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Super GT: Vorschau Round 6 SUGO GT 300km

von geinou
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Abschluss der Hochsommer-Trilogie: Anders als im letzten Jahr begibt sich die Super GT zum Ende des japanischen Hochsommers auf die spektakuläre Naturbahn des Sportsland SUGO. Es ist gleichzeitig auch der Startschuss in die finale Phase der Meisterschaft mit noch drei ausstehenden Rennen. Für zusätzliche Würze könnte das Wetter an diesem Wochenende sorgen.

Egal ob das legendäre 3-Wide-Manöver zwischen Juichi Wakisaka, Ryo Michigami sowie Daisuke Ito im Jahr 2007, das spektakuläre Foto-Finish im Jahr 2010, als sich Koudai Tsukakoshi um lediglich 0,025 Sekunden gegenüber seinen heutigen Teamkollegen Takashi Kogure durchsetzte, der kuriose Unfall von 2014, der die vier führenden GT500-Fahrzeuge auf einen schlag eliminierte oder das letztjährige Scharmützel in der finalen Runde zwischen Kohei Hirate und Satoshi Motoyama. Das Sportsland SUGO ist immer ein Garant für hochklassige Action und zurecht ein absolutes Highlight im Kalender. Als einzige Strecke ist der 3,737 km lange Kurs nahe der Städte Murata und Sendai seit der ersten regulären Saison der damals noch JGTC genannten Rennserie im Jahr 1994 vertreten. Für das 25-jährige Super-GT-Jubiläum wandert das Sportsland SUGO zum dritten Mal nach 1995 sowie 2016 erstmals wieder von seinem ursprünglichen Austragungszeitpunkt vom Juni in den September. Das bedeutet zwar etwas mildere Temperaturen, gleichzeitig aber auch ein erhöhtes Gewichts-Handicap in der GT500- wie auch GT300-Klasse. Einzige Konstante dieses Jahr: Die Wettervorschau. Wie bereits vergangene Saison herrscht auch an diesem Wochenende ein erhöhtes Regenrisiko von 70-80% bei Temperaturen um die 21 Grad. Ähnlich der deutschen Eifel kann die Wetterlage aufgrund der Lage des Sportsland SUGO binnen von Minuten umschlagen und ist entsprechend schwer vorherzusagen. Mit oder ohne Nässe: Es gibt nahezu keinen besseren Ort, um den bereits sehr engen Meisterschaftskampf mit zusätzlicher Würze zu befeuern. Es ist zugleich das letzte Rennen mit dem vollen Gewichts-Handicap, ehe für die Autopolis jenes halbiert und für das Finale in Motegi gar gänzlich herausgenommen wird.

Das Sportsland SUGO liegt in einer sehr gebirgigen Gegend in der Miyagi-Präfektur, angrenzend an die Stadt Murata sowie keine 20 respektive 40 Kilometer von den Städten Natori und Sendai entfernt, jener Teil der Tohoku-Region, der im März 2011 vom katastrophalen Erdbeben sowie Tsunami am schwersten getroffen wurde. Neben viel hübscher Landschaften schwirren in der Gegend auch viele Käfer umher. Das Besondere am Standort ist allerdings, dass das Wetter binnen Sekunden umschlagen kann. Sonne, Regen, teilweise sogar Nebel, anschließend wieder Sonne und Regen sind selbst im Sommer möglich. So staunten die Super Taikyu-Teams nicht schlecht, als der Saisonstart im März 2013 wegen starken Schneefalls abgesagt wurde. Statt Autos gab es damals selbstgebaute Schneemänner in der Boxengasse zu beobachten. Nordschleifen-Feeling in Japan sozusagen. Das teilweise unberechenbare Wetter stellt Teams und Fahrer selbstredend vor eine besondere Herausforderung.

International eher unbekannt, obwohl zwischen 1988 und 2003 die Superbike-Weltmeisterschaft im Sportsland SUGO gastierte, ist der mit 3,737 km kürzeste Kurs im Kalender eine kleine Achterbahnfahrt – im wahrsten Sinne des Wortes. So ist die Start- und Zielgerade nicht eben, sondern führt zunächst bergauf. Die Steigung von 10% wird dabei, anders als bei anderen Strecken, gut von den TV-Kameras eingefangen. Die Gegengerade führt hingegen wieder bergab. Die spannendste der insgesamt zwölf Kurven ist die langgezogene 110R, die direkt wieder auf Start/Ziel führt und gerne auch als Mutkurve bezeichnet werden darf. Side-by-Side-Duelle sind hier zwar möglich, erfordern aber höchste Konzentration beider Fahrer, damit der Wagen auf der äußeren Linie nicht in die Schaumstoffbarrieren rutscht. Die Charakteristik der Strecke gilt als besonders anspruchsvoll fürs Material, insbesondere Reifen sowie Motor und Bremsen werden stark belastet. Das Sportsland SUGO lässt sich somit als eine „typisch japanische“ Rennstrecke bezeichnen, obgleich sie wegen der kleinen Auslaufzonen einige gefährliche Stellen bietet. Besagte 110R wurde vor einigen Jahren leicht entschärft, indem das Kiesbett asphaltiert wurde. Wunderschön in die Natur eingebettet, mit vielen schwungvollen Kurven sowie Steigungen. Eine echte Herausforderung für Mensch und Maschine.

Im Folgenden eine Onboard-Runde mit dem letztjährigen Polesetter aus der GT300-Klasse:

 

GT500

Das vor dem Wochenende vieldiskutierte Thema war die Balance of Performance-Anpassung des Honda NSX-GT. Erstmals seit Mai 2017 nahm die GT Association (GTA) eine Veränderung des Mindestgewichts vor. Wurde dieses damals von ursprünglich 1049 kg auf 1033 kg gesenkt, muss der wegen seines Mittelmotors nicht hundertprozentig dem Class-1-Reglement entsprechende Bolide nun um zehn Kilogramm auf 1044 kg aufladen. Die Entscheidung ist dahingehend überraschend, da GTA-Chairman Masaaki Bandoh nach den ersten Saisonrennen noch keinen Grund sah, die BoP des Honda NSX-GT abermals anzupassen. Gleichzeitig erklärte er jedoch, dass solche Entscheidungen stets ausführlich geprüft werden. Eine Erläuterung bezüglich der jüngsten Anpassung wird für die übliche Pressekonferenz am Sonntagmorgen erwartet. In diesem Jahr hat Honda bislang zwei Rennen sowie insgesamt drei Pole-Positionen gewonnen. Inwiefern die zehn zusätzlichen Kilogramm eine Auswirkung auf die Performance des Fahrzeuges sowie die Meisterschaftsambitionen des Honda-Kaders haben werden, wird sich selbstredend in den kommenden Rennen zeigen.

Angeführt wird die Jagd nach dem ersten Titel des japanischen Traditionsherstellers seit 2010 von Naoki Yamamoto / Jenson Button im Raybrig NSX-GT, die mit 40 Punkten derzeit den Drittentabellenrang belegen. Auf der Waage bedeutet das 80 kg Gewichts-Handicap, womit man hauchdünn die Installation der dritten Ausbaustufe des Benzinflussbegrenzers umgeht. Stattdessen wird Treibstofffluss auf 88,6 kg/h reduziert. Umgerechnet bedeutet das einen effektiven Erfolgsballast von 46 kg. Zur Erinnerung: Zwar wird das Gewichts-Handicap von 0 bis 100 kg angegeben. Je nach Zusatzkilos muss jedoch eine von insgesamt drei Benzinflussbegrenzer-Stufen verbaut werden, während ein Teil des Extragewichts wieder herausgenommen werden darf. Das Ganze soll als faire Kompensation dienen, ist zumindest in der GT500 (in der GT300 werden lediglich Erfolgsballaste bis 100 kg ohne Benzinflussbegrenzer verbaut) aber leider etwas undurchsichtig. Für ein besseres Verständnis haben wir deshalb eine Umrechnungstabelle erstellt, die ihr in unserer Saisonvorschau findet. Extrakilos hin oder her: Für Team Kunimitsu ist das Sportsland SUGO ein besonderer Ort, an dem sie 1995 ihren allerersten sowie 2015 ihren bislang jüngsten Sieg einfuhren.

Lediglich zwei Zähler hinter Naoki Yamamoto / Jenson Button in der Meisterschaftstabelle liegen Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure (Keihin NSX-GT), die ebenfalls mit der zweiten Ausbaustufe des Benzinflussbegrenzers ausgestattet sind. Das japanische Duo fiel nach ihrem sensationellen Auftakttriumph in Okayama, dem erst zweiten Sieg des Teams sowie für Koudai Tsukakoshi seit SUGO 2010, mit gleich zwei Nullrunden in den beiden darauffolgenden Rennen in ein kleines Loch. Rückkehr zur anfänglichen Stärke fand man zuletzt beim 500-Meilen-Rennen auf dem Fuji Speedway mit dem Bronzerang. Mit dem Sportsland SUGO hat die Mannschaft noch eine Rechnung offen. So musste man vergangenes Jahr nach just zwei Runden auf aufsichtsreicher Position bereits vorzeitig aufgeben, nachdem sich die Motorabdeckung löste und für zusätzlichen Schaden am Fahrzeug sorgte.

Etwas leichter aber ebenfalls in den Titelkampf involviert sind die Suzuka-Sieger Tomoki Nojiri / Takuya Izawa im ARTA NSX-GT, die mit 34 Punkten derzeit auf dem siebten Tabellenrang residieren. Ähnlich der Keihin-Truppe schrieben auch sie zwei Nullrunden in diesem Jahr, schleppen in SUGO dafür aber umgerechnet lediglich 34 Extrakilos sowie die zweite Ausbaustufe des Benzinflussbegrenzers mit sich herum. 2017 flog das ARTA-Ensemble nach einem anfänglichen Dreher auf nasser Piste im Feld zurück, kämpfte sich zum Schluss jedoch auf den fünften Rang zurück. Zuletzt obsiegte man im Sportsland SUGO im Jahr 2013

Als einzige GT500-Mannschaft im Feld müssen die derzeitigen Tabellenführer Ryo Hirakawa / Nick Cassidy im KeePer TOM’s LC500 mit satten 94 kg Erfolgsballast auskommen. In der Umrechnung bedeutet das: Stufe 3 des Benzinflussbegrenzers (85,5 kg/h) sowie effektiv 44 Extrakilos im Auto. Bereits vor dem Sommerlauf auf dem Fuji Speedway scherzte das Duo, dass man aufgrund des Ballasts in der GT400-Klasse unterwegs sei – ein je nach Kontext abwertender Begriff über die fehlende Leistung eines GT500-Boliden. Trotz dessen eroberte man am Ende den Silberrang. An diesem Wochenende sieht die Situation für die Titelverteidiger deutlich drastischer aus, weshalb man sich wohl auf ein etwaiges Resultat in den Top-Resultaten abseits des Podiums konzentrieren muss. 2017 kam man lediglich auf dem zehnten Rang ins Ziel, nachdem eine Safety-Car-Phase sowie das hohe Gewichts-Handicap ihnen etwas Wind aus den Segeln nahmen. Obgleich im Sportsland SUGO primär die Downforce sowie die Balance respektive das Handling der Fahrzeuge eine primäre Rolle spielen, dürften sich die Extrakilos sowie insbesondere der geringere Benzinfluss in der flinken sowie bergaufführenden 110R und der darauffolgenden der Start- und Zielgeraden bemerkbar machen. Eine hohe Top-Speed durch diese Passage ist von Nöten, um ein etwaiges Manöver in der ersten Kurve zu setzen – eine der besten Überholstellen der Strecke.

Von Vorteil ist, dass sie ein Sieben-Punkte-Polster auf ihren Markenkollegen Yuhi Sekiguchi (au TOM’s LC500) haben, der zusammen mit seinem Teamkollegen Kazuki Nakajima den 500-Meilen-Lauf auf dem Fuji Speedway gewann. Der diesjährige Le-Mans-Triumphant Nakajima ist allerdings mathematisch nicht mehr in der Lage, die Super-GT-Meisterschaft zu gewinnen, da er den Frühjahrsbesuch am Fuße des japanischen Wahrzeichens wegen einer Terminkollision mit dem World Endurance Championship (WEC) auslassen musste. Sekiguchi könnte somit der erste „Lone-Warrior-Champion“ seit Ryo Michigami im Jahr 2000 werden. Der 30-jährige aus Tokyo stammende Japaner dürfte nach seinem Sieg am vergangenen Wochenende beim wegen Starkregen verkürzten Super-Formula-Rennen in Okayama mit einem gehörigen Motivationsschub in die Miyagi-Präfektur reisen. Ähnlich dem derzeitigen Super-Formula-Tabellenführer Nick Cassidy ist er einer von fünf Piloten, welche die Chance haben, der erster Fahrer seit Richard Lyons im Jahr 2004 die beiden japanischen Top-Kategorien Super GT sowie Super Formula im selben Jahr zu gewinnen. Wie der Raybrig NSX-GT ist auch der au TOM’s LC500 mit 80 Gewichts-Handicap bestückt, sprich der zweiten Ausbaustufe des Benzinflussbegrenzers sowie umgerechnet 46 Extrakilos.

In der Vergangenheit war das Sportsland SUGO mit insgesamt elf Siegen ein gutes Pflaster für Toyota sowie dessen Edelmarke Lexus. Zuletzt obsiegte Lexus Team SARD im vergangenen Jahr nach einem atemberaubenden wie hauchdünnen Duell zwischen Kohei Hirate und Satoshi Motoyama. Hirate ist heuer im #31 Toyota Prius apr GT der GT300-Kategorie unterwegs, wo er wie auch sein ehemaliger Teamkollege Heikki Kovalainen (Denso Kobelco SARD LC500) im engen Meisterschaftskampf involviert ist. Letzterer belegt – ebenfalls als „Lone Warrior“, da auch Kamui Kobayashi den Fuji-Lauf im Mai dieses Jahres aufgrund seiner WEC-Verpflichtung schwänzen musste – mit zwölf Punkten Rückstand auf seine Markenkollegen Hirakawa / Cassidy derzeit den fünften Tabellenrang. Anders als das TOM’s-Ensemble leistete sich der Champion von 2016 allerdings gleich drei Nullrunden. Trotz des Silberrangs im Mai am Fuji Speedway sowie dem Sieg im thailändischen Buriram scheint der Knoten beim Denso Kobelco SARD LC500 noch nicht so recht geplatzt, nachdem man bereits zum Saisonstart mit starken Problemen (Motorschaden während der offiziellen Testfahrten) sowie Handlings-Problemen zu kämpfen hatte.

Ohne Benzinflussbegrenzers und lediglich mit 30 kg Gewichts-Handicap ausgestattet, könnte sich insbesondere bei Regen der Yokohama-bereifte WedsSport Advan LC500 (Yuji Kunimoto / Kenta Yamashita) zu einem wahren Geheimfavoriten an diesem Wochenende mausern. Ihr in diesem Jahr bislang bestes Resultat erzielte das japanische Ensemble in Thailand mit dem dritten Platz, jenem Ort an dem die kleine Privatmannschaft von Masataka Bandoh, der Sohn von GTA-Chairman Masaaki Bandoh, 2016 ihren Premierensieg feierten. In der Vergangenheit brillierten die Yokohama-Pneus nicht nur bei feuchten Bedingungen, sondern auch durch ihre Langlebigkeit. Dies machte sich vor zwei Jahren auch Kondo Racing zunutze, als der Forum Engineering Advan GT-R ohne Reifenwechsel zum Sieg im Sportsland SUGO düste. Joao Paulo de Oliveira / Mitsunori Takaboshi würden am Sonntag natürlich gerne diesen Triumph wiederholen, nachdem man letztes Jahr auf nasser Piste verunfallte. Hierfür müsste Joao Paulo de Oliveira seinen persönlichen SUGO-Fluch bezwingen, da ihm das Pech in der Miyagi-Präfektur sprichwörtlich am Reifen klebt: „Ich kann mich an kein gutes oder problemfreies Rennen hier erinnern.“ Der dritte Wagen im Yokohama-Bunde ist der Motul Mugen NSX-GT (Hideki Mutoh / Daisuke Nakajima), die insbesondere in der letztjährigen Startphase auf nasser Piste den Vorteil ihres Gummis ausnutzen konnten und am Ende auf dem sechsten Platz ins Ziel kamen. Mit 17 kg ist der Mugen-NSX zudem das zweitleichteste Fahrzeug im Feld.

Bleibt nur noch die große Unbekannte Nissan. Große Unbekannte deshalb, da die aus Yokohama stammende Marke mit ihrem Motoren-Update zum sechsten Saisonlauf anreist. Seit 2017 sind nur noch zwei frische Aggregate pro Jahr erlaubt. Honda und Lexus brachten ihre Updates bereits zum vorherigen Rennen auf dem Fuji Speedway. Nun rüstet somit auch Nissan nach – und die Konkurrenz fürchtet sich. Im Vorfeld erklärte Tabellenführer Nick Cassidy, dass er die GT-R-Boliden als Favoriten für die verbleibenden drei Saisonrennen ansieht, nachdem diese bereits auf Toyotas Haus- und Teststrecke die PS-Muskeln spielen ließen. Dass es heuer bislang erst für einen Sieg reichte, mag insbesondere auch am Pech der Marke liegen. So dominierte beim 500-Meilen-Lauf auf dem Fuji Speedway über lange Zeit der Calsonic Impul GT-R (Daiki Sasaki / Jann Mardenborough), ehe ein technischer Defekt ihren sicher geglaubten Sieg zunichtemachte. In die Miyagi-Präfektur reist Impul mit lediglich 36 kg Erfolgsballast und somit als eines der wenigen Teams ohne Benzinflussbegrenzer. Sollte das Bridgestone-bereifte Ensemble die gleiche Performance wie am Fuji aufrufen können, dürften sie mit großer Wahrscheinlichkeit zu den Hauptfavoriten auf den Sieg im Sportsland SUGO zählen, wo Nissan lediglich erst viermal obsiegen konnte. Es wäre der erste Sieg für Impuls blaue Rakete seit zwei Jahren.

Vielmehr: Trotz Übergewichts brillierte der Werks-Godzilla von NISMO, als Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli den Motul Autech GT-R überraschend auf die Pole-Position am Fuji steuerten. Dass man im Rennen auf die neunte Position zurückfiel, lag laut eigener Aussage am hohen Verschleiß der eigenen Michelin-Reifen, nachdem man bereits aus dem gleichen Grund in Thailand die ursprüngliche Strategie, bei der man auf einen Verzicht der Pneus verzichten wollte, umändern musste. Laut NISMO-Teamchef Yutaka Suzuki hat man eng mit Michelin zusammengearbeitet, unter anderem bei Reifentests in SUGO sowie in der Autopolis, um diese Achillesferse zu beseitigen. Die Früchte dieser Arbeit sollen an diesem Wochenende geerntet werden. Für einige Sorgenfalten sorgt allerdings das Wetter. Wohl auch auf die jüngste Vergangenheit blickend, sieht Yutaka Suzuki noch eine Schwäche im Nassen. Ein Punkt, der auch für die letztjährigen zweitplatzierten – wenn auch unter einem anderen Teamnamen – Satoshi Motoyama / Katsumasa Chiyo (Craftsports Motul GT-R) wegen ihrer Michelin-Pneus von Bedeutung sein dürfte. Anders als NISMO wird NDDP Racing with B-Max allerdings mit lediglich 18 Extrakilos und somit ohne Benzinflussbegrenzer ins Rennen gehen. Der Motul Autech GT-R ist mit 70 kg derweil der schwerste und einzige GT500-Godzilla mit der zweiten Ausbaustufe des Benzinflussbegrenzers im Nissan-Kader.

Mit anderen Worten: Die Hauptanwärter auf den GT500-Titel sind allesamt als Schwergewichte an diesem Wochenende unterwegs. Dies öffnet nicht nur den Weg für einen etwaigen Überraschungssieger, sondern könnte je nach Rennverlauf auch den derzeitigen Meisterschaftsstand gehörig durcheinanderwürfeln. Insbesondere für die schwersten Teams wird der sechste Saisonlauf im Sportsland SUGO so zu einer Art Überlebenskampf.

 

GT300

Wegen der limitierten Anzahl an Garagenplätzen besitzt das Sportsland SUGO eine maximale Kapazität von lediglich 43 der in diesem Jahr insgesamt 44 Fahrzeuge. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl hat die die GTA in der vergangenen Saison das sogenannte Seeding-System eingeführt (eine ausführliche Erklärung des Systems findet ihr in unserer Saisonvorschau von 2017), welches alle Teams in die Kategorien A, B und C unterteilt. Während A- und B-Teams für alle Rennen startberechtigt sind, müssen C-Seed-Mannschaften um die Teilnahme auf Strecken, die eine geringere Startfeldkapazität aufweisen, kämpfen. Hierfür wurden in diesem Jahr die Punkte aus der Team-Wertung bis zum vierten Saisonlauf herangezogen. Den kürzeren zogen dabei die Newcomer von CarGuy Racing, die aus finanziellen Gründen bereits das Gastspiel im thailändischen Buriram ausließen. Somit bleibt der gelbe CarGuy ADA NSX GT3 an diesem Wochenende in der Garage. Den 28. Und damit finalen Platz am GT300-Grid sicherte sich hingegen Cars Tokai Dream28. So setzten sich Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh (Syntium Apple Lotus Evora) mit lediglich einem Pünktchen gegen das CarGuy-Gespann durch.

Die geringere Teilnehmerkapazität sowie der kurze wie auch enge Charakter der Strecke ist auch der Grund für eine Änderung des Qualifyings an diesem Wochenende. So wird das GT300-Feld, basierend auf dem derzeitigen Team-Meisterschaftsstand, im ersten Qualifikations-Teil in zwei Gruppen unterteilt. Gruppe A besteht aus den Teams mit einer ungeraden, Gruppe B aus jenen mit einer geraden Platzierungsnummer. Dadurch möchte die GTA eine Chancen-Gleichheit garantieren, da es in der Vergangenheit häufig zu Beschwerden wegen des hohen Verkehrsaufkommens in Q1 kam. Die sieben Schnellsten jeder Gruppe ziehen anschließend in den finalen Qualifikations-Teil ein. Die Änderung hat auch eine Konsequenz für die GT500: Alle Qualifying-Abschnitte dauern dieses Wochenende lediglich zehn Minuten an. Fehler oder andere Probleme werden somit deutlich härter bestraft.

Die GT300-Klasse ist immer ein Garant für Überraschungen im Sportsland SUGO. Obgleich der technische Charakter der 3,737 km langen Naturbahn den beiden JAF-GT-Kategorien am stärksten entgegenkommt, obsiegte im vergangenen Jahr Team Gainer mit einem Mercedes AMG GT3. In diesem Jahr mit zwei Nissan GT-R NISMO GT3 unterwegs, befindet sich der Dunlop-bereifte Gainer Tanax GT-R (74 kg) mit Katsuyuki Hiranaka sowie Hironobu Yasuda im direkten Meisterschaftskampf, 14 Punkte hinter dem führenden ARTA BMW M6 GT3. Shinichi Takagi / Sean Walkinshaw übernahmen die Tabellenführung nach ihrem sensationellen dritten Fuji-Sommer-Triumph in Folge. Vielmehr gelang ihnen der aus der amerikanischen NASCAR-Serie bekannte „Sweep“, da sie auch das 500-Kilometer-Rennen am Fuße des japanischen Fahrzeichens im Mai dieses Jahres gewannen. Der Preis des Erfolgs: Der maximale Erfolgsballast von 100 kg. Das Übergewicht sollte dem in der Vergangenheit sowieso bereits im Sportsland SUGO strauchelenden BMW M6 GT3 nicht sonderlich zugutekommen.

Mit lediglich sechs Punkten Vorsprung ist das Polster des ARTA-Gespanns auf ihre direkten Verfolger Koki Saga / Kohei Hirate (#31 Toyota Prius apr GT), die sich mit gleich drei Podiumsresultaten in diese Position brachten, nicht sonderlich groß. Der Hybrid-Antrieb des schnellsten Prius der Welt könnte dabei helfen, das Erfolgs-Handicap von 90 kg auszugleichen. Kohei Hirate obsiegte im vergangenen Jahr in der GT500-Klasse, als er in einem packenden wie auch hart umkämpften Finish Serienurgestein Satoshi Motoyama bezwang. Im Vergleich deutlich leichter ist der Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi) mit lediglich 22 kg. Zumindest auf dem Papier sollte SUGO dem blauen JAF-GT-Boxer entgegenkommen. Mit lediglich erst einem Punkteresultat sowie drei wegen technischer Probleme bedingten Ausfällen in den vergangenen vier Rennen mangelt es dem Boliden jedoch an Zuverlässigkeit.

Mit zwölf Punkten Rückstand auf dem dritten Tabellenrang liegt das Leon Cvstos AMG-Gespann Haruki Kurosawa / Naoya Gamou (78 kg), die als einer der wenigen Meisterschaftsanwärter in jedem der bisherigen fünf Saisonrennen punkten konnten, ähnlich ihrer direkten Konkurrenten aber selbstredend ebenfalls mit dem Erfolgsballast auf der technisch-anspruchsvollen Bahn des Sportsland SUGO zu kämpfen haben werden. Vergangenes Jahr führten sie für lange Zeit das Rennen an, kamen nach einer für sie unglücklich gefallenen Safety-Car-Phase jedoch lediglich auf dem siebten Rang ins Ziel. Besser lief es für die Markenkollegen Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka im Goodsmile Hatsune Miku AMG, die auf dem vierten Rang das Podium nur knapp verpassten. Ähnlich Kurosawa / Gamou sammelten auch die Titelverteidiger in jedem der bisherigen Saisonrennen wichtige Punkte. Der Knoten platzte aber erst Anfang August am Fuji mit dem Silberrang – ihrem bislang besten Ergebnis dieses Jahr. In Kombination mit ihrem bärenstarken fünften Platz bei den 10 Stunden von Suzuka vor rund drei Wochen dürfte das Ensemble des bunten Miku-Mercedes mit einer gehörigen Portion an Motivation sowie Selbstvertrauen in die Miyagi-Präfektur reisen.

In den vergangenen beiden Jahren eroberte mit dem Hoppy 86 MC jeweils ein Mother Chassis die Pole-Position im Sportsland SUGO. Und auch in diesem Jahr dürfte der Toyota 86 von Tsuchiya Engineering mit Takamitsu Matsui sowie Sho Tsuboi am Steuer wieder, trotz der 70 kg Gewichts-Handicap, zu den Hauptfavoriten gehören. So kommt die Strecke dem Charakter der Mother-Chassis-Fahrzeuge sehr entgegen, die allerdings mit weniger Motorleistung als ihre GT3-Konkurrenten kämpfen müssen. Aus diesem Grund verzichten diese Teams deshalb oftmals auf einen Reifenwechsel, um so Positionen respektive wertvolle Sekunden in der Boxengasse zu gewinnen. Um den Streckenvorteil etwas zu kompensieren, bekommen alle Mother-Chassis-Fahrzeuge (Toyota 86, Lotus Evora, Toyota Mark X) wieder jene 30 kg an Balance of Performance für insgesamt 50 kg an Mehrgewicht aufgebrummt, die sie für Fuji ausladen durften. Dies gelt selbstredend auch für Yuhki Nakayama / Takashi Kobayashi im Upgarage 86 MC, die nach ihrem Okayama-Triumph etwas straucheln und erst zwei weitere Punkteresultate einfahren konnten. Team Upgarage war es auch, die als einziges Mother-Chassis-Team an den Suzuka 10 Hours teilnahmen, mit den für dieses Fahrzeug viel zu harten Einheitsreifen von Pirelli jedoch kein Land sahen und zugleich von mehreren technischen Problemen geplagt wurden.

Ebenfalls etwas nach ihrem dominanten Suzuka-Sieg Ende Mai sind Morio Nitta / Yuichi Nakayama (k-Tunes RC F GT3), die mit 48 Zusatzkilos allerdings zu einem der leichteren Top-Fahrzeugen im Feld gehören. Vergangenes Jahr hatte das Team einen guten Lauf im Sportsland SUGO, ehe eine Kollision mit dem ARTA BMW M6 ihre Siegträume zerplatzen ließ. Ein Zurückfinden zur alten Stärke könnte das derzeit auf dem zehnten Tabellenrang liegende Lexus-Gespann wieder direkt in den Titelkampf katapultieren. Nicht nur wegen ihrer letztjährigen Stärke zählt die Mannschaft zu einem der Geheimfavoriten an diesem Wochenende. Auf das sprichwörtliche Platzen des Knotens arbeiten auch Kazuki Hoshino / Hiroki Yoshida (Gainer Tanax triple-a GT-R) sowie Richard Lyons / Ryuichiro Tomita (Hitotsuyama Audi R8 LMS) hin. Während letztere als zweibestes Super-GT-Team die 10 Stunden von Suzuka auf einem starken achten Rang beendeten, in der japanischen GT-Meisterschaft aber bislang erst einen zehnten Rang als bestes Resultat in einem für sie mehr als frustrierenden Jahr vorzuweisen haben, erzielten erstere zuletzt am Fuji Speedway mit dem achten Platz ihr persönliches Saison-Highlight. Dass Kazuki Hoshino / Hiroki Yoshida so sehr ihren Gainer-Kollegen hinterherhinken, mag auch an den Reifen liegen. So ist der Gainer Tanax triple-a GT-R mit Yokohama-Reifen unterwegs, der Gainer Tanax GT-R hingegen mit Dunlop-Gummi.

Auch für das Sportsland SUGO wurden einige Änderungen an der Balance of Performance vorgenommen. Wie bereits erwähnt mussten die JAF-GT-Mother-Chassis um 30 kg auf nun 50 Extrakilos zunehmen. Für die BoP der FIA-GT3-Fahrzeuge ist weiterhin die SRO verantwortlich. Am meisten zulegen (25 kg) muss der Mercedes AMG GT3, der nun satte 50 Kilogramm an Extragewicht auf die Waage bringt. Um jeweils 10 kg schwerer werden derweil der BMW M6 GT3 (+35 kg) Audi R8 LMS GT3 (+50 kg), Honda NSX GT3 (+50 kg), Bentley Continental GT3 (+10 kg). Um fünf Kilogramm erhöht sich das Gewicht des Porsche 911 GT3-R (+30 kg) sowie des Lamborghini Huracán GT3 (+55 kg). Um jeweils zehn Kilogramm abspecken dürfen hingegen das 2018-Modell (+15 kg) sowie das 2015-Modell (+10 kg) des Nissan GT-R NISMO GT3 wie auch der Lexus RC F GT3 (+20 kg).

 

TV-Zeiten Sportsland SUGO

Wie gehabt wird auch der sechsten Saisonlauf der Super GT live und mit englischem Kommentar kostenlos auf dem YouTube-Kanal von NISMO gestreamt. In Japan überträgt der Pay-TV-Sender J SPORTS 3 ab 6:50 Uhr die Qualifikation live. Am Sonntag beginnt J SPORTS 4 mit der Übertragung um 6:30 Uhr. Der Rennstart erfolgt eine halbe Stunde später um 7:00 Uhr deutscher Zeit. Insgesamt stehen 300 Kilometer (81 Runden) auf dem Programm.

Copyright Photos: GT Association

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