Die DTM hat in Brand Hatch zwei zumindest interessante Rennen abgeliefert. Hinter den Kulissen bewegt sich auch was.
Bisher kannte man die DTM in Brands Hatch nur auf dem kleinen Indy-Kurs. Der war, für die dann doch relativ grossen Fahrzeuge der DTM ein bisschen zu eng. Auf die große Schleife wollte man aber lange nicht gehen, weil man, durchaus zu Recht, gewisse Sicherheitsbedenken hatte. Die DTM Autos sind nicht langsam, ein Abflug auf dem engen Kurs würde in jeder Menge Karbon-Teile enden. Nicht zu reden, von der Gefahr, die auf den Fahrer wartet. Aber es ging alles gut an diesem Wochenende, auch vielleicht weil die Fahrer gehörigen Respekt vor dem „old school Kurs in England hatten. Jedenfalls gab es keinen gröberen Crash. Dafür aber schöne Kämpfe um die Positionen.
Rennen Eins
Für Rennsieger Juncadella sah es nach dem Start erstmal nicht so gut aus. „Ich hatte Probleme beim Losfahren und zwei Plätze verloren“, erklärte der Spanier. „Danach habe ich nur nach vorne geguckt. Das war wie ein Qualifying, erst in den letzten fünf Runden habe ich etwas Speed rausgenommen.“ Für den Mercedes-AMG-Piloten ist es der erste Sieg in seinem 67. DTM-Rennen. Vor wenigen Wochen holte er am Norisring mit Platz drei seinen ersten Podestplatz.
Grund zur Freude hatte auch BMW-Pilot Augusto Farfus. Nach 825 Tagen durfte der Brasilianer endlich wieder zur Siegerehrung. Zuletzt stand Farfus beim Saisonauftakt 2016 in Hockenheim als Zweiter auf dem Podest. Dabei profitierte der BMW-Pilot von seiner Streckenkenntnis. „Das hat mir sehr geholfen. Ich bin schon einige Rennen hier gefahren und Brands Hatch hat es immer gut mit mir gemeint“, sagte er. „Ich bin so glücklich, zurück auf dem Podium zu sein. Heute genießen wir den Tag und morgen will ich wieder das wiederholen.“
Im Gegensatz zu Farfus fuhr Lucas Auer zum ersten Mal ein Rennen auf dem langen Kurs. „Die Strecke ist sehr schwierig und anspruchsvoll. Zweiter im Qualifying und Dritter im Rennen ist in Ordnung.“
Hinter den Top Drei tobte lange ein Kampf um die Positionen zwischen den an diesem Wochenende unterlegenen Audi und BMW, die nicht richtig in Schwung kamen. Das Rennen zog sich aber ab der Mitte auseinander, so dass gegen Ende nicht mehr viel passierte. Deutlich mehr war am Sonntag los.
Rennen Zwei
Nach dem Premieren-Sieg von Daniel Juncadella am Samstag überquerte Paul Di Resta am Sonntag als Erster die Ziellinie. Den Erfolg der Stuttgarter komplettierte im zwölften Saisonrennen Markenkollege und Tabellenführer Gary Paffett als Zweiter. Dritter auf der anspruchsvollen Grand-Prix-Variante der Rennstrecke in der Grafschaft Kent wurde Vorjahreschampion René Rast im Audi RS 5 DTM.
Den Grundstein zum Sieg legte Di Resta bereits beim Start. Von Position zwei aus überholte der Schotte den Pole-Setter Paffett bereits nach wenigen Metern und auch den Restart nach einer Safetycar-Phase konnte er für sich entscheiden. In Runde eins gerieten Augusto Farfus, Robin Frijns und Lucas Auer aneinander, rutschten teilweise von der Strecke, so dass das Safetycar für drei Runden rausgeschickt wurde. Für Di Resta, der seinen insgesamt zehnten DTM-Sieg feierte, war der heutige Sieg Balsam auf die Seele. „Das Ergebnis am Samstag mit Platz 16 hat schon weh getan“, sagte der Zweitplatzierte der Gesamtwertung nach dem Rennen. „Wir haben über Nacht am Auto gearbeitet und das hat sich ausgezahlt. So hatte ich heute einen guten Kampf mit Gary, wie schon 2010.“ Auch wenn Paffett im Vergleich zu Samstag den Abstand in der DTM-Fahrerwertung nicht vergrößern konnte, bleibt er in Führung. „Ich bin sehr zufrieden mit dem ganzen Wochenende. Die Punkte gestern waren wichtig. Die machen den Unterschied zwischen Paul und mir.“
Eine starke Schlussphase zeigte Audi-Pilot René Rast, der von Platz vier in das Rennen gestartet war. Auch wenn er den Abstand auf Paffett in den letzten Runden verkürzen konnte, für eine Attacke auf Paffett und damit Platz zwei reichte es am Ende nicht. „Mit dem Ergebnis habe ich nicht wirklich gerechnet“, gab der DTM-Champion aus dem vergangenen Jahr zu Protokoll. „Es ist schwierig hier zu überholen. Insgesamt bin ich absolut zufrieden mit dem Rennen.“
Hinter Pascal Wehrlein im Mercedes-AMG C63 DTM auf Platz vier sah Marco Wittmann als bester BMW-Pilot auf Rang fünf die Zielflagge. Daniel Juncadella, Sieger im Samstagsrennen, wurde hinter Mike Rockenfeller, Philipp Eng und Lucas Auer Neunter. Die Punkteränge komplettierte am Sonntag Nico Müller.
In der DTM-Fahrerwertung liegt nach zwölf von 20 DTM-Saisonrennen weiter Gary Paffett in Führung. Der Mercedes-AMG-Pilot ist mit 177 Punkten Erster vor Paul Di Resta (148 Punkte) und Marco Wittmann und Lucas Auer (beide 110). Edoardo Mortara und Timo Glock liegen ebenfalls punktgleich (101) auf den Positionen fünf und sechs.
Eine Premiere feiert die DTM in zwei Wochen: Auf dem „Misano World Circuit Marco Simoncelli“ finden vom 24 bis 26. August die ersten Nachtrennen in der DTM-Geschichte statt. Die Saisonrennen 13 und 14 starten jeweils um 22:30 Uhr. Zu sehen sind die Rennen an der italienischen Adriaküste ausnahmsweise bei kabel eins und nicht beim Stammsender SAT.1. Die Übertragung beginnt am Samstag und Sonntag um 22.15 Uhr.
Bilder: DTM
Text: Racingblog/DTM