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Formel Eins: Saisonanalyse 2018 – Ferrari

von DonDahlmann
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Es gab sehr viel Licht in der WM von Ferrari, aber auch sehr viel Schatten. Da bleibt das Gefühl, dass mehr drin gewesen wäre.

Warum Ferrari in diesem Jahr die WM verspielt hat, haben wir schon vor ein paar Wochen analysiert. Ich zitiere mich da einfach mal selber: „Ferrari wird die hocheffiziente Truppe von Mercedes nur dann schlagen können, wenn man einige Dinge verändert. Technisch hat man bewiesen, dass man Mercedes in die Ecke drängen und massiv unter Druck setzen kann. Es hapert am Führungspersonal, man benötigt eine aktive Vaterfigur neben dem ein kühler Stratege die Führung des Teams übernimmt. So war es in den 70ern, als neben Enzo Ferrari vor allem Luca di Montezemolo und der geniale Mauro Forghieri agierten. So war es ab Mitte der 90er, als dann unter Montezemolo Jean Todt und Ross Brawn erfolgreich waren.“

Man kann viel darüber schreiben, dass Ferrari, dass Potenzial, dass sie in diesem Jahr auf jeden Fall hatten, verspielt haben. Es gelang ihnen nicht, die gute Basis, die man im Frühsommer hatte, auszubauen. Es gelang ihnen auch nicht, die „Matchbälle“ zu nutzen, die sie sich teilweise selber erarbeitet haben. Als Einschnitt mögen hier vor allem die Rennen in Monza und Singapur gelten. Die Anzahl der Fehler war einfach zu groß, um sich gegen so ein perfektes Team wie Mercedes durchsetzen zu können. Was im übrigen nicht komplett gegen Ferrari spricht, sondern nur zeigt, wie gut Mercedes arbeitet.

Mal abgesehen von den Fehlern, die Vettel mit Sicherheit gemacht hat, ist es auch eine Frage der Organisation des Managements, das am Ende über Sieg oder Niederlage entscheidet. Und ist Mercedes einfach stärker aufgestellt, selbst wenn man auf Niki Lauda verzichten muss. Da dies aber nicht nur uns aufgefallen sein sollte, dürfte Ferrari vor allem im Winter an diesem Punkten arbeiten. Wichtig ist schon mal, dass man nicht am Management rum schraubt, sondern alles so lässt. Das bringt Ruhe ins Team und zementiert die Machtverhältnisse. Da vor allem Teamchef Arrivabene unter Druck stand, sollte das helfen.

Aber – und das ist schon wichtig – das Glas war nicht nur halb voll. Im Gegenteil. Nach den dann Wintertests und dem eigentlich sehr dominanten Rennen von Mercedes in Australien, hatte man nicht damit rechnen können, dass Ferrari den Deutschen so nah auf die Pelle rücken würde. Zumindest in der ersten Saisonhälfte. Da holte Vettel fünf Siege (wie im Vorjahr) und ohne seinen Fehler in Hockenheim wären es sechs Siege geworden, plus den einen Räikkönen. Das ist keine schlechte Ausbeute, jedenfalls mehr, als man vielleicht erwarten durfte vor der Saison.

Zwei weitere Dinge sind für Ferrari in der Nachschau wichtig. Zum einen hatte man ein Chassis gebaut, dass dem von Mercedes ebenbürtig war. Zum anderen machte es den Eindruck, dass man in Sachen Motor sogar einen Hauch besser war, vor allem nach dem letzten Upgrade. Ein weiterer, wichtiger Punkt: Man erkannte im September, dass das Aero-Update nicht funktionierte. Vielleicht ließ man sich ein Rennen zu viel Zeit für das Downgrade, aber es erfolgte. Zwar ist das fehlerhafte Upgrade auch am Verlust der WM mitschuldig, aber gleichzeitig muss man attestieren, dass internen Prozesse es erlauben, Dinge rückgängig zu machen. Das ist gerade bei Ferrari nicht immer selbstverständlich gewesen.

Zusammengefasst: die Niederlage war schmerzhaft, vor allem, weil sie auch selbst verschuldet war. Gleichzeitig verlor man allerdings auch gegen ein Team, dass die Messlatte so hochlegt, dass seit 2014 niemand auch nur in die Nähe kam. Die Basis aus Chassis und Motor stimmen bei Ferrari, auch bei den Weiterentwicklungen steht man nicht schlecht da. Wenn man aus den Fehlern der letzten Saison lernt, sollte Ferrari 2019 ein Titelkandidat sein.

Das gilt vor allem auch für Sebastian Vettel, der deutlich konzentrierter und ruhiger zu Werke gehen muss, als er das in diesem Jahr getan hat. Die mentale Überlegenheit von Hamilton war mehr als deutlich zu spüren. Etwas, auf das Nico Rosberg im Laufe des Jahres auch immer wieder hingewiesen hat. Man kann den Briten nur dann schlagen, wenn man selber die Ruhe bewahrt, sich konzentriert und sich nicht unter mehr Druck setzen lässt, als notwendig ist. Wie hoch der Druck auf Vettel lastete, zeigte allein der Fehler in Hockenheim und seine direkte Reaktion darauf. Auf der anderen Seite waren da die Rennen in Bahrain und Kanada, in denen er seine Klasse bewies.

Gegen Räikkönen setze er sich deutlich durch. In der Quali schlug er den Finnen 17-mal und damit sehr deutlich. Aber die Abstände waren teilweise sehr eng und man sollte auch nicht vergessen, dass Ferrari seine Strategie notorisch nach Vettel ausrichtet und Räikkönen oft nur die Rolle der Absicherung blieb. Das hat ihn einige Punkte und eventuell auch Rennsiege gekostet. Dass er dann in den USA noch mal gewinnen konnte, war dann nur gerecht und ein guter Abschluss für seine Jahre bei Ferrari.

Wie sich dann das neue „Wunderkind“ Charles Leclerc im nächsten Jahr schlagen wird, dürfte eine spannendsten Fragen der neuen Saison werden. Vettel ist mit Sicherheit vorgewarnt und wird Leclerc nicht unterschätzen. Es wird sich dann allerdings zeigen, ob es dem Newcomer sofort gelingen wird auf WM-Niveau zu fahren. Ferrari wird ihm sicher ein paar Rennen geben, aber im Kampf gegen Mercedes ist man auf jeden Punkt angewiesen.

Bilder: Ferrari

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