Aus dem riesigen Pocono Raceway zog die IndyCar-Series am letzten Wochenende in den kleinen Gateway Motorsports Park, der uns über weite Teile einen Taktikklassiker erster Güte lieferte. Das letzte Rennviertel entschädigte dann aber vollkommen.
Die Qualifikation fiel einem Regenschauer zum Opfer und so erfolgte die Startaufstellung nach Meisterschaftsstand. Direkt nach dem Start verlor Sebastien Bourdais in Kurve 2 sein Auto und schlug leicht in die Mauer ein. Diese erste Caution über 6 Runden öffnete die interessante strategische Option, dass die 3-Stopp-Strategie von Anfang an die wahrscheinlich schnellste Alternative werden würde. Ab dem Restart war dann auch Benzinsparen das Hauptthema der Fahrer. Scott Dixon und Will Power setzten sich über die ersten 60 Runden etwa 3 Sekunden von Josef Newgarden und Alexander Rossi ab. Insgesamt schien kein Fahrer der Spitzengruppe aber wirklich am Limit zu sein. Vor allem Rossi machte den Eindruck durchaus schneller als Newgarden fahren zu können. Dies sah man, als er in Runde 48 ziemlich problemlos an seinem Kontrahenten vorbei ging.
Über den zweiten Stint änderte sich am Bild wenig. Scott Dixon wurde im Überrundungsverkehr aufgehalten und bildete dann ab Runde 90 mit Will Power und Alexander Rossi eine Gruppe, die innerhalb einer Sekunde Abstand das Feld anführte. Auffällig war, dass Rossi am meisten Benzin sparen konnte und erst nach Runde 123, damit genau zu Rennhalbzeit, seinen zweiten Stopp absolvieren konnte. Dixon und Power waren hingegen drei Runden früher an der Box und mussten nun in der zweiten Rennhälfte noch sparsamer sein oder einen zusätzlichen Stopp einplanen.
Der dritte Stint der Topfahrer endete in der zweiten Caution des Tages. Ryan Hunter-Reay war in Runde 173 ohne Vortrieb ausgerollt. Eine defekte Benzinpumpe verweigerte die Versorgung des Motors. In Runde 177 kamen alle Fahrer, die sich noch in der Führungsrunde befanden, an die Box. Ein letzter Stint hätte damit die länge von 71 Runden insgesamt beziehungsweise 66 Runden im Renntempo gehabt. Die Teams hatten nun drei Optionen:
1. Vollgas – einen möglichst großen Vorsprung rausfahren und dann ungefähr 15 Runden vor Ende einen normalen Stopp absolvieren.
2. Reifenschonen – ein etwas vorsichtigeres Tempo einschlagen und innerhalb der letzten 10 Runden in einem kurzen Stopp nur frisches Benzin fassen.
3. Benzinsparen – langsam über die Strecke rollen und ohne weiteren Stopp das Ziel erreichen.
Team Penske und Will Power entschieden sich für die erste Option. Schon in Runde 150 war er an Scott Dixon vorbei gegangen und nun in Clean-Air nach dem Restart ließ er seinen Chevrolet richtig fliegen. Schnell hatte er über 5 Sekunden Vorsprung auf Dixon und in Runde 227 überrundete er Alexander Rossi. Dieser war schon den ganzen Abend im Sparmodus und versuchte sich an der dritten Option.
Mit Power und Rossi waren beim Restart noch Scott Dixon, Josef Newgarden, Zach Veach, Ed Jones, Simon Pagenaud, Takuma Sato, Graham Rahal, Spencer Pigot, James Hinchcliffe und Pietro Fittipaldi in der Führungsrunde. Jones und Hinchcliffe entschieden sich auch für die erste Option und der Rest für Nummer zwei. Dabei interpretierten die Fahrer das „vorsichtigere Tempo“ aber sehr unterschiedlich und so entstanden größere Differenzen in den Geschwindigkeiten. Veach und Jones arbeiteten sich nach vorne, während Rossi logischer Weise nach hinten durchgereicht wurde. Auch Newgarden verlor einige Plätze, wohingegen Pagenaud plötzlich in den Top-5 auftauchte. Insgesamt war eine sehr spektakuläre Rennphase und durch die offenen Fragen nach einem eventuellen letzten Stopp war auch die Spannung sehr groß.
In Runde 131 kam Will Power an die Box und holte sich neben Benzin auch einen frischen Satz Firestone-Reifen. Gegenüber Alexander Rossi verlor er etwas mehr als eine Runde und kam hinter dem Andretti-Piloten wieder auf die Strecke. Mit neuen Reifen und genug Benzin im Tank war Power natürlich deutlich schneller und zog in 235 an Alexander Rossi vorbei. Am Ende sollte sich zeigen, dass er mit diesem Manöver das Rennen gewonnen hatet. In den folgenden Runden kamen alle anderen Fahrer, ausgenommen Alexander Rossi, an die Box und holten sich nur noch einen Schuss Benzin. Entsprechend wurden sie schneller als Power abgefertigt und der einst luxuriöse Vorsprung vor dem Stopp war dahin. So fuhren Alexander Rossi, Scott Dixon und Simon Pagenaud auf den Plätzen 2,3 und 4 innerhalb von nur 3 Sekunden nach Power über die Ziellinie.
Erst Zach Veach hatte mehr als 7 Sekunden Rückstand. Hinter dem Rookie kamen Spencer Pigot, Josef Newgarden und Ed Jones am Ende der Führungsrunde in Ziel. Gerade für Newgarden war dies mit Blick auf die Meisterschaft zu wenig.
Das ganze Ergebnis kann man als PDF auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Der Kampf um die Meisterschaft spitzt sich wohl auf ein Duell zwischen Scott Dixon (568 Punkte) und Alexander Rossi (542 Punkte) zu. Noch in Schlagdistanz befinden sich Will Power (500 Punkte) und Josef Newgarden (490 Punkte) für Team Penske. Das zweite DNF in Folge beförderte Ryan Hunter-Reay (421 Punkte) auf dem Meisterschaftskampf.
Robert Wickens
Vor dem Rennen veröffentlichte Schmidt Peterson Motorsport ein Update zum Zustand von Robert Wickens. Er atmet selbstständig und redet mit seiner Familie. Das sind schon einmal ganz gute Neuigkeiten. Zur Schwere der Verletzung der Wirbelsäule beziehungsweise deren Folgen gibt es hingegen keine neuen Informationen.
Vorschau Grand Prix of Portland
Das Rennen auf dem Portland International Raceway war ab 1984 fester Bestandteil des CART- beziehungsweise ChampCar-Kalenders. Erfolgreichstes Team in Oregon war Newman/Haas Racing mit acht Siegen. Drei davon gingen auf das Konto von Michael Andretti, jeweils zwei auf das von Mario Andretti und Sebastien Bourdais. In der letzten Austragung 2007 fuhren Simon Pagenaud, Will Power und Graham Rahal auf die Plätze 6 bis 8. Außerdem kennen auch noch Ryan Hunter-Reay und Scott Dixon, der als Rookie 2001 Platz 4 einfuhr, die Strecke.
Für Team Penske wird es ein ganz entscheidendes Wochenende. Wenn neben dem Gewinn des Indy 500 auch noch der Meistertitel geholt werden soll, muss es ein Sieg von Will Power oder Josef Newgarden her. Beim Finale in Sonoma werden zwar doppelte Punkte verteilt, aber ein Rückstand von 68 Punkte oder mehr, ist dann kaum noch aufzuholen. Mit der aktuellen Form von Scott Dixon und Alexander Rossi wird das aber sehr schwer. Beide erreichten in den letzten vier Rennen durchschnittlich Platz 3. Genau diesen Durchschnitt schaffte aber auch Will Power, allerdings nur in den letzten drei Rennen. Das Podium steht also schon vor dem Rennen fest.
Strecke
Der Portland International Raceway liegt in einem Park, südlich des Columbia Rivers. Er entstand aus einem Stadtviertel, das durch eine Flut zerstört wurde. Die verlassenen Straßen wurden danach für Rennen genutzt. Die aktuelle Strecke besitzt eine Länge von 1,967 mi (3,17 km) und 13 Kurven. Die Start- und Zielgerade mündet in eine langsame Rechts-Links-Rechts-Schikane. Trotz der Möglichkeit eines Konters und so einer höheren Unfallgefahr ist es noch die beste Überholstelle der Strecke. Nach einer kurzen Geraden folgen drei Rechtskurven, die in Summe 220 Grad abdecken und dabei immer enger werden. Das weitere Infield besteht aus einer engen Links- und einer etwas schnelleren Rechtskurve. Die längste Vollgasphase, durch einen schnellen Linksknick (Kurve 8) und einem langen Rechtsbogen (Kurve 9), mündet in eine mittelschnelle Links-Rechts-Passage. Eine enge Rechtskurve bringt die Fahrer zurück auf die Start- und Zielgeraden. Mit einer geschickten Linienwahl kann man sich schon hier in eine gute Angriffsposition in die erste Schikane hineinbringen.
Als Einstimmung hat die IndyCar-Series das Rennen von 1997 veröffentlicht:
Zeitplan (local time, MEZ)
Freitag, 31. August
1:45 – 2:30 p.m. (20:45 – 21:30) – Verizon IndyCar Series practice #1
5:35 – 6:35 p.m. (23:35 – 0:35) – Verizon IndyCar Series practice #2
Samstag, 1. September
2:10 – 2:55 p.m. (20:10 – 20:55) – Verizon IndyCar Series practice #3
6:20 – 7:35 p.m. (00:20 – 1:35) – Qualifying for the Verizon P1 Award
Sonntag, 2. September
2:30 – 5:30 p.m. (20:30 – 23:30) – Race Broadcast Windows NBCSN, Sport1 US, DAZN
3:00 p.m. (21:00) – The Grand Prix of Portland
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Matt Fraver, Brett Kelley