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Super GT: Perfektes SUGO-Wochenende für Naoki Yamamoto und Jenson Button

von geinou
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Wild, spannend, bizarr: Das Sportsland SUGO hielt am vergangenen Wochenende was es versprach. Am Ende obsiegten erstmals in dieser Saison Naoki Yamamoto / Jenson Button im Raybrig NSX-GT. Für Button war es der Premierenerfolg in seiner Rookie-Saison in der Super GT. In der GT300-Klasse donnerten Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi im Subaru BRZ R&D Sport zu ihrem ersten Triumph in diesem Jahr.

Eine alte japanische Motorsportlegende besagt, dass der Teufel in den Bergen rund um das Sportsland SUGO lebt. Das Fahren auf der 3,737 km langen Strecke kommt dem sprichwörtlichen Ritt auf der Kanonenkugel gleich. Ein Fehler kann zugleich das Ende aller Siegesambitionen bedeuten – erst recht in einem Feld von 43 Autos. Um zu Siegen, muss also jenes dämonische Wesen bezwungen werden. Und in diesem Jahr warf der SUGO-Teufel gleich mehrere Herausforderungen. Darunter eine der bizarrsten Szenen, die ohne das schnelle Reagieren von Jenson Button and Tomoki Nojiri mitunter in einer Katastrophe hätte enden können.

 

GT500

„Das war sehr gefährlich“, lamentierte ein ansonsten sehr glücklicher Jenson Button auf der Siegerpressekonferenz nach dem Rennen. Was ist geschehen? Nach einem Unfall des #31 Toyota Prius apr GT aus der GT300-Klasse wurde das Rennen in der 71. Runde mit dem Safety Car neutralisiert. Sechs Umläufe vor Schluss gab die Rennleitung die die Hatz wieder frei. Es sollte allerdings nur wenige Kilometer dauern, bis eine Lexus-interne Kollision zwischen dem Wako’s 4CR LC500 (Kazuya Oshima / Felix Rosenqvist) und dem KeePer TOM’s LC500 (Ryo Hirakawa / Nick Cassidy) Titelverteidiger Ryo Hirakawa in den Reifenstapel schickte. Kurz darauf verunfallte Bertrand Baguette (Epson NSX-GT) in der finalen 110R-Kurve. Die Rennleitung beließ es jedoch bei lokalen gelben Flaggen, um das Rennen nicht hinter dem Safety Car beenden zu müssen. In der finalen Runde tauchte jedoch plötzlich das streckeneigene Medical Car in der Schikane vor den beiden sich um den Sieg duellierenden Jenson Button und Tomoki Nojiri auf, welches wegen eines Kommunikationsfehlers nach eigenem Ermessen auf die Strecke kam, um zum verunfallten Epson NSX-GT zu fahren. Beide stiegen sofort in die Eisen und umrundeten den weißen Toyota Prius nahezu problemlos. Der Schrecken saß jedoch tief.

GTA-Chairman Masaaki Bandoh erklärte nach dem Rennen, dass es seitens der Rennleitung keine Freigabe für das Medical Car gab. Lediglich Fahrzeuge der Super-GT-eigenen FRO (First Rescue Operation) waren zugelassen, um die beiden verunfallten Boliden zu bergen. Dass das Medical Car auf die Strecke eilte, ist vermutlich einem Kommunikationsfehler zurückzuführen. Masaaki Bandoh teilte den japanischen Kollegen von Autosport-web mit, dass dies zwar ein schwerer Fehler war, er den Streckenverantwortlichen jedoch keine Schuld zusprechen möchte. Stattdessen wird die GTA nochmals ein Auge auf alle Kommunikationswege werfen, um solch einen Fehler für die Zukunft zu vermeiden. Anders als die Sicherungsfahrzeuge der FRO, die allesamt von ehemaligen Profirennfahrern pilotiert werden, sitzen in den jeweiligen Streckenfahrzeugen in der Regel weniger erfahrende Amateure. Zwar signalisierte das Medical Car mittels des Blinkers, dass Button überholen soll, gab gleichzeitig jedoch nicht die Ideallinie frei und bretterte gar über die Curbs der Schikane. Auch weil die wohl bizarrste Szene der vergangenen Jahre ein glücklicherweise glimpfliches Ende nahm, konnten am Ende alle Beteiligten darüber lachen. Für die japanischen Fans wurde der weiße SUGO-Prius jedenfalls schnell zum Meme.

Es sollte natürlich nicht die einzige erinnerungswürdige Szene eines ansonsten spektakulären wie auch unterhaltsamen Rennens gewesen sein. Einen großen Schritt gen ihres ersten Saisonsiegs gingen Jenson Button und Naoki Yamamoto bereits am Vortag, als letzterer mit einem neuen Streckenrekord (1:10.248) den Raybrig NSX-GT auf die Pole-Position vor dem Calsonic Impul GT-R (Daiki Sasaki / Jann Mardenborough), ARTA NSX-GT (Tomoki Nojiri / Takuya Izawa), Keihin NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure) sowie dem Motul Mugen NSX-GT (Hideki Mutoh / Daisuke Nakajima) stellte. Damit war die blaue Calsonic-Rakete der einzige Nissan, der durch die Honda-Phalanx brach. Bester Lexus war der Yokohama-bereifte WedsSport Advan LC500 (Yuji Kunimoto / Kenta Yamashita). Die Tabellenführer Ryo Hirakawa / Nick Cassidy im KeePer TOM’s LC500 verpassten wegen ihres hohen Erfolgsballast den Einzug ins zweite Qualifying-Segment auf dem neunten Rang nur knapp.

Raybrig-Startfahrer Naoki Yamamoto ließ in den Eröffnungsrunden nichts anbrennen und enteilte leicht seinen Verfolgern. Dahinter krallte sich im neunten Umlauf Takuzya Izawa zunächst den Calsonic-Nissan von Jann Mardenborough. Der Keihin NSX-GT hatte hingegen mit starken Balance-Problemen zu kämpfen. Takashi Kogure nutzte zwar jeden Zentimeter auf der Strecke aus, um den Mittelmotor-betriebenen Wagen auf den vorderen Positionen zu halten. Die Bemühungen waren jedoch vergeblich: Am Ende mussten sich er sowie Teamkollege Koudai Tsukakoshi mit dem neunten Platz begnügen. An der Spitze dauerte es lediglich zehn Runden, ehe sich Jann Mardenborough wieder an das Heck des ARA NSX-GT herankroch – und die Silberpositionen zurückeroberte.

Mit 26 Grad Außen- sowie 37 Grad Streckentemperatur fielen die Bedingungen am vergangenen Sonntag deutlich wärmer als ursprünglich vorhergesagt aus. Die einstige Regengefahr verpuffte, nachdem ein kurzer Niederschlag das Freie Training am Samstagmorgen noch heimsuchte. Mitten im Rennen stiegen die Außentemperaturen sogar kurzzeitig auf über 30 Grad an, weshalb der auf weichen Bridgestone-Reifen gestartete Yamamoto zum Ende seines Stints mit argen Grip-Problemen zu kämpfen hatte. Dies ermöglichte Jann Mardenborough den einst über sechs Sekunden großen Vorsprung nahezu umgehend zu verringern. Schnell fanden sich die blauen Boliden in einem engen Zweikampf – mit dem zunächst glücklicheren Ausgang für den Calsonic Impul GT-R, der zu Beginn der 23. Runde in Kurve eins am Raybrig NSX-GT vorbeischoss.

Um nicht zu viel Zeit auf den stark abbauenden weichen Reifen zu verlieren, holte Team Kunimitsu in der 34. Runde Naoki Yamamoto für einen Undercut-Versuch an die Box, als dieser das Lenkrad an Teamkollege Jenson Button übergab. Button erhielt die Medium-Mischung, die sich im weiteren Rennverlauf allerdings ebenfalls als kritisch herausstellte, als die Temperaturen zum Ende hin wieder sanken. Der Gamble ging dennoch auf, als Jann Mardenborough vier Umläufe später zum Service abbog. Als Daiki Sasaki das Volant übernahm, hatte Jenson Button mit seinen bereits aufgewärmten Pneus den rund vier Sekunden großen Vorsprung des Calsonic Impul GT-R bereits eliminiert und entsprechend leichtes Spiel, den mit kalten Reifen aus der Boxengasse kommenden Daiki Sasaki zu überholen. Dieser wollte den Formel-1-Weltmeister von 2009 natürlich nicht entkommen lassen. Bei der Verfolgungsjagd begann Sasaki jedoch einen Fahrfehler, als er in der 110R von der Strecke abkam und, ohne einzuschlagen, übers Gras bretterte. Dadurch verlor der Japaner rund sechs Sekunden auf den Briten. Der Austritt sollte jedoch weitaus größere Folgen haben. Da sich das Gras an der Kühleröffnung festklammerte, fing kurze Zeit später das Nissan-Aggregat an zu überhitzen. Es war der finale KO-Schlag für die Siegambitionen von Impul, die nach dem technischen Defekt am Fuji Speedway, wenn auch dieses Mal nicht ganz unverschuldet, ein weiteres Mal vom ersten Triumph seit 2016 ablassen mussten. Stattdessen musste sich Daiki Sasaki nach hinten orientieren, da nach lediglich zehn Runden bereits Tomoki Nojiri, der kurz zuvor den ARTA NSX-GT von Teamkollege Takuzya Izawa übernahm, auf den hechelnden Calsonic-Godzilla aufholte und im 57. Umlauf erfolgreich für die erneute Honda-Doppelführung überholte.

Just in der gleichen Runde sorgte Jenson Button für eine Schrecksekunde, als er versuchte in der 110R am GT300-Überrundsverkehr außen vorbeizugehen und dabei wie Daiki Sasaki von der Strecke abkam. „Heute habe ich viel gelernt“, erklärte der Brite lachend auf der Pressekonferenz. „Zum Beispiel, dass man nicht in der letzten Kurve überholt.“ Für das Sportsland SUGO unüblich, bildeten sich an jener Stelle viele der sogenannten Marbles, welche sich beim Überfahren wie Glatteis anfühlen. „Ich kam von der Strecke ab, konnte abseits aber sofort wieder Grip finden. Ich verlor vermutlich lediglich rund drei Sekunden und konnte schnell meine Reifen wieder säubern, was wichtig war. Die einzige Sorge war, dass Gras im Kühler festhing.“ Anders als beim Calsonic Impul GT-R sorgte dies jedoch für keine Probleme am Raybrig NSX-GT. Der Abstand zu Markenkollege Tomoki Nojiri schrumpfte dennoch, nachdem wie bereits zuvor beschrieben das Rennen in der 71. Runde aufgrund des unverschuldeten Abflugs von Kohei Hirate im #31 Toyota Prius apr GT für die einzige Safety-Car-Phase des Rennens sorgte.

Button hielt den Druck von Nojiri während des intensiven Schlussspurts jedoch stand – und überquerte erstmals in seiner noch sehr jungen Super-GT-Karriere als erster die Ziellinie. Es war der erste Sieg für Naoki Yamamoto (sein insgesamt fünfter Triumph) sowie Team Kunimitsu seit dem SUGO-Lauf im Jahr 2015, 24 Jahre nach ihrem Premierenerfolg im Jahr 1994 an just der gleichen Stelle. Für Honda war es zugleich der dritte Doppelerfolg in diesem Jahr nach Okayama sowie Suzuka. Auch die vor dem Wochenende um 10 kg erhöhte Balance of Performance des NSX-GT änderte nichts an der Dominanz der Marke mit gleich drei Boliden in der Top 5. Auf der GTA-Pressekonferenz am Sonntagmorgen erklärte Masaaki Bandoh, dass die BoP-Anpassung aufgrund einer allgemeinen Chancengleichheit vorgenommen wurde. So sieht das ausführende Organ der Super GT nicht die Reduzierung des Minimalgewichts des Boliden im vergangenen Jahr als Grund für den Aufschwung an. Stattdessen sei es die harte Arbeit sowie ein Vorsprung in der Entwicklung gewesen, der Honda in diese Position brachte. Entsprechend sei die einst großzügige Gewichtsreduktion nicht mehr zwingend nötig. Zumindest im Sportland SUGO bestätigte sich diese von der GTA vorsichtig und mit allen drei Herstellern abgesprochene Anpassung. Zugleich erklärte Masaaki Bandoh, dass es keine weitere BoP-Anpassung für die beiden finalen Saisonrennen geben wird.

Daiki Sasaki im Calsonic Impul GT-R verteidigte hauchdünn den Bronzerang vor Daisuke Nakajima (Motul Mugen NSX-GT). Die Safety-Car-Phase dürfte dabei geholfen haben, um den Motor für die finalen Kilometer etwas abzukühlen. Obgleich ihnen erneut ein potentieller Sieg durch die Hände rutschte, zeigte sich Jann Mardenborough mit seinem ersten GT500-Podium dennoch sehr zufrieden. Für Team Mugen war Rang vier das bislang beste Resultat seit ihrem Comeback in der GT500-Klasse letztes Jahr. Bester Lexus wurde der Zent Cerumo LC500 (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura), die von der siebten Position ins Rennen gingen und mit dem Forum Engineering Advan GT-R (Joao Paulo de Oliveira / Mitsunori Takaboshi), Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli) sowie dem Craftsports Motul GT-R (Satoshi Motoyama / Katsumasa Chiyo) das restliche Nissan-Trio auf Distanz hielten. Wegen des Unfalls mit dem KeePer TOM’s LC500 wurde der Wako’s 4CR LC500 nach dem Rennen mit einer Zeitstrafe belegt, wodurch Kazuya Oshima und Felix Rosenqvist von der neunten auf die elfte Position abrutschten. Stattdessen erbten der Keihin NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogire) sowie die Thailand-Sieger Heikki Kovalainen / Kamui Kobayashi (Denso Kobelco SARD LC500), die nach einem Unfall Kovalainens im Qualifying von der letzten Position ins Rennen gingen, die verbleibenden beiden Punkteränge.

Für Lexus war es ein schwieriges Wochenende, die keinen Stich gegen die Konkurrenz von Honda sowie zum Teil auch Nissan sahen. Grund hierfür könnte die schwache Qualifying-Performance der letzten Rennen seien, wodurch man sich jeweils in eine schwierige Ausgangslage brachte. Aus dem Fahrerlager wird berichtet, dass Honda ein deutlich optimaleres Engine-Mapping für die Qualifikation besitzt. In den vergangenen Saisonläufen konnte insbesondere Lexus dies durch ihre bessere Rennperformance kompensieren. Im Sportsland SUGO ließ sich jedoch keine Schwachstelle in der Honda-Phalanx finden. Und trotz, dass sowohl aus dem Honda- wie auch Lexus-Lager wegen ihres jüngsten Motoren-Updates Nissan sowie insbesondere der werksseitige Motul Autech GT-R als großer Favorit für die verbleibenden beiden Saisonrennen am Autopolis Circuit sowie Twin Ring Motegi angesehen wird, möchten die Yokohamer nichts von der Favoritenrolle wissen. Da Autopolis zum Teil mit Okayama sowie Suzuka zu vergleichen ist, sieht Nissan stattdessen erneut Honda im Vorteil.

Zumindest auf dem Papier hat dieser auch bestand, denn mit nun insgesamt drei Podium-Resultaten übernahmen Naoki Yamamoto / Jenson Button mit 61 Punkten nun zum zweiten Mal in dieser Saison die Tabellenführung. Ihr Vorsprung beträgt satte 12 Punkte auf das ARTA-Gespann Tomoki Nojiri / Takuya Izawa (49 Punkte). Zwei Zähler dahinter befinden sich Ryo Hirakawa / Nick Cassidy (47 Punkte), die nach einem frustrierenden SUGO-Wochenende (Platz 14) die Tabellenführung verloren. Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure) befinden sich punktgleich (40 Punkte) mit Yuhi Sekiguchi auf der vierten respektive fünften Stelle, einen Zähler vor dem einzigen Nissan-Gespann im Meisterschaftskampf, Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (39 Punkte). Obgleich bei den verbleibenden zwei Saisonrennen noch insgesamt 42 Punkte zu holen sind, sollte die Titelentscheidungen zwischen den genannten Fahrerpaarungen fallen. Der Kampf um die Super-GT-Krone wird jedenfalls noch intensiver ausfallen, zumal für die Autopolis die Erfolgsgewichte halbiert und beim großen Finale in Motegi gar gänzlich entfernt werden. Ähnlich der finalen Runden im Sportsland SUGO sollte dies für einen packenden Schlussspurt sorgen.

GT500-Ergebnis Sportsland SUGO
GT500-Meisterschaftsstand

 

GT300

Für Subaru R&D Sport verlief 2018 bisher wie ein Alptraum. Lediglich ein einziges Punkteresultat, ein dritter Platz in Suzuka, konnte das Team erzielen. In all den anderen Rennen wurde ihr Subaru BRZ hingegen häufig von technischen Problemen heimgesucht, was nicht nur für viele Überstunden der eigenen Mechaniker sorgte. Ein umso größerer Stein dürfte der Mannschaft am vergangenen Sonntag vom Herzen gefallen sein, als der blaue Boxer nach einer absolut dominanten Vorstellung erstmals seit den Suzuka 1000km im Jahr 2016 wieder die Ziellinie als erster überquerte. „In den vergangenen Monaten musste ich immer mit einem betrübten Gesicht nach Hause zu meiner Familie zurückkehren“, erklärte der junge Familienvater Hideki Yamauchi auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. „Endlich kann ich jedoch mit einem dicken Lächeln nach Hause kommen.“ Es war der erst zweite GT300-Triumph für Yamauchi, der zugleich die Arbeit der R&D-Mechaniker nicht genug loben konnte, die viele Nachtschichten einlegten und trotz aller Probleme niemals aufgaben. Dem schloss sich auf der nun fünfmalige GT300-Rennsieger Takuto Iguchi an, der den Triumph dem hart arbeitenden Team sowie den zahlreichen Subaru-Fans widmete. Es war eine wahrlich dominante Vorstellung des Subaru BRZ R&D Sport am vergangenen Wochenende, der jede Session (Freies Training, Qualifying, Warm-Up sowie letztlich das Rennen) auf der obersten Stelle im Klassement abschloss. Freilich dürfte das im Vergleich geringe Erfolgshandicap von lediglich 22 Kilogramm mitgeholfen haben. Dennoch spielten Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi die Stärken des Boliden im Sportsland SUGO perfekt aus. Zugleich war es der erste Sieg eines JAF-GT300 in diesem Jahr, nachdem sich bereits der Upgrage 86 MC als bislang einziges JAF-GT300 Mother Chassis in Okayama gegen die starke Welle an FIA-GT3-Boliden durchsetzte.

Zu keiner Zeit bestanden Zweifel, dass der Sieg nicht über den Subaru BRZ R&D Sport gehen würde. Lediglich während der Boxenstopps gaben Iguchi / Yamauchi kurzzeitig die Führung ab, die sie ansonsten mit teilweise über zehn Sekunden problemlos kontrollierten. Dahinter ging es deutlich wilder wie auch dramenreicher zur Sache. So konnte der 90 kg schwere Hoppy 86 MC den zweiten Startplatz nicht verteidigen. Stattdessen wurde Startfahrer Sho Tsuboi nach nur wenigen Runden um einige Positionen nach hinten durchgereicht. Zu allem Übel zwang ein im weiteren Rennverlauf auftretendes Problem an der Radaufhängung das Team zu einem rund 14-ründigen Not-Stopp, was am Ende nicht nur den 24. Platz, sondern auch einen herben Rückschlag im Meisterschaftskampf für Takamitsu Matsui und Sho Tsuboi bedeutete. Hinter dem Subaru BRZ R&D Sport entbrannte hingen an der Spitze ein spannender Kampf um den Silberrang zwischen dem Gainer Tanax triple a GT-R (Kazuki Hoshino / Hiroki Yoshida), Gulf Nac Porsche 911 (Rintaro Kubo / Keishi Ishikawa) sowie dem Hitotsuyama Audi R8 LMS (Richard Lyons / Ryuichiro Tomita). Letztere arbeiteten sich kurzzeitig auf den Bronzerang vor, wurden nach 19 Runden aber wie so häufig in diesem Jahr vom Pech getroffen, als ein schleichender Plattfuß Richard Lyons zu einem Not-Stopp zwang. Damit waren die Probleme aber noch nicht behoben. Kurz nach dem Reifenwechsel stieg weißer Rauch aus dem GT3-Audi hervor, was einen rundenlang Reparaturstopp sowie am Ende den 23. Platz zur Folge hatte.

Im Duell um die beiden verbleibenden Podiumsplatzierungen sollte sich letztlich der Gainer-Nissan durchsetzen, der dem starken Druck der Konkurrenz standhielt. Es war das Ende einer langen Durststrecke für beide Piloten. So stand Kazuki Hoshino seit 2016 nicht mehr auf dem Treppchen. Hiroki Yoshida musste gar länger warten: Es war sein erstes Podiumsresultat seit den Suzuka 1000km im Jahr 2012. Damals war er als dritter Pilot für den letztlich siegreichen triple a Vantage GT3 mit Hiroki Yoshimoto sowie seinem jetzigen Teamkollegen Kazuki Hoshino gemeldet. Da Yoshida jedoch im eigentlichen Rennen nicht ins Lenkrad greifen durfte, war der Silberrang am vergangenen Wochenende sein erstes aus eigener Kraft herausgefahrene GT300-Podiumsresultat. Es war zugleich das beste Resultat für den Gainer Tanax triple a GT-R in diesem Jahr, der ansonsten das Nachsehen gegenüber den Teamkollegen und Thailand-Siegern Katsuyuki Hiranaka / Hirnobu Yasuda (nach Zeitstrafe Platz 19, nachdem man wegen einem schleichenden Plattfuß bei geschlossener Boxengasse während der Safety-Car-Phase zum Reifenwechsel hereinkam) im Gainer Tanax GT-R bislang das Nachsehen hatte.

Stattdessen entbrannte ein wahres Feuerwerk um den Bronzerang, welches seinen Ursprung beim relativ frühen Boxenstopp des Goodsmile Hatsune Miku AMG (Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka) in der 22. Runde fand. So entschieden sich die Titelverteidiger lediglich für einen Wechsel der Hinterreifen, um so trotz ihres Übergewichts (68 kg) und obgleich auch die GT300-Teams mit den höher als vorausgesagten Temperaturen kämpften, an Positionen durch eine kürzere Boxenstoppzeit zu gewinnen. Der Gamble ging auf: Am Ende fand sich der bunte Mercedes im Itasha-Design in einem der spektakulärsten Duelle der letzten Jahre wieder. Zu den weiteren Protagonisten gehörte der Manepa Lamborghini GT3 (Kazuki Hiramine / Marco Mapelli), welcher von der 17. Position ins Rennen ging und beeindruckt durchs Feld pflügte. Lamborghini-Werksfahrer Mapelli erhielt vier frische Yokohama-Pneus für seinen Stint – und holte mit Siebenmeilenstiefeln auf Nobuteru Taniguchi auf, der sichtbar an Grip-Problemen litt. Die Safety-Car-Phase in der 71. Runde gab ihm zwar eine kleine Verschnaufpause, brachte Marco Mapelli aber erst recht in Lauerstellung. Hinzu gestellte sich der Modulo Kenwood NSX GT3 (Hideki Mutoh / Hiroki Otsu), der von der elften Position startete. Direkt nach dem Neustart entbrannte ein packender Dreikampf, der aufgrund des ebenfalls spannenden Schlagabtauschs in der GT300 allerdings nur spärlich von den TV-Kameras eingefangen werden konnte.

Am Ende konnte sich Nobuteru Taniguchi hauchdünn mit 0,057 Sekunden gegen seine beiden Rivalen durchsetzen, als alle drei Fahrzeuge zu dritt auf den finalen Metern über die Start- und Zielgeraden für eines der knappsten und spektakulärsten Foto-Finishes der Super-GT-Geschichte donnerten. Dabei gelang es Rookie Hiroki Otsu den Kenwood Modulo NSX GT3 mit lediglich 0,008 Sekunden vor den Manepa Lamborghini GT3 für das beste Ergebnis des neuen Honda NSX GT3 in seiner japanischen Debütsaison zu ziehen. Ein bittersüßer Moment für Modulo Drago Corse, die nach dem schweren Unfall am Fuji Speedway, als Yuji Tachikawa im Zent Cerumo LC500 wegen Bremsversagen am Ende der Zielgeraden ungebremst in den Modulo Kenwood NSX GT3 knallte, den 500-Meilen-Lauf verpassten und binnen kürzester Zeit einen komplett neuen Wagen aufbauen mussten. Entsprechend viele Freudentränen flossen am Ende des Tages in der Garage des Teams.

Für die Titelverteidiger Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka war das zweite Podiumsresultat des Jahres ein enorm wichtiges, durch welches sie auf die dritte Position in der Meisterschaftstabelle aufstiegen, auch weil viele der Titelspiranten am vergangenen Wochenende patzten. Die Tabellenführer Shinichi Takagi / Sean Walkinshaw (ARTA BMW M6 GT3) waren mit dem maximalen Erfolgs-Handicap von 100 kg unterwegs, wodurch sie im Qualifying chancenlos blieben und lediglich den 23. Startplatz einfuhren. Das Glück war mit den Tüchtigen, denn ihre Aufholjagd bis auf die elfte Stelle wurde mit einer nachträglichen Zeitstrafe des Legal Frontier Lamborghini GT3 (Kimya Sato / Yuya Motojima) wegen gefährlichen Fahrens belohnt, wodurch man den zehnten und damit finalen Punkteplatz erbte. Damit konnten sie ihren Vorsprung auf Koki Saga / Kohei Hirate (#31 Toyota Prius apr GT) um einen Zähler auf sieben Punkte ausweiten, nachdem letztere wegen des unverschuldeten Unfalls punktelos blieben. Entsprechend wütend zeigte sich Kohei Hirate, der nach dem Abflug in der SP-Kurve einmal kräftig in den Reifenstapel boxte. Übeltäter war Morio Nitta im K-tunes RC F GT3, der wegen einer vermeidbaren Kollision von der Rennleitung mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde.

Trotz des unglücklichen Endes befinden sich Saga / Hirate dennoch weiterhin in Schlagdistanz auf den Titel im letzten Jahr des schnellsten Toyota Prius der Welt. Für 2019 hat apr-Teamchef Hiroto Kaneso gegenüber den japanischen Kollegen von Autosport-web bereits bestätigt, dass man an einem neuen Wagen bastelt, der er nicht nur wegen des Basis-Vehikels als „sehr herausfordernd“ bezeichnet. Gerüchten zufolge könnte es sich hierbei gar um ein JAF-GT300-Modell des im März dieses Jahres enthüllten, neuen Toyota Supra handeln. Anders als der Straßenwagen wird die JAF-GT300-Variante des Toyota Prius von einem Mittelmotor angetrieben. Eine Design-Entscheidung, die aufgrund des Hybrid-Systems getroffen werden musste. Seit 2017 gilt allerdings die Regel, dass der Motor auch an der gleichen Stelle wie im Straßenwagen verbaut werden muss. Die „Großvater-Regel“, welche die Teilnahme von Fahrzeugen, die vor einem bestimmten Datum gebaut wurden, genehmigte, setzt ab der kommenden Saison aus, weshalb sich der Toyota Prius apr GT, der 2012 sein Debüt in der Super GT feierte, auf seiner Abschiedstour befindet.

Obgleich man nur einen Punkt auf das führende BMW-Duo verlor, schrumpfte jener auf die folgende Konkurrenz. Mit ihrem dritten Platz sind Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka nun punktgleich mit dem Prius-Gespann. Lediglich drei Zähler (42 Punkte) dahinter befinden sich Haruki Kurosawa / Naoya Gamou (Leon Cvstos AMG), die am Ende ebenfalls von der Strafe des Legal Frontier Lamborghini GT3 profitieren und den achten Platz vor dem Syntium LMcorsa RC F GT3 (Hiroki Yoshimoto / Ritomo Miyata) erbten. Beide mussten sich dem Saitama Toyopet GreenBrave MarkX MC mit Taku Bamba und Shigekazu Wakisaka geschlagen geben, die mit Platz sieben ihr bis dato bestes Super-GT-Resultat seit ihrem Debüt 2017 einfuhren. Trotz der guten Startphase rutschten Rintaro Kubo / Keishi Ishikawa (Gulf Nac Porsche 911) am Ende auf den sechsten Platz ab, dürften mit ihrem ersten Top-10-Resultat in dieser Saison jedoch dennoch zufrieden sein. Nicht am Rennen teilnehmen konnte der R&Q’s AMG GT3 (Hisashi Wada / Masaki Jyonai) konnten nach einem Unfall von Hisashi Wada in der Qualifikation. Wada erschien trotzdem in der Startaufstellung und entschuldigte sich auf seine eigene Art für den Fehler.

An Boden im Titelkampf verloren auch Katsuyuki Hiranaka / Hironobu Yasuda (Gainer Tanax GT-R), die wie zuvor beschrieben wegen eines Not-Stopps bei geschlossener Boxengasse während der Safety-Car-Phase belangt wurden und punktelos blieben. Die Thailand-Sieger belegen mit 37 Punkten weiterhin den fünften Tabellenrang, zwei Zähler vor Takamitsu Matsui / Sho Tsuboi (Hoppy 86 MC), die wegen ihres Aufhängungsproblems ebenfalls ohne Punkteausbeute das Sportsland SUGO verließen. Durch ihren Sieg kletterten Takuto Iguchi / Hideki Yamauchi mit insgesamt 32 Punkte auf den siebten Rang, 20 Zähler hinter den Tabellenführern. Das Thema Meisterschaft dürfte angesichts des Rückstands eine eher kleinere Rolle für sie spielen, mit noch 42 zu erobernden Punkten ist jedoch noch alles möglich, zumal auch in der GT300 der Erfolgsballast für das kommende Rennen halbiert sowie beim Finale gänzlich entfernt wird.

Das vorletzte Saisonrennen der Super GT findet am 21. Oktober 2018 auf dem herausfordernden Autopolis Circuit statt.

GT300-Ergebnis Sportsland SUGO
GT300-Meisterschaftsstand

Copyright Photos: GT Association, JAS Motorsport

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