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Super Formula: Vorschau Round 7 17th JAF Grand Prix Suzuka

von geinou
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Das große Saisonfinale: An diesem Wochenende begibt sich die japanische Super Formula an jenem Ort, wo alles im April dieses Jahres begann. Beim 17. JAF Grand Prix in Suzuka wird der neue König der höchsten asiatischen Formelserie gekrönt. Die Hauptprotagonisten: Nick Cassidy, Hiroaki Ishiura, Naoki Yamamoto, Yuhi Sekiguchi und Ryo Hirakawa. Es ist zugleich die Abschiedsveranstaltung für den SF14-Boliden.

Erstmals seit 2010 wird das große Saisonfinale der Super Formula nicht als Double-Header, sondern als lediglich einziges Rennen ausgetragen. Ursprünglich war wie beim Saisonstart eine Distanz von 300 Kilometer geplant, die letztlich jedoch auf die gewohnten 250 Kilometer gekürzt werden musste. Mitverantwortlich für diese Entscheidung ist die WTCR, die an diesem Wochenende ihren Japan-Auftritt im Rahmenprogramm der höchsten asiatischen Formel-Kategorie bestreitet wird. Für die hiesigen Fans ist dies bereits ein erster Blick in die neue Saison, wenn die von einem Schwesterunternehmen der Japan Race Promotion (JRP) neu gegründete TCR Japan Series für einen Großteil der Saison die Super Formula begleiten wird. Obgleich weitere Details wie Rennformat etc. noch ausgetüftelt werden, wird die neue Serie, anders als die TCR-Klasse in der Super Taikyu, auf knackige Sprintläufe anstatt der Langstrecke setzen. Damit wächst natürlich das Rahmenprogramm der Super Formula, welches neben der nationalen Formel-3-Meisterschaft oftmals auch die japanischen Superbikes sowie Markenpokale wie den N-One oder 86/BRZ Cup hat.

Vor dem eigentlichen Rennen wird der zweifache Super-Formula-Meister sowie diesjährige Le-Mans-Sieger Kazuki Nakajima auf den letztjährigen Indiannapolis-500-Gewinner Takuma Sato treffen. Als Dream-Rendezvous betitelt, werden sie gemeinsam mit dem neuen SF19-Einheitswagen von Dallara Demorunden bestreiten. Dabei fest installiert: Halo. Nach einem durchweg positiven Feedback der Fahrer sowie mehreren erfolgreichen Sichttests am Fuji Speedway, Twin Ring Motegi und im Sportsland SUGO hat die JRP offiziell die Einführung des aus der Formel 1 bekannten Kopfschutzsystems verkündet. Interessant ist dabei, dass der Wagen seitens des italienischen Herstellers ursprünglich ohne Halo konzipiert wurde. Die einstige Idee, DRS (Drag Reduction System) zu erproben, wurde hingegen kommentarlos verworfen. Die positive Resonanz auf die beiden Reifenmischungen in diesem Jahr dürfte sicherlich dazu beigetragen haben, schließlich brachten die neuen Soft-Pneus nicht nur ordentlich Würze in die strategischen Überlegungen, sondern auch auf die Action auf der Strecke. Die Testfahrten mit dem neuen Wagen sind natürlich noch nicht abgeschlossen. Bereits kommende Wochen werden nochmals Dandelion Racing sowie Team LeMans (die Fahrernamen wurden noch nicht verkündet) für Honda sowie Toyota auf dem Suzuka Circuit fahren, ehe die Maschinen im Januar 2019 an die jeweiligen Mannschaften ausgeliefert werden.

Obgleich die Meteorologen insbesondere für Samstagmorgen vereinzelte Regenschauer verkünden, soll es das restliche Wochenende sonnig und trocken bei herbstlichen 19 Grad bleiben. Es wäre erst das zweite Trockenrennen seit der Namensänderung von Formula Nippon zu Super Formula im Jahr 2013. Zuletzt blickte 2016 die Sonne durch, als sich Yuji Kunimoto erstmals zum Champion krönte. Vergangene Saison musste das Saisonfinale wegen des Taifuns Lan gar komplett abgesagt werden. Das Ein-Rennen-Format bedeutet zudem, dass weniger Punkte als in den Vorjahren (maximal 14 anstatt 18) gewonnen werden können. An der bekannten Formel, dem Gewinner des JAF Grand Prix drei Bonuspunkte zu den herkömmlichen zehn Zählern zuzuschreiben, hat sich hingegen nichts geändert. Hinzu gesellt sich der Bonuspunkt für die Pole-Position. Die umfangreichere Punkteausbeute bedeutet, dass die beiden Impul-Piloten Yuhi Sekiguchi und Ryo Hirakawa, trotz ihres Rückstandes von zwölf Punkten, noch mathematische Chancen auf den Titel haben. Die drei Spitzenreiter Nick Cassidy, Hiroaki Ishiura und Naoki Yamamoto trennen hingegen lediglich fünf Zähler.

Diese Zutaten bilden somit die Rahmenbedingungen für die siebte und finale Saisonstation. 2014 trug erstmals seit 1986 ein Formelrennen in Japan wieder den Namen JAF Grand Prix. Dieser wurde 1969 als zweithöchstes Rennen hinter dem japanischen Grand Prix eingeführt. Der Standort wechselte zwischen dem Fuji Speedway und Suzuka; in den Jahren zwischen 1988 und 1990 wurde es als Gruppe-C-Event ausgetragen. Im Jahr 2010 erweckte der japanische Automobilverband zusammen mit der GT-Association (GTA) und Japan Race Promotion (JRP) den Event als „JAF Grand Prix Fuji Sprint Cup“ wieder zum Leben – bis 2013 Jahr diente es als großer, nicht zu den jeweiligen Meisterschaften zählender, Saisonabschluss für Super GT und Super Formula. Zugelassen waren jene Teams, die an mindestens fünf Wertungsläufen in ihrer jeweiligen Disziplin teilgenommen haben. Das Ganze diente als Spaßveranstaltung, bei der es aber auch viel Geld sowie sehr starken Kontakt zu allen Beteiligten gab. Zusätzlich griffen die Altherren des japanischen Motorsports ins Lenkrad, um im Legends Cup nochmals ihr Können unter Beweis zu stellen. Wohl hauptsächlich aus Kostengründen findet der Fuji Sprint Cup seit 2014 vorerst nicht mehr statt. Es ist unklar, ob es ein Revival des Events in der nahen Zukunft geben wird. Stattdessen sponsort der japanische Automobilverband seit nunmehr fünf Jahren das Saisonfinale der Super Formula, weshalb ein Sieg beim 17. JAF Grand Prix Suzuka gleichzeitig mit viel Prestige verbunden ist. Der letzte Sieger im alten Format dieses geschichtsträchtigen Rennens im Jahr 1986 war kein geringer als Kazuyoshi Hoshino. Neben ihm obsiegten in den Jahren zuvor ranghohe Namen des japanischen Motorsports wie Masahiro Hasemi, Satoru Nakajima und Kunimitsu Takahashi, aber auch weltbekannte Stars wie der dreifache Formel-1-Weltmeister Sir Jackie Stewart.

Der Suzuka Circuit selbst benötigt keine große Einführung. Zusammen mit dem Fuji Speedway stellt die Strecke den international bekanntesten Kurs Japans dar. Viele Fans und Fahrer bezeichnen die 5,807 km lange Strecke als eine der besten Rennbahnen der Welt. Die außergewöhnliche und einmalige Form einer Acht sowie die insgesamt 17 Kurven mit Namen wie Degner (benannt zu Ehren des 1983 verstorbenen Motorrad-Rennfahrers Ernst Degner, der just an dieser Stelle 1963 einen schlimmen Feuerunfall erlitt), Spoon, Dunlop, aber auch Hairpin sowie natürlich die schnelle 130R entzücken Fans sowie Fahrer gleichermaßen. Jene 130R ist es allerdings auch, die nicht nur als schnelle und gefährliche (Mut-)Kurve gilt, sondern über die Jahre auch mehrmals nach schweren Unfällen aus Sicherheitsgründen umgebaut wurde. Während die Kurve mit der vergrößerten, asphaltierten Auslaufzone für Autorennen sicherer wurde, verstarb beim MotoGP-Japan-Grand-Prix 2003 Daiijiro Kato, als er wegen eines technischen Defekts in der 130R die Kontrolle über seine Maschine verlor. Es war das letzte Suzuka-Rennen der Motorrad-Weltmeisterschaft, ehe man aus Gründen der Sicherheit auf den deutlich langsameren und für Motorräder wohl auch sichereren Straßenkurs des Twin Ring Motegi wechselte. Auf dem Suzuka Circuit kommt die hohe Kurvengeschwindigkeit der neuen Super-Formula-Boliden besonders zutragen. Lediglich in Suzuka sowie am Fuji Speedway beträgt die Benzinflussmenge 95 kg/h (von ursprünglich 100 kg/h). Auf allen anderen Strecken liegt diese bei 90 kg/h.

Suzuka ist auch jener Ort, an dem die NASCAR 1996 sowie 1997 ihre beiden NASCAR-Thunder-100-Einladungsrennen auf dem 2,3km langen Ostkurs austrug, auf dem auch die WTCR nach ihren Auftritten von 2011 bis 2013 ihre Rückkehr feiert. Während das Rennen 1997 aufgrund des erstmaligen Einsatzes von Regenreifen in die Geschichte des NASCAR Sprint Cup einging, verstarb im Jahr zuvor Pace-Car-Fahrer Elmo Langley auf tragische Weise, als er in den S-Kurven während einer Evaluierungsrunde einen Herzinfarkt erlitt.

Im Folgenden eine Onboard-Aufnahme von Naoki Yamamoto aus diesem Jahr:

 

Wie eingangs erwähnt haben noch fünf Fahrer die Möglichkeit, sich zum insgesamt 46. Meister der höchsten japanischen Formelserie zu krönen. Die beste Ausgangslage besitzt Nick Cassidy, der mit 29 Zählern zum Saisonfinale reist. Es ist erst die zweite Saison in der Super Formula für den 24-jährigen Neuseeländer, der im Vorjahr bereits die GT500-Klasse der Super GT zusammen mit Ryo Hirakawa gewann. Mit dem etwaigen Titelgewinn würde er nicht nur mit Kazuki Nakajima sowie Tom Coronel gleichziehen, denen das gleiche Kunststück in ihrer zweiten Saison gelang. Zugleich könnte er der erste Doppel-Champion Japans seit Richard Lyons im Jahr 2004 sein, der die beiden Top-Kategorien des Landes im selben Jahr gewann. Denn auch in der Super GT steht Cassidy derzeit punktgleich mit Naoki Yamamoto und Jenson Button an der Spitze der GT500-Tabelle. Einen immensen Schritt gen ersten Super-Formula-Titel ging der Neuseeländer am Fuji Speedway, als er seine zweite Karriere-Pole-Position in einem spannenden Rennen in seinen Premierentriumph ummünzte. Es war der erste Sieg für Kondo Racing seit zehn Jahren, als ebenfalls am Fuße des japanischen Wahrzeichens Joao Paulo de Oliveira als erster die Ziellinie überquerte.

Dadurch robbte sich der Toyota-befeuerte Cassidy an Naoki Yamamoto heran, der nach den ersten beiden Saisonstationen (Autopolis musste wegen Starkregen sowie Nebel abgesagt werden) an erster Stelle lag. Die Tabellenführung übernahm der Neuseeländer, dessen steiler Karriereaufstieg in Nippon mit dem Titel in der hiesigen Formel-3-Meisterschaft 2015 begann, dann einen Lauf später in Motegi. Mit einer beherzigten Fahrt sowie einer gelungenen Strategie eroberte der von Platz fünf gestartete Cassidy sein drittes Podiumsresultat des Jahres. Bei den schwierigen Bedingungen in Okayama, als Starkregen für eine Unterbrechung und letztlich ein verkürztes Rennen mit halben Meisterschaftszählern sorgte, ging er mit Rang fünf kein größeres Risiko ein. Damit beendete Nick Cassidy alle Rennen des Jahres in den Punkten. Eine starke Leistung sowie möglicherweise meisterschaftsentscheidende Konstante, zumal seine ärgsten Titelrivalen Hiroaki Ishiura und Naoki Yamamoto jeweils einmal patzten. Trotz der Tabellenführung bäckt Nick Cassidy für Suzuka jedoch kleine Brötchen. So sieht er insbesondere das Qualifying als etwaige Achillesferse, da es dem Kondo-Racing-Boliden etwas an Leistung fehlt. Beim Saisonauftakt erreichte der Neuseeländer den siebten Rang. Sollte er erneut nicht über diesen hinauskommen, müsste er darauf hoffen, dass Hiroaki Ishiura, den etwaigen Pole-Position-Bonuspunkt nicht miteingerechnet, nicht besser als Vierter wird sowie Naoki Yamamoto nicht den Bronzerang erreicht. Trotz der möglichen Qualifying-Schwäche sieht sich Cassidy wegen der eigenen Renn-Pace sowie der Strategie zuversichtlich. Zusätzlich hat Kondo Racing keine Mühen gescheut und unter Zeitdruck neue Teile nach Suzuka transportiert. Eines bleibt jedoch sicher: Sollte einer der drei Hauptprotagonisten gewinnen, wäre er automatisch Meister.

Vier Punkte hinter Nick Cassidy befindet sich der letztjährige Champion Hiroaki Ishiura (25 Punkte). Er zielt nicht nur auf die erste erfolgreiche Titelverteidigung seit Tsugio Matsuda (2007 und 2008) ab. Mit seinem etwaigen dritten Titel würde er zudem mit Legenden wie dem viermaligen Meister Satoshi Motoyama sowie, obgleich nicht zur offiziellen Statistik seit 1996 dazuzählend, Kazuyoshi Hoshino und Satoru Nakajima gleichziehen, die dreimal oder häufiger die höchste japanische Formel-Kategorie gewannen. Für den 37-jährigen Ishiura, dessen Karriere seit seinem ersten Titelgewinn im Jahr 2015 quasi einen zweiten Frühling erlebt, verlief der Saisonstart nicht wie erwartet. In Suzuka auf Platz vier das Podium nur knapp verpassend, erlebte er im Sportsland SUGO eine Nullrunde, als ihm das Safety Car auf dem falschen Fuß erwischte. Anstatt eines möglichen Sieges kam er lediglich auf dem elften Platz ins Ziel. Am Fuji Speedway lieferte sich der Serienveteran ein packendes Duell mit Nick Cassidy. Eine Station später, in der Höhle von Honda auf dem Twin Ring Motegi, krallte sich der Japaner nach einem perfekten Wochenende dann seinen ersten Saisonsieg. Dieser brachte ihn letztlich wieder ins Titelgeschehen. In Okayama erlebte Ishiura hingegen ein zunächst schwarzes Wochenende, als er ausgerechnet im zweiten Qualifikations-Teil ausschied. Von Position neun startend, profitierte er letztlich von der halbierten Punktevergabe, nachdem die Renndistanz verkürzt werden musste. Auf nasser Piste krallte er sich Position sieben – und sicherte sich somit einen wertvollen Zähler. Damit übernahm er auch die zweite Tabellenposition von Naoki Yamamoto.

Neben der Fahrer- ist Cerumo-Inging auch in die Teammeisterschaft involviert. Dort belegt man vor dem Saisonfinale den dritten Tabellenplatz (30,5 Punkte) hinter Kondo Racing (33,5 Punkte) sowie Team Impul (32 Punkte). Natürlich geht es hierbei nicht nur um viel Prestige sowie Geld für die jeweiligen Mannschaften, sondern auch um den vordersten Garagenplatz für nächstes Jahr. Ein Sieg in dieser Wertung wäre der Hattrick für Cerumo-Inging, nachdem man bereits dreimal in Folge die Fahrerwertung mit Hiroaki Ishiura (2015, 2017) sowie Yuji Kunimoto (2016) gewann. Es unterstreicht die Leistung der Truppe rund um Yuji Tachikawa, die sich in der SF14-Ära zur neuen Top-Mannschaft mauserten und damit den Todesstern-Teams von TOM’s und Impul den Rang abliefen.

Während Hiroaki Ishiuara abermals in der zweiten Jahreshälfte seine Leistung steigern konnte, fiel Naoki Yamamoto (24 Punkte) hingegen ab. Der Mugen-Pilot dominierte die ersten beiden Saisonrennen. Nach seinem nunmehr vierten Suzuka-Triumph folgte sein erster Sieg abseits der Grand-Prix-Bahn im Sportsland SUGO. Von Position sechs kommend reagierte der Meister von 2013 schnell, indem er umgehend während einer Safety-Car-Phase zum Reifenwechsel hineinkam. Am Ende feierte er seinen fünften Karriereerfolg. Anschließend wurde der Japaner etwas vom Pech verfolgt. Etwas in die Enge getrieben, erlaubte er sich zudem einige kleinere Fehler. Die Punkteausbeute der letzten drei Rennen? Lediglich drei Zähler, auch weil er in Okayama seine einzige Nullrunde des Jahres schrieb. Ähnlich Ishiura profierte der 30-Jährige allerdings von der halbierten Punkteausgabe, wodurch er nicht allzu viel an Boden verlor. Trotz der sechs Punkte Rückstand dürfte der Suzuka-Spezialist, der vier seiner fünf Karriereerfolge auf der wohl bekanntesten Strecke Japans feierte, mit einem gehörigen Motivationsschub zum Finale reisen, schließlich dominierte er dort den Jahresauftakt. Eine Wiederholung der Leistung vom April würde ihm den zweiten Titel nach 2013 bescheren. Ähnlich Nick Cassidy hat Naoki Yamamoto als aktueller Tabellenführer in der GT500-Klasse der Super GT zudem die Möglichkeit, die zuvor angesprochene, inoffizielle „Double Crown“ des japanischen Motorsports zu gewinnen.

Für die beiden Impul-Piloten Yuhi Sekiguchi und Ryo Hirakawa, die beide jeweils 17 Zähler auf dem Konto haben, gibt es an diesem Wochenende hingegen nur eine Taktik: Alles auf Sieg. Beide müssten jeweils gewinnen, um ihre mathematischen Chancen auf den Titel zu wahren. Zugleich müssten sie jedoch hoffen, dass die restlichen Titelanwärter punktelos bleiben. Ein nahezu unvorstellbares Szenario, das angesichts der unglaublichen Leistungsdichte in der Qualifikation aber dennoch nicht ganz unrealistisch erscheint. Dass ihre Chancen jedoch gering sind, ist sich auch Yuhi Sekiguchi bewusst. So erklärte der Meisterschaftsvierte gegenüber der japanischen Presse, dass er an diesem Wochenende keine Gedanken an den Titel verlieren werde. Stattdessen möchte er wie immer einfach nur sein bestes geben und auf Sieg fahren. Es wäre der zweite Saisonerfolg nach Okayama für den 30-jährigen Japaner, als er im strömenden Regen einen Fehler des führenden Kamui Kobayashi gnadenlos ausnutzte. Sekiguchis Achillesferse in diesem Jahr war ausgerechnet das Qualifying. Häufig musste er das Feld von hinten oder aus dem Mittelfeld aufrollen. Hinzu gestellten sich einige taktische Fauxpas, als ihn die Impul-Strategen beispielsweise zu lange auf abgenutzten Reifen fahren ließ. Das Ergebnis waren somit gleich drei Nullrunden.

Serienrückkehrer Ryo Hirakawa schrieb bei seinem Comeback insgesamt zwei Nullrunden. Darunter war ein vermeidbarer Unfall mit Stallgefährte Yuhi Sekiguchi beim Auftakt in Suzuka, als er etwas überstürzt in der Haarnadel in eine nicht vorhandene Lücke stach. Trotz des Fehlers ließ der Super-GT-Champion von 2017 nicht von seinem aggressiven Fahrstil ab. Neben der Pole-Position des hinterher abgesagten Laufs in der Autopolis sicherte er sich am Twin Ring Motegi mit dem Silberrang sein bislang einziges Podiumsresultat in diesem Jahr. Angesichts des Rückstands von zwölf Punkten ist die Titelchance für beide sehr gering. Vielmehr wird sich Impul somit auf den Gewinn der Teammeisterschaft konzentrieren, in der sie lediglich 1,5 Punkte hinter Kondo Racing liegen.

Im Folgenden ein handlicher Meisterschaftsrechner, der aufzeigt auf welchen Positionen (gelb markiert) alle fünf Titelaspiranten ins Ziel kommen müssen, um die Super-Formula-Krone zu gewinnen. Der Bonuspunkt für die Pole-Position ist hierbei selbstredend noch nicht miteingerechnet. Sollte einer der Hauptprotagonisten diese gewinnen, wird der Meisterschaftsrechner entsprechend aktualisiert.

UPDATE 27.10.2018, 14:32 Uhr: Naoki Yamamoto hat die Pole-Position und somit den Bonuspunkt gewonnen. Damit verkürzt der Mugen-Pilot den Abstand auf Nick Cassidy auf vier Punkte und schiebt sich gleichzeitig auf die zweite Tabellenposition, da er im Direktvergleich mit Hiroaki Ishiuara die besseren Ergebnisse einfuhr. Tabellenführer Nick Cassidy startet von Position vier. Hiroaki Ishiura scheiterte an der Q2-Hürde und muss von Position elf ins Rennen gehen. Der Meisterschaftsrechner wurde entsprechend aktualisiert.

 

 

Abgesehen der Titeljäger sind natürlich auch die restlichen 15 Piloten daran interessiert, ein gutes Resultat beim Jahresabschluss einzufahren. Dies trifft insbesondere auf den zweifachen Meister Kazuki Nakajima zu, dessen Saison nicht wie von ihm erhofft verlief. Lediglich ein Podiumsresultat konnte der diesjährige Le-Mans-Sieger im Sportsland SUGO einfahren. Dagegen schrieb er gleich drei Nullrunden, auch weil er den Lauf in Motegi aufgrund einer Überschneidung mit dem WEC-Rennen im britischen Silverstone schwänzen musste. Als Ersatz sprang damals Joao Paulo de Oliveira ein. Für TOM’s-Teamkollge James Rossiter verlief das Super-Formula-Comeback ohne ein einziges Punkteresultat ebenfalls katastrophal. Sein bestes Ergebnis war der neunte Platz in Motegi, als er von Startplatz 17 kommend nur knapp die Punkteplatzierungen verpasste. Der Brite trat nach einem Sabbatjahr zu Beginn der Saison die Nachfolge von André Lotterer an, der nach 14 Jahren das Land der aufgehenden Sonne verließ, um sich auf seine Engagements im World Endurance Championship sowie der Formel E zu konzentrieren.

Ebenfalls punktlos blieb Nirei Fukuzumi, der mit der Formel 2 sowie der Super Formula heuer ein schwieriges Doppelprogramm fuhr. Sein Talent blitzte nur kurzzeitig direkt beim Auftakt in Suzuka durch, als er sich direkt hinter Mugen-Teamkollege Naoki Yamamoto in der ersten Startreihe qualifizierte, im Rennen aber wegen eines technischen Defekts vorzeitig ausfiel. Anschließend musste der Red-Bull-Athlet gleich drei Rennen wegen Überschneidungen mit seinem F2-Engagement auslassen. Bei seiner Rückkehr in Motegi, ausgerechnet unter den Augen von Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko, patzte er in der Qualifikation und fiel im Rennen lediglich durch zwei Unfälle auf. Fukuzumi sprach gegenüber den japanischen Medien offen über seine Leistung, hofft aber dennoch, dass der Knoten doch noch platzen könne. Der Suzuka Circuit könnte, gemessen seiner Qualifying-Leistung im April, just der richtige Ort hierfür sein. Ein gutes Resultat würde zudem seine Verhandlungschancen für die kommende Saison steigern. So plant der österreichische Energy-Drink-Hersteller nämlich ein oder zwei ihrer Jungpiloten nach Japan zu schicken.

Trotz guter Qualifying-Resultate lief es für Super-Formula-Debütant Nobuharu Matsushita in nur unweigerlich besser. Sein einziges Punkteresultat feierte der ehemalige Formel-2-Pilot mit dem vierten Rang in Motegi. Ähnlich Teamkollege Tomoki Nojiri, der mit vier Punkteresultaten vor dem Finale auf dem sechsten Tabellenplatz residiert, tat sich der 25-Jährige mit den Medium-Pneus schwer, weshalb im Rennen häufig ein wenig an Performance mangelte. Die härtere Reifenmischung stellte sich als größte Achillesferse für Team LeMans heraus, weshalb diese häufig ihre Strategie so ausrichteten, dass sie nur wenige Runden auf jenem Gummi absolvieren mussten. Es war gewiss kein einfaches Jahr für die Mannschaft, nachdem völlig überraschend am Sonntag des ersten Rennwochenendes ihr langjähriger Chef-Ingenieur Kenji Yamada verstarb. Des Weiteren fiel Pietro Fittipaldi nach seinem schweren WEC-Unfall in Spa-Francorchamps verletzt aus. Als Ersatz sprang Tom Dillmann ein, dessen bestes Resultat ein starker vierter Platz im Sportsland SUGO war. Trotz der schnellen Genesung von Fittipaldi entschied sich die LeMans-Führung korrekterweise dafür, den Franzosen auch für das Saisonfinale zu verpflichten. Es ist der erste Auftritt in Suzuka für den frisch vermählten Franzosen.

Kamui Kobayashi wird derweil mit einer besonderen Lackierung an diesem Wochenende antreten. So wird der KCMG-Bolide des ehemaligen Formel-1-Piloten einmalig den Farben von Panasonic erscheinen, nachdem das Unternehmen bereits als Hauptsponsor mit ihrem Navigations-Brand Carrozzeria vertreten war. Das Design zollt dabei Tribut an Toranosuke Takagi, der mit just der gleichen Gestaltung in der amerikanischen CART / IndyCar Series von 2001 bis 2004 unterwegs war. Kamui Kobayashi schlitterte nur denkbar knapp seinem sowie KCMGs ersten Super-Formula-Triumph vorbei, als er in Okayama in Führung liegend im Nassen kurzzeitig von der Strecke abkam. Trotz der erneut verpassten Chance lässt die aus Hong Kong stammende Truppe jedoch nicht den Kopf hängen. Nach Jahren des Hinterherfahrens avancierte man sich vergangene Saison zum Siegeskandidaten. Mitverantwortlich hierfür ist Kamui Kobayashi, den der Wechsel von Team LeMans zu KCMG sichtlich beflügelte.

Anders als noch beim Jahresauftakt beträgt die Distanz beim Saisonfinale 250 anstatt 300 Kilometer, sprich 43 Runden. An der strategischen Herangehensweise dürfte sich dabei nichts ändern. Entsprechend des Reglements müssen beide Reifenmischungen im Rennen verwendet werden. Eine Ein-Stopp-Strategie scheint angesichts des Zeitverlusts in der Boxengasse (rund 30 Sekunden, plus fünf bis zehn weitere Sekunden während der Outlap auf kalten Reifen) als schnellste Variante. Im April probierte Koudai Tsukakoshi eine Zwei-Stopp-Strategie. Da er jedoch zu viel Zeit im Verkehr verlor, flog er von einem möglichen Podiumsresultat zurück auf die sechste Position. Der Medium-Reifen könnte sich als große Trumpfkarte herausstellen. So startete neben Hiroaki Ishiura im April auch Yuhi Sekiguchi auf der härteren Gummi-Mischung. Die längere Haltbarkeit perfekt ausnutzend, düste er so vom 14. auf den zweiten Rang.

 

TV-Zeiten Suzuka

Wie gehabt wird die internationale Premium-Streaming-Plattform Motorsport.tv das Rennen am Sonntag live und mit englischem Kommentar von Tom Gaynor übertragen. In Japan wird der Pay-TV-Sender J SPORTS 2 die Qualifikation live ab 5:30 Uhr übertragen. Am Sonntag beginnt J SPORTS 3 mit der Übertragung um 5:45 Uhr. Der Rennstart erfolgt eine halbe Stunde später um 6:15 Uhr deutscher Zeit. Zusätzlich wird das Rennen live auf dem Free-TV-Sender BS Fuji gezeigt. Achtung: In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren aufgrund der um eine Stunde zurückgedreht. Die angegebenen Startzeiten (sowie unser TV-Planer) reflektieren bereits die Winterzeitumstellung!

Copyright Photos: Japan Race Promotion (JRP)

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