Große Überraschungen sollte man beim Rennen in Austin nicht erwarten. Mercedes war hier immer sehr stark.
Auf der Liste der Strecken, die scheinbar für die Mercedes gemacht sind, gehört die Strecke in Austin ganz nach oben. Seit Beginn der Hybrid-Ära hat hier nur Mercedes bzw. Lewis Hamilton gewonnen. Nur das Premieren Rennen 2013 konnte Vettel im Red Bull für sich entscheiden. Auch die Pole ging seit 2014 ausschließlich an Mercedes. Angesichts dieser bisherigen Dominanz und der extrem guten Rennen des Teams in Singapur, Russland und Japan, wäre alles andere als ein Sieg eines Mercedes eine ziemliche Überraschung. Vermutlich wird Hamilton auch schon in den USA seinen fünften WM-Titel einfahren können.
Denn die WM ist praktisch gelaufen. Der Brite hat 67 Punkte Vorsprung und es gibt nur noch 100 Punkte maximal zu holen. Schafft Hamilton in Austin erneut einen Sieg muss Vettel schon Zweiter werden, damit er seine rechnerischen Chancen auf den Titel noch offen halten kann. Wird Vettel nur Dritter, ist Hamilton Weltmeister. Theoretisch kann Vettel die Sache noch mal etwas spannender gestalten, wenn er die letzten vier Rennen alle gewinnt. Aber selbst dann benötigt Ferrari mindestes zwei Komplettausfälle von Hamilton. Zwar sind die Motoren am Ende ihrer Laufzeit, aber das gilt auch für Ferrari. Und wirklich niemand erwartet, dass sich Mercedes zwei Ausfälle in den letzten vier Rennen erlaubt. Dazu ist das Team zu perfekt.
Die andere Frage ist auch, warum Ferrari in den letzten Rennen so schwach war. Wir hatten dies die Tage analysiert. Hinzu kam aber noch eine interessante Analyse der britischen Kollegen (Nur für Abonnenten). Die hatten festgestellt, dass die Performance der Ferrari in den Rennen seit Spa um 0,7% zurück gegangen ist. Dies könnte man damit begründen, dass Mercedes etwas am Auto und der Aerodynamik gefunden hat. Interessant in dem Zusammenhang ist aber, dass Ferrari auch auf Red Bull 0,5% verloren hat.
Dazu gibt es zwei Theorien. Die erste Möglichkeit ist, dass Ferrari bei den letzten Updates etwas falsch gemacht hat. Doch dagegen spricht, dass man dies spätestens nach dem Rennen in Singapur bemerkt haben müsste. Eine Reaktion, also Rückbau auf den Stand von Spa, wäre mit Sicherheit erfolgt. Die andere Theorie ist, dass Ferrari beim Motor etwas ändern musste. Die FIA hat, nachdem Ferrari so dramatisch an Motorleistung zugelegt hatte, zusätzliche Sensoren am Energiesystem angebracht. Die sollten ausschließen, dass Ferrari etwas illegales macht. Die Vermutung liegt also nahe, dass es da einen Zusammenhang gibt. Beweisen lässt sich das zwar nicht, aber vor allem der Verlust auf die Red Bull ist da schon interessant.
Für Austin bedeutet dies, dass wir wohl wieder das Bild sehen werden, was man auch in Suzuka sehen konnte. In der Quali werden die Mercedes den Ton angeben, im Rennen wird Ferrari etwas näher dran sein. Das für einen Sieg reichen wird ist dann eine andere Frage, weil da auch andere Dinge reinspielen (Siehe Strategie weiter unten)
Im Mittelfeld dürfte der Kampf zwischen HaasF1 und Force India weitergehen. Die beiden Teams scheinen sich ein bisschen abgesetzt zu haben, wobei Sauber immer mal wieder ein Störfaktor ist. Renault scheint im Moment aus dem Kampf um den „best of the rest“ Platz raus zu sein, was schon erstaunlich ist. Eigentlich hätte man erwarten können, dass die Franzosen auf Grund ihrer Möglichkeiten gegen Ende der Saison die bessere Mannschaft sein würden. Gespannt darf man auf die Performance von Toro Rosso sein, die erneut mit dem neuen Honda Motor antreten. In Japan verpasste man die Punkte nach einem starken Rennen nur knapp. Am Ende werden Williams und Mclaren unterwegs sein.
Strategie
Pirelli bringt Soft, Supersoft und Ultrasoft in die USA. Dieses Mal überspringt man also keine Mischung. Auf Grund der Streckenlänge wird man die Quali mit den Ultrasoft fahren. Von den Supersoft haben Mercedes und Ferrari nur drei Sätze, was darauf hindeutet, dass man es im Rennen dann mit den Soft versuchen wird. Mercedes könnte versuchen in Q2 die Supersoft zu nehmen, was ihnen Vorteile beim ersten Stint bringt. Allerdings hat man in der Vergangenheit gesehen, dass man mit den Soft einen Undercut versuchen kann. So groß ist der Vorteil mit den Supersoft am Ende also nicht. Von daher gehe ich davon aus, dass Mercedes keine Experimente machen wird und konservativ vorgeht.
Interessant ist die Wahl von Red Bull, die drei Sätze Soft und vier Sätze Supersoft genommen haben. Damit eröffnet man sich die Chance auf eine Zwei-Stopp-Strategie, die man aber in Austin bisher nur selten gesehen hat.
Das Wetter könnte am Wochenende eine Rolle spielen. Mit 20 Grad ist es relativ kühl, was den Mercedes in die Karten spielen wird. Allerdings gibt es vor allem am Samstag die Chance auf Regen und auch am Sonntag ist Regen, Stand Donnerstag, nicht ausgeschlossen. Das würde dem Rennen dann eine gewisse Würze geben. Ansonsten dürfte die Sache relativ zäh werden.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Pirelli