Wirklich viel schlechter hätte die Saison für Williams nicht laufen können. Das einstige Top-Team steht mal wieder unter hohem Druck.
Schon im letzten Jahr hat man sich gefragt, was bei Williams eigentlich alles schief läuft. Der neue de facto Verantwortliche für das Team, Paddy Lowe, war zwar erst im März 2017 offiziell zu Williams hinzugestossen, aber seine Expertise von McLaren und Mercedes hätte doch eigentlich dafür sorgen müssen, dass man einen Aufwärtstrend würde feststellen können. Daher konzentrierte man sich dann auch früh auf das 2018er Auto. Als das vorgestellt wurde, war man eigentlich angenehm überrascht. Williams hatte einige interessante Detaillösungen und dazu einiges bekanntes von der Konkurrenz übernommen. Von außen sah die Sache gut aus. Dazu hatte man Rob Smedly befördert und mit mehr technischen Aufgaben betreut. Die Achse Lowe-Smedly sollte Williams aus dem Keller befreien.
Aber schon vom ersten Test weg lief der Williams FW41 überhaupt nicht. Schon nach wenigen Testrunden stellte man fest, dass der Wagen ein eigenartiges Fahrverhalten an den Tag legte. Untersteuernd rein, Übersteuernd raus. Die Fahrer beklagten ein sensibles Heck, also zu wenig Abtrieb am selbigen. Was an sich normalerweise kein allzu großes Problem darstellt, denn irgendwie bekommt man den Luftfluss schon wieder hingebogen. Bei Williams gab es aber einen „Diffusor Stall“. Der so wichtige Diffusor verlor also schlagartig seinen Unterdruck und damit ging ein sehr großer Teil des Abtriebs verloren. Die Folge war ein „snap oversteer“. Das Auto brach vor allem beim Anbremsen unkontrolliert aus, was die Fahrer dann ziemlich blöd aussehen ließ, aber die konnten nichts dafür.
Es war schon erstaunlich genug, dass Williams bei der Entwicklung ein derartiger Fehler unterlaufen konnte. Deprimierend war dann die Tatsache, dass Williams das Problem bis fast zur Mitte der Saison nicht in den Griff bekam. Im Gegenteil – weil man in eine falsche Richtung entwickelte, verstärkte sich das Problem dann auch noch. Man lief sogar Gefahr Rennen zu verpassen. Und während sich Sauber, die zu Beginn der Saison noch mit Williams am Ende der Startaufstellung standen, sich stetig verbesserte und langsam im Mittelfeld ankam, ging es für Williams nach hinten. Williams hätte ein B-Modell herstellen müssen, aber dafür reichte dann wieder das Budget nicht.
Die Konsequenzen folgten. Erst wurden führende Mitarbeiter aus der Design-Abteilung entlassen, dann kündigte der Hauptsponsor Martini und am Ende trennte man sich auch noch von Rob Smedly. Der ließ dann via der britischen Presse vermelden, dass sich bei Williams gar nichts ändern könne, wenn man den gesamten Laden nicht auf den Kopf stellen würde. Inklusive Management. Vermutlich hat er nicht ganz Unrecht. Von den 320 Punkten, die man noch 2014 sammeln konnte, bleiben in diesem Jahr magere sieben Punkte übrig. Und davon war auch noch ein Teil wegen der Disqualifikations-Orgie in Monza geschenkt. Weniger Punkte (5) gab es nur in den Saisons 2011 und 2013.
Wie schwerwiegend die Probleme bei Williams sind, erkennt man nicht nur am Verlust des Sponsors. Da muss man nur allein die Tatsache betrachten, dass Lawrence Stroll sich lieber auf das Wagnis einlässt ein eigenes Team zu kaufen und zu führen, statt weiter bei Williams zu investieren. Der ja nun in Sachen Management erfahrene Stroll, der schon mehrere Modemarken aus dem Sumpf holen konnte, sieht offenbar keine Chance, die Strukturen bei Williams so zu verändern, dass das Team wieder erfolgreich arbeiten kann.
Den Fahrern kann man bei so einer Misere noch am wenigsten Vorwürfe machen. Bei Stroll weiß man immer noch nicht, wie gut oder schlecht er denn nun eigentlich ist. Immerhin schlug er seinen Teamkollegen Sirotkin deutlich in der Quali und oft auch im Rennen. Der wiederum konnte als Newcomer mit dem zickigen Auto auch nicht wirklich was lernen. Von daher bleibt eine Bewertung beider Fahrer schwierig. Immerhin – beide haben wenig Unfälle gehabt und waren dann zur Stelle, wenn das Chassis des Williams mal einigermaßen passte.
Das man 2019 dann allerdings auf den unerfahrenen (aber schnellen) George Russel und Robert Kubica setzt zeigt, dass man mit den Daten von Sirotkin nicht zufrieden war. Und natürlich bringt Kubica mehr Presse, als Sirotkin. Das wird das Team, neben deutlich besseren Ergebnissen, auch benötigen, denn einen neuen Sponsor hat man für 2019 bisher nicht finden können.
Wertung: 1/10
Bilder: Williams