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IndyCar: Analyse Grand Prix of Sonoma

von Rainer
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Ryan Hunter-Reay gewann das Saisonfinale der IndyCar-Series und Scott Dixon holte sich zum fünften Mal die Meisterschaft. Der Fahrer des Rennens war aber ohne den geringsten Zweifel Alexander Rossi.

Vor dem Wochenende war die Ausgangslage klar. Alexander Rossi brauchte für die Meisterschaft nicht nur den Sieg, sondern auch noch Schützenhilfe, die Platz 2 für Scott Dixon verhindern musste. Der Teil mit der Schützenhilfe funktionierte in der Qualifikation noch sehr gut. Teamkollege Ryan Hunter-Reay sicherte sich die Pole-Position und auch Marco Andretti schob sich mit Startplatz 4 in die Spitzengruppe. Aber ausgerechnet Alexander Rossi konnte nicht ganz mithalten und ging nur von Platz 6 ins Rennen. Scott Dixon holte sich mit Startplatz 2 genau die Position, die ihm am Ende auch sicher den Titel bringen würde. Josef Newgarden, Patricio O’Ward, Will Power und Simon Pagenaud (Startplätze 3, 5, 7 und 8) hatten zum Start die Logenplätze im Titelkampf.

Nach Kurve 2 war aber erst einmal die Luft aus dem Kampf um die Meisterschaft heraus. Alexander Rossi verpasste seinen Bremspunkt und fuhr auf Marco Andretti auf. Dabei beschädigte er sich den Frontflügel und schlitzte sich den rechten Vorderreifen auf. In langsamer Fahrt schlich er zurück in die Box. Rossi kürzte dabei die Strecke zwischen den Kurven 4 und 7 über die NASCAR-Alternative ab. Etwas überraschend übersah die Rennleitung dieses Vergehen. Durch die Abkürzung verlor er beim folgenden Reparatur-Stopp keine Runde auf die Spitze. Ein wenig Spannung im Titelkampf blieb so noch erhalten. Immerhin hatte Scott Dixon noch in Portland vor zwei Wochen gezeigt, dass ein Crash in der ersten Runde nicht das Ende des Rennens sein muss.

An der Spitze des Feldes war von Spannung hingegen gar nichts zu sehen. Ryan Hunter-Reay hatte das Rennen ganz klar im Griff. Scott Dixon minimierte das Risiko auf Platz 2. Beim ersten Stopp würgte Josef Newgarden den Motor ab und so verabschiedete sich der entthronte Meister aus der Spitzengruppe. Durch einen frühen Stopp übernahm sein Teamkollege Simon Pagenaud die Position. Mit abbauenden Reifen bekam Patricio O‘Ward immer größere Probleme und wurde bis auf Platz 14 durchgereicht.

Zwischen Runde 19 und 27 verlor Alexander Rossi noch einmal viel Zeit. Während die Spitze mit neuen Reifen Bestzeiten in den Asphalt brannte, musste er Benzin sparen, um auch mit nur noch zwei weiteren Stopps das Ziel zu erreichen. Nach seinem zweiten Stopp fand sich so Rossi mit einer Runde Rückstand direkt hinter Scott Dixon auf der Strecke wieder. Zwischen den beiden Kontrahenten um die Meisterschaft entwickelte sich ein packendes Duell, auch wenn nicht um die direkte Position im Rennen. Einen ersten Überholversuch blockte Scott Dixon noch hart ab. Beide Boliden berührten sich sogar in Kurve 11. Erst in Runde 37 kam Rossi an Dixon vorbei und Ryan Hunter-Reay ließ ihn dann in Folge auch schnell passieren. Am Ende der Führungsrunde hatte Alexander Rossi damit im Falle einer Caution wieder alle Optionen auf eine gute Platzierung. Und diese Gelbphase sollte dann tatsächlich kommen.

In Runde 44 rollte Graham Rahal ohne Vortrieb in Kurve 7 aus. Schon in Runde 15 war sein Teamkollege Takuma Sato mit einem kapitalen Motorschaden ausgeschieden. Die Caution nutzte Alexander Rossi für seinen vorletzten Boxenstopp und ließ für den wahrscheinlich entscheidenden Stint neue Options-Tires aufziehen. Den Restart in Runde 48 nahm er von Platz 20 in Angriff und Angriff war sein einziger Gedanke. Er überholte an jeder möglichen und unmöglichen Stelle und nach nur drei Runden schnupperte er auf Platz 11 an den Top-10. James Hinchcliffe und Pietro Fittipaldi waren in der nächsten Runde keine wirklichen Gegner und auch Tony Kanaan und Ed Jones waren schnell überholt. Alexander Rossi benötigte nur 6 (!) Runden, um von Platz 20 auf Platz 7 (!) auf dem Sonoma Raceway (!!) nach vorne zu stürmen – eine unfassbare Performance. Selbst Lewis Hamilton benötigt für so etwas DRS.

Hinter Sebastien Bourdais blieb Alexander Rossi dann aber stecken. Die Lösung war ein früher letzter Boxenstopp in Runde 59, um so mit dem Under-Cut weitere Plätze gut zu machen. Bei Chip Ganassi Racing coverte man diesen Move sofort und holte Scott Dixon die nächste Runde an die Box. Nach den Stopps lag Dixon etwa 15 Sekunden vor Rossi und Will Power und Simon Pagenaud zwischen den beiden Kontrahenten. Die Meisterschaft war damit entschieden. Durch den frühen Stopp musste Rossi auch noch Benzin sparen und so verlor er in den letzten Runden noch zwei Plätze an Marco Andretti und Sebastien Bourdais. Kurz nach der Zieldurchfahrt blieb Rossi dann auch ohne Benzin liegen.

An der Spitze cruiste derweil Ryan Hunter-Reay zu seinem zweiten Saisonsieg. Während des ganzen Rennens gab es keine Situation, abseits des Restarts, in der er auch nur im Ansatz gefährdet gewesen wäre. Hinter Scott Dixon sorgten Will Power und Simon Pagenaud auf den Plätzen 3 und 4 für einen fast versöhnlichen Saisonausklang von Team Penske. Beide stehen aktuell teamintern aber ganz klar im Schatten von NASCAR-Pilot Brad Keselowski, der zuletzt die Siege Nummer 499 und 500 für Roger Penske als Teamchef einfuhr.

Nach seinem sensationellen Startplatz 5 und zwischenzeitlichen Problemen, fuhr IndyLights-Champion Patricio O’Ward einen hervorragenden Platz 9 ein. Er schlug dabei mit Ed Jones (Platz 10), Tony Kanaan (Platz 12) und James Hinchcliffe (Platz 15) doch einige etablierte Piloten. Alles andere als ein Vollzeit-Cockpit für den Rookie im nächsten Jahr wäre schon sehr überraschend.

Das ganze Ergebnis kann man als PDF auf der Homepage der IndyCar-Series nachlesen.

Am Ende holte sich Scott Dixon (678 Punkte), mit 57 Punkte Vorsprung auf Alexander Rossi (621 Punkte), sehr souverän seine fünfte Meisterschaft. Man könnte jetzt sagen, dass Rossi mit dem Fehler in Runde 1 die Meisterschaft verloren hat. Das ist aber viel zu einfach gedacht. Im ganzen Jahr erreichte Scott Dixon nur zweimal (Platz 11 und Long Beach und Platz 12 in Iowa) nicht die Top-6. Dem stehen drei Siege und weitere sechs Podien, unter anderem beim Indy 500 und dem Saisonfinale, entgegen. Selbst wenn er mal Pech mit einem Unfall, wie in Portland, hatte, fuhr er noch Platz 5 heraus. Das war einfach eine sehr gute und vor allem konstante Leistung des Neuseeländers über alle 17 Rennen hinweg.

Die weiteren Plätze gingen an Team Penske (Will Power 3, Josef Newgarden 5 und Simon Pagenaud 6) und Ryan Hunter-Reay (Platz 4). Best-of-the-Rest wurde Sebastien Bourdais vor Graham Rahal. Etwas sehr überraschend ist Marco Andretti im Endtableau auf Platz 9 zu finden. Das zeigt aber auch die Stärke von Andretti Autosport in diesem Jahr. In Abwesenheit wurde Robert Wickens als Rookie des Jahres 2018 ausgezeichnet. Vor dem Rennen schickte er aber eine Videobotschaft an die IndyCar-Familie:

Im dritten Jahr ihres Bestehens hat die Racingblog-Indy-Fantasy-Series einen neuen Champion. Firo konnte, trotz des Tagessieges in Sonoma, am Ende seinen Titel nicht wieder verteidigen und musste sich mit Platz 2 begnügen. Neuer Champion ist Montoya12. Herzlichen Glückwunsch! Für den Racingblog belegten Slayer_ch, ThomasB und Yankee die Plätze 5 bis 8. Vielen Dank fürs Mitspielen.

Wie die IndyCar-Series verabschiede auch ich mich in die Winterpause und genieße bei fast 30° Celsius ein paar Lebkuchen. Ich hoffe wir sehen uns alle, inklusive Robert Wickens und Fernando Alonso, im März 2019 zur neuen Saison wieder.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, Joe Skibinski, Stephen King

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1 Kommentare

Urban 19 September, 2018 - 11:09

Vielen Dank für diesen Tollen Beitrag.

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