Am Wochenende gastierte die NASCAR Whelen Euro Series zum zweiten Mal am Hockenheimring. Anders als im vergangenen Jahr bildete die Veranstaltung in diesem Jahr den Auftakt in die Playoffs.
Dass die Meisterschaft in der EuroNASCAR spannend werden würde, stand schon vor Hockenheim fest, doch die Rennen am Hockenheimring haben die Piloten noch einmal näher zusammen geführt. In der ELITE 1 lag dies vor allem an den Patzern der Top-Piloten, allen voran Frédéric Gabillon. Der Franzose erwischte sowohl am Samstag als auch am Sonntag einen gebrauchten Tag.
Im ersten Halbfinallauf zog sich der Meisterschaftsführende bereits am Start einen Reifenschaden zu und musste an die Box. Damit fiel der Franzose aus der Führungsrunde, schaffte es aber über den Lucky Dog wieder zurück. Gabillon zeigte sich kämpferisch und fuhr bis auf Platz sieben vor. An der Spitze fuhr derweil der junge Niederländer Loris Hezemans zum Sieg. Bis zur letzten Kurve lieferte sich der Hendriks-Pilot ein Duell mit Alon Day. Der amtierende Meister drehte sich jedoch in der letzten Runde, als er versuchte an Hezemans vorbei zu kommen. Marc Goossens erbte somit Days zweiten Platz und Lucas Lasserre wurde Dritter.
„Ich bin so glücklich, gerade weil es so ein besonderes Rennen war“, freute sich Hezemans, der durch den Sieg in der Junior-Trophy dort nun vor Gianmarco Ercoli führt. „Wir mussten hart arbeiten und deshalb fühlt sich der Sieg umso besser an. Es war ein enges Rennen bis zur letzten Kurve. Ich habe beinahe den Kampf gegen Alon verloren. Ich war am Driften. Nach der Pace-Car-Phase war ich enorm unter Druck. Alon war sehr schnell, aber dann haben seine Bremsen blockiert. Wir haben uns nicht berührt, doch als er versuchte mich zu überholen, hat er sich leider gedreht. Ich habe den Sieg geholt und habe das Ziel morgen wieder viele Punkte zu sammeln.“
Auch im zweiten Halbfinale strauchelte ein Favorit auf den Titel. Wieder war es Gabillon, der beim Sieg von Konkurrent Day nur Rang 20 belegte. Zuvor war Gabillon mit Days Teamkollegen Salvatore Tineo Arroyo kollidiert. Hinter Day erreichte Hezemans das Ziel, der das gesamte Rennen über nicht an dem Israeli vorbei kam. Lasserre belegte wie am Vortag den dritten Rang und übernahm somit die Führung in der Meisterschaft. Der Pilot der deutschen Mishumotors-Mannschaft nimmt einen Vorsprung von zwei Zählern auf Day mit nach Zolder. Auch Hezemans und Gabillon sind noch im Rennen um den Titel.
„Es ist ein gutes Resultat“, so Lasserre. „Wir hatten einige technische Schwierigkeiten an diesem Wochenende und sind trotzdem zweimal auf’s Podium gefahren. Das ist natürlich gut für die Meisterschaft. Ich danke Mishumotors Besitzer Mirco Schultis, Mavi und allen Mavi-Gästen, die uns hier unterstützt haben. Ich bin sehr glücklich. Nun ist es wichtig, sich zu erholen, durchzuatmen und das Auto bestmöglich vorzubereiten. Wir haben eine Chance auf den EuroNASCAR-Titel, was aber für das Team und Mirco viel Arbeit bedeutet. Ich danke all meinen Mechanikern, die einen großartigen Job gemacht haben.“
Gaststarter Dominik Farnbacher, schaffte es in der #70 von Mishumotors zweimal unter die besten Zehn. In der Nationenwertung hatte Deutschland jedoch keine Chance auf ein Podium beim Heimrennen.
Drama auch in der ELITE2
Nicht minder spannend waren die Rennen in der ELITE2, denn auch hier spielte das schwarz-weiße Fahrzeug mit der Startnummer drei eine wichtige Rolle. In der ELITE2 wird der Toyota Camry der RDV-Compétition-Mannschaft von Ulysse Delsaux pilotiert. Dieser fuhr am Samstag ungefährdet zum Sieg. Zweiter wurde Wilfred Boucenna vor Guillaume Deflandre.
„Es war ein tolles Rennen, in dem wir es früh geschafft haben, uns Vorteile zu verschaffen“, so Boucenna. „Wir sind von Platz fünf gestartet und letztendlich auf Rang zwei gelandet. Das ist einfach fantastisch! Es war ein toller Zweikampf mit meinem Teamkollegen Paul und ich bin froh, ihn gewonnen zu haben. Wir haben wichtige Punkte für die Meisterschaft geholt.“
Lokalmatador Justin Kunz, startete ebenfalls aussichtsreich in das erste Rennen der ELITE2, fiel jedoch schnell zurück. Der Pilot von Racing-Total lieferte sich ein rundenlanges Duell mit Felipe Rabello um die sechste Position, hatte am Ende aber die schlechteren Karten.
Im zweiten Halbfinale erlebten die Zuschauer ein weiteres dramatisches Rennen. Delsaux lag wie am Vortag in Führung und schien auch das zweite Rennen gewinnen zu können. Wenige Runden vor Schluss wurde der Meisterschaftsführende der ELITE2 jedoch langsamer. Er hatte einen Plattfuß. Zunächst gelang es dem jungen Franzosen, das Auto auf der Strecke zu halten. In der letzten Runde kam es im Motordrom dann zum Dreher. Deflandre, der zuvor schon Zeit gut gemacht hatte, erbte den Sieg. Der Belgier übernahm damit auch die Führung in der Gesamtwertung. Das Podium komplettierten Paul Guiod und Florian Venturi. Letzterer sicherte sich zudem den Sieg in der Rookie-Wertung.
„Ulysse kam etwas zu weit in der Kurve raus und deshalb gab es den Reifenschaden“, sagt Deflandre. „Das war meine große Chance das Rennen zu gewinnen und ich habe es geschafft. Es ist ein großartiger Sieg, weil Ulysse etwas schneller ist als ich. Ich habe aber alles gegeben, um die Lücke zu schließen. Ich führe nun die Meisterschaft an, aber es geht vorne verdammt eng zu. Deshalb wird es kein einfaches Finale in Zolder.“
Auch Kunz kämpfte um ein besseres Ergebnis als am Vortag. Der Deutsche nutzte eine Schwächephase von Rabelleo und ging mit einem waghalsigen Manöver an dem Brasilianer und Boucenna vorbei. Boucenna und Kunz lieferten sich anschließend ein hartes Duell, bei dem beide kurz von der Strecke abkamen. Boucenna schaffte es in die Top-5, Kunz wurde Achter.
Thomas Ferrando startet in der K&N Pro-Series Ost
Nach dem Start von Frédéric Gabillon in der NASCAR Pinty’s Series in Kanada, wird am kommenden Wochenende auch Thomas Ferrando den Sprung über den großen Teich wagen. Mit dem Start für Nextgen Motorsports am New Hampshire Motor Speedway löst der Franzose seinen Preis für den ELITE2-Titel aus der vergangenen Saison ein.
„Ich möchte ein gutes Ergebnis einfahren“, sagt Ferrando. „Ich bin ein Rennfahrer und möchte natürlich an die Spitze fahren. Wir wollen zeigen, dass die NASCAR Whelen Euro Series eine gute Serie ist, um eine NASCAR-Karriere zu starten. Sie bietet die Möglichkeit, an Rennen in den USA teilzunehmen. Wir hoffen auf ein gutes Rennen. Wir wollen so viel lernen wie möglich und so weit vorne landen wie es nur geht. Es ist großartig, auf einer so besonderen Strecke wie der Magic Mile zu starten. Ich freue mich riesig darauf.“
„Es ist die Mission der NASCAR Whelen Euro Series, solche Möglichkeiten zu schaffen“, so NWES-Präsident und CEO Jerome Galpin. “Wir sind stolz darauf, europäische Fahrer über den großen Teich zu schicken, damit sie sich in Nordamerika mit den besten NASCAR Fahrern messen können. Euro NASCAR verschmilzt immer weiter mit der internationalen Präsenz von NASCAR und wir sind uns sicher, noch viele solcher Möglichkeiten für Fahrer aus der ganzen Welt schaffen zu können. Thomas wird in Loudon sicher viel lernen. Wegen der hohen Geschwindigkeiten und des geringen Bankings ist es eine herausfordernde Strecke.”
Der Start des ELITE2-Meisters von 2017 bildet zudem den Auftakt für ein weiteres Fahreraustauschprogamm. Im Gegenzug wird der Amerikaner Dale Quarterley bei den finalen Läufen der NASCAR Whelen Euro Series im belgischen Zolder starten. Diese finden am 20. und 21. Oktober statt.