Die Saison von Red Bull war nicht enttäuschend, aber den erhofften Durchbruch schaffte man nicht.
Es ist ein wenig schwer einzuschätzen, ob Red Bull eine gute, mittelmäßige oder eher schlechte Saison hinter sich gebracht hat. Von den reinen Zahlen her, sieht es nicht so schlecht aus. Mit drei Siegen (China, Monaco, Österreich) erreicht man durchaus einiges. Man sammelte mehr Punkte, als noch im letzten Jahr und mit Platz 3 in der Team-WM erreichte man auch das Minimal Ziel. Zudem hielt man die von hinten drängelnde Konkurrenz auf Abstand. So weit, so gut. Aber das entspricht nicht den Ansprüchen von Red Bull.
Ein genauer Blick auf die Zahlen offenbart dann, dass man den Abstand nach vorne nicht verringern konnte. Zu Ferrari sind es in der WM wie 2017 rund 160 Punkte, auf Mercedes fehlen 260+ Punkte. Abgesehen vom Sieg in Monaco, schwang bei den anderen Siegen auch ein bisschen Glück mit. Erst gegen Ende der Saison machte es den Eindruck, das Red Bull den beiden Konkurrenten etwas näher auf die Pelle rücken konnte. Das galt vor allem für die Quali-Zeiten.
Red Bull hat, wie in den letzten Jahren, viel auf den Motor von Renault geschoben. Der habe nicht genug Leistung und die Franzosen hätten den Schritt, den Mercedes und Ferrari gemacht hätten, nicht vollziehen können. Was Renault auch durchaus selbstkritisch zugab. Die Probleme des Motors liegen weiterhin nicht in der Leistung des Verbrennungsmotors. Der zeigt sich immer dann von seiner potenten Seite, wenn die Hybrid-Seite des Motors wenig gefragt ist. Siehe Monaco, Ungarn oder Singapur. So bald allerdings Strecken kommen, die ein komplexes Management der gesammelten Energie verlangen, sieht es anders aus. Vor allem auf Strecken, auf denen es wenig Möglichkeiten gibt, den Speicher in den Bremszonen wieder aufzufüllen, kämpft Renault mit Problemen.
Dazu kamen mal wieder ungewöhnlich viele Ausfälle, vor allem bei Daniel Ricciardo. Allerdings ist es schon auffällig, dass die Probleme von Renault verstärkt bei Red Bull auftreten. Die Franzosen verweisen darauf, dass viele technische Probleme vor allem im Bereich des Turboladers auftraten, was bei McLaren und beim eigenen Team nur selten passierte. Da Adrian Newey das Heck gerne sehr eng gestaltet und durch das Anheben des Hecks weitere Probleme bei der Kühlung entstehen können, liegt die Lösung des Problems wohl in diesem Bereich. Auch Ferrari und Mercedes, die in diesem Jahr das Red Bull Konzept teilweise übernahmen, hatten mit Überhitzung zu kämpfen, fanden dafür aber andere Lösungen.
Bleibt die die Frage, ob der Renault Motor so schlecht ist, das Chassis von Red Bull so gut oder Renault und McLaren so schlecht bauen. Die Antwort wird es dann nächstes Jahr geben, wenn Red Bull mit Honda antritt. Wobei es interessant sein wird zu sehen, wie der Honda dann mit dem engen Heck-Konzept von Newey klar kommen wird.
Bei den Fahrern hatte Ricciardo einen schweren Stand gegen Max Verstappen. Der bügelte den Australier gleich 15-mal in der Quali und hatte am Ende auch deutlich mehr Punkte auf dem Konto. Dazu muss man dann aber auch erwähnen, dass Ricciardo achtmal ausfiel, Verstappen aber nur drei Mal. Dennoch war Verstappen in diesem Jahr der deutlich bessere Mann und Ricciardo schien mehr und mehr frustriert. Vielleicht lag seine Entscheidung Red Bull zu verlassen auch darin begründet. Es ist nicht neu, dass es bei Red Bull „Lieblingsfahrer“ leichter haben. Da kann man Mark Webber fragen. Eventuell hat Ricciardo das Gefühl gehabt, dass Verstappen bevorzugt wird.
Dem Niederländer kann man da wiederum keinen Vorwurf machen. Er ist eigentlich ziemlich ehrlich und direkt und einfach sauschnell. In den zwei Jahren, in denen er jetzt in der F1 unterwegs ist, hat er jede Menge Respekt eingesammelt. Das sieht man allein darin, dass Team ihre Strategie um Verstappen bauen, um ihn auf der Strecke zu vermeiden. Mehr Lob kann man eigentlich nicht bekommen.
Für 2019 ist der Ausblick also gemischt für Red Bull. Mit Verstappen hat man einen WM-Kandidaten, was Gasly bringen wird, ist dann wieder eine andere Frage. Und genau so wenig wird man wissen, wie gut der Honda-Motor sein wird.
Bewertung: 7/10
Bild: Renault
(Anmerkung: Da Red Bull Bilder nur zeitlich limitiert (sechs Monate Laufzeit) zur Verfügung stellt und der Aufwand, die Lizenz neu zu beantragen oder die Bilder einzeln zu löschen, verzichten wir auf Bilder von Red Bull.)
2 Kommentare
Red Bull hat in dieser Saison sogar viermal gewonnen. Beim Mexiko GP ist Verstappen Erster geworden. Möglicherweise hätte man noch den Brasilien GP erwähnen können, wo Red Bull bis zum Crash mit Ocon klar auf Siegkurs lag :)
Gerade gegen Ende der Saison ist Red Bull wirklich extrem stark gewesen. Über die ganze Saison war der Abstand zu Ferrari und Mercedes dennoch ziemlich groß.
Und Verstappen ist auch schon etwas länger als 2 Jahre in der Formel 1 ;)
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