Saisonabschluss der Formel Eins. Nach 20 Rennen ist es ein wenig Schade, dass es in Abu Dhabi um praktisch nichts mehr geht.
Die Rennen in Abu Dhabi konnten teilweise begeistern, teilweise waren es aber auch ziemliche Langweiler. Die Strecke lässt nicht so viel zu, daher ist eine spannende Situation in der Meisterschaft für die Rennen immer gut. Es sei nur an das Rennen des Jahres 2016 erinnert. Das wird dieses Jahr etwas anders sein, aber für die Galerie kann man ja immer noch fahren. Für Ferrari wird es wichtig sein, dass man zumindest noch ein Rennen gewinnen kann, nachdem man in Brasilien so schlecht unterwegs war.
Vor allem Vettel dürfte heiss auf einen Sieg sein. Der letzte Sieg des Deutschen datiert aus dem Rennen in Spa, seitdem lief bei ihm nichts mehr zusammen. Aber es dürfte sehr in seinem Sinne sein, wenn er seiner Mannschaft einen guten Abschluss liefern kann. Auch in Hinsicht auf die Ankunft von Charles Leclerc, von dem sich die italienischen Medien schon Wunderdinge erwarten. Auch Kimi Räikkönen hätte sicher nichts dagegen zum Abschluss noch mal um den Sieg fahren zu können.
Mercedes wird naturgemäß etwas dagegen haben und die Leistung des Teams deutet auch an, dass man selbstverständlich wieder vorne dabei sein wird. Allerdings gibt es vor dem Rennen leichte Kopfschmerzen bezüglich des Einsatzmotors von Hamilton. Der hat in Brasilien offenbar gerade so durch gehalten. Ob man ihn noch mal einsetzen kann, war vorher nicht klar. Hamilton hat noch zwei ältere Motoren, die schon an ihrer Laufleistungsgrenze angekommen sind. Aber da es um nichts mehr geht, dürfte Mercedes das Risiko eingehen einen alten Motor zu nehmen, sollte das nötig sein.
Nicht unterschätzen sollte man Red Bull. Deren Aufwärtstrend der letzten Rennen ist nicht unbemerkt geblieben. Da Renault keinen neuen Motor geliefert hat und es für das Werksteam nicht nach vorne ging, bleibt nur, dass Adrian Newey offenbar beim letzten Update etwas gefunden hat. Aber die Strecke kommt dem Red Bull nicht gerade entgegen. Die langen Geraden helfen nicht, der letzte Sektor ist zu eng, um Überholen zu können.
Ein bisschen Spannung gibt es immerhin noch im Mittelfeld. Sauber liegt nur sechs Punkte hinter Force India und hat im Kampf um Platz Sieben in der WM durchaus noch leichte Chancen. Dafür müsste entweder Leclerc sehr weit vorne landen, oder beide Sauber um P6 einlaufen. Das ist zwar nicht unmöglich, aber keine leichte Aufgabe. Zumal der Force India in Abu Dhabi gut gehen sollte.
Ein bisschen Wehmut gibt es beim letzten Rennen auch. Fernando Alonso fährt sein letztes Rennen in der F1 und die Chance, dass er noch mal wieder kommt, dürfte sehr gering sein. Zwar werden wir den Spanier in der WEC und beim Indy 500 sehen, aber für die Formel Eins ist sein Abgang schon ein enormer Verlust.
Dafür gibt es interessante Neuigkeiten von Williams. Tatsächlich hat man Robert Kubica einen Einsatzvertrag für das Jahr 2019 gegeben. Das ist ein bisschen überraschend, zu mal Esteban Ocon ja auch noch auf dem Markt ist. Aber Kubica bringt a) Geld mit und b) ist es aus PR-Sicht natürlich für Williams mehr als Geld wert. Denn die Medien werden sich zumindest in den ersten Rennen auf das Team und Kubica konzentrieren.
Die Comeback-Story des Polens ist selbstverständlich schier unglaublich. Nach so einer schweren Verletzung und nach einer so langen Zeit den Weg wieder in die F1 zu schaffen, ist schon allein eine Sensation. Ich bin aber skeptisch, was seinen Einsatz angeht. Die Onboard-Aufnahmen seiner sporadischen Einsätze in diesem Jahr zeigten, dass er mehr oder weniger mit einer Hand fährt. Die rechte Hand übernimmt nur wenige Aufgaben und stabilisiert hier und da das Lenkrad. Das muss nicht bedeuten, dass er damit nicht schnell sein kann. Aber auf engen Strecken ist das schon ein Handicap. Seine Zeiten in den diversen FP1 waren jetzt auch nicht so, dass man dachte „Wow“. Aber natürlich drücken wir ihm die Daumen, dass er eine gute Saison hat. So lange das Williams zulässt.
Strategie
Supersoft, Ultrsoft, Hypersoft. Pirelli haut noch mal die weichsten Reifen raus. Vor allem die eher ungeliebten Hypersoft dürften das Rennen in Abu Dhabi bestimmen. Der Asphalt dort geht sanft mit den Reifen um, die Temperaturen sind stabil, wenn auch hoch. Man kann sich also gut auf das Rennen einstellen und die Abstimmung vorher schon in der Simulation ausprobieren. Daher ist es kein Wunder, dass die meisten Teams sich für eine ganze Ladung Hypersoft entschieden haben.
Interessant ist dabei, dass Ferrari offenbar eher auf die Supersoft setzt, während Mercedes und Red Bull einen zweiten Stint auf den Ultrasoft zu bevorzugen scheinen. Eine andere Variante wäre, dass man versucht Q2 auf den Ultrasoft zu fahren, um den Hypersoft aus dem Weg zu gehen. Damit könnte man per Overcut den ersten Stint verlängern. Ein Wechsel auf die Supersoft würde bedeuten, dass man das Rennen so beenden kann. Ein weiterer Vorteil: Sollte man noch einen ungenutzten Satz Hypersoft haben, könnte man diesen im Falle eines VSC oder SC am Ende noch aufziehen.
Die letzten Rennen haben aber meist gezeigt. dass die klassische Strategie am Ende dann doch die schnellere ist. Start auf den Hypersoft, diese so lang wie möglich drauf lassen, bis einer mit den Boxenstopps startet. Dann entweder auf die Supersoft, oder man geht das Risiko ein, und versucht mit den Ultrasoft durchzufahren, was allerdings ein gewisses Risiko bietet.
Kleiner Hinweis in eigener Sache: Da ich unterwegs bin, muss die letzte Analyse des Jahres leider entfallen. Dafür gibt es im Dezember dann wie üblich die Analyse der Saison aller Teams.