Home TourenwagenBTCC BTCC: Knockhill 2018 – Vorentscheidung in der Meisterschaft?

BTCC: Knockhill 2018 – Vorentscheidung in der Meisterschaft?

von Sebastian Focks
0 Kommentare

Colin Turkington ist der große Gewinner der verregneten BTCC-Läufe in Knockhill – und das obwohl er gar kein Rennen gewonnen hat. Weil mit Ashley Sutton und Tom Ingram seine engsten Rivalen im Kampf um die Meisterschaft im zweiten Lauf disqualifiziert wurden und Turkington gleichzeitig punktete, geht der BMW-Pilot mit einem komfortablen Polster in die letzten sechs Saisonrennen. Andrew Jordan und Tom Chilton holten sich derweil ihre ersten Siege der Saison.

Lauf 1

Nach dem ersten Rennen des Tages sah es noch so aus, als wäre Ashley Sutton auf dem besten Weg die Meisterschaftsführung am verregneten Renn-Sonntag in Knockhill zu übernehmen. Zwar startete der amtierende Champion nur von Startplatz acht, machte dann aber im Rennen Position um Position gut. Während es Pole Sitter Dan Cammish zunächst gelang, die Spitzenposition gegen die hinter ihm startende BMW-Armada mit Überraschungsmann Stephen Jelley, Andrew Jordan und Colin Turkington hinter sich zu halten, hatte Sutton bereits im ersten Umlauf zwei Plätze gewonnen.

In den nächsten Runden verstrickten sich die drei BMWs in einen markeninternen Kampf mit mehreren Positionswechseln , was zum einen Cammish erlaubte, sich an der Spitze etwas Luft zu verschaffen, und zum anderen Sutton ermöglichte, näher an die BMWs heranzukommen. Zwischen Runde acht und elf arbeitete sich Sutton zunächst an Jordan, dann an Jelley und schließlich an Turkington vorbei auf den zweiten Platz.

Die konzeptionellen Vorteile des Subarus mit niedrigem Schwerpunkt und sehr guter Traktion passten perfekt zu dem engen, kurvenreichen Kurs in Schottland und Sutton setze dies bei den widrigen Bedingungen ideal um. Nur eine Runde nachdem er Turkington überholt hatte, übernahm Sutton die Spitzenposition von Dan Cammish und setze sich gleich einige Sekunden ab. Trotz einer späten Safety Car-Phase, die die Verfolger noch mal näher kommen ließ, geriet Sutton nicht mehr in Bedrängnis und sicherte sich Saisonsieg Nummer fünf.

Dahinter wurde es noch mal spannend im Kampf um den den zweiten Platz zwischen Turkington und Jelley. Einen Fahrfehler von Turkington konnte Jelley zunächst ausnutzen, um sich die zuvor verlorene Position wieder zurückzuholen. Nachdem das BMW-Duo zwischenzeitlich auch Cammish überholt hatte, schien die erste Podiumsplatzierung für Jelley und das Team Parker zum Greifen nah zu sein. Leider beendete ausgerechnet Markenkollege Turkington alle Träume, als er Jelley bei einer etwas zu optimistischen Attacke berührte und sich dieser von der Strecke drehte.

Somit landete Turkington schließlich auf dem zweiten Platz gefolgt von Dan Cammish, der weiter auf seinen ersten BTCC-Sieg warten muss. Andrew Jordan belegte Rang vier, gefolgt von Josh Cook, der sich kurz vor Rennende noch an Titelaspirant Tom Ingram vorbei gearbeitet hatte. Hinter Ingram komplettierten Tom Oliphant, Chris Smiley, Adam Morgan und Lokalmatador Rory Butcher die Top Ten. Butcher war nur Platz 24 gestartet, konnte aber auf seiner Haus- und Hofstrecke mehrere Positionen gut machen.

Lauf 2

Der zweite Lauf wurde dann deutlich dramatischer – zum einen was die regnerischen Bedingungen auf der Strecke anging und zum anderen in Bezug auf die Geschehnisse nach dem Rennen. Eigentlich sah alles nach der perfekten Ahley Sutton- und Tom Ingram-Show aus. Sutton, jetzt von der Pole Position startend, fuhr durch den immer heftiger werdenden Regen einem mühelosen Start-Ziel-Sieg entgegen und ließ sich dabei auch nicht von zwei Restarts nach Safety Car-Phasen zur Bergung der Autos von Ollie Jackson und Tom Oliphant aus der Ruhe bringen. Als Sam Smelt dann im weiteren Rennverlauf in der ersten Kurve abflog und in die Streckenbegrenzung einschlug wurde das Rennen in der 20. Runde, auch wegen der immer unfahrbar werdenden Bedingungen, vorzeitig abgebrochen und Sutton zum Sieger erklärt.

Dahinter kreuzte Tom Ingram in einem starken Rennen als Zweitplatzierter die Ziellinie. Der Toyota-Pilot hatte sich in den wenigen Runden, in denen gerade keine Safety Car-Phase war, an Josh Cook, Dan Cammish, Colin Turkington und schließlich an Andrew Jordan vorbeigearbeitet. Da Turkington zugleich kurz vor Rennende noch zwei Plätze gegen Cook und Cammish verloren hatte, hätte dieses Resultat den Kampf um die Meisterschaft überaus spannend gemacht. Doch sowohl bei Sutton als auch bei Ingram stellten die technischen Kommissare nach dem Rennen eine zu niedrige Fahrzeughöhe fest und nach einer etwa einstündigen Diskussion wurde beschlossen, die beiden Erstplatzierten dieses Laufes zu disqualifizieren. Suttons Team BMR legte zwar noch Protest gegen die Entscheidung ein, dem aber nicht stattgegeben wurde.

Somit ging der Sieg an Andrew Jordan, der dadurch unverhofft zu seinem ersten Sieg in der diesjährigen Saison kam. Auf Platz zwei und drei lagen Josh Cook und Dan Cammish, während der eigentliche Gewinner der ganzen Situation, Colin Turkington, auf Platz vier landete. Adam Morgan, Tom Chilton, Rory Butcher, Jack Goff, Rob Austin und Chris Smiley komplettierten dahinter die Top Ten.

Lauf 3

Ein weiterer Gewinner der Situation rund um die Disqualifikation von Sutton und Ingram war Tom Chilton. Da für den Reverse Grid die Nummer sechs gezogen wurde, hätte dies nach dem ursprünglichen Rennergebnis eigentlich Turkington auf die Pole Position für den letzten Lauf des Tages gebracht. Wegen der Disqualifikation rückten aber alle zwei Plätze auf und Chilton erbte Startplatz eins. Bei nun etwas besseren Streckenbedingungen schaffte es der Motorbase-Pilot das gesamte Rennen über den attackierenden Colin Turkington hinter sich zu halten und sich seinen ersten BTCC-Sieg seit seiner Rückkehr in der Meisterschaft im vergangenen Jahr zu sichern. Chiltons Sieg bedeutet zugleich, dass in diesem Jahr schon 14 verschiedene Fahrer ein Rennen gewinnen konnten.

Auch ohne Sieg sicherte sich Colin Turkington mit dem zweiten Platz ausreichend viele Punkte, um sich in der Meisterschaft einen großen Schritt absetzen zu können. Platz drei ging an Andrew Jordan, der sich noch an Mercedes-Pilot Adam Morgan vorbeigekämpft hatte. Sam Tordoff, Josh Cook und der erneut stark fahrende Rory Butcher, der sogar lange Zeit mit um die Podiumsplätze kämpfen konnte, belegten die weiteren Positionen vor Ashley Sutton, der sensationell Platz acht belegte, nachdem er wegen der Disqualifikation von hatte starten müssen. Jack Goff und Chris Smiley komplettierten die Top Ten, während Tom Ingram im Gegensatz zu Sutton nicht so gut durchs Feld kam und auf Platz 16 punktelos blieb.

Meisterschaft

Wie bereits gesagt, ist Colin Turkington der große Gewinner aus Knockhill. Mit 43 Punkten Vorsprung auf Tom Ingram und 51 Punkten Vorsprung auf Ashley Sutton führt der BMW-Pilot nun die Meisterschaft an. Auf dem vierten Platz mit 59 Punkten Rückstand liegt Andrew Jordan, der dank dreier starker Resultate in Knockhill einen großen Sprung in der Meisterschaft gemacht hat. Auf den weiteren Plätzen folgen Josh Cook (-64), Tom Chilton (-65), Adam Morgan (-69) und Jack Goff (-77). Matt Neal, nach dem Sieg im Diamond Double in Snetterton noch einer der heißesten Meisterschaftsanwärter, legte in Knockhill das zweite schwache Rennwochenende in Folge hin und rutscht mit nur einem in Knockhill geholtem Punkt auf Meisterschaftsrang neun ab.

Alle Meisterschaftsstände sowie die einzelnen Resultate der drei Läufe aus Knockhill können wie üblich auf der Website von TSL Timing abgerufen werden.

Mit nur noch sechs ausstehenden Saisonrennen hat Colin Turkington den Vorteil im Meisterschaftskampf klar auf seiner Seite. Da der BMW-Pilot in dieser Saison zudem ein Paradebeispiel an Konstanz ist (einem einzigen Sieg stehen neun Podiumsplatzierungen und insgesamt 20 Platzierungen in den Punkterängen entgegen) müssen Ingram, Sutton und die weiteren Verfolger eigentlich schon auf eine Nullnummer von Turkington hoffen, um den Punkteabstand schnell wieder schließen zu können.

Ob die Disqualifikation am Ende tatsächlich eine Vorentscheidung war, werden wir erst nach dem Saisonfinale in Brands Hatch beurteilen können. Unbestreitbar ist, dass jetzt schlagartig viel Spannung aus dem bislang sehr engen Meisterschaftskampf entwichen ist und es erstmals in diesem Jahr einen klaren Titelfavoriten gibt. Unter den Fans machte sich in den sozialen Medien daher auch Unmut breit und der Disqualifikation von Sutton und Ingram wurde entgegengehalten, dass Turkington für den Abschuss von Jelley im ersten Lauf nicht bestraft wurde. Hier werden aber Äpfel mit Birnen vergleichen. Ein zu niedriges Fahrzeug, auch wenn es nur Millimeter sind, ist dem Reglement entsprechend ein illegales Fahrzeug und die Disqualifikation ist die unumgängliche Folge. Turkingtons unglückliche Attacke gegen Jelley war dagegen ein Rennunfall, für dessen Verursachung Turkington der diesjährigen Praxis der Rennkommissare entsprechend mit einem Strike auf seine Lizenz geahndet wurde. Zur Erinnerung: Bei drei gesammelten Strikes wird man für das nächste Rennen ans Ende des Feldes gesetzt. Jeder weitere Strike führt zu einem Rennwochenende Sperre. Für Turkington war das der insgesamt zweite Strike in diesem Jahr.

Als nächstes macht die BTCC Halt in Silverstone, wo am 16.9. wie üblich auf dem National Circuit gefahren wird. Tendenziell liegen die Vorteile hier sowohl beim Toyota von Igram als auch beim BMW, während Sutton unter dem mangelnden Top Speed des Subarus leiden dürfte. Gleiches dachte man aber auch schon in Snetterton und Rockingham, wo Sutton dann trotzdem je einen Lauf gewann.

Fotos: btcc.net

Das könnte Dir auch gefallen