Die DTM fuhr ihre erste Nachtrennen in Misano und zeigte dabei ein gutes Rennwochenende. Entscheidend war hierfür jedoch der Regen in beiden Rennen, da die Strecke enttäuschte und eine deutliche Schwäche hat.
Schon vorher war klar, dass es Diskussion um die Track Limits in Misano gibt. Die Strecke ist vor allem für ihre Motorradrennen bekannt und daher sind auch die meisten Kerbs sehr niedrig und lassen sich mit einem Fahrzeug einfach überfahren. Zusätzlich konnte die Rennleitung in der Dunkelheit nicht genau sehen, wie weit die Fahrzeuge über die Streckenbegrenzung hinausgefahren sind. Als Folge dieser beiden Faktoren kam es zu der strittigen Entscheidung, dass es auf weiten Teilen der Strecke keine Track Limits gibt und die Piloten durften ungestraft durch die eigentlichen Auslaufzonen fahren. In der TV Übertragung sah dies etwas komisch aus, da die Fahrzeuge teilweise sehr weit von der eigentlichen Strecke entfernt waren und auch die Überholmanöver fanden dementsprechend abseits der Strecke statt. Für das nächste Jahr sollte man sich vielleicht eine neue Lösung überlegen. Beispielsweise könnte man mit Sensoren arbeiten, die anzeigen ob sich ein Fahrzeug auf oder neben der Rennstrecke befindet. Alternativ könnte man für das Rennwochenende auch höhere Kerbs anbringen, sodass diese als Begrenzung gelten und jegliches Abkürzen verhindern. Abgesehen von dieser Problematik ist die Strecke in Misano nicht besonders geeignet für die DTM, da sie einfach zu langsam ist und im trockenen wohl kaum Überholmöglichkeiten bieten würde.
Rennen 1
In einem trockenen Qualifying konnte sich Paul Di Resta die Pole Position vor Edoardo Mortara und Rene Rast sichern. Bis kurz vor Rennstart regnete es, sodass noch einzelne Streckenabschnitte feucht waren und daher starteten alle Piloten auf Regenreifen das Rennen. Den besten Start erwischte Gary Paffett, der von dem vierten Platz gestartet ist und bereits in der zweiten Kurve an Mortara vorbeiging und damit auf dem zweiten Rang war. Im hinteren Streckenabschnitt hatten einige Fahrer zu kämpfen, da hier die Strecke zu beginn noch rutschig war und besonders die Auslaufzonen boten nur wenig Haftung. Bereits in der dritten Runde kam Philipp Eng an die Box und wechselte auf die Slicks, die auch 2-4 Sekunden pro Runde schneller als die Regenreifen waren. Nur eine Runde später wechselte auch Mortara auf Slicks und ein Großteil des Feldes wechselte in den ersten sechs Runden die Reifen. So absolvierten Paul Di Resta, Gary Paffett und Robin Frijns in der sechsten Runde ihren Pflichtboxenstopp. In der siebten Runde kam es dann zum Debakel für Mercedes-Benz, als Paffett sich verbremste und dann direkt auf die Strecke zurückfuhr und dabei mit Mortara kollidierte. Für Gary Paffett war damit das Rennen beendet und das Safety Car neutralisiert das Rennen in der neunten Rennrunde. Die Schuld an der Kollision liegt bei Paffett, da dieser auf die Strecke zurückkehrt und Mortara nicht genügend Platz ließ.
Nach dem Restart in der 11. Runde kam es zu einem Kontakt zwischen Loíc Duval und Joel Eriksson, für den Eriksson eine Durchfahrtsstrafe bekommt. Zusätzlich gab es noch eine Kollison im Mittelfeld durch die Rene Rast und Jamie Green das Rennen beenden mustten und auch ging das Safety Car wieder auf die Strecke. Nach nur zwei Runden kam es zum Restart und größter Gewinner war Eng, der früh die Reifen wechselte und so nach vorne fuhr. Er ist vom 18. Rang gestartet und lag nach dem zweiten Restart etwas überraschend in Führung, nachdem er zwei gute Neustarts erwischte und dadurch Plätze gewann. Seine anderen Überholmanöver wurden nicht von der Regie gezeigt. Die nächste Safety-Car-Phase begann in der 14. Runde, nachdem Lucas Auer und Bruno Spengler neben der Strecke standen. Auch hier blieb das Safety Car nur kurz auf der Strecke und bereits in der 16. Runde gab es den Restart, bei dem Di Resta an Eng wieder vorbeiging, doch in der 18. Runde verbremste sich Di Resta und Eng konnte sich wieder die Führung sichern.
Im letzten Renndrittel konnten Di Resta und Mortara deutlich schneller als Eng fahren, jedoch dauerte es bis zur 25. Rennrunde bis beide an ihm vorbeigingen. Eines der besten Überholmanöver gelang Robin Frijns, der an Eng und Duval vorbeiging, nachdem beide leicht miteinander kollidieren. Fünf Runden vor Schluss fiel Daniel Juncadella mit technischen Problemen aus, jedoch konnte er sein Fahrzeug sicher abseits der Strecke platzieren, sodass es zu keiner weiteren Safety-Car-Phase kam. Zwei Runden vor Rennschluss war Frijns an Mortara dran, nachdem er bereits in den Runden zuvor 1,5 Sekunden pro Runde schneller war. Zwei Kurven vor der Ziellinie konnte er dann auch das Überholmanöver setzen und einen herausragenden zweiten Platz einfahren, nachdem er vom zwölften Rang gestartet ist. Den Sieg holte sich Paul Di Resta und Edoardo Mortara fuhr als dritter über die Ziellinie. Für Philipp Eng wurde es nur der achte Rang und wahrscheinlich lag es an den stark abbauenden Reifen an dem BMW M4 DTM. Auch Timo Glock verlor im letzten Renndrittel noch drei Plätze und beendete das Rennen nur auf dem siebten Rang. Es lässt sich also vermuten, dass der BMW M4 DTM die Reifen zu sehr beansprucht.
Rennen 2
Seine erste Pole Position in der DTM konnte Loic Duval in Misano einfahren. Er teilte sich die erste Startreihe mit Edoardo Mortara und vom dritten Rang ging Daniel Juncadella ins Rennen. In den Stunden vor dem Rennen regnete es noch, sodass die Strecke feucht war und fast alle Fahrer auf Regenreifen starteten. Die einzige Ausnahme war Joel Eriksson, der vom zwölften Platz ins Rennen ging und mit Slicks startete. Noch auf der Start-Ziel-Geraden verlor Duval seinen ersten Rang an Mortara und auch Juncadella konnte vor der ersten Kurve an ihm vorbei. Zu einer Kollision kam es zwischen Rene Rast und Timo Glock, jedoch konnten beide Fahrer das Rennen fortsetzen. An der Spitze konnten sich Mortara und Juncadella relativ schnell loslösen vom restlichen Feld und ab der dritten Rennrunde gingen die ersten Piloten an die Boxengasse für ihren Pflichtboxenstopp. Ein Großteil der Piloten absolvierte den Stopp bis zur siebten Runde und wechselten dabei auf Slicks.
In der neunten Runden begann es jedoch zu regnen, sodass die Fahrer mit Slicks wieder auf Regenreifen wechseln müssen. Die größten Profiteure waren Edoardo Moratara, Rene Rast, Robin Frijns und Alex Zanardi die noch nicht auf Slicks gewechselt sind und sich dadurch das zurückwechseln auf Regenreifen ersparten. Auch Joel Eriksson war plötzlich in den Top 5, da er nur auf Regenreifen wechseln musste und dadurch ein Boxenstopp weniger benötigte. In der zwölften Runde drehte sich Lucas Auer in das Kiesbett und löste die einzige Safety-Car-Phase des Rennens aus. Durch die bis dahin zwei gesparten Boxenstopps konnte Mortara sogar Duval überrunden und alle Piloten ab dem sechsten Rang lagen bereits eine Runde zurück. Einzig Eriksson hatte als Top 5 Fahrer seinen Pflichtboxenstopp bereits absolviert und befand sich dadurch in einer herausragenden Position. In der 15. Runde ging das Safety Car wieder an die Box und Mortara musste Zeit auf Eriksson herausholen, der von Alex Zanardi den vierten Platz übernahm. Mortara konnte jedoch vor seinem Boxenstopp nur ein bisschen mehr als 20 Sekunden Vorsprung herausfahren, sodass Eriksson an ihm vorbeiging und schließlich die Führung übernahm. Zwischen Edoardo Mortara und Rene Rast entwickelte sich am Ende noch ein Kampf um den zweiten Rang, den Mortara für sich entscheiden konnte. Damit holte Joel Eriksson seinen ersten Sieg in der DTM und ist damit auch der zweitjüngste Sieger in der Geschichte der DTM.
Ein gutes Wochenende war es für Alex Zanardi, der das zweite Rennen auf dem fünften Rang beendete. Natürlich hatte er Glück durch die wechselnden Wetterbedingungen, doch auch im dritten Training konnte er auf den fünften Platz fahren. Im ersten Lauf hatte er noch Probleme bei abtrocknenden Bedingungen und er verlor ca. eine Sekunde pro Runde auf die anderen Fahrer und beendete das Rennen auf dem 13. Rang mit 75 Sekunden Rückstand auf den Sieger. Damit ist er auf einem Level mit Mattias Ekström, der in Hockenheim als Gaststarter unterwegs war. Mit etwas mehr Erfahrung könnte er jedoch den Abstand verringern und über ein weiteres Gastspiel würden sich wohl alle beteiligten sehr freuen. Besonders positiv wird sein Interview mit Kabel Eins in Erinnerung bleiben, in welchem er sich sehr über seinen fünften Platz freute . Zudem ist er das beste Beispiel dafür, dass auch ein solches Handicap nicht langsamer macht und man trotzdem auf einem Niveau mit den anderen Fahrern sein kann.
Die Zuschauerzahlen werden leider nicht bekanntgegeben, aber am Fernseher sahen die Tribünen nicht besonders gut besucht aus. Bereits in zwei Wochen startet die MotoGP in Misano und viele Motorsportfans dürften dann eher noch die zwei Wochen warten. Insgesamt kann man wohl von 20.000 Zuschauer ausgehen, aber gerne darf mich die DTM berichtigen. Immerhin 460.000 Zuschauer schalteten bei Kabel Eins für das Rennen am Samstag ein und Sonntag waren es 410.000 Zuseher. Ich hatte mit schlechteren Einschaltquoten gerechnet und war sogar eher von 300.000 – 350.000 Zuschauern ausgegangen, sodass es kein Misserfolg für die DTM war. Im Vergleich zu den Übertragungen bei Sat 1 hat man jedoch 200.000 Zuschauer verloren und man sollte das Experiment „Nachtrennen“ noch verbessern. Man könnte auch Freitag und Samstag fahren, sodass die Zuschauer auch ungestört bis knapp Mitternacht vor dem Fernseher sitzen können.
Der folgende Part stammt aus der Vorschau für die Rennen in Misano, jedoch wurde die Vorschau leider nicht vom System hochgeladen. Daher nochmal hier eine Zusammenfassung über mögliche neue Hersteller in der DTM.
Seit einiger Zeit wird über den Beitritt von Aston Martin spekuliert, doch es gibt noch immer keine offizielle Meldung. Ein klares Anzeichen ist jedoch das Joint Venture zwischen der HWA AG und der AF Racing AG. Die AF Racing AG tritt unter dem Namen R-Motorsport im Blancpain GT Endurance Cup mit dem Aston Martin Vantage GT3 an und erhält dort auch Werksunterstützung. Zusätzlich ist man auch noch Partner für das Aston Martin Valkyrie Projekt. Unter Beachtung dieser Faktoren könnte man vermuten, dass R-Motorsport/Jota Sport als Einsatzteam in der DTM antritt und HWA die Aston Martin herstellt und eventuell sogar einen eigenen Motor einbaut. Andere Gerüchte besagen jedoch, dass man auch mit einem 2,0-Liter-Turbo von Honda starten könnte. Prinzipiell ist ein Einstieg von Aston Martin in die DTM realistisch, aber trotzdem sollte man noch abwarten. Momentan möchte Aston Martin in viele Serien einsteigen, doch die finanziellen Mittel dürften am Ende die Auswahl begrenzen. Man möchte die Kunden in verschiedenen GT3 Serien unterstützen, in Bathurst vertreten sein, ein werksunterstützes GTLM Projekt beginnen und zusätzlich würde man gerne ab 2020 mit einem Hypercar in Le Mans starten. Zusätzlich ist man Sponsor von Red Bull Racing in der Formel 1. Auch im Angesicht des Brexits ist fraglich, ob man seine Ausgaben stark erhöhen möchte. Einen interessanten Tweet gab es letzte Woche von Àlex Garcia, der eigentlich immer gut informiert ist. Laut ihm wird Aston Martin nicht in der DTM starten.
Si mi información es correcta, Aston Martin no debería estar ni en el DTM ni en el Super GT. Una información que comparte uno… #SuperGT #DTM
— Àlex Garcia (@alexgarciaGV27) August 19, 2018
Bei Audi arbeitet man an dem Fahrzeug für 2019, aber der Vorstand hat noch nicht über die Zukunft des Projekts entschieden. Zusätzlich möchte man noch mindestens zwei Fahrzeuge an ein Kundenteam verkaufen, sodass wir nächstes Jahr nur 16 Fahrzeuge im Starterfeld sehen könnten. Auch gibt es noch keine neuen Informationen über einen möglichen Einstieg von Lexus und Maserati. Ansonsten werden wohl keine neuen Hersteller in die DTM kommen, sodass die Zukunft der Serie noch immer nicht gesichert ist. Über die Zukunft dürfte auch entscheiden, ob man die richtige Mischung aus Internationalisierung und Stärkung des deutschen Marktes findet. Hier stellt sich für die Verantwortlichen auch die Frage, ob man beim Namen DTM bleibt. Dieter Gass möchte sogar nicht ausschließen, dass man sich wieder zu einer Weltmeisterschaft entwickelt. Ein ähnliches Szenario gab es schon 1996 und damals ist die Serie aufgrund der Kostenexplosion eingestellt wurden. Aus meiner Sicht wäre es sinnvoller, wenn man sich auf den deutschen Markt und die Nachbarländer konzentriert.
Die nächsten Läufe der DTM finden in zwei Wochen am Nürburgring statt und hoffentlich gibt es bis dahin neue Information über die kommenden bzw. verbleibenden Hersteller.
Fotos: Audi, Aston Martin, BMW, Daimler
2 Kommentare
Also das die da vor leeren Zuschauerrängen fahren hat schon einen ziemlich schalen Beigeschmack. Da wird vom Veranstalter ein Hype um das Rennen gemacht und vor Ort interessiert das kaum jemand? Ehrlich, hätte man so ein Nachtrennen auf einer Strecke in Deutschland durchgeführt, dann wären die Tribünen wahrscheinlich gut gefüllt gewesen. Das die Autohersteller das so mitmachen finde ich wirklich schade. So finde ich es einfach nur Geldverschwendung.
Beobachtungen:
-Misano ist für so ein Rennen so gut wie ungeeignet. Neben den oben genannten Gründen fand ich die Strecke trotz zusätzlicher Masten auch deutlich zu dunkel, ebenso waren die Leuchtelemente an den Fahrzeugen wenig erbaulich. Die Sicht nach draussen dürfte bei nassen oder dreckigen Frontscheiben auch eher fragwürdig gewesen sein. Andere Rennserien können das deutlich besser. Ich finde die Idee „Nachtrennen“ generell schon immer super und begrüssenswert, aber da ist noch sehr viel Luft nach oben.
-Die Übertragungen waren zu Saisonbeginn erwartungsgemäss so etwa „mittelprächtig“, aber werden seitdem leider kein Stück besser. Weitgehend sehr gekünstelt, unnatürlich, holprig, redundant, verfloskelt, selbstverliebt, phrasenbehaftet, hochjubelnd. (Sport-)Journalistisch wertvolle Einordnung, detaillierte Hintergründe und objektiv-kritische Aufarbeitung finden allenfalls in vorsichtigen Ansätzen und Andeutungen statt, die so gut wie nie aus- oder weitergeführt werden. Inhaltliche Tiefe sucht man selbst dort vergebens, wo sie eigentlich konzeptionell hingehört (die bringen es noch fertig und machen ein Techniksegment über meinetwegen Bremsen das sich inhaltlich mit „das Auto hat Bremsen“ zusammenfassen liesse…). Das scheint wohl etwa das Kompetenzniveau zu sein, das mit dieser Crew erreicht werden kann. Nunja.
-Ich mag mich täuschen, aber fast alle Fahrer schienen in den diversesten Interviews merkwürdig launisch, gebremst, reserviert, enttäuscht, teilsweise geradezu genervt (selbst der meistens sowieso sehr… „speziell“… gelaunte Mortara beschwert sich noch BEVOR das Mikro richtig aus ist dass ihm das Post Race Interview zu lang war…) Die werden wohl kaum alle aufgrund der Uhrzeiten müde gewesen sein. Irgendwas stimmt da mit der Laune und der Stimmung im Hintergrund nicht.
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