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IndyCar: Analyse ABC Supply 500

von Rainer
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Alexander Rossi gewann das Rennen auf dem Pocono Raceway. Hinsichtlich des Unfalls von Robert Wickens, mit all seinen Nebenschauplätzen, ist das aber nur eine Randbemerkung.

Noch bevor das Rennen zum ersten Mal freigegeben wurde, gab es das erste große Kopfschütteln bei uns Zuschauern. Will Power führte das Feld aus Kurve 3 auf die Start- und Zielgeraden und bremste, nach einer ersten Beschleunigung, noch einmal ab. Im Hinterfeld verpasste Graham Rahal diesen Moment und fuhr auf Spencer Pigot auf. Für Pigot führte dieser Unfall später zum Aus und Graham Rahal verlor durch Strafen insgesamt drei Runden. So blieb ihm am Ende nur Platz 14. Nur wenige Meter nach dem Restart in Runde 6 kam es in Kurve 2 zu dem Unfall, der schon zu Diskussionen führte und noch führen wird.

Robert Wickens zeigte sich im Kurveneingang innen neben Ryan Hunter-Reay, der im Windschatten von Will Power auf der Ideallinie blieb. Wickens Wagen untersteuerte leicht und es kam zum Kontakt des rechten Vorderrads mit Hunter-Reays Hinterrad. Beide drehten sich in Folge in die Mauer. So weit war es ein ganz normaler Ovalunfall. Wickens Wagen stiegt aber über den Hunter-Reays auf, schlug in den Zaun ein und verhakte sich dort. Das Wrack wurde so in starke Rotation versetzt und entsprechend zerstört. Erinnerungen an die schweren Unfälle von Kenny Brack, Mike Conway, Dario Franchitti und Dan Weldon wurden wach. In Folge hatten noch James Hinchcliffe, Pietro Fittipaldi und Takuma Sato teilweise recht schwere Unfälle.

Nach etwa einer Stunde konnte der stellvertretende Mediendirektor der IndyCar-Series eine erste leichte Entwarnung geben. Robert Wickens war bei Bewusstsein, ansprechbar und sollte für weitere Untersuchungen per Helikopter ins Krankenhaus transportiert werden. Dort wurden neben diversen Verletzungen der unteren Extremitäten, des rechten Arms und der Wirbelsäule eine Lungenquetschung diagnostiziert. Inzwischen wurden in einer erfolgreichen Operation Schrauben zur Stabilisierung einer Wirbelfraktur eingesetzt, um eine weitere Schädigung des Rückenmarks zu verhindern. Wirklich positive Nachrichten klingen leider anders. Wir können nur hoffen, dass sich Robert Wickens wieder vollständig erholen wird. Ryan Hunter-Reay, James Hinchcliffe, Pietro Fittipaldi und Takuma Sato konnten schnell das Streckenhospital mehr oder weniger unverletzt verlassen.

Natürlich stellt sich nun wieder die Frage nach der Sicherheit der IndyCar-Series und im speziellen der Ovale. Als erstes muss man aber wieder deutlich sagen, dass das aktuelle Chassis von Dallara sehr sicher ist. Abgesehen von Wickens hatten auch Ryan Hunter-Reay und James Hinchcliffe heftige Einschläge in die Mauer beziehungsweise durch Pietro Fittipaldi. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass diese Fahrer ihre Wagen fast unverletzt verlassen konnten. Ein großes Problem sind aber weiterhin die Wolken aus Trümmerteilen durch die die Fahrer fast ungebremst fahren müssen. Die Entwicklung des Wind-Screens muss mit größter Intensität fortgeführt werden und die Einführung sollte eher heute als morgen erfolgen.

Neben den Wagen muss man sich natürlich auch die Strecken ansehen. Vom Layout ist der Pocono Raceway nicht gefährlicher als der Indianapolis Motor Speedway und da das Indy 500 nie zur Disposition stehen wird, gilt dies im Grunde auch für das ABC Supply 500. Trotzdem muss an der Streckensicherheit gearbeitet werden. Die Zäune neben der Strecke machen teilweise, auch in Kurve 2, den Eindruck als ständen sie so schon seit dem Debut der IndyCar-Series 1971 dort. Die können nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Auch bleibt die Frage offen, ob es keine bessere Alternativen zu Fangzäunen gibt. Solange die Oberfläche nicht glatt ist, können sich gerade Formel-Wagen darin verhaken. Die Folgen sahen wir am Sonntag. Immerhin haben die Zäune den Wagen von Robert Wickens zu großen Teilen wieder auf die Strecke befördert. Aber ein Regen aus Debris ist auch hier wieder durch den Zaun geflogen. Zum Glück befinden sich an dieser Stelle keine Tribünen.

Eine kleine Katastrophe war auch die Reparatur des Zaunes. Es wurde ein neuer Pfosten gesetzt und dann mit Flicken die Lücken zum alten Zaun gefüllt. Von verstärkenden Stahlseilen war keine Spur zu erkennen. Nach der guten alten Lauda-Regel, dass niemals ein Wagen in die gleiche Stelle einschlagen wird, wurde das Rennen trotzdem fortgesetzt. In meinen Augen war das unverantwortlich. Der Flickenteppich hätte niemals einen Wagen aufgehalten und das nächste Hindernis dahinter sind Bäume. Ich will mir nicht vorstellen, was von einem IndyCar, nach einer Kollision mit einem Baumstamm, übrigbleibt.

Letzter Diskussionspunkt ist wiedermal die Informationspolitik der IndyCar-Series. Über eine Stunde dauerte es bis zur ersten leichten Entwarnung und erst nach dem Rennen gab es ein etwas ausführlicheres Bulletin von Schmidt Peterson Motorsport. Für Paul Tracy dauerte das zu lange und veröffentlichte auf seinem privaten Twitter-Kanal ausführlichere Neuigkeiten zu Robert Wickens. Für mich hat sich die IndyCar-Series zur Abwechslung aber mal korrekt verhalten. In Anbetracht der Vielzahl und Schwere der Verletzungen wollte man natürlich nicht voreilig Entwarnung geben. Da ist diese eine Stunde sicherlich nicht zu lang bemessen für die ersten Untersuchungen. Warum jetzt Paul Tracy der Meldung des Teams zuvorkommen musste, weiß ich nun wirklich nicht. Vielleicht sieht er darin seine journalistische Pflicht. Trotzdem will ich mit seinen Worten diesen Teil des Artikels abschließen:

Long day and sleepless night , could not shut the brain down . So relieved that @robertwickens will be ok , but that again was too close for comfort . It’s long overdue for the racing industry to start looking into a new way of retaining the cars inside the track without poles , fence and cable . If it were me I would have much rather gone out of the park !!! We lost @danwheldon . @dario_franchitti and @robertwickens had a angel looking down on them . But it’s time as a community of racers and fans to push things to a higher level . I know racing is a dangerous game and we know the risks , but it can always be better . Kudos to @sbourdais for saying how it was and having the balls to get back in and have one of his best oval drives ever . . Sorry for the rant , I’m just thinking out Loud . Let’s all put our thinking caps on for the best solution and most cost effective one . Peace

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Nach gut zwei Stunden war die „Reparatur“ des Zaunes abgeschlossen und das Rennen wurde wieder gestartet. Schon beim ersten Restart war Alexander Rossi an Will Power vorbei gegangen. Fast ununterbrochen, für insgesamt 180 Runden, führte der Andretti-Pilot das Feld an und fuhr am Ende einen ungefährdeten Sieg ein. Will Power war der einzige Fahrer, der ihm halbwegs folgen und teilweise sogar herausfordern konnte. Dabei profitierte Power aber meist vom Überrundungsverkehr.

Vor der zweiten Runde der Boxenstopps betrug Rossi Vorsprung mehr als 11 Sekunden. Über den dritten Stint verkürzte ihn Power auf weniger drei Sekunden und nach den nächsten Stopps war er dann zum ersten Mal wirklich in Schlagdistanz zur Führung. In Clean-Air war Alexander Rossi aber zu stark, so dass Power keinen Angriff starten konnte. Wenn es nicht auf der Strecke funktioniert, muss man etwas in der Box versuchen. Mit einem Overcut bei den nächsten Stopps konnte sich Will Power dann die Führung holen. Dies aber nur für drei Runden, bis Alexander Rossi in Kurve 2 ihn überholen konnte.

Beim letzten Boxenstopp verlor Will Power Zeit hinter Max Chilton und so war das Rennen dann endgültig für Alexander Rossi gewonnen. Wie überlegen die beiden waren zeigen auch die Abstände zu Scott Dixon auf Platz 3 (41,4 Sekunden) und Sebastien Bourdais auf Platz 4 (42,0 Sekunden). Ab Josef Newgarden auf Platz 5 hatten alle Fahrer mindestens ein Runde Rückstand auf Rossi und Power. Die gute Performance von Andretti Autosport belegten auch die Plätze 6 und 7 für Zach Veach und Marco Andretti.

Das ganze Ergebnis kann man als PDF auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.

Mit dem Sieg konnte Alexander Rossi (501 Punkte) den Abstand auf Scott Dixon (530 Punkte) in der Meisterschaftswertung auf 29 Punkte reduzieren. Auf den Plätzen 3 und 4 folgen Josef Newgarden (464 Punkte) und Will Power (449 Punkte). Ab Platz 5 für Ryan Hunter-Reay (411 Punkte) dürfte der Rückstand schon zu groß sein.

Vorschau Bommarito Automotive Group 500

Unaufhörlich strebt die IndyCar-Saison ihrem Saisonende entgegen. Schon am nächsten Samstag steht das drittletzte Rennen des Jahres an. Im Vorjahr war die Veranstaltung im Gateway Park ein großer Erfolg. Vor ausverkauften Tribünen zeigten die Fahrer ein großartiges Rennen. Unvergessen ist sicher der Tourenwagen-Move von Josef Newgarden gegen Simon Pagenaud, der ihm den Sieg und am Ende auch die Meisterschaft eingebracht hat. Auch in diesem Jahr können wir uns auf ein Spektakel freuen.

In den letzten Jahren war Team Penske auf den kleinen Ovalen fast unschlagbar. Mit der neuen Einheitsaerodynamik ist aber auch auf diesen Strecken die Dominanz verloren gegangen. So gewann zwar Josef Newgarden in Phoenix, aber in Iowa erreichte er als bester Penske „nur“ Platz 4. Größte Herausforderer waren dabei die Piloten für Schmidt Peterson Motorsport. So belegten James Hinchcliffe und Robert Wickens in Phoenix die Plätze 6 und 2 und in Iowa 1 und 5. Auf Wickens werden wir auf jeden Fall verzichten müssen und hinter der Verfassung von Hinchcliffe steht mindestens ein kleines Fragezeichen.

In den Kampf um den Sieg wird mit Sicherheit auch Scott Dixon eingreifen wollen. In Iowa hatte er aber größere Probleme und mit dem starken Alexander Rossi im Nacken, sollte er sich solch eine Schwäche nicht erlauben. Im Vorjahr schob er sich aber zwischen Newgarden und Pagenaud auf Platz 2. Die potentielle Leistungsfähigkeit von Andretti Autosport am Wochenende ist aber auch schwer einzuschätzen. In diesem Jahr waren Ryan Hunter-Reay und Alexander Rossi fast durchgehend Podiumskandidaten. Aber gerade auf dem Iowa Speedway, der ehemaligen Topstrecke on Hunter-Reay, reichte es nur zu den Plätzen 9 und 19. Für alle drei Honda-Piloten geht es darum an den Desert Diamond West Valley Casino Phoenix Grand Prix anzuknüpfen und das Iowa Corn 300 auszublenden.

Strecke

Das Oval ist 1,25 Meilen (2 km) lang besteht aus zwei Kurven, die in Amerika üblicherweise als vier gezählt werden. Das Besondere am Gateway Park ist seine Eiform. Die Kurven 1 und 2 sind deutlich enger als die Kurven auf der gegenüberliegenden Seite. Dafür weisen die Kurve 3 und 4 mit 9 Grad eine geringere Überhöhung im Vergleich zu den ersten Kurven mit 11 Grad auf. Die größte Ähnlichkeit hat der Gateway Park noch mit dem Phoenix International Raceway. Auch dort erschweren im Radius und Banking unterschiedliche Kurven die Abstimmung. Die Fahrer und Mechaniker müssen einen Kompromiss eingehen, denn in allen vier Kurven wird der Wagen nicht perfekt liegen.

Zeitplan (local time, MEZ)

Freitag, 25. August

1:15 – 2:15 p.m. (19:15 – 20:15) – Verizon IndyCar Series practice #1
5:15 – 6:15 p.m. (23:15 – 0:15) – Qualifying for the Verizon P1 Award (single car/two timed laps), NBCSN (Live)
9:00 – 10:00 p.m. (3:00 – 4:00) – Verizon IndyCar Series practice #2

Samstag 26. August

8:00 – 11:00 p.m. (03:00 – 06:00) – Race Broadcast Windows NBCSN, Sport1 US, DAZN

8:30 p.m. (02:30) – The Bommarito Automotive Group 500 (248 laps/310 miles)

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski, Shawn Gritzmacher

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1 Kommentare

nona 27 August, 2018 - 12:40

Bevor das hier noch unwidersprochen so stehenbleibt: Will Power hat beim Start nicht „gebremst“. Das wurde ja eigentlich auch schon während des Rennens so aufgeklärt, indem sie die Telemetrie gezeigt haben, wo klar zu sehen war dass er komplett steady und normal das Feld angeführt hat. Tatsächlich haben im Hinterfeld einige sich nicht an das Tempo der Vorderleute gehalten und viel zu früh beschleunigt, was erwartungsgemäss zum Akkordion-Effekt führte. Scott Dixon sieht das inzwischen genauso und hat sich unlängst bei Power dafür entschuldigt, ihm den Startunfall fälschlich angelastet zu haben.

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