Der Auckland SuperSprint am vergangenen Wochenende wurde leider von Diskussionen über Strafen, Regeln und die Race Control dominiert. Dabei boten die beiden Rennen auf dem Pukekohe Park Raceway fantastisches Racing und in der Meisterschaft könnte es zwischen Scott McLaughlin und Shane van Gisbergen vor dem Finale in Newcastle kaum spannender sein.
Doch warum rückte das Renngeschehen in den Hintergrund? Alles begann mit einer auf den ersten Blick harmlosen Szene: van Gisbergens zweitem Pitstop beim Samstagsrennen. An sich nichts Besonderes, bis die Race Control einige Runden später bekannt gab, dass der Stop des Red-Bull-Piloten untersucht wird, da sich die Hinterräder am Auto drehten, als dieses noch aufgebockt war. In der Zeitlupe war tatsächlich zu sehen, wie van Gisbergen wieder auf dem Gaspedal gestanden haben muss, während das Auto noch in der Luft war. Doch eine Strafe ließ auf sich warten und van Gisbergen machte sich auf die Jagd auf den zu diesem Zeitpunkt führenden McLaughlin.
The pit stop under review for @redbullholden and @shanevg97 for spinning wheels.#VASC pic.twitter.com/aXx8doO9IA
— Supercars (@supercars) November 3, 2018
Den hatte er zehn Runden vor Schluss dank deutlich neuerer Reifen dann tatsächlich eingeholt und es kam zur zweiten kontroversen Szene. In Turn 8 schob van Gisbergen McLaughlin so heftig an, dass dessen Hinterreifen vom Boden angehoben wurden. Van Gisbergen konnte dank dieses Manövers die Führung übernehmen, bekam aber eine Fünf-Sekunden-Strafe auferlegt, sodass er sich in den verbleibenden Runden auch noch einen ausreichend großen Vorsprung herausfahren musste. Dies schaffte er in der vorletzten Runde und somit sicherte er sich seinen siebten Saisonsieg, obwohl er kurz vor dem Zieleinlauf fast noch heftig abgeflogen wäre.
Championship contenders side by side for the lead!
This is racing 🤯#VASC pic.twitter.com/g8t8IaMOXE
— Supercars (@supercars) November 3, 2018
Und weil aller guten Dinge drei sind, folgte anschließend noch der dritte Aufreger, als van Gisbergen seinen Wagen im Parc Fermé so nah an McLaughlins stellte, dass dieser nicht aus seinem Auto steigen konnte. In der Folge wurde viel diskutiert, ob das nun Absicht gewesen sei oder nicht. Meiner Meinung nach war diese Aktion einfach unnötig, aber solche kleinen „Psycho-Spielchen“ sind ja auch im Motorsport nichts Neues.
Nach dem Rennen legte DJR-Penske Protest gegen den Freispruch van Gisbergens bezüglich des oben erwähnten Pitstops ein. Das Rennergebnis blieb damit bis zur Anhörung am folgenden Tag unter Vorbehalt, doch van Gisbergen wurde erneut freigesprochen. Was an sich wenig überraschend war, denn nicht nur in dieser Saison hatte man ähnliche Fälle ebenfalls nicht geahndet. Was allerdings etwas seltsam anmutete, war die Begründung durch Deputy Race Director Michael Masi. Der bezog sich auf die Regel D11.8.8 der Operations Manual (PDF), nach der sich die Räder eines Autos nicht bewegen dürfen, solange dieses aufgebockt ist. Gleiches gilt, wenn das Auto noch abgelassen wird. Ausnahmen gibt es für Bewegungen, die durch das Treten der Kupplung oder das Einlegen eines Ganges ausgelöst werden.
The only thing closer than the 2018 championship?
That gap between McLaughlin and Van Gisbergen in Parc Ferme yesterday 💥 #VASC pic.twitter.com/m5OV7n1Shp
— Supercars (@supercars) November 3, 2018
Da laut Masi die Räder in van Gisbergens Fall jedoch „keine volle Rotation“ absolvierten, blieb dies für ihn folgenlos. Dass die Räder eine vollständige Umdrehung hinlegen müssen, wird im Regelwerk allerdings an keiner Stelle erwähnt. Und ehrlich gesagt ist diese Begründung auch ziemlicher Unsinn, denn diese Regel existiert allein aus Sicherheitsgründen. Um einem Mechaniker, der am Rad oder Reifen arbeitet, die Hand zu verletzen oder sogar Finger abzutrennen, benötigt es keine volle Umdrehung des Rades. Die Rennleitung befand sich aber in einer Zwickmühle, da sie ähnliche Fälle in diesem und in vergangenen Jahren auch nicht bestrafte. Man handelte also zwar mit einer gewissen Konsistenz, allerdings mit einer für mich völlig falschen Begründung. Dass van Gisbergen hier ohne Durchfahrtsstrafe davonkam, was ihn im Rennen weit zurückgeworfen hätte, ist für ihn und Triple Eight großes Glück.
DJR-Penske-Teamchef Ryan Story sagte im Fox Motorsport Supercars Podcast nachher, dass er wusste, dass der Protest nicht erfolgreich sein würde. Es war mehr ein Zeichen an sein Team, dass man mit allen möglichen Mitteln um den Titel kämpfen würde. Zudem sind Proteste ja durchaus berechtigt, und in diesem Fall war es allemal einen Versuch wert. Und sei es nur dafür, dass diese Regel in Zukunft noch eindeutiger formuliert wird.
Triple Eights Team-Manager Mark Dutton sah dies nicht so, und beklagte sich, dass der Protest unangemessen gewesen sei und man so die sprichwörtliche Büchse der Pandora öffnen und für weitere Präzedenzfälle sorgen würde. Er hat wohl vergessen, dass sein eigenes Team 2016 nach dem Bathurst 1000 gegen eine Zeitstrafe gegen Jamie Whincup protestierte.
Rennen 1 – Was sonst noch war
Here's how Race 28 got underway.#VASC pic.twitter.com/0nUU2BrJIn
— Supercars (@supercars) November 3, 2018
Leider ging durch das ganze Theater das restliche Renngeschehen des Samstages fast völlig unter: McLaughlin hatte sich vor van Gisbergen die Pole Position gesichert, die er beim Start auch verteidigte. Nach einer sehr wilden Startphase mit einigen Kollisionen sorgte ein heftiger Abflug von Fabian Coulthard nach acht Runden für die einzige Gelbphase des Rennens.
Das Feld nutzte die frühe Unterbrechung für seine ersten Pitstops, mit Ausnahme von James Courtney und Mark Winterbottom, die bereits in Runde eins zum Service erschienen. Courtney, der nun vorübergehend in Führung lag, und McLaughlin erwischten anschließend einen guten Restart (Runde 15), doch van Gisbergen und auch Chaz Mostert blieben ihnen auf den Fersen. In Runde 24 ging van Gisbergen dann an McLaughlin vorbei, dessen Team wenige Runden später mit einem Undercut reagierte und ihn relativ früh zum zweiten Mal an die Box beorderte.
Massive.@fabiancoulthard has had a huge accident at the final corner.#VASC pic.twitter.com/cH8KgKzPxH
— Supercars (@supercars) November 3, 2018
Bei van Gisbergen probierte man es mit der entgegengesetzten Strategie und stoppte erst in Runde 46, also ganze 15 Runden später als sein Titelrivale. In der Schlussphase hatte er somit die besseren Reifen, was ihm trotz der oben erwähnten Strafe zum Laufsieg verhalf. Hinter ihm liefen Scott McLaughlin und Chaz Mostert ein, während David Reynolds und Jamie Whincup die Top Fünf komplettierten. Erwähnenswert sind zudem der sechste Platz von Scott Pye (von Startplatz 16) und der starke siebte Platz von Cameron Waters. Die Plätze acht bis zehn gingen an Nick Percat, James Courtney und Michael Caruso. Fabian Coulthard blieb der einzige Ausfall des Rennens.
Rennen 2
Bedeutend weniger Aufregung gab es um das zweite Rennen des Wochenendes. Jamie Whincup startete von der Pole und damit vor Scott McLaughlin, Shane van Gisbergen und Chaz Mostert. Die ersten drei erwischten dann auch einen guten Start, während Tickford-Pilot Mostert zunächst hinter David Reynolds und Fabian Coulthard zurückfiel. Größter Verlierer einer erneut hektischen Anfangsphase war aber der von P8 gestartete Anton de Pasquale, der ausgangs Turn 8 umgedreht wurde.
200km ahead.
Race 29 is on!#VASC pic.twitter.com/kDi0LaV58k
— Supercars (@supercars) November 4, 2018
Im Gegensatz zum Vortag probierte man es bei Triple Eight mit einem frühen Stop und holte Whincup bereits in Runde fünf an die Box. McLaughlin und van Gisbergen absolvierten ihren ersten Stop erst acht beziehungsweise zehn Runden später. Whincup behielt seine Führung folglich vor McLaughlin, doch Teamkollege van Gisbergen fiel aufgrund eines Fehlers beim Pitstop auf P8 zurück. Aber er hatte Glück im Unglück, da es DJR-Penske nicht schaffte, den parallel stoppenden Coulthard vor van Gisbergen abzufertigen, was McLaughlin ohne Zweifel geholfen hätte.
Cat and mouse across the two garages as DJR Team Penske try to get Coulthard out in front of Van Gisbergen.
It doesn’t work out, Van Gisbergen rejoins ahead of car 12.#VASC pic.twitter.com/QUxm5OgBLM
— Supercars (@supercars) November 4, 2018
Van Gisbergen konnte sich somit ohne weitere Umstände nach vorne kämpfen und überholte noch vor seinem zweiten Stop sowohl Courtney als auch Winterbottom, die erneut die frühesten Stopper waren. Im Zuge des zweiten Stops ging SVG zudem auch an Mostert vorbei und lag somit auf P5. An der Spitze wurde es dagegen sehr eng, denn McLaughlin kam nur sehr knapp vor Whincup wieder auf die Strecke, gegen den er sich in den nächsten Kurven energisch zur Wehr setzen musste. Nachdem er den Triple-Eight-Holden erfolgreich hinter sich gehalten hatte, konnte McLaughlin sich zwischenzeitlich sogar absetzen.
Now that was close! 😮#VASC pic.twitter.com/auUvPkO9IM
— Supercars (@supercars) November 4, 2018
In den folgenden Runden holte Whincup jedoch wieder auf und 18 Umläufe vor Schluss hatte er den Rückstand auf knapp eine Sekunde verkürzt. Gleichzeitig hatte van Gisbergen sowohl Craig Lowndes als auch Reynolds überholen können und befand sich nun auf der Jagd nach dem Führungsduo. Whincup schaffte es allerdings nicht an McLaughlin vorbei, stellte sich anschließend aber folgerichtig in den Dienst seines Teams und überließ van Gisbergen kurz vor dem Zieleinlauf den zweiten Platz. Die Plätze vier und fünf gingen an Lowndes und Reynolds.
In der Gesamtwertung liegt Scott McLaughlin (3656 Punkte) weiterhin mit 14 Punkten Vorsprung vor Shane van Gisbergen (3642) in Front. Die Ränge drei bis fünf belegen Jamie Whincup (3175), Craig Lowndes (3117) und David Reynolds (2918). Abschließend noch der Link zur Stewards Summary (PDF) des Wochenendes.
Scott McLaughlin entered last season's Coates Hire Newcastle 500 with a 30-point deficit, gained a 78-point lead into the final race, then lost the title by 21 points. He heads to Newcastle this season with a 14-point lead. Will he make amends for last season? #VASC pic.twitter.com/W9EcnTx5Tm
— Supercar Xtra Magazine (@SupercarXtra) November 6, 2018