Naoki Yamamoto und Jenson Button haben es geschafft: In einem wahren Herzschlagfinale setzte sich das japanisch-britische Duo im Raybrig NSX-GT hauchdünn gegen die Titelverteidiger Ryo Hirakawa / Nick Cassidy (KeePer TOM’s LC500) durch. Den Sieg in Motegi sicherten sich hingegen die Markenkollegen Tomoki Nojiri / Takuya Izawa (ARTA NSX-GT). In der GT300-Klasse überkamen Haruki Kurosawa / Naoya Gamou (Leon Cvstos AMG) mit ihrem ersten Saisonsieg ein Zwölfpunktedefizit für ihren ersten Super-GT-Titel.
Der Tabellenstand vor dem großen Saisonfinale der Super GT am Twin Ring Motegi versprach einiges an Spannung. Einen Tag nach der Ankündigung, dass Japans Top-Motorsportserie 2020 für das erste Nachtrennen ihrer Geschichte nach Malaysia zurückkehren wird (mehr dazu im News-Teil am Ende des Artikels) lieferte man vor insgesamt 58,000 Zuschauern letztlich auch das versprochene Feuerwerk ab. Besonders spektakulär: Der Kampf um die GT500-Krone, der bis in die letzte Runde ging und letztlich um lediglich 1,576 Sekunden entschieden wurde.
GT500
„Champions!!“ schrie Jenson Button gen Himmel, als ihm ein unendlich glücklicher Naoki Yamamoto direkt nach dem Rennen in die Arme fiel. Das japanisch-britische Duo des Raybrig NSX-GT setzte sich hauchdünn gegen die Titelverteidiger Ryo Hirakawa Nick Cassidy (KeePer TOM’s LC500) durch – und das ganz ohne Playoff-System oder anderen Schnickschnack. Die Voraussetzungen auf ein spannendes Titelduell hätten besser nicht sein können: Punktgleich mit jeweils einem Saisonsieg auf dem Konto gingen die beiden Ensembles ins Finale. Wer vor dem anderen ins Ziel kommen würde, würde letztlich auch den Titel gewinnen. Und so sollte es auch letztlich kommen: In einem wahren Herzschlagfinale duellierten sich der Raybrig NSX-GT und KeePer TOM’s LC500 bis in die allerletzte Runde. Am Ende trennten sie lediglich 1,576 Sekunden.
Doch der Reihe nach: Am Samstag ließ Honda in der Qualifikation erneut die Muskeln protzen, indem man die ersten drei Startplätze monopolisierte. Lediglich der Zent Cerumo LC500 (Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiuara) durchbrach die Honda-Phalanx auf Startplatz vier, da die Marke vier ihrer NSX-GT-Boliden in die Top-5 brachte. Am schnellsten umrundete Tomoki Nojiri den Twin Ring Motegi, der mit einem neuen Streckenrekord (1:35.550) zum zweiten Mal in diesem Jahr den ARTA NSX-GT auf die Pole-Position vor dem Raybrig NSX-GT sowie demüberraschend starken Epson Modulo NSX-GT (Kosuke Matsuura / Bertrand Baguette) stellte. Für Nojiri war es bereits die fünfte Pole-Position in lediglich zwei Jahren. Die Titelverteidiger Ryo Hirakawa / Nick Cassidy mussten sich hingegen mit Startplatz sechs hinter dem Keihin NSX-GT (Koudai Tsukakoshi / Takashi Kogure) begnügen.
Der Start zu den finalen 250 km (53 Runden) des Jahres sah zunächst kaum Verschiebungen auf den vorderen Positionen. Takuya Izawa konnte sofort einige Meter Vorsprung gegenüber Naoki Yamamoto gewinnen. Dahinter krallte sich Nick Cassidy umgehend außen in der ersten Kurve den Keihin NSX-GT. Das Glück sollte nicht auf Seiten der Okayama-Sieger sein. Noch in der Eröffnungsrunde löste sich die Befestigung der vorderen Haube des Keihin NSX-GT, was Takashi Kogure zu einem Notstopp in der zweiten Runde zwang. Ohne Safety-Car-Phase blieb das Gespann somit chancenlos – und beendete das Heimspiel von Koudai Tsukakoshi auf dem 15. und letzten Platz. An der Spitze konnte Naoki Yamamoto den Abstand zu Takuya Izawa innerhalb der ersten Runden auf 1,6 Sekunden verkürzen. Er sollte letztlich in der 19. Runde die Führung übernehmen, als Izawa überraschend früh den ARTA NSX-GT an Teamkollege Tomoki Nojiri übergab. Ein Problem gab es nicht. Stattdessen kalkulierten die Strategen rund um Teamchef Aguri Suzuki den Abstand, um nach dem Boxenstopp nicht im Verkehr zu landen. Als letztlich auch der Zent Cerumo LC500 sowie Epson Modulo NSX-GT zum Service hereinkamen, befanden sich die beiden Titelkontrahenten hintereinander auf den ersten beiden Plätzen.
Das Ganze erinnerte an das Finale der Super Formula in Suzuka vor drei Wochen, als sich ebenfalls Nick Cassidy und Naoki Yamamoto um die Krone des japanischen Formelsports duellierten. In einem wahren Thriller setzte sich letzterer letztlich um 0,654 Sekunden gegenüber den Neuseeländer durch. In Motegi war der Abstand mit rund neun Sekunden zunächst jedoch etwas größer. Anders als ein Großteil der restlichen Honda- und Lexus-Fahrzeuge zögerten Team Kunimitsu sowie TOM’s ihre jeweiligen Boxenstopps bis in die 30. Runde hinaus. Dafür kamen beiden Kontrahenten dann allerdings auch im Doppelschlag hinein. Die Mechaniker des KeePer TOM’s LC500, der von Ryo Hirakawa übernommen wurde, fertigen ihren Boliden mit 36,7 Sekunden knappe 0,8 Sekunden schneller als den Raybrig NSX-GT, in den Jenson Button kletterte, schneller ab. Als beide Fahrzeuge zurück auf die Strecke kamen, wurden sie vom Zent Cerumo LC500 sowie dem Epson Modulo NSX-GT überholt. Zudem wurde ihr Formationsflug durch den Wako’s 4CR LC500, au LC500 sowie den WedsSport Advan LC500 unterbrochen, wodurch der KeePer-Lexus zunächst auf die achte Position zurückfiel.
Im Gegensatz zu Ryo Hirakawa, dem es im Lexus-Verkehr zunächst etwas schwieriger erging, ging Jenson Button wieder problemlos an seinem Markenkollegen Kosuke Matsuura im Epson-Honda vorbei. Umgehend nahm der Brite die Verfolgung des zweitplatzierten Hiroaki Ishiura (Zent Cerumo LC500) auf. Binnen weniger Umläufe robbte sich der Formel-1-Weltmeister von 2009 an das Heck des zweifachen Super-Formula-Champions. Obgleich Button zu jenem Zeitpunkt etwas schneller wirkte, wehrte Ishiura gleich mehrere Angriffsversuche meisterlich ab. Dahinter quälte sich Ryo Hirakawa durch den Lexus-Verkehr, ehe er am Heck des Epson NSX-GT erschien. In einem absolut konsequenten Manöver quetschte sich der Titelverteidiger in der 37. Runde in der fünften Kurve am Epson-Honda vorbei – eine kleine Berührung inklusive. Ein entscheidendes Manöver, welches den KeePer TOM’s LC500 wieder auf die vierte Position hinter den Raybrig NSX-GT von Jenson Button brachte. In den folgenden Umläufen entfachte Ryo Hirakawa ein wahres Feuerwerk, indem er Runde um Runde am Vorsprung des Briten knabberte. 4,9, 3,7, 2,5, 1,7 Sekunden. Runde um Runde purzelte der Abstand zwischen den beiden Titelkontrahenten. Acht Umläufe vor Schluss betrug dieser nur noch 0,8 Sekunden. Der Kampf um die diesjährige GT500-Krone war endgültig eröffnet.
Jenson Button konnte den Atem von Ryo Hirakawa förmlich spüren. Wohlwissend, dass er den KeePer TOM’s LC500 nicht vorbeilassen darf, wählte der Brite in den finalen Runden in bestimmten Kurven eine andere Linie, um Hirakawa erst gar keine große Angriffsfläche zu geben. Der wiederum witterte seine Chance im GT300-Verkehr, den der 17 Jahre jüngere Hirakawa aufgrund seiner Super-GT-Erfahrung zu seinem Vorteil ausnutzen konnte. Seine beste Chance ergab sich sechs Runden vor Schluss, als sie im Formationsflug auf die Top-3 der GT300-Klasse aufschlossen. Button blieb für kurze Zeit hinter dem #31 Toyota Prius apr GT stecken, wodurch Hirakawa nahezu in den Diffusor des Raybrig NSX-GT kriechen konnte. Ein ähnliches Bild zeigte sich einen Umlauf später, als der ehemalige Formel-1-Weltmeister im letzten Sektor am in der GT300-Klasse führenden Leon Cvstos AMG kleben blieb. Doch auch diese Angriffsversuche konnte Jenson Button abwehren, auch weil Ryo Hirakawa zu sehr auf der Hinterachse zu rutschen. Die Aufholjagd des Japaners zeigte seine Spuren, indem die Bridgestone-Reifen des KeePer TOM’s LC500 stärker als jene des Raybrig NSX-GT abbauten. Hirakawa gab dennoch nicht auf, blieb am Heck des blauen Hondas kleben. Als seine Reifen jedoch immer stärker an Grip verloren, musste er letztlich auch eingangs der finalen Runde abreißen lassen. Am Ende trennten beide Titelkonkurrenten lediglich 1,576 Sekunden auf der Ziellinie.
Ähnlich spannend wurde es auch um den eigentlichen Sieg. An der Spitze kontrollierte Tomoki Nojiri nach dem frühen Boxenstopp das Feld. Nachdem Hiroaki Ishiura meisterlich die Angriffsversuche von Jenson Button abwehrte, gelang es ihm jedoch, den Vorsprung seines Landsmanns schrittweise zu verringern. Während im Hintergrund der Kampf um die Meisterschaft tobte, musste sich Nojiri plötzlich ebenfalls breit machen, als drei Runden vor Schluss der Zent Cerumo LC500 am Heck des ARTA NSX-GT auftauchte. Nojiri behielt jedoch die Nerven – und sicherte nach Suzuak den zweiten Saisonsieg. Dadurch stieg ARTA zum siegreichsten Team im Jahr 2018 auf. Vielmehr: Es war der erste Sieg für einen Honda-Boliden beim Heimspiel in Motegi im Jahr 2009, als ebenfalls die ARTA-Mannschaft den NSX-GT der ersten Generation in Rente schickte. Tomoki Nojiri gab sich nach dem Rennen sichtlich glücklich, lobte die Arbeit des Teams sowie seines Teamkollegen Takuya Izawa, der es ihm nach einem ersten Stint ermöglichte, behutsam mit den Reifen in Führung umzugehen.
Zugleich bedauerte er jedoch, den Kampf um die Meisterschaft verloren zu haben. Tatsächlich befanden sich Tomoki Nojiri / Takuya Izawa noch in einer mathematischen Position. Hierfür hätten der Raybrig NSX-GT wie auch der KeePer TOM’s LC500 jedoch nicht über den siebten Platz hinauskommen dürfen. Etwas wehleidig zeigte sich auch Takuya Izawa, der 2017 noch Teamkollege von Naoki Yamamoto bei Team Kunimitsu war: „Natürlich ist es etwas frustrierend zu sehen, dass ausgerechnet der Wagen die Meisterschaft gewann, den ich letztes Jahr noch selbst fuhr.“ Trotz der verpassten Titelchance kann ARTA mit zwei Pole-Positionen wie auch Siegen eine mehr als positive Jahresbilanz ziehen. Dem Team rund um die japanische Motorsportlegende Aguri Suzuki gelang in den vergangenen beiden Jahren der Sprung zurück an die Spitze, nachdem man nach in den vergangenen Jahren vorwiegend in den Kellerregionen des Klassements unterwegs war. 2019 dürften sie abermals zu einem der großen Favoriten zählen.
Am lautesten wurde natürlich jedoch bei Team Kunimitsu gejubelt. Nicht nur war es der erste Titelgewinn für Honda seit 2010 (der erst vierte für die Marke überhaupt), es war zugleich auch der erste Triumph seit 25 Jahren für Teamchef Takahashi Kunimitsu, dessen Mannschaft seit 1994 in der Super GT aktiv ist und bereits mehrmals nur knapp an der GT500-Krone scheiterte. Auf der Pressekonferenz lobte die japanische Motorsportlegende die harte Zusammenarbeit des Teams, bezeichnete Naoki Yamamoto als „Weltklasse“ sowie Jenson Button als „Superstar“. Besonders die Hingabe Briten hatte es ihm angetan: „Als ehemaliger Formel-1-Weltmeister dachte ich, dass er sich vielleicht über uns lustig machen würde. Dass er vielleicht denken werde, dass es hier ein Kinderspiel sein würde.“ Zugleich stellte er sich die Frage, ob ihm das Fahren in der Super GT überhaupt Spaß machen würde. „Ich war jedoch von seiner unglaublichen Hingabe und dem Vertrauen, das er uns schenkte, beeindruckt.“
Button selbst erklärte wie schwierig es sei, in der Super GT anzutreten: „Das ist eine der schwierigsten Meisterschaften auf dieser Welt. Und das kommt von jemanden, der in der Formel 1 gefahren ist. Ich fühle mich fast wie ein Gast, weil die Jungs hier schon so lange kämpfen.“ Button hatte stets ein offenes Ohr, bat andere Fahrer sowie insbesondere seinen Teamkollegen Naoki Yamamoto um Rat. Insbesondere Fragen wie man sich optimal im GT300-Überrundungsverkehr verhält, beschäftigten ihn. Für Button war es die erste Vollzeit-Saison in Japan, nachdem er bereits bei den finalen Suzuka 1000 km im Jahr 2017 einen Gaststart an der Seite von Hideki Mutoh und Daisuke Nakajima im Motul Mugen NSX-GT absolvierte. Seine Hingabe sowie der stetige Drang zum Dazulernen halfen ihm letztlich, sich an die Besonderheiten der Super GT einzuschießen. Als erster ehemaliger Formel-1-Weltmeister überhaupt gewann er direkt in seiner Rookie-Saison die GT500-Meisterschaft. Ein Kunststück, was neben zuletzt Toranosuke Takagi im Jahr 2005 sowie John Nielsen und David Brabham 1996 erst insgesamt vier Fahrern gelang.
Geschichte schrieb auch Naoki Yamamoto. Mit seinem ersten Super-GT-Titel überhaupt krönte er sich auch zum erst vierten Doppel-Meister Japans, der im gleichen Jahr die Titel in der Super GT wie auch Super Formula gewinnen konnte. Zuvor gelang dies lediglich Pedro de la Rosa (1997), Satoshi Motoyama (2003) sowie Richard Lyons (2004). Entsprechend emotional gab sich Yamamoto im Siegerinterview, bei dem ihm einige Freudetränen über die Wangen liefen. „Ich möchte mich bei allen Leuten im Team und Honda bedanken, die trotz einiger schwieriger Zeiten stets hart an der Entwicklung des Fahrzeugs gearbeitet haben.“ Neben den Fans zeigte er sich auch Teamchef Kunimitsu Takahashi dankbar, der ihm vertraute und 2010 als amtierenden Formel-3-Meister in die Super GT holte. Abgesehen von zwei kurzen Ausflügen 2013 sowie 2014 bei Dome Racing war Yamamoto stets für Team Kunimitsu unterwegs. Damit rundete der Japaner ein für ihn persönlich mehr als gigantisches Jahr ab. Denn neben dem doppelten Meisterschaftsgewinn durfte er sich im Februar, zusammen mit seiner Frau Eri Kano, über die Geburt zwei gesunder Zwillinge freuen. Zumindest auf dem Papier hat Naoki Yamamoto nun genügend Punkte für die Formel-1-Superlizenz. Auf eine dahingehende Frage eines japanischen Journalisten antwortete er: „Ich weiß, auf was für eine Antwort Sie hinsteuern. Aber im Moment möchte ich Sie bitten, mich damit in Ruhe zu lassen.“ Anders hingegen Jenson Button, der mit großer Wahrscheinlichkeit seinen Titel kommendes Jahr verteidigen wird: „Im Moment kann ich dazu nichts sagen, aber ich habe das Gefühl, dass ich nächstes Jahr das Gleiche machen werde.“
Am Ende fehlten Ryo Hirakawa / Nick Cassidy 1,576 Sekunden sowie letztlich drei Punkte, um ihren Titel erfolgreich zu verteidigen. Entsprechend frustriert äußerte sich Ryo Hirakawa, der laut eigener Aussage seine Gefühle direkt nach dem Rennen nicht in Worte fassen konnte. Dabei sprach er auch auf die abbauenden Reifen an: „Zunächst dachte ich, dass ich Button relativ einfach überholen könnte. Als die Reifen jedoch anfingen abzubauen, sah ich meine einzige Chance im Verkehr.“ Auch Teamkollege Nick Cassidy war zunächst sehr frustriert, gab sich einen Tag später auf Twitter aber bereits wieder kampfeslustig und versprach, 2019 stärker zurückzukehren. Lag der Neuseeländer 2017 noch etwas im Schatten seines Teamkollegen Ryo Hirakawa, sprang er 2018 endgültig aus diesem heraus. Sowohl in der Super GT wie auch Super Formula zeigte er eine meisterhafte Performance und verpasste die jeweiligen Titel lediglich um Haaresbreite. Sowohl Hirakawa wie auch Cassidy verkörpern mit ihren Erfolgen das Nachwuchsprogramm von Toyota. Keine Frage: Auch 2019 dürften sie wieder zu den Hauptfavoriten zählen.
Dies gilt auch für Yuhi Sekiguchi (au TOM’s LC500), der ebenfalls noch mathematische Chancen auf den Titel hatte, nach einem kleinen Fahrfehler von Teamkollege Kazuki Nakajima allerdings von der letzten Position ins Rennen gehen musste. Der diesjährige Le-Mans-Sieger machte dies wieder gut, indem er eine phänomenale Aufholjagd auf den Asphalt des Zwillingrings zauberte. Eine Kollision mit dem Epson Modulo NSX-GT sechs Runden vor Schluss, wofür Sekiguchi mit einer Durchfahrtsstrafe belegt wurde, machte ein gutes Punkteergebnis letztlich jedoch zunichte. Zugleich flog Sekiguchi auf die fünfte Meisterschaftsposition hinter den Markenkollegen Yuji Tachikawa / Hiroaki Ishiura zurück. Bedingt des Drehers flog auch der Honda von Nakajima Racing aus den Punkteplatzierungen, was insbesondere Kosuke Matsuuras Teamkollege Bertrand Baguette frustrierte, da ihnen abermals ein gutes Resultat durch einen unverschuldeten Fehler durch die Lappen ging.
Quasi als Spiegelbild der diesjährigen Saison spielte Nissan beim Finale in Motegi keine Rolle. Bester der vier GT500-Godzilla wurde der Motul Autech GT-R (Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli) auf dem siebten Rang. Nach der Qualifikation hatte NISMO-Teamchef Yutaka Suzuki noch auf eine bessere Performance im Rennen gehofft, gab hierbei allerdings bereits zu, dass man Honda wie auch Lexus in einigen Bereichen wie beispielsweise dem Motor hinterherhinken würde. Das von der Konkurrenz vor dem drittletzten Saisonlauf im Sportsland SUGO noch gefürchtete Motoren-Update brachte den Yokohamern nicht den gewünschten Auftrieb. Somit blieb der Sieg der Werksmannschaft beim 500-Kilometer-Rennen am Fuji Speedway das einzige Erfolgserlebnis. Als bestes Team der Marke beendeten Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli das Jahr auf dem achten Tabellenrang. Entsprechend rauchend dürften die Köpfe der Nissan-Ingenieure sein, die bereits am Zeichenbrett für 2019 sitzen, um wieder den Weg in die Siegerstraße zu finden.
Der Aufstieg sowie gleichzeitige Abstieg von Honda und Nissan zeigt, wie schnell es mitunter in der Super GT gehen kann. 2016 beendete Honda das Jahr sieglos mit allen Fahrzeugen auf den letzten Plätzen im Klassement. Zwei Jahre später dominierten sie mit sechs Pole-Positionen sowie vier Rennsiegen. Teil des Erfolgsrezepts waren nicht nur grundlegende Veränderungen am Fahrzeug (Senkung des Masseschwerpunkts auf Kosten der Kühlung) sowie ein Vorsprung bei der Motorentwicklung. Insbesondere bei letzterem Punkt gelang der Marke ein gewaltiger Sprung, nachdem man zwischen 2014 und 2016 den leistungsschwächsten Motor im Feld hatte. Unbestätigt, aber von einigen japanischen Insidern gemunkelt, verwendet Honda das aus der Formel 1 bekannte TLJ-System (Turbulent Jet Ignition). Zugleich soll ein optimaleres Engine Mapping, insbesondere in der Qualifikation auf eine Runde, einen Performance-Boost ermöglichen. Es zeigt: Die Rennen in der Super GT finden nicht nur auf der Strecke, sondern auch in den Werken statt. Das Wettrennen für 2019 hat jedenfalls bereits begonnen.
Ergebnis Round 8 Motegi
Endstand Gesamtwertung
GT300
Trotz des höheren Punktedefizits war der Meisterschaftskampf in der GT300-Klasse nicht minder spannend als das GT500-Pendant. Anstatt einem engen Zweikampf auf der Strecke entwickelte sich das Rennen um den Meisterpokal zu einem spannenden Fernduell. Die Hauptprotagonisten: Shinichi Takagi / Sean Walkinshaw (ARTA BMW M6 GT3) und Haruki Kurosawa / Naoya Gamou (Leon Cvstos AMG). Das Punktedefizit: Zwölf Zähler. Die Titelentscheidung: Dramatisch. Bereits die Qualifikation am Samstag sorgte für bitterer Mienen in der ARTA-Garage, nachdem sich das BMW-Gespann, das wegen des Mittelmotor-Layouts ihres M6 GT3 als Favoriten auf das Podium galten, nicht über die zehnte Startposition hinauskam. Wie bereits beim Saisonauftakt in Okayama ging die Pole-Position zum zweiten Mal in diesem Jahr an Kazuki Hiramine / Marco Mapelli (Manepa Lamborghini GT3), nachdem Hiramine mit 1:45.911 einen neuen Streckenrekord in den Asphalt brannte. Dahinter qualifizierte sich der schwarze Leon-Mercedes von Kurosawa / Gamou, gefolgt von den Titelverteidigern Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku AMG).
Letztere benötigten dringend einen Sieg, um noch im mathematischen Rennen um den Titel zu bleiben. Entsprechend energisch ging Startpilot Tatsuya Kataoka vor, der direkt nach dem Fallen der grünen Flagge die Silberposition von Haruki Kurosawa übernahm. Letzterer erlebte einen katastrophalen Start, als er binnen kürzester Zeit auch vom Subaru BRZ R&D Sport (Takuto Iguchi mit Hideki Yamauchi) sowie dem Gainer Tanax GT-R (Hironobu Yasuda mit Katsuyuki Hiranaka überholt wurde. Dahinter erlebte der #31 Toyota Prius apr GT (Koki Saga / Kohei Hirate) einen absoluten Traumstart. So konnte sich Kohei Hirate binnen weniger Runden vom achten auf den sechsten Platz vorkämpfen. Im Duell um Rang fünf fand der letztjährige GT500-Pilot jedoch keinen Weg an Haruki Kurosawa vorbei. Dahinter kämpfte sich Shinichi Takagi auf den ersten Platz vor.
Das Tempo der Startphase gab eindrucksvoll Marco Mapelli im Manepa Lamborghini GT3 an, der nach insgesamt 18 Runden seinen Vorsprung auf elf Sekunden ausbauen konnte. Dahinter entwickelte sich ein förmlicher Dreikampf zwischen dem Goodsmile Hatsune Miku AMG, Subaru BRZ R&D Sport sowie dem Gainer Tanax GT-R. Just in der 19. Runde traf das Pech den komfortabel führenden Manepa Lamborghini, als dieser einen Schaden am linken Hinterreifen erlitt. Da dies kurz vor der Boxengasse passierte, konnte Mapelli ohne größeren Zeitverlust umgehend die JLOC-Mechaniker ansteuern. Zum gleichen Zeitpunkt begab sich auch der Leon Cvstos AMG in die Boxengasse. Naoya Gamou übernahm das Lenkrad mit einer alternativen Strategie, nachdem sich K2 R&D Leon Racing gegen einen Wechsel ihrer vier Bridgestone-Reifen entschied. Zwei Runden später schlug de Blitz zum zweiten Mal ein, als ein weiterer Reifenschaden den Manepa Lamborghini endgültig aus dem Siegeskampf warf. Mit zwei Runden Rückstand mussten sich Kazuki Hiramine / Marco Mapelli am Ende mit dem 24. Platz begnügen.
Just einen Umlauf nach dem Fuel-Only-Gamble des Leon Cvstos AMG tat es ihnen der Goodsmile Hatsune Miku AMG gleich. Anders als bei den Markenkollegen wurden am bunten Mercedes im Itasha-Look jedoch die beiden linken Reifen gewechselt. Die Strategie von K2 R&D Leon Racing blieb bei der Konkurrenz natürlich nicht unbemerkt. Anders als der Subaru BRZ R&D Sport sowie Gainer Tanax GT-R, die zum herkömmlichen Service hereinkamen, blieb Kohei Hirate im #31 Toyota Prius apr GT länger draußen. Als er letztlich in der 31. Runde das Lenkrad an Teamkollege Koki Saga übergab, fand dies ebenfalls ohne einen Wechsel der vom Team eingesetzten Bridgestone-Reifen statt. Einen Umlauf später bog Shinichi Takagi zu den ARTA-Mechanikern ab. Um den Rückstand zu verringern sowie die eigenen Meisterschaftshoffnungen aufrecht zu erhalten, wurde Teamkollege Sean Walkinshaw ebenfalls mit einer Fuel-Only-Strategie auf Reise geschickt. Anders als bei der Konkurrenz ging der Gamble jedoch nicht auf. Direkt nach dem Boxenstopp tauchte Hideki Yamauchi (Subaru BRZ R&D Sport) hinter dem orangenen BMW auf. Der Verteidigungsversuch des Briten ging schief: Nach einem kurzen Techtelmechtel, bei dem der ARTA BMW M6 GT3 seinen rechten Seitenspiegel verlor, ging der blaue Boxer am Tabellenführer vorbei. Dadurch flog Walkinshaw auf die siebte Position zurück. Als kurze Zeit darauf auch der D’station Porsche (Tomonobu Fujii / Sven Müller) sowie der Hoppy 86 MC (Takamitsu Matsui / Sho Tsuboi) am ARTA-BMW vorbeizogen, war ihr Schicksal endgültig besiegelt.
Größter Profiteur der unorthodoxen Strategien war der Leon Cvstos AMG. Nach einem optimal abgestimmten sowie perfekt durchgeführten Boxenstopp sprang Naoya Gamou am Ende des Boxenstoppzyklus in Führung vor dem #31 Toyota Prius apr GT, der durch die gleiche Strategie den Silberrang des Goodsmile Hatsune Miku AMG übernahm. Zu jenem Zeitpunkt betrug der Abstand rund zehn Sekunden. Auf einen Sieg bei der letzten Ausfahrt des Mittelmotor-betriebenen Toyota Prius (mehr zu diesem Thema in unserer Motegi-Vorschau) aus, konnte Koki Saga den Abstand auf den führenden Mercedes sechs Runden vor Schluss noch mal drastisch verkürzen. Langsam das Lebensende des eigenen Gummis erreichend, behielt Naoya Gamou jedoch die Nerven. Am Ende überquerte er mit 2,409 Sekunden Vorsprung die Ziellinie zum ersten Saisonsieg sowie dem ersten GT300-Titel für das Team überhaupt. Hinter dem #31 Toyota Prius apr GT komplettierten der Goodsmile Hatsune Miku AMG das Podium. Trotz eines Ausritts ins Kiesbett in der Eröffnungsrunde konnte der Legal Frontier Lamborghini GT3 (Kimiya Sato / Yuya Motojima) auf dem vierten Platz vor dem Gainer Tanax GT-R ins Ziel kommen.
Für K2 R&D Leon Racing ging vergangenen Sonntag in Motegi ein langersehnter Traum in Erfüllung. Sieben Jahre nach der Gründung des Teams befindet man sich auf dem Olymp der GT300-Klasse. „Ich kann gar nicht beschrieben wie glücklich mich das macht“, erklärte Haruki Kurosawa nach dem Rennen. Der Sohn des im Land der aufgehenden Sonne legendären Motoharu Kurosawa, der nach seiner aktiven Karriere als Moderator der Sendung Best Motor an der Seite von anderen Veteranen wie Keiichi Tsuchiya auftrat, war bei der Gründung des Teams involviert. Nachdem er 2005 sowie 2017 zweimal knapp den GT300-Titel verpasste, konnte er diesen nach 15 Saisons nun endlich erstmals gewinnen. „Es war eine schwierige Saison. Doch durch wiederholten Trial-and-Error gelang es uns als Team alle Hürden zu überwinden. Besonders stolz bin ich auf Naoya Gamou, der sich im Laufe des Jahres zu einem großartigen Fahrer entwickelt hat.“ Auch dieser fand viele lobende Worte an die Leon-Crew: „Ich bin dem gesamten Team sehr dankbar, dass sie uns so ein tolles Auto zur Verfügung gestellt haben. Ich kann es ehrlich gesagt noch immer nicht glauben, dass wir heute auch die Meisterschaft gewonnen haben. Ich freue mich schon, dies mit dem Team zu feiern“, erklärte er auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. Ein besseres Geschenk hätte sich der Japaner nicht machen können, der just am Finaltag seinen 29-jährigen Geburtstag feierte.
Am Ende überkamen Haruki Kurosawa / Naoya Gamou mit zwölf Punkten das bisher größte Punktedefizit seit der Titelentscheidung im Jahr 2010. „Heute Nacht werde ich sicherlich nur nach ein bisschen Alkohol schlafen können“, gab ein lachender aber dennoch sichtlich frustrierter Shinichi Takagi gegenüber der japanischen Presse zu Protokoll. „Wir haben erwartet, dass der Leon Cvstos AMG schnell sein wird. Im Gegensatz zu ihnen konnten wir unseren Speed aus dem Vorjahr jedoch nicht abrufen.“ Zugleich bestätigte Takagi, dass man bei der eigenen Strategie auf jene der Konkurrenz reagierte, um nicht zu viel Zeit zu verlieren.
Ergebnis Round 8 Motegi
Endstand Gesamtwertung
News
2020 wird die Super GT gleich zwei neue Kapitel aufschlagen. Neben der Übernahme des Class-1-Reglements wird Japans höchste Motorsportkategorie auch wieder nach Malaysia zum ersten Nachtrennen in der Geschichte der Serie zurückkehren. Die freudige Nachrichtig verkündete Chairman Masaaki Bandoh zusammen mit Fahrizal Bin Hasan von Haro and Sports Entertainment, die einen dreijährigen Vertrag mit der GT Association (GTA) unterschrieben. Im Jahr 2000 trug die Super GT ihr erstes Rennen außerhalb Japans auf dem Sepang International Circuit aus, ehe die Strecke zum festen Bestandteil des Kalenders von 2002 bis 2013 wurde. Einzige Ausnahme bildete das Gastspiel im Jahr 2003, welches wegen dem SARS-Ausbruch auf den Fuji Speedway verlegt wurde. Die Strecke, auf welcher unter anderem traditionell die winterlichen Testfahren stattfinden, ist unter den Teams wegen der Anbindung zum Flughafen im rund 45 Kilometer entfernten Kuala Lumpur sehr beliebt. Im August dieses Jahres hatten die Verantwortlichen eine Flutlichtanlage eingeführt, welche beim Nachtrennen im Jahr 2020 zum Einsatz kommen wird.
Sowohl Qualifikation wie auch Rennen sollen um jeweils 20 Uhr Ortszeit (21 Uhr japanische Zeit) gestartet werden. Einen genauen Termin im Kalender konnte Masaaki Bandoh zwar noch nicht benennen. Er bestätigte aber bereits, dass Malaysia als Ersatz für das 500-Meilen-Rennen auf dem Fuji Speedway dienen wird. Grund sind die olympischen Sommerspiele in Tokyo. Da der Fuji Speedway als offizielle Wettkampfstätte für die Rad-Disziplinen auserwählt wurde, ist der Kurs am Fuße des japanischen Wahrzeichens ab Juli nicht mehr befahrbar. Ob es ab 2020 gar zwei internationale Rennen geben könnte, konnte der GTA-Chairman ebenfalls nicht bestätigen. Der Vertrag mit den Verantwortlichen im thailändischen Buriram läuft Ende 2019 aus. „Mit den lokalen Promotern werden zurzeit mehrere Gespräche geführt“, so Bandoh.
Keine Neuigkeiten gab es hingegen in Sachen Class 1 sowie der beiden gemeinsamen Rennen mit der DTM zu verkünden. Wie bereits in unserer Motegi-Vorschau berichtet, werden weiterhin wichtige Details wie die Übernahme einiger Einheitsteile sowie die Entwicklung der Turbo-Motoren diskutiert. So möchten Audi und BMW diese gerne für mindestens drei Jahre einfrieren, während Toyota, Nissan sowie Honda die offene Entwicklung beibehalten wollen. Erste Informationen könnte es aber bereits nach dem 10. Dezember 2018 geben. Da die drei GT500-Marken selbstredend mit der Entwicklung der neuen Class-1-Autos für 2020 (dann übernimmt die Super GT, wenn auch mit einigen kleinen Änderung, das technische Reglement) beginnen möchten, wurde besagter Tag als Stichtermin für eine Einigung der derzeitigen Diskussionsfelder festgelegt. Wichtig sei es, so Bandoh, die Kulturen beider Länder zu verstehen.
Trotz der wenigen Stolpersteine zog Masaaki Bandoh eine sehr positive Jahresbilanz. 2018 unterzeichnete man den Class-1-Vertrag mit der DTM am Norsring in Nürnberg. Zugleich half man bei der Ausführung der ersten Suzuka 10 Hours. Die Kooperation mit der SRO soll auch 2019 fortbestehen, welche die Balance of Performance (BoP) der FIA-GT3-Fahrzeuge in der GT300-Klasse vornimmt. Als japanischer Serie gelang es der Super GT, so Masaaki Bandoh, eine tragende Rolle auf dem internationalen Motorsportmarkt einzunehmen.
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