf rund 45 Grad transportieren.

Die Frage wird sein, wie der Ultrasoft mit den schweren Autos und der vermutlich heissen Strecke klar kommen wird. Großartig belastet wird der Reifen nur in Turn 1. Im Motodrom gehen die Belastungen aber eher zurück. Es ist durchaus möglich, dass man den Ultrasoft genauso lange durchschleppen kann, wie man es für die Soft benötigt. Das bedeutet aber einen sparsamen Umgang mit dieser Mischung. Tatsächlich bietet sich dann die Möglichkeit eines Undercut, wenn man beim ersten Stopp noch mal einen Satz Ultrasoft nimmt. Ferrari hat da mit der Menge der gewählten Reifen zumindest die strategische Möglichkeit offen gehalten. Mercedes eher nicht. Sollte Ferrari vorne liegen, haben sie die bequeme Situation, dass Rennen kontrollieren zu können. Liegen sie dahinter, können sie mit einem Undercut und einer Zwei-Stopp-Strategie den Druck massiv erhöhen.

Diese Strategie könnte im Mittelfeld beliebt sein. Das Problem hier ist aber immer wieder, dass man nach einem frühen Wechsel im Verkehr stecken bleibt. Betrachtet man die Strategien der bisherigen Rennen im Mittelfeld, insbesondere von Sauber, stellt man fest, dass die Variante mit dem Overcut bisher besser funktioniert hat. Da die Chance auf ein SC in Hockenheim eher gering ist, reduziert sich auch die Gefahr, dass man bei einem SC ungünstig erwischt wird.

Bilder: Pirelli, Force India, Ferrari, Mercedes

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2 Kommentare

Ralf 23 Juli, 2018 - 00:13

Was etwas Regen anrichten kann :-(
Falls du magst, darfst du gerne mein Video im Artikel über das Rennen einbinden https://www.youtube.com/watch?v=x_uXOg27s3w&feature=youtu.be

DonDahlmann 23 Juli, 2018 - 09:37

Danke! Das werde ich machen!

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