Das vorletzte Rennen der IndyCar-Saison sollte eine Vorentscheidung in Sachen Meisterschaft bringen. Der Sieg ging derweil ziemlich überraschend an Takuma Sato.
Die Qualifikation brachte schon Schwung in den Meisterschaftskampf. Will Power eroberte seine 54. Pole-Position und liegt nun alleine auf dem zweiten Platz in der Bestenliste hinter Mario Andretti. Auf den Startplätzen 2 und 3 folgten mit Josef Newgarden und Alexander Rossi zwei weitere Titelaspiranten. Tabellenführer Scott Dixon hatte hingegen Pech im zweiten Segment. Auf den Prime-Tires war er zu langsam und auf seiner ersten schnellen Runde mit Options-Tires kam direkt vor ihm Josef Newgarden aus der Box. Auch in seiner zweiten Runde wurde er leicht behindert und so blieb nur Startplatz 11. Es war somit alles erst einmal für ein spannendes Rennen vorbereitet.
Direkt beim Start verlor Josef Newgarden zwei Plätze an Alexander Rossi und Ryan Hunter-Rey. Durch Kurve 1 kam der größte Teil Feldes noch geordnet. Im Ausgang der Schikane wurde der Platz zwischen Zach Veach, der einfach rüber zog, und James Hinchcliffe zu klein und der Kanadier drehte sich. Dahinter brach das Chaos aus und unter anderem flog Marco Andretti über Hinchliffe hinweg und auch Scott Dixon strandete kurz im Dreck. Der Ganassi-Pilot könnte zum Glück das Rennen ohne Rundenverlust fortsetzen. Für Ed Jones, Marco Andretti und Graham Rahal war das Rennen hingegen beendet, James Hinchcliffe verlor über 20 Runden.
Kurz nach dem Restart in Runde 7 rollte Will Power plötzlich ohne Vortrieb aus und neben Alexander Rossi konnten auch Ryan Hunter-Reay, Josef Newgarden, Zach Veach und einige weitere Fahrer problemlos vorbeiziehen. Nach wenigen Metern erholte sich das Getriebe aber wieder und Power reihte sich auf Platz 10 wieder ins Feld ein. Zu diesem Zeitpunkt war es ein fast perfektes Rennen für Alexander Rossi. Seine beiden stärksten Kontrahenten auf den Meistertitel fuhren auf den Plätzen 12 und 19. Es sah sogar so aus, als ob der Andretti-Pilot mit einem Vorsprung ins Saisonfinale hätte gehen können. So wie das Pendel bisher in Richtung von Rossi geschwungen war, sollte es aber später in die Richtung von Scott Dixon schwingen.
Zuerst ging es für den Führenden in der Meisterschaft aber noch weiter nach hinten. Bei seinem Stopp in Runde 38 war Scott Dixon zu schnell in der Boxengasse und er musste eine Drive-Through-Penalty antreten. Er verlor zwar weitere 15 Sekunden auf die Spitze aber keine weiteren Plätze und der Zeitabstand sollte bald irrelevant werden. Will Power war zu schnell in der letzten Kurve und rutschte in die Reifenstapel. Es nicht ganz klar, ob es ein reiner Fahrfehler war oder doch ein kurzer Aussetzers des Getriebes eine Mitschuld trug. Die fällige Caution führte das Feld natürlich wieder zusammen. Außerdem musste ein Drittel des Feldes während der Gelbphase noch einen Stopp absolvieren. So wurde Scott Dixon bis in die Nähe der Top-10 nach vorne gespült.
Zur Rennhalbzeit sah es aber immer noch recht gut für Alexander Rossi aus. Auf den Prime-Tires konnte er zwar Josef Newgarden, der weiter auf den schnelleren Option-Tires unterwegs war, nicht hinter sich halten, aber Platz 2 für sich selber und die Plätze 11 und 21 für Dixon und Power waren noch ganz in seinem Sinne. Mit einem Dreher seines Teamkollegen Zach Veach in Runde 56 begannen dann seine Probleme. Er hatte in Runde 28 einen frühen ersten Stopp absolviert und nutzte, wie auch Josef Newgarden,Jordan King und Matheus Leist, die Veach-Caution für den zweiten Stopp. Bei einer verbleibenden Rennlänge von 48 Runden war sicher, dass diese Fahrer einen weiteren Stopp würden absolvieren müssen. Durch die beiden letzten Gelbphasen war es aber auch für Fahrer, die einen Stopp in Runde 33 oder gar später absolviert hatten, möglich mit nur noch einem weiteren Stopp ins Ziel zu kommen. Zu dieser Gruppe gehörten Ryan Hunter-Reay, Takuma Sato, Sebastien Bourdais und natürlich auch Scott Dixon. Mit dem Stopp von Rossi und Co. bildeten sie nun die neue Spitzengruppe.
Takuma Sato war während der ersten Gelbphase zum Nachtanken and er Box. Den entscheidenden Stopp konnte er so bis Runde 39 rauszögern. Ryan Hunter-Reay lag zu Rennbeginn auf Platz 3 und gab diese Position natürlich nicht auf für einen Tankstopp auf. Er musste so schon in Runde 34 an die Box. Diese fünf Runden mehr Benzin sorgten dafür, dass Sato ab Runde 65 deutlich schneller als Hunter-Reay fahren und ihn dann auch in Runde 71 für die Führung überholen konnte.
Der ohne Benzin ausrollende Santino Ferrucci ließ auch die letzten Hoffnungen für Alexander Rossi auf ein Topergebnis sterben. Das ganze Feld kam schnell an die Box, mit Ausnahme von Max Chilton, der für Carlin ein paar Runden Führungsluft schnuppern durfte, bevor die Caution ausgerufen wurde. Ein Stopp unter Gelb hätte die Position gegenüber allen Fahrern, die schon vorher den Stopp absolviert hatten, zum Beispiel Hunter-Reay und Dixon, zerstört. Um den Sieg fuhren aber nun Takuma Sato, Ryan Hunter-Reay und Sebastien Bourdais. Dahinter folgten Scott Dixon, Spencer Pigot, Simon Pagenaud und Charlie Kimball. Die ehemalige Spitzengruppe aus Josef Newgarden und Alexander Rossi lag nur auf den Plätzen 11 und 12.
In einem Schlussspurt konnte Alexander Rossi noch an Josef Newgarden, der auf Prime-Tires im letzten Stint hoffnungslos unterlegen war, und Pietro Fittipaldi vorbei gehen. Hinter Charlie Kimball war dann aber Schluss. Scott Dixon verlor aber noch einen Platz an Spencer Pigot und so trennten die beiden Kontrahenten im Ziel nur drei Plätze und auch nur drei Punkte. An der Spitze konnte Takuma Sato alle Angriffe von Ryan Hunter-Reay abwehren und so seinen ersten Sieg für RLL-Racing feiern. Es war überhaupt der erste Saisonsieg für das Team von Bobby Rahal. Den dritten Platz belegte Sebastien Bourdais.
Das ganze Ergebnis kann man als PDF auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.
Beim Finale in Sonoma am 1. September kommt es zum Duell zwischen Scott Dixon (598 Punkte) und Alexander Rossi (569 Punkte). Bei einem Sieg von Rossi würde Dixon ein dritter Platz ausreichen. Bei der Stärke von Team Penske in den Weinbergen Kaliforniens (sechs Siege in den letzten acht Jahren) ist ein Rossi-Sieg eher unwahrscheinlich. Die beiden Nicht-Penske-Siege 2014 und 2015 gingen übrigens an Scott Dixon. Augenscheinlich hat der Neuseeländer aktuell auch das Glück des Tüchtigen und so ist der fünfte Titel für Scott Dixon deutlich wahrscheinlicher als der erste für Alexander Rossi.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skipinski