Mit dem vierten Platz in der WM hat man die selbstgesteckten Ziele erreicht. Zufrieden darf man aber nicht sein.
Renault hatte schon vor der Saison den Ball sehr flach gehalten. Man sei zufrieden, wenn man hinter den drei Top Teams ins Ziel kommen würde. Mehr könne man kaum erwarten, da der Abstand doch sehr groß sei. Ein paar Monate später kann man dann feststellen: Ziel erreicht. Aber man hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert und besonders eindrucksvoll war die Sache auch nicht. Im Gegenteil – wenn man sich die Ergebnisse genau anschaut, kann Renault noch froh sein, das Force India die Punkte aberkannt wurden.
Ohne die verlorene erste Halbzeit wäre Force India auf 111 Punkte gekommen. 122 Punkte hat Renault zusammen gefahren. Dabei sollte man nicht vergessen, dass das Werksteam über deutlich mehr Kapital und Angestellte verfügt und Force India in ab dem Rennen in Spanien gar keine Updates mehr aufs Auto bringen konnte, weil das Geld gefehlt hat. Wenn man es böse formulieren will: Das Werksteam hat sich nur mit Mühe gegen einen Konkurrenten durchsetzen können, der zwischendurch pleite war.
Auch der Abstand zu Red Bull, die ja immerhin mit dem gleichen Motor unterwegs sind, kann nicht gerade Freunde auslösen. 297 Punkte (!) fehlen Renault und das, obwohl Red Bull in Bahrain und Baku zwei Totalausfälle zu vermelden hatte. Normalerweise wäre der Abstand also noch mal rund 50 Punkte größer geworden. Das kann und darf einfach nicht zufriedenstellen.
Der Knackpunkt bei Renault ist nicht mal der Motor. Das ist noch mal eine andere Baustelle, aber wie man bei Red Bull gesehen hat, kann man dennoch Rennen gewinnen. Das Problem ist das Chassis. Erstaunlicherweise ist es Renault, trotz aller Möglichkeiten, die das Team hat, nicht gelungen, ein zufrieden stellendes Chassis zu bauen. Natürlich – da versagen auch andere, die viel mehr Erfahrung haben (McLaren) aber das kann nicht der Maßstab für Renault sein. Der muss dann bei Red Bull liegen und von denen war man eben weit entfernt.
Zur Ehrenrettung von Renault muss man allerdings auch sagen, dass der Auf- und Umbau des Teams in Enstone in diesem Jahr noch weiter voranschritt. Man hat massiv in Personal und Technik investiert und es dauert bekanntermaßen ein wenig, bis sich die Dinge eingeschliffen haben. Für Renault spricht immerhin, dass man nach einem kleinen Loch nach der Sommerpause gegen Ende der Saison wieder vorne liegen konnte. Das zeigt zum einen, dass man bis zum Schluss an Updates gearbeitet hat und man gleichzeitig auch in der Lage war, Fehler zu erkennen und zu beseitigen. Das ist in der hochkomplexes Formel Eins nicht immer so einfach. Zumindest erkennt man so auch, dass die Strukturen im Team zu stimmen scheinen.
Fahrerisch war Renault gut aufgestellt. Carlos Sainz und Nico Hülkenberg taten sich nicht viel in Sachen Leistung. Zwar gewann der Deutsche das Quali-Duell (13:8) hatte aber weniger gute Ergebnisse im Rennen (8:11). Dafür holte er mit seinen wenigen guten Ergebnissen dann mehr Punkte als der Spanien (69:53). Insgesamt war man also recht ausgeglichen unterwegs. Allerdings blieben beide Piloten nicht ohne Fehler. Vor allem der erneute Fehler von Hülkenberg in Baku hat dem Team eine sehr gute Position gekostet. Das scheint einfach nicht seine Strecke zu sein. Auf der anderen Seite überzeugte „the Hulk“ dann immer wieder mit sehr guten Rennen. Hier konnte er dann auch seinen Teamkollegen distanzieren.
Nächstes Jahr wird das nicht ganz so leicht. Mit Daniel Ricciardo bekommt Hülkenberg zum ersten Mal einen der anerkannten Top-Fahrer ins Team gesetzt. Mal davon abgesehen, dass die Chemie zwischen beiden Fahrern eigentlich stimmen sollte, hört bei Ricciardo der Spaß auf der Strecke dann auf. Sollte es Hülkenberg gelingen den Australier auf Distanz zu halten oder zumindest auf Augenhöhe zu bleiben, dürfte sich der Deutsche deutlich empfehlen. Zu wünschen wäre ihm auf jeden Fall endlich mal ein Podium im kommenden Jahr.
Bilder: Renault F1