Es ist die Sensation des Tages. Daniel Ricciardo verlässt Red Bull.
Red Bull hat bestätigt, dass Daniel Ricciardo das Team zum Saisonende verlassen wird. Sein neuer Arbeitgeber wird Renault werden. Der Weggang von Ricciardo ist eine faustdicke Überraschung. Man hatte ihn zunächst mit Ferrari und Mercedes in Verbindung gebracht, doch beide Teams haben sich für andere Lösungen entschieden. Niemand rechnete damit, dass Ricciardo daraufhin nach einer dritten Möglichkeit suchen wurde. Es gab zwar Gerüchte, dass McLaren am Australier interessiert sei, aber an wem ist Zak Brown im Moment als möglichen Ersatz für Alonso nicht interessiert. Die vermutlich am meisten gestellte Frage ist jetzt: Warum geht er zu Renault?
Die Antwort dürfte auf zwei Ebenen zu finden sein. Da wäre als erstes der Wechsel von Red Bull zu Honda, über den sich Ricciardo immer wieder sehr zurückhaltend geäußert hat. Er kennt die Probleme der Japaner und scheint nicht davon überzeugt zu sein, dass diese in nächster Zeit gelöst werden können. Laut Red Bull Teamchef Christian Horner fehlen dem Honda zur Zeit rund ein Prozent Leistung auf „die Spitze“. Klingt nicht viel, aber zu viel in der Formel Eins. Nehmen wir nur mal die Rundenzeiten vom Red Bull Rind, die rund 90 Sekunden betragen. Dann würden Honda 9 Zehntel fehlen. Mehr, als Renault jetzt.
Ein weiterer Grund dürfte sein, dass er sich im Team nicht mehr so wohl fühlt, weil man sich sehr auf Verstappen konzentriert. Diverse Strategiefehler kosteten Ricciardo mehrfach einen Sieg und das sind Fehler, die bei Verstappen so gut wie nie vorkommen. Red Bull behandelt beide Fahrer gleich, aber einen primus inter pares gab es immer. Da kann man sich bei Mark Webber erkundigen.
Es kann also gut sein, dass Ricciardo seiner Karriere einen neuen Dreh geben wollte. Und Renault ist nicht die schlechteste Adresse auf dem Markt. Die Franzosen haben einen 5-Jahres-Plan, der 2021 endet. Genug Zeit, um an die Spitze zu kommen. Dazu kommt, dass man ab 2021 auch endlich das ungeliebte MGU-H los wird. Zur Erinnerung: In der reinen MGU-K Zeit, war der Renault Motor das Maß der Dinge.
Sein Wechsel löst jetzt eine ganze Kaskade von Konsequenzen aus.
– Wer folgt bei Red Bull?
Da gibt es zwei Antworten: Gasly oder Sainz. Der Spanier ist ja nur an Renault ausgeliehen, Red Bull kann eine Option für die Saison 2018 ziehen. Aber Sainz und Verstappen funktionierten bei Toro Rosso überhaupt nicht und er steht nicht hoch im Kurs bei Marko. Wahrscheinlicher ist, dass man Gasly für ein Jahr befördert und dann weiter schaut, was sich auf dem Markt bewegt.
– Was macht Sainz, wenn er nicht zu Red Bull geht?
Radio Fahrerlager meldet: McLaren. Es wäre seine beste Option. McLaren sucht zudem händeringend nach einem möglichen Ersatz für Alonso. Sainz könnte auch neben Alonso fahren, die beiden verstehen sich gut.
– Was macht Ocon?
Eigentlich schien es schon eine ausgemachte Sache, dass Esteban Ocon zu Renault wechselt. Der Mercedes-Junior sollte ausgeliehen werden, da Mercedes selber keinen Platz hat. Was mit Ocon passiert ist sehr abhängig davon, was bei Force India passiert, bzw. wer das Team kauft.
Wenn die Bietergemeinschaft um Lawrence Stroll den Zuschlag bekommt, dann wird dieser wohl seinen Sohn dort platzieren. Wenn Stroll kommt, bleibe Ocon nur Williams.
Wegen der vielen B-Teams und der Blockade bei Ferrari, ist die Situation auf dem Markt äußerst kompliziert. Wenn Räikkönen doch bei Ferrari bleiben sollte, wechselt Leclerc vermutlich zu Haas. Der freie Platz bei Sauber wird dann entweder durch Antonio Giovinazzi oder Stoffel Vandoorne besetzt, der wegen Sainz McLaren verlassen wird. Geht Leclerc zu Ferrari, wäre ein Platz bei Haas frei, aber die sind ein Ferrari B-Team. Es ist dann die Frage, ob Ocon eine Freigabe von Mercedes bekommt, bzw. ob Haas einen Mercedes-Nachwuchsfahrer einsetzen darf.
Wenn Stroll geht, hat Williams ein doppeltes Problem. Zum einen fehlt ein Fahrer, zum anderen das Geld von Stroll. Aber niemand will im Moment freiwillig zu Williams gehen. Es gibt das Gerücht, dass Mercedes ihren Nachwuchsfahrer George Russel bei Williams parken will, so dieser denn die F2 Meisterschaft gewinnt, was zur Zeit gut aussieht.
Es kann aber auch passieren, dass jemand anders Force India kauft. Dann würden beide Fahrer vermutlich im Team verbleiben, Stroll müsste noch eine Saison bei Williams dran hängen. Da Stroll nicht gerade mit sensationellen Leistungen glänzt, bietet sich ihm auch keine andere Lösung.
Bei Toro Rosso sieht es richtig schlecht aus. Hartley steht im Team nicht hoch im Kurs, Gasly geht vermutlich. Die Optionen für Toro Rosso sind begrenzt. Man könnte Hartley eine weitere Saison geben, aber wer fährt neben ihm? Es gäbe Dan Ticktum aus der F3 Euro, aber dem fehlen die überzeugenden Ergebnisse und die Superlizenz. Wenn Sainz wieder erwarten zu Red Bull gehen sollte, dann wäre die Situation für Toro Rosso entspannter. McLaren würde dann vermutlich Vandoorne mit Lando Norris ersetzen.
Der größte Verlierer bei der Sache wäre am Ende Romain Grosjean. Haas will ihn nicht mehr, er hat wenig Sponsoren, was ein e Verpflichtung bei Williams unwahrscheinlich macht, sollte Stroll gehen. Andere Möglichkeiten hat Grosjean nicht mehr.
Die nächsten Wochen werden interessant werden, aber bevor es keine Nachrichten zu Force India gibt, wird sich wenig bewegen.
Bilder: Ferrari, Renault, Force India
2 Kommentare
Sainz könnte neben Alonso fahren, allerdings wären das zwei Fahrer mit gleicher Nationalität, was bei Teams mit hohem Marketingbewusstsein wenn möglich durchaus ganz gerne vermieden wird, und McLaren ist so ein Team. Aus ähnlichen Gründen wird in manchen Teams allerdings auch ganz gerne als Ersatz besonders ein Fahrer mit gleicher Nationalität wie der Vorgänger erwogen falls einer das Team verlässt, und auch das kann man bei McLaren verorten.
Red Bull hat einen Stier, kein Rind.
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