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Formel Eins: Analyse Saison 2018

von DonDahlmann
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Es war keine schlechte Saison der Formel Eins, aber es fehlte doch die große Überraschung.

Hamilton Weltmeister. Mercedes Weltmeister. Ein Ergebnis, dass man in der Art seit 2014 kennt und eigentlich ein bisschen langweilig ist. Die Dominanz des deutsch-britischen Team ist schon atemberaubend. Das war in diesem Jahr auch nicht anders, wenn man bedenkt, dass Hamilton elf von 21 Rennen gewinnen konnte. Aber immerhin war es nicht so, dass Mercedes da vorne komplett alleine unterwegs war. Es war vor allem Ferrari, die zu Beginn der Saison Druck ausüben konnte. Nachdem Vettel und Ferrari sogar die WM-Führung übernehmen konnten, brach so was wie leichte Panik bei Mercedes aus.

Aber Ferrari versemmelte die Saison, dazu kam ein teilweise schlecht aufgelegter Sebastian Vettel, der etliche Punkte weg warf (Hier die Analyse warum Ferrari den Titel verlor). Aber immerhin gelang es den Italienern unter schwierigen Bedingungen Mercedes zumindest teilweise an den Rand einer Niederlage getrieben. Das es am Ende nicht gereicht hat, ist allerdings nicht allein bei den Fehlern von Ferrari zu suchen. Die Art und Weise wie Mercedes sich in diesem Jahr aus einer druckvollen Situation gerettet hat, spricht vor allem auch für das Team. Man muss diese Leistung, nach vier Titeln in Folge, auch erst einmal schaffen. Wo andere Teams nach einer gewissen Zeit satt werden, schafft es Mercedes noch mal nach zu legen. Das ist vor allem auch der Teamführung unter Toto Wolff zu verdanken. Fehler der Konkurrenz sind das eine, aber selber immer besser zu werden, ist etwas anderes.

Red Bull war dieses Jahr eine kleine Enttäuschung. Sicher hatte man mit dem Renault nicht den allerbesten Motor im Heck. Auf der anderen Seite kann das so auch nicht ganz stimmen. Denn am Ende der Saison lief der Red Bull erstaunlicherweise sehr gut und konnte sogar überraschende Siege einfahren. Vielleicht war das Chassis des RB14 dann doch nicht so gut, wie Red Bull immer angab. Es wäre schön gewesen, wenn Red Bull die Form der letzten Rennen schon zu Beginn der Saison gezeigt hätte.

Dass Problem der Saison 2018 war aber nicht der am Ende recht einseitige Kampf an der Spitze. Das Problem war und ist der Abstand zwischen den Top 3 und dem Rest des Feldes. Der betrug in der Quali wie im Rennen teilweise mehr als eine Sekunde. Überrundungen des gesamten Feld waren an der Tagesordnung. Das ist aus einigen Gründen deutlich zu viel.

Zum einen macht es die Rennen eindeutig zu einseitig. Überraschungen sind komplett ausgeschlossen und es braucht schon Rennen wie in Baku, um mal jemand anderen auf dem Podium zu sehen, als jemand aus den Top 3. Das ist schade, denn der Motorsport lebt ja auch davon, dass es auch mal Überraschungen gibt und das „Underdogs“ die führenden Teams mal ärgern können. Aber mit diesem enormen Abstand ist das nicht möglich.

Der andere Grund, warum die großen Abstände der Formel Eins schaden, liegt im finanziellen Bereich. Schon jetzt fällt es den Teams schwer Sponsoren zu finden. Schaut man nur auf die paar verbliebenen Privatteams, sieht es so: HaasF1 finanziert sich alleine. Sauber hängt am Tropf vom FCA-Konzern, Williams hat gerade Martini als Sponsor verloren. Nur Force India/Racing Point hat immerhin bisher jede Menge Sponsoren auf dem Auto und das wird auch erst einmal so bleiben, weil Lawrence Stroll seine Modemarken mit einbringen wird.

Gene Haas hat in diesem Jahr sich mehrfach beklagt, dass die Formel Eins für ihn so keinen Sinn machen würde. Es sei klar, dass man mit den Budgets von Ferrari und Mercedes nicht mithalten kann. Aber man habe doch gehofft, dass man mit Fleiß und guten Ideen zumindest ab und zu um ein Podium und mit ein bisschen Glück auch mal um den Sieg fahren kann. Was in der NASCAR gehen würde, müsste doch auch in der F1 gehen, so Haas.

Da hat der Amerikaner nicht Unrecht. Auf der anderen Seite – wann gab es zuletzt in einer Saison einen Sensationssieg? War das Brawn in der Saison 2009? Oder der Sieg von Kimi Räikkönen in Australien 2013? Jedenfalls ist es lange her und das tut der Serie nicht gut. Wenn der Sieger an jedem Wochenende Mercedes oder Ferrari heißt, ist das auf Dauer auch langweilig. Es gab immerhin mal Saisons, in denen man in fünf Rennen, fünf verschiedene Sieger hatte und das ist gar nicht so lange her (2012). Und genau an den Punkt, muss man auch wieder hin.

Das wird nicht leicht, denn Abstand zwischen den Team kann nicht einfach ausradieren. Eigentlich sorgt ein stabiles Reglement dafür, dass die Abstände schrumpfen, aber in diesem Jahr sind sie trotz fehlender Änderungen bei der Aerodynamik, eher größer geworden. Das liegt vor allem daran, dass die großen Team mehr Ressourcen haben, mehr Zeit im Simulator verbringen oder sich einfach die besseren Ingenieure leisten können. Demzufolge können Force India oder Haas da einfach auf Dauer nicht mithalten.

Aber es liegt nicht nur am Geld. Das Beispiel Renault zeigt, wie schwer es ist, nach vorne zu kommen. Zwar erreichten die Franzosen das selbstgesteckte Saisonziel „best of the rest“ zu sein, aber zu Red Bull fehlten am Ende satte 300 Punkte in der WM. Die komplexen Regeln und die noch komplexere Aerodynamik sorgen dafür, dass selbst Team mit gut gefüllten Konto es schwer haben an die Spitze zu kommen. Aber das soll sich ja ab 2021 ändern.

Nicht hilfreich war in diesem Jahr, dass Pirelli sehr zögerlich mit dem Einsatz der weichen Reifen war. Das mag zu Beginn einer Saison verständlich sein. Aber wenn man sieht, dass die Teams sich auf die Soft/Supersoft Kombination eingeschossen haben, sollte man etwas ändern. Der Hypersoft kam aber leider nur selten zum Einsatz, was dann dazu führte, dass es eben fast ausschließlich Ein-Stopp-Rennen gab. Die strategischen Möglichkeiten solcher Rennen sind dann sehr eingeschränkt, was den Rennen nicht gut tut.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die digitale Aufarbeitung der Rennen durch Liberty Media. Die Übertragungsqualität hat sich eigentlich seit Jahren nicht geändert. Die Onboards sind wegen des Halo schlechter geworden, eine 360-Grad Kamera, die Überholmanöver besser zeigen würde und bei der IndyCar seit ewig im Einsatz ist, vermisst man auch. Immerhin sind die neuen Grafiken gut geworden.

Im Netz sieht es dagegen düster aus. Ein vernünftiges Timing gibt es nur gegen Geld, was schon alleine traurig ist. Dass es dieses Timing samt Sektoren aber nur live, nicht als pdf gibt, ist komplett unverständlich. Zwar stellt die FIA ein paar Daten auf ihren Seiten zur Verfügung, das ist aber weit weniger, als man zum Beispiel bei der WEC findet. Eigentlich sollte man erwarten, dass die F1 nicht nur die Daten, sondern auch gleich eine Seite zur Verfügung stellt, auf der man die Daten dann auswerten kann. Nicht nur wir würden dafür gerne auch eine überschaubare Summe bezahlen.

Ein weiteres Trauerspiel sind die Testfahrten. Weil diese als „privat“ gelten (organisiert von den Teams), gibt es weder ein Livetiming, noch sonstige Daten, die man abrufen kann. Von einem Livestream will man ja nicht mal träumen. Das ist im Jahre 2018 dann doch ziemlich schäbig für die angeblich technologisch beste Serie der Welt.

Ob 2019 ein besseres Jahr in Sachen Spannung und Übertragungsqualität wird, muss man abwarten. Beim ersten Punkt bin ich skeptisch. Die neuen Frontflügel werden vermutlich dafür sorgen, dass der Abstand zwischen den Top Teams und den Verfolgern eher größer werden wird. Grund dafür sind wieder die unterschiedlichen Ressourcen. Aber vielleicht gibt Liberty Media in Sachen Übertragung und Datenverfügbarkeit Gas.

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