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Formel Eins: Analyse GP von Brasilien 2018

von DonDahlmann
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Das war ein ganz schön interessantes Rennen in Brasilien. Denn die Reifen machten mal wieder die Entscheidung spannend.

Es gab eine Menge enttäuschte Gesichter nach dem Rennen in Sao Paulo. Bei Ferrari zuckte man ob des mangelnden Speed ratlos mit den Schultern, bei Red Bull hätte man gerne Esteban Ocon aus dem Paddock gejagt. Force India sah sich wiederum zu Unrecht bestraft und bei Renault und McLaren hätte man das Rennen am liebsten sowieso ganz vergessen. Aber der Reihe nach.

Ferrari hatte in Q2 die Konkurrenz von Mercedes und Red Bull überrascht. Statt wie alle anderen auf die Supersoft zu setzen, wählte man die Soft – und hatte so einen enormen Vorteil in Sachen Strategie für den Renntag. Denn während sich die Supersoft auf dem Kurs von Interlagos zumindest in den Trainingssessions schnell auflösten, versprachen die Soft einen längeren Stint. Auf dem Papier hatte Ferrari also die deutlich besseren Karten. Es war zwar klar, dass man im ersten Stint vermutlich hinter beide Mercedes fallen würde, aber der Overcut würde dann dafür sorgen, dass man sich bequem den richtigen Zeitpunkt für einen Stopp würde aussuchen können und man dann auch noch die frischeren Reifen haben würde. So weit zumindest die Theorie.

In der Praxis sah es zunächst auch gar nicht so schlecht aus. Zumindest in den ersten Runden. Bottas schnappte sich Vettel am Start, was man erwarten konnte. Das aber plötzlich Verstappen mit unglaublichen Speed sich Vettel und Bottas schnappte, machte dann einen Strich durch die Ferrari-Rechnung. Nach ein paar Runden setzte dann die totale Ernüchterung ein, denn die Soft funktionierten nicht. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis die Soft endlich so weit waren, dass man gute Rundenzeiten fahren konnte, bzw. die Supersoft endlich abbauten. Und dann bauten die auch nur bei Mercedes ab, nicht aber am Red Bull.

Mercedes sah das Unheil in Form von Verstappen auf Hamilton zukommen, konnte aber wenig tun. Die einzige Lösung war, den Weltmeister relativ früh an die Box zu holen und auf die Medium zu setzen, die das Rennen eigentlich dann locker durchhalten sollten. Die Idee dahinter war, dass man das Delta für den Stopp von Verstappen so gering wie möglich halten würde, um wiederum Red Bull unter Druck setzen zu können. Doch das klappte nur bedingt. Zum einen, weil Verstappen konstant gute Zeiten fahren konnte, zum anderen, weil Hamilton nach einer ersten Phase der Attacke die Reifen dann doch wieder schonen musste.

Ferrari sah sich derweil in ähnlichen Problemen. Da ging es dann auch gar nicht mehr um den Sieg, sondern nur noch um ein Podium. Man schraubte ziemlich früh die nicht funktionierenden Soft wieder von Vettels Auto und setzte diesen auf die Medium. Allerdings ohne Erfolg. Bei Räikkönen verfuhr man anders, und ließ diesen die geplante Strategie fahren. Der Finne hing aber wiederum hinter Bottas fest, den er zunächst nicht überholen konnte. Dennoch fuhr er bessere Zeiten, als Vettel auf den Medium. Im Nachhinein stellte sich dann raus, dass bei Vettel ein Sensor für falsche Motordaten sorgte, so dass Ferrari gezwungen war, die Leistung zu reduzieren. Ferrari veränderte die Strategie und lotste Räikkönen an Vettel vorbei, damit der erneut Jagd auf Bottas machen konnte. Es dauerte allerdings noch eine ganze Zeit, bis er an seinem Landsmann vorbei kam.

Derweil lag Verstappen nach allen Stopps bequem in Führung – bis er auf Esteban Ocon traf. Der Franzose hatte spät gewechselt und war auf neuen Reifen schneller unterwegs, als Verstappen. Allerdings lag der Force India eine Runde zurück. Nun ist es durchaus erlaubt sich zurück zu runden. Immerhin fährt man ja auch eigenes Rennen. Aber halt nicht mit der Brechstange. Ocon versuchte es mit der Brechstange, außen, im Senna-S. Da geht das eh nur, wenn beide sich Platz lassen. Verstappen drängte ihn allerdings nach der ersten Links etwas raus und machte auch klar, dass er keineswegs daran dachte, den Force India vorbei zu lassen. In der folgenden Rechts hielt Ocon dennoch rein, obwohl er nicht mal auf gleicher Höhe war. Die Folge war eine Kollision, bei der Verstappen seinen Unterboden beschädigte und Hamilton die Spitze übernahm.

Man kann argumentieren, dass Verstappen den Force India hätte passieren lassen können. Allerdings lag Hamilton nur wenige Sekunden hinter dem Niederländer und der Vorteil der neuen Reifen wäre nach ein paar Runden bei Ocon auch wieder weg gewesen. Und selbst bei freundlichster Betrachtung war der Versuch von Ocon strafwürdig. Auch wenn es hier um Platz 14 gegangen wäre – das Manöver war nicht in Ordnung. Die Rennleitung brummte dem Franzosen eine 10 Sekunden Stop ’n Go auf. Nach dem Rennen schubste Verstappen seinen Konkurrenten dann ein bisschen rum. Dafür bekam er dann eine Strafe. Er darf demnächst zwei Tage in irgendeinem FIA „Road to safety“ Programm verbringen.

Das Rennen war damit aber noch nicht gelaufen. Weil Hamilton Reifen und Motoren schonen musste, kam Verstappen wieder näher ran. Gleiches galt für Räikkönen, der, nachdem er endlich an Bottas vorbei gekommen war, flott aufholen konnte. Was auch daran lag, dass er mächtig Druck von Ricciardo hatte, der sich, nach einer erneuten Strafversetzung wegen eines neuen Turboladers, nach vorne gekämpft hatte.

Schaut man sich das Rennen von Räikkönen an, muss man zu dem Schluss kommen, dass er wirklich nur knapp am Sieg vorbei geschrammt ist. Sein Speed stimmte auf den Soft, später konnte er auf den Medium hart attackieren. Aber da er das halbe Rennen hinter Bottas fest steckte, verlor er viel Zeit. Wäre er in der Anfangsphase am Mercedes vorbei gekommen, hätte er mit dem Overcut die Chance gehabt, Hamilton zumindest unter Druck zu setzen. Ob der dann am Ende wegen seiner Motorprobleme den Finnen hätte aufhalten können? Die Chancen auf den Sieg waren jedenfalls da.

Im Rest des Feldes ging es relativ ruhig zu. Leclerc war „best of the rest“, die beiden Haas lagen dahinter und konnten so mal wieder ein gutes Ergebnis einfahren. Den letzten Punkt schnappte sich Sergio Perez, der ein unauffälliges Rennen hatte. Chancenlos waren die Toro Rosso, Renault und McLaren. Vor allem Renault zeigte nach dem guten Rennen Mexiko eine schwache Leistung. Da Red Bull ja nun gut unterwegs war, wurde Renault, ebenso wie McLaren, gnadenlos auf die Schwäche des Chassis hingewiesen.

Mercedes hat wie erwartet nun auch dem Konstrukteurs-Titel nach Hause gefahren. Den fünften in fünf Jahren und am Ende dann auch ziemlich deutlich. Beim letzten Rennen in Abu Dhabi geht es eigentlich um nichts mehr. In der Fahrer WM könnte Räikkönen noch P3 an Bottas oder Verstappen verlieren, sollte er in Abu Dhabi ausfallen. Perez könnte Hülkenberg den sinnlosen „best of the rest“ Titel abspenstig machen, müsste dafür aber auf P4 ins Ziel kommen, was unwahrscheinlich ist. Bei den Teams wird auch nichts mehr passieren. Renault hat 24 Punkte Vorsprung auf die Haas und sichert sich dort den „best of the rest.“ Sauber liegt nur sechs Punkte hinter Force India auf Platz 8, hier könnte also noch was passieren.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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