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IMSA: Bericht Petit Le Mans 2018

von DonDahlmann
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Es war ein klassisches Langstreckenrennen auf der Road Atlanta dass am Ende richtig dramatisch wurde.

Langstreckenrennen haben ja immer ihre eigene Dynamik. Da plätschert das Rennen gefühlt stundenlang vor sich hin, um dann plötzlich gegen Ende seine volle Dynamik zu entfalten. Angesichts der sehr engen Situation in allen drei Meisterschaften, lag über dem diesjährigen Petit Le Mans allerdings von Anfang an Dramatik in der Luft. Und die Protagonisten lieferten sich über Stunden packende Zweikämpfe. Und natürlich gab es nach dem Rennen auch ein bisschen Ärger.

Bei den Prototypen hatten nur die Whelen Mannschaft mit Eric Curran und Felipe Nasr, sowie die Core Autosport Truppe mit Jonatan Bennett und Colin Braun echte Chancen auf den Titel. Obwohl Core sich in der Quali vor der Whelen Truppe qualifiziert hatte, entschied man sich, wie immer in diese Saison, zu einem Fahrerwechsel und setzte Teambesitzer Bennett ins Auto. Der sollte den Oreca 07 so gut wie möglich im Rennen halten, damit später Braun und Gaststarter Romain Dumas die Kohlen aus dem Feuer holen konnten. Doch auf der nur 4 Kilometer langen Strecke von Road Atlanta entwickelte sich das Rennen anders, als von Core gehofft. In der Anfangsphase gab es kaum Unterbrechungen, was dem deutlich langsameren Bennett nicht entgegen kam.

Die Minimum Fahrzeit, damit ein Fahrer gewertet werden kann, betrug beim Petit Le Mans 2 Stunden und 45 Minuten. Doch schon nach knapp 90 Minuten Fahrzeit betrug der Rückstand von Core auf den Rest der Prototypen knapp zwei Runden. Die Strategie, Bennett seine Runden fahren zu lassen, damit Braun und Dumas dann wieder aufholen, drohte zu scheitern. Bennett selber entschied sich, seinen Stint zu verkürzen und zunächst die beiden Profis wieder ans Steuer zu lassen. Die hatten dann erst mal viel zu tun.

Denn der Speed an der Spitze war gewaltig. Zunächst ballerten ein ESM und beide Mazda um den Kurs und kämpften um die Führung. Vor allem die Mazda hielten das Tempo hoch. Bei ESM, die ihr vielleicht ihr letztes Rennen in der IMSA gefahren sind, da ihnen der Sponsor für 2019 abhanden gekommen ist, gesellte sich aber erneut das Pech hinzu. Pipo Derani beklagte früh einen Reifenschaden und fiel knapp zwei Runden zurück. Nun waren es die Acura, die mit dem Mazda das Tempo hoch halten konnten.

Während des Rennens wechselte die Führung mehrfach. Mal waren es die Mazda, mal schnupperte ein Cadillac vorne am Sieg. Nach der Hälfte des Rennens war nichts entschieden. Castroneves führte im Acura vor Jarvis im Mazda und dem wieder erstarkten Derani im ESM. Core hatte sich auf P7 nach vorne gefahren, steckte hier aber lange fest.

John Bennett traf dann die Entscheidung, dass er auf weitere Stints verzichten würde. Auf Grund der wenigen Unterbrechungen und des enorm hohen Tempos an der Spitze, wäre sein Team bei einem weiteren Doppelstint von ihm wieder weit zurück gefallen. Er verzichte somit auch auf einen Sieg auf den Trueman Award. Dieser Preis geht an besten Nicht-Profi und ist mit einer Einladung nach Le Mans verbunden. Aber die Chance auf den Titel wollte sich Bennett nicht entgehen lassen. Und der Titel rückte immer näher.

Bis zur letzten Stunde blieb das Feld eng zusammen und es folgten die letzten Stopps. Core kam als erstes Fahrzeug an die Box und man runzelte die Stirn, denn das war zu früh. Niemals würde der LMP2 mehr als 45 Minuten mit einer Spritladung fahren können. Doch der Whelen Wagen kam nur ein paar Minuten später. Würde der durchfahren können? Aber, wie John Bennett nach dem Rennen erklärte, hatte man keine Chance. Da die IMSA zum Ende der Saison dem LMP2 drei Liter weniger Sprit zugesprochen hatte, den DPi aber zwei Liter mehr, ergab sich ein Unterschied von 5 Litern. Ohne eine Caution würde es der Core nicht schaffen.

Nichtsdestotrotz gab Colin Braun Gas und schnupfte einen Gegner nach dem anderen auf. Gleichzeitig war Felipe Nasr im Whelen Auto auf Spirtsparkurs. Core schaffte den nötigen Abstand zwischen sich und dem Cadillac und als Nasr auch noch den JDC LMP2 passieren lassen musste, hatte Core schon eine Hand an der Meisterschaft.

Doch fünf Minuten vor Schluss musste Colin Braun doch zum Nachtanken an die Box. Der Core LMP2 blieb zwar vor dem Whelen Auto, verlor aber vier Plätze und damit lag man in der Meisterschaft wieder zurück. Die Frage war jetzt – würde der Whelen ins Ziel kommen?

Sicher war das nicht. Denn in der letzten Runde überstürzten sich die Ereignisse. Mittlerweile hatte sich das Schwesterauto der Whelen-Mannschaft, der Mustang Sampling Wagen, an die Spitze gesetzt, knapp gefolgt vom WTR Cadillac, die im gesamten Rennen bis dato eher unauffällig geblieben waren. Knapp 500 Meter vor dem Ziel ging dem Mustang Auto aber plötzlich das Benzin aus! Da beide Action Express Autos ziemlich zeitgleich an der Box waren, stellte sich die Frage, ob der Whelen Wagen ein ähnliches Problem haben würde.

Doch die sehr behutsame Fahrt von Felipe Nasr, der teilweise vier Sekunden langsamer als die Konkurrenz unterwegs war, zahlte sich am Ende aus. Der rote Whelen DPi rollte mit einer Runde Rückstand ins Ziel, nur einen Platz hinter dem unglücklichen Core Autosport LMP2

Verloren hat Core den Titel sicher auch wegen der BoP in der IMSA. Auf der anderen Seite muss man auch eingestehen, dass man einige bessere Platzierungen in der Saison verloren hat, weil Teamchef Bennett mit im Auto saß und man nicht auf ein Lineup mit Vollprofis gesetzt hat. Um so erstaunlicher ist es allerdings, dass Core bis zur letzten Runde in diesem Jahr um die Meisterschaft fahren konnte. Wenn schaut, welchen Aufwand Acura, Mazda oder die Cadillac Truppen betreiben, kann man nur den Hut vor der Leistung der Mannschaft von Core ziehen. Vor allem Colin Braun hätte den Titel verdient, denn der hat immer wieder dafür gesorgt, dass man soweit vorne lag.

GTLM

In der GTLM war die Ausgangssituation für die in der Meisterschaft führende Corvette Mannschaft von Garcia/Magnussen etwas entspannter. Man musste eigentlich nur schauen, dass man nicht allzu weit hinter dem Ford von Briscoe/Westbrook landen würde. Wie immer war das Rennen in der GTE Abteilung sehr eng und die Führung wechselte mehrfach hin und her. Es zeigte sich aber wieder einmal, dass vor allem die Porsche in Road Atlanta sehr gut unterwegs waren.

Richtig dramatisch wurde es dann aber in den letzten zwei Stunden. Nach einer Caution setzte Garcia nach Ausfahrt aus der Box die Corvette leicht gegen die Mauer. Was genau da passiert ist, konnte nicht aufgeklärt werden, aber vermutlich hat er den Wagen mit kalten Reifen verloren. Die Corvette hatte vorne einen größeren Schaden und musste im Fahrerlager repariert werden. Die Mechaniker tauschten blitzschnell die Front aus und sahen, dass es keinen Schaden an der Aufhängung gab, so dass Garcia wieder auf die Strecke konnte. Doch der Unfall hatte das Team zwei Runden gekostet. Zwei Runden, die man in der engen Klasse niemals würde aufholen können.

Bei Ford witterte man Morgenluft, zu mal zu diesem Zeitpunkt beide Ford auch in Führung lagen. Doch da hatte man die Rechnung ohne die Porsche und vor allem ohne die BMW gemacht. Porsche entschied sich zu einem Trick. Man holte den Wagen mit Bamber/Vanthoor extrem früh zum letzten Stopp rein Würde der 911er durchfahren können? Der Stopp lag haarscharf an der Grenze des Spritfensters. Aber vor allem sorgte er dafür, dass die anderen GTE Teams ins Grübeln kamen. Eine einzige Caution hätte gereicht und der 911er wäre mit einer Runde Vorsprung in die letzten Runden gegangen.

Also kam man auch an die Box. Nur BMW und der zweite Porsche kamen etwas später und lagen somit sicher in ihrem Fenster. Vor allem für den Ford bedeutete dies, dass man etwas mehr Sprit sparen musste. Den nun führenden Porsche von Pilet/Tandy ließ man ziehen. Aber Platz 2 würde auch noch für den Titel reichen.

Bei Corvette gab es Überlegungen den zweiten Wagen von Gavin/Millner aus dem Rennen zu nehmen. Das hätte die andere Corvette automatisch nach vorne geschoben. Man entschloss sich aber den Ford anzugreifen und verdrängte diesen auf Platz Drei. Auch das hätte gerade noch so für die Titel gereicht. Doch weil man etwas Benzin sparen musste, holten nun beide BMW auf. Und passierten die etwas unglückliche Ford Mannschaft, die sich am Ende in der Meisterschaft geschlagen geben mussten.

GTD

In der GT3-Klasse der IMSA war es ebenfalls eng, aber die Ausgangslage für den Lamborghini der Paul Miller Mannschaft war klar. Man musste nur in der Nähe des Acura von Kathrine Legge bleiben und die Meisterschaft war sicher. Und genau das machte man auch. Man ging wenig Risiko, auch wenn das Tempo natürlich mal wieder auf Anschlag war. Aber der Huracan hielt sich an engen Zweikämpfen raus und ließ ungeduldige Konkurrenten lieber passieren.

Fehler erlaubten sich weder die Lamborghini, noch die Acura Mannschaft. Kathrine Legge gelang in der letzten Stunde einen größeren Vorsprung auf die Mannschaft Snow/Sellers herauszufahren, aber die wiederum hatten auch keinen Druck mehr von hinten, weil der Wright Porsche nicht ganz das Tempo gehen konnte.

Am Ende schnappte der WeatherTec Ferrari der Scuderia Corse Kathrine Legge auch noch knapp den Sieg vor der Nase weg. Platz drei ging an den Huracan, so dass Snow und Sellers ihre erste Meisterschaft feiern konnte. Kathrine Legge war natürlich enttäuscht, aber ihre ausnahmslos gute Saison wurde am Ende auch belohnt. Statt sich wie in diesem Jahr mangels Sponsoren von Rennen zu Rennen hangeln zu müssen, ist die nächste Saison schon gesichert. Man kann davon ausgehen, dass der neue Acura GT3 Evo nicht langsamer wird.

Damit beendet die IMSA ihre Saison. Eine Saison, die von Überraschungen (Core) und Enttäuschungen (Acura Penske ohne Sieg) geprägt war. Die IMSA hat erneut viel richtig gemacht und dem Prototypensport in den USA weiter Auftrieb gegeben. Ob die Entscheidung, die LMP2 in eine eigene Klasse zu packen, am Ende richtig war, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen. Da ESM bisher noch keinen neuen Sponsor hat und nur Cadillac Kundenautos verkaufen konnte, muss die IMSA aufpassen, dass die Serie nicht zu einer „Cadillac“ Serie verkümmert. Zwar bleiben Acura und Mazda erhalten, aber ein weiterer Hersteller (NIssan) wäre wichtig.

Das Petit Le Mans bedeutete auch den Abschied von zwei Partnern. Continental wird 2019 durch Michelin ersetzt. Da darf man gespannt sein, wie sich die Rundenzeiten nächstes Jahr entwickeln werden. Ebenfalls Abschied nehmen heißt es vom bisherigen TV-Partner. Fox/Speed hatten die Serie 22 Jahre lang begleitet. 2019 übernimmt NBC.

Bilder: IMSA

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