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Formel Eins: Analyse GP von Mexiko 2018

von DonDahlmann
2 Kommentare

Es war kein besonders gutes Rennen in Mexiko. Einen wirklichen Kampf gab es an der Spitze nicht.

Die Überraschung in Mexiko war sicherlich der Auftritt der Red Bull und daran knüpft sich sofort die Frage an, warum die Mannschaft in Mexiko so gut unterwegs ist? Denn auch im letzten Jahr konnte Verstappen das Rennen gewinnen. Eine Antwort ist nicht leicht zu finden und wie immer liegt ein Mix von verschiedenen Umständen vor. Dazu gehören der Renault-Motor, die Reifen, das Wetter und die Besonderheiten des Chassis des Red Bull. Aber vor allem der Renault-Motor scheint in der Höhe von Mexiko City besser zu funktionieren, als die Konkurrenz. Das sieht man auch daran, dass beide Renault und der McLaren von Vandoorne in den Top Ten landete, während die sonst so starken Force India keine Chance hatten.

Christian Horner selber brachte zumindest in Sachen Motorleistung etwas Licht ins Dunkel. Er erwähnte, dass der Renault in der Höhe weniger Leistung verlieren würde, als die Motoren von Ferrari und Mercedes. Da die Hybrid-Systeme ungeachtet der Höhe immer die gleiche Leistung erbringen, muss es am Motor und Turbolader selber liegen. Die verlieren bis zu 20 Prozent an Leistung in der Höhe, aber der Renault scheint insgesamt weniger zu verlieren. Offensichtlich sind Turbolader und Ansaugbereich anders konstruiert, so dass der Abstand zu den beiden anderen Top Teams deutlich schrumpft. Das interessante am Rennen in Mexiko war also, wie gut der Red Bull sein kann, wenn die Motorleistung stimmt.

Aber auch andere Dinge führten dazu, dass Red Bull in Mexiko so stark war. Der RB 14 hat bekanntermaßen viel mechanischen Grip, was dem Team erlaubt mit sehr flachen Flügeln zu fahren. Was wiederum beim Topspeed hilft. Der lag im Rennen zwar deutlich unter dem der Konkurrenz, war aber hoch genug um auf der langen Geraden sich gerade vor den Ferrari zu halten, die mal wieder den besten Topspeed hatten. Der mechanische Grip sorgte aber dafür, dass der Red Bull gut aus der letzten Kurve kam. So gut, dass Daniel Ricciardo es schaffte sich auf Reifen vor Vettel zu halten, die deutlich älter waren.

Der Reifenverschleiss war der nächste, wichtige Punkt. Ricciardo konnte mit den Supersoft bis zu seinem Ausfall mehr als 48 Runden fahren. In diesem Bereich kamen weder Ferrari noch Mercedes. Vor allem letztere waren in Mexiko fast hoffnungslos unterlegen. Auf eine Runden gingen die Mercedes noch gut, aber im Rennen bildeten sich schon nach wenigen Runden Graining auf den Reifen. Begünstigt durch die beiden VSC-Phasen, konnte sich Hamilton neue Reifen besorgen. Aber in der längeren ruhigen Phase des Rennens, zwischen Runde 15 und 47, musste der Brite durchhalten. Chancen auf den Sieg hatte er während des gesamten Rennens nicht, aber er musste ja auch nicht gewinnen um Weltmeister zu werden.

Bei Ferrari sah es anders aus. Denen fehlte, ebenso wie Mercedes, etwas an Leistung, aber dafür war der Reifenverschleiss in einem akzeptablen Bereich. Vettel kam in Runde 17 und dann noch mal zur VSC Phase in Runde 47. Vor allem der letzte Stopp kostete Vettel einiges an Positionen auf der Strecke, aber die beiden Red Bull waren einfach stärker und Vettel hatte mit den alten Reifen keinen Chance auf den Sieg. Er musste zwar bei seinem letzten Stopp Ricciardo passieren lassen, aber das „Problem“ erledigte sich durch den Ausfall des Australiers von alleine.

Wäre mehr für Ferrari drin gewesen? Das ist sehr unwahrscheinlich. Vettel hätte nach dem Start die Führung übernehmen müssen um Verstappen hinter sich halten zu können. Doch der Red Bull konnte sowohl mit dem Under- als auch mit dem Overcut arbeiten. Ich glaube nicht, dass Vettel gegen Verstappen eine Chance gehabt hat. Das zeigte sich auch gegen Ende des Rennens. Verstappen war ebenso wie Vettel in den letzten Runden auf neuen Reifen unterwegs. Aber Vettel gelang es nicht, die Distanz zum Niederländer zu verringern, egal wie sehr er pushte. Verstappen konnte es sich gegen Ende des Rennens sogar erlauben, die Leistung des Motors zu verringern.

Wie dramatisch der Reifenverschleiss war, zeigen die Abstände am Ende. Vettel kam nicht näher als auf 14 Sekunden an Verstappen ran. Hamilton fehlten sage und schreibe 80 Sekunden und Bottas wurde am Ende überrundet, weil er noch mal für neue Reifen an die Box kam.

Hinter den Top Teams ging es deutlich enger zu. Das der Renault Motor in Mexiko so gut war, lag auch das Werksteam gut im Rennen. Hülkenberg hatte nach den schlechten Rennen der letzten Wochen, endlich mal wieder die Gelegenheit seine Kunst zu zeigen, was er auch eindrucksvoll umsetzte. Seinen Teamkollegen hatte er im Griff, Konkurrenz von hinten drohte nur durch die beiden Sauber, die sehr gut unterwegs waren.

Die Sauber konnten sich dabei auf den in der Höhe etwas besseren Ferrari-Motor verlassen, was ihnen erlaubte, die Force India hinter sich zu lassen. Interessanterweise lief es dagegen überhaupt nicht bei HaasF1. Da zeigt sich dann, wie sehr sich die Chassis dann doch unterscheiden. Hass kommt eigentlich auf allen Strecken recht gut klar, aber es fehlt auf den reinen Topspeed Strecken manchmal.

Dagegen lief es bei McLaren mal etwas besser. Obwohl das Chassis ein, für McLaren, totaler Reinfall ist, gelang Vandoorne ein sehr gutes Rennen. Von P15 gestartet profitierte er zwar von den Ausfällen von Ricciardo, Perez, Sainz und Alonso, allerdings kämpfte er sich alleine auf P8 nach vorne. Dabei profitierte er von einem der wenigen positiven Eigenschaften des McLaren: dem Reifenverschleiss. Der ist bei den Engländern erstaunlich niedrig und damit vor allem für die weichen Reifen perfekt. Vermutlich wäre Alonso weiter nach vorne gekommen, aber der hatte mal wieder Pech, als beim Start ein Trümmerteil wohl einen Kühler perforierte.

Das Rennen, das nicht wirklich viele Höhepunkte bot, zeigte erneut den enormen und ungesunden Abstand zwischen den Top Teams und dem Rest. Nico Hülkenberg fehlten am Ende zwei Runden auf Max Verstappen. Das ist einfach zu viel. Schon bei normalen Rennen kann sich ein „best of the rest“ Team nur mit Mühe in der gleichen Runde halten. Das bedeutet auch, dass selbst ein ungewöhnlich verlaufendes Rennen (Regen, SC Phasen etc) kaum helfen wird, um die Top Drei zu schlagen. Was sehr frustrierend ist, wie Gene Haas neulich deutlich machte. Auf das Problem werden wir noch in den Analysen im Winter eingehen.

Die WM ist nun gelaufen, das war aber klar. Hamilton hat tatsächlich vielleicht eine sehr besten Saison hingelegt, die er jemals gefahren ist. Das gilt allerdings auch für das Mercedes Team, die noch nie so unter Druck gestanden haben, wie in diesem Jahr. Auf das Duell zwischen Mercedes und Ferrari gehen wir aber auch noch gesondert im Winter ein.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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2 Kommentare

Montoya12 30 Oktober, 2018 - 21:15

Wieso hat Mercedes seit 2 Rennen wieder Probleme mit dem Reifenverschleiß? Ich dachte das war Geschichte. Wie siehst du das Don?

DonDahlmann 30 Oktober, 2018 - 22:32

Die Frage, wann welches Team Graining bekommt, ist schwer zu beantworten. Wir haben dieses Jahr mehrfach gesehen, dass auch Ferrari, die eigentlich ein gutes Reifenmanagement haben, ab und zu in Schwierigkeiten gekommen ist. Wann wer Graining bekommt hängt wohl vom Asphalt und dessen Beschaffenheit, den Asphalttemperaturen, den verwendeten Reifenmischungen und natürlich des Reifendrucks ab. Auffallend ist vielleicht, dass sowohl Mercedes als auch Ferrari (und andere) immer dann Probleme bekommen, wenn sie bestimmte Mischungen nicht ausreichend testen können. Entweder, weil sie nicht genug Reifen bestellt hatten, oder weil es halt mal Freitags geregnet hat. Das Problem ist also nicht auf Mercedes beschränkt. Die aber, im Vergleich zu Ferrari und Red Bull, in diesem Jahr mehr Probleme mit den Reifen zu haben scheinen. Zumindest war ihr Strategiefenster oft etwas kleiner, als zum Beispiel im letzten Jahr. Dennoch hat Mercedes ja nun den einen Titel schon gewonnen und der zweite ist dem Team kaum zu nehmen. War also nicht alles schlecht ;)

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