Besser hätte es für Mercedes nicht laufen können – und viel schlechter für Ferrari auch nicht. Die WM ist praktisch gelaufen.
Das Rennen an der Spitze war langweilig. Bottas hielt sich brav zurück, Hamilton tat nur das Nötigste. Mercedes hatte das Rennen schon in Q2 gewonnen, als man mit den „Soft“ die schnellsten Zeiten fahren und so auch auf den sicheren Reifen ins Rennen gehen konnte. Da war schon klar, dass, egal was Ferrari machen würde, der taktische Vorteil während des Rennens immer bei den Deutschen liegen würde. Zur Erkenntnis von Ferrari, dass Mercedes an diesem Wochenende unschlagbar sein würde, gesellte sich an diesem Wochenende auch noch Pech (Q3) und Unvermögen (Rennen) hinzu.
Es war vor dem Rennen klar, dass Ferrari das Rennen würde gewinnen müssen. Aber alle Hoffnungen der Ferraristi zerstoben schon nach FP3, als endgültig klar war, dass Mercedes in Suzuka das bessere Auto hatte. In keinem Sektor kam Ferrari an die Konkurrenz ran und überraschenderweise musste man auch noch auf die Red Bull aufpassen, deren Abstimmung fürs Rennen gefährlich nah an die der Ferrari heran kam. Das man in Q3 dann mit der Reifenwahl Pech hatte – geschenkt. Auch wenn es verwunderlich war, dass man nicht wie alle andere auf die Slicks setzte. Der Regen kam dann ausgerechnet dann, als man dazu entschloss, die Reifen zu wechseln.
Immerhin lief der Start für Vettel sehr gut. Nach wenigen Runden lag er dank des Zweikampfs von Räikkönen und Verstappen schon auf P4 mit Aussicht, Druck auf Bottas zu machen. Sein Überholmanöver war dann wieder ein typischer Fehler von Vettel. Zu schnell, zu überhastet und an einer Stelle, an der man nur überholen kann, wenn der Konkurrent mit macht. Aber der Konkurrent hieß in dem Fall Verstappen und es ging um P3. Vettel wusste nach eigener Aussage, dass Verstappen eine 5-Sekunden Strafe beim Stopp erwarten würde und er hatte in dem Moment das scheinbar bessere Auto. Dass er nicht auf den Stopp warten wollte, ist nachvollziehbar, denn in der Zwischenzeit hätten beide Mercedes ihren Abstand vergrößert. Aber er hätte leicht auf die DRS-Zone warten können.
Aber das ist dann einer der Unterschiede zwischen Hamilton und Vettel. Der Brite agiert auch unter Druck klüger und riskiert weniger in Situationen, in denen er zurückliegt. Der Deutsche hingegen hat schon während seiner gesamten Karriere immer wieder gezeigt, dass er in solchen Situationen oft zu hektisch und unüberlegt reagiert. Der Vorfall mit Verstappen war so ein Manöver. Selbst unter Berücksichtigung der WM – warum sollte die Niederländer freiwillig Platz machen? Und hätte sich das Vettel nicht vorher denken können?
Ohne den Unfall wäre für Ferrari vielleicht mehr drin gewesen. P3 auf jeden Fall, P2 eventuell, weil Ferrari auf Grund der Reifenwahl einen Undercut hätte versuchen können. Denn der Ferrari war auf den Soft sehr gut unterwegs. Das beweist auch, dass Vettel noch in der letzten Runde auf seinen alten Reifen die schnellste Runde fahren konnte.
Immerhin sorgte das chaotische Rennen von Vettel und die gute Form von Red Bull für Abwechslung auf der Strecke. Verstappen beschäftigte Bottas am Ende des Rennens, Ricciardo hatte eine starke Fahrt durch das Feld zu Beginn.
Wie erwartet ging es zwischen Force India und Haas sehr, sehr eng zu. Das Duell war faszinierend, zu mal Grosjean mal wieder eines seiner besseren Rennen hatte. Perez und Ocon bissen sich am Haas die Zähne aus. Dazu kam noch Pierre Gasly im Toro Rosso, der Honda fast den ersten Punkt auf der eigenen Strecke ermöglich hätte. Die neue Ausbaustufe scheint ein Erfolg zu sein, allerdings fehlt wohl immer noch etwas Leistung des Hybrid-Systems, dem weiterhin der Dampf auf langen Geraden ausgeht. Erst am Ende verlor Gasly den Punkt, weil Renault Carlos Sainz auf eine ungewöhnliche Strategie gesetzt hatte, so dass diese am Ende mit den frischesten Reifen unterwegs war.
Lange sah auch Leclerc nach einem sicheren Punkte-Jäger aus, doch es war nicht das Wochenende des Monegassen. Zwar ging der Sauber mal wieder nicht schlecht, aber er musste seinen Wagen nach einem Ausflug ins Kiesbett abstellen. Ericsson war nicht in der Lage den Speed des Mittelfeldes mitzugehen. Am Ende schlugen sich Williams und McLaren um die rote Laterne, die dann an Williams ging.
Seine WM-Chancen kann Vettel komplett begraben. Sein Rückstand beträgt nun 67 Punkte. Gewinnt Hamilton in Austin das Rennen, muss Vettel zwingend Zweiter werden, um die WM rechnerisch weiter offen zu halten. In Mexiko würde es Hamilton dann reichen einen Punkt mehr als Vettel zu machen. Bei der Form von Mercedes ist es sehr wahrscheinlich, das die WM schon in den USA entschieden wird.
Dafür ist es im Mittelfeld und in der „B-Meisterschaft“ extrem spannend. In der Fahrer WM geht in der Fahrer WM eng um Platz Sieben zu. So würde man sich ja auch mal wieder einen WM-Kampf wünschen. Im Moment sieht das so aus:
PER 53 Punkte
MAG 53 Punkte
HUL 53 Punkte
ALO 50 Punkte
OCO 49 Punkte
In der Team WM entscheidet sich die B-Meisterschaft zwischen Renault (92 Punkte) und Haas (84 Punkte). Force India hätte theoretisch 102 Punkte, musste aber die 59 Punkte aus dem ersten Teil der Saison ja wegen des Besitzerwechsels abgeben. Um so erstaunlicher, dass sie schon wieder 43 gesammelt haben.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1