Für Ferrari heißt es: Alles oder Nichts. Aber die Chancen in Japan für einen Sieg stehen nicht so gut.
50 Punkte – Fünf Rennen. Für Ferrari und Sebstian Vettel sieht es nach einer unlösbaren Aufgabe aus, den Lauf von Mercedes zu stoppen. Sicher – ein Ausfall kann auch Hamilton betreffen und dann reden wir nur noch von 25 Punkten in vier Rennen. Aber die Mercedes scheinen kugelsicher zu sein in Sachen Zuverlässigkeit. Eher denkt man, dass es Ferrari gegen Ende der Saison, wenn die Motoren alt sind, noch erwischen wird. Denn die Italiener müssen mehr Risiko wagen und es scheint auch so, dass sie im Moment das Nachsehen haben.
Auch wenn das Duell an der Spitze entschieden scheint, es ist immer noch faszinierend zu sehen, wie zwei Team mit völlig unterschiedlichen Konzepten so eng beieinander liegen. Das gilt auch für die sehr herausfordernde Strecke von Suzuka, die ja mittlerweile „old school“ Charakter hat. Fehler kann man sich hier nicht erlauben, die Abstimmung ist eher schwierig, weil man viel Abtrieb in den Esses benötigt, aber wenig für die Geraden haben will. Beide, Ferrari und Mercedes scheinen hier auf Augenhöhe zu sein, von daher ist es sehr schwer zu sagen, wer vorne liegen wird. Ich tippe auf eine sehr enge Qualifikation, die Pole wird vielleicht sogar innerhalb eines Zehntels liegen. Da wird das Wetter aber eine entscheidende Rolle spielen.
Red Bull sollte man in Japan nicht abschreiben. Der Speed von Verstappen in Russland, auf einer reinen Motorenstrecke, war sehr gut, wie man in den ersten Runden gesehen hat. Sie sind zwar nicht ganz auf dem Niveau der beiden Top Teams, aber in Suzuka wird das Chassis des Red Bull zum tragen kommen. Die beiden ersten Sektoren liegen dem Red Bull, verlieren wird man im letzten Sektor.
Die Frage, wer dahinter liegt, scheint sich in den letzten Rennen mehr und mehr Richtung Force India und Haas verschoben zu haben. Der Erfolg von Russland den Sauber feiern konnte, wird sich in Suzuka eher nicht wiederholen lassen, aber vor allem Leclerc sollte eine Chance auf Q3 haben. Renault scheint dagegen in so etwas wie einer Krise zu stecken. Die letzten Rennen waren unauffällig, Russland lief richtig schlecht, vor allem, wenn man das mit dem Rennen von Red Bull vergleicht, die ja der Maßstab für die Franzosen sein müssen. Die schlechten Ergebnisse seit der Sommerpause deuten daraufhin, dass man sich eventuell in der Entwicklung verrannt hat.
Interessant dürfte das Auftreten von Toro Rosso werden. Honda hat am Freitag in Russland einen neuen Motor ausprobiert. Der wurde von Team und Fahrer einhellig gelobt und man geht davon aus, dass man Renault hinter sich gelassen hat. Bei der Aussage schwingt vermutlich auch viel PR im Vorfeld des Rennens in Japan mit, aber Honda scheint weiter auf einem guten Weg zu sein. Die Frage, was der Motor in einem Red Bull Chassis zustande bringt, wird langsam sehr interessant. Vermutlich wird Honda den neuen Motor auch in Japan einsetzen.
Bleiben die beiden Sorgenkinder McLaren und Williams. Es ist mir immer noch ein Rätsel, was bei McLaren seit dem letzten Mai schief gelaufen ist. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, die halbe Aero-Abteilung zu entlassen. Das Team wirkt zudem nach dem Abgang von Eric Boullier kopflos. Der de-facto Teamchef Gil de Ferran ist kaum zu sehen oder zu hören. Dem Team fehlen weiterhin Sponsoren und die schlechte Saison in diesem Jahr bedeutet weiter, dass man wenig Geld aus dem TV-Top bekommen wird. Es scheint mehr und mehr unwahrscheinlich, dass das Team im nächsten Jahr den Sprung nach vorne schaffen wird.
Das gilt auch für Williams, aber hier sind die mannigfach vorhandenen Probleme ja wenigstens bekannt. Das man dass Chassis nicht nachhaltig verbessern konnte, spricht auch nicht gerade für das Team. Offenbar hätte es dazu aber eine B-Spec Variante bedurft, die man sich nicht leisten will. Die Entscheidung, sich lieber auf 2019 zu konzentrieren, ist daher nachvollziehbar.
Strategie:
In Japan nutzt Pirelli wegen der enormen Seitenkräfte auf die Flanken der Reifen traditionell die härteren Mischungen. Aber immerhin sieht man in diesem Jahr mal die Supersoft neben den Soft und den Medium. Theoretisch müsste der Soft der Reifen für das Rennen sein, da sich die Supersoft als langlebig genug für den ersten Stint erwiesen haben. Aber in Japan wird viel davon abhängen, ob der Soft Blasen werfen wird, oder nicht. Die Medium könnten sich am Ende, vor allem für Mercedes, als die bessere Variante ergeben.
Ferrari war mal wieder sehr aggressiv in der Reifenwahl. Allerdings muss man auch erwähnen, dass dem Ferrari die Medium normalerweise eh nicht liegen. Bis auf den merkwürdigen Moment in Monza, wo sich die Soft auf dem Ferrari auflösten, passte der Reifen perfekt zum Auto. Man hat zwei Sätze, die auch völlig ausreichen. Gleichzeitig hat man auch so viele Supersoft, dass man eventuell auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzen kann.
Die ist allerdings auch in Japan eher unwahrscheinlich. Das Delta für einen Stopp beträgt wegen der längeren Boxeneinfahrt rund 23 Sekunden. Das ist ein bisschen viel für eine Zwei-Stopp Variante, zu mal man in Suzuka nicht wirklich gut überholen kann. Die Start-Ziel-Gerade ist fast ein wenig zu kurz, selbst mit DRS, die Gegengerade reicht ebenfalls nicht. Steckt man nach einem Stopp hinter einem Konkurrenten, versaut man sich die Reifen im ersten Sektor durch das Hinterherfahren.
Eine große Rolle wird am Wochenende das Wetter spielen. Der Freitag und der Samstag sollen verregnet sein, der Sonntag allerdings mit knapp 30 Grad heiß. Das bedeutet für die Teams, dass sie keine Abstimmung fürs Rennen fahren können, was die Sache insgesamt spannender machen kann.
Bilder: Ferrari, Daimler AG, Force India