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Vorschau: 24 Stunden von Dubai 2019

von Philipp Körner
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Der Saisonauftakt der 24H Series hat sich in den letzten Jahren zu einem echten Highlight entwickelt. Die riesigen Felder und das erbarmungslos auf Amateure getrimmte Reglement sorgen regelmäßig für unvorhersehbar-dramatische Rennverläufe und auch heuer zeichnet sich wieder ein spannender 24h-Wettlauf in Sichtweite des 828 Meter hohen Burj Khalifa ab.

Die Historie

Lange reicht die Geschichte der 24 Stunden von Dubai nicht zurück: Seit 2006 wurden bislang 13 Läufe auf dem 5,39 Kilometer umfassenden Kurs ausgetragen. Bereits vorher gastierte mit der FIA GT-Meisterschaft (2004 – 2006) jedoch eine weitere GT-Veranstaltungsreihe auf dem Freizeitgelände Dubailand, zu welchem die Strecke gehört. Trotz des zarten Alters lassen sich immerhin schon mehrere Motorsportgrößen in den Siegerlisten finden. Die erste Ausgabe gewannen beispielsweise Dieter Quester, Hans-Joachim Stuck, Philipp Peter und Toto Wolff, welche sich damals einen BMW M3 CSL von Duller Motorsport teilten.

Ein Jahr später konnte das österreichische Team diesen Triumph sogar wiederholen und wird damit die vorerst letzte Truppe gewesen sein, die mit einem genuinen Tourenwagen Gesamtsiegerehren einfährt. Denn in den darauffolgenden Jahren schwappte der GT3-Boom so langsam in das autokratische Emirat und brachte die ersten GT-Starfahrer mit sich. Ein passendes Beispiel hierfür ist die Siegermannschaft von 2011. In diesem Jahr sicherte sich die Besatzung eines Schubert Motorsport BMW Z4 GT3 (Augusto Farfus-Edward Sandström-Tommy Milner-Claudia Hürtgen) den traditionsreichen Kamelritt durch die Boxengasse.

Vier der letzten sieben Ausgaben (2012, 2013, 2015 und 2018) konnten von einem Mercedes (SLS) AMG GT3 des Teams Black Falcon gewonnen werden, das durch den Piloten Khaled al Qubaisi eine Verbindung zum Nachbaremirat Abu Dhabi hat. 2008-2010, 2014 und 2017 gewannen jeweils GT-Maschinen aus dem Hause Porsche. Am bedeutsamsten war in dieser Reihe sicherlich der Triumph der Deutschen von Herberth Motorsport im Jahre 2017, als die Renauer-Brüder neben den Amateuren Daniel Allemann sowie Ralf Bohn auch Brendon Hartley zu ihren Kollegen zählen durften. 2016 konnte sich außerdem Audi dank des Belgian Audi Club Team WRT endlich in die Siegerlisten eintragen.

Siegreiche Marken

Porsche (2008, 2009, 2010, 2014 und 2017)
Mercedes (2012, 2013, 2015 und 2018)
BMW
(2006, 2007 und 2011)
Audi (2016)

Siegreiche Teams

Duller Motorsport (2006 und 2007)
VIP Pet Foods (2008)
Land Motorsport (2009)
IMSA Performance Matmut (2010)
Schubert Motorsport (2011)
Black Falcon (2012, 2013, 2015 und 2018)
Stadler Motorsport (2014)
Belgian Audi Club Team WRT (2016)
Herberth Motorsport (2017)

Erfolgreichste Fahrer

Dieter Quester (2006 und 2007)
Philipp Peter (2006 und 2007)
Khaled Al Qubaisi (2012 und 2013)
Jeroen Bleekemolen (2012 und 2013)
Sean Edwards (2012 und 2013)
Hubert Haupt (2015 und 2018)
Yelmer Buurman (2015 und 2018)
Abdulaziz Al Faisal (2015 und 2018)

Der Kurs

Das Dubai Autodrome ist eine Strecke, die man nicht gerade häufig über das Jahr hinweg sieht. Dementsprechend ist das 24h-Rennen sicherlich das größte – wenn nicht sogar einzige – Highlight am Rande der Hauptstadt des gleichnamigen Emirats. In der Vergangenheit hat man neben der bereits erwähnten FIA-GT-Meisterschaft zwar noch die A1-Grand-Prix-Serie (2005) sowie die GP2 Asia (2008) begrüßen können, doch seit dem Abschied des asiatischen Ablegers blieb die große Motorsportwelt fern – obwohl man einen „Grade 1“ von der FIA erhalten hat.

Die 5,39 Kilometer sind aus der Layout-Perspektive durchaus spannend. Neben zwei langen Geraden, die Überholmanöver vereinfachen, gibt es einige schnelle Kurvenkombinationen. Die Anzahl enger und langsamer Sektionen ist hingegen überschaubar, aber teilweise stehen die Mauern verhältnismäßig nahe am Asphaltband. Als moderner Rundkurs hat das Autodrome natürlich auch die scheinbar obligatorisch-riesigen Auslaufzonen zu bieten, welche aber bei 70+ Nennungen durchaus positiv (sprich: sicherer) sein können. Dieser abwechslungsreiche Charakter schafft es schlussendlich sogar, der Anlage einen Hauch von Flair und eines fahrerischen Anspruchs zu verleihen.

Das Rennen

Im Gegensatz zu vielen anderen GT-Championaten zieht die 24H Series ihren Fokus auf Amateure konsequent durch. So haben selbst die stärksten GT3-Nennungen mindestens einen vollwertigen Herrenfahrer im Aufgebot. Dazu kommen meist noch ein bis zwei sogenannte Semi-Pros, zu denen Piloten wie Hubert Haupt oder Rolf Ineichen gehören. Durch diese Variablen kann selbst bei schweren Kalibern wie Black Falcon, WRT, Mücke Motorsport, KCMG oder dem GRT Grasser Racing Team nur schwer vorhergesagt werden, wer durch die Bank weg am stärksten besetzt ist. Doch bevor wir auf die Gesamtfavoriten schauen, lohnt sich ein schneller Blick auf den Aufbau des diesjährigen Feldes.

Das Starterfeld und seine Struktur

Am heutigen Donnerstag befanden sich über 70 Nennungen in der Starterliste. Die meistbeachteste Klasse A6 (23 Teilnehmer), die sich in eine PRO- (13) und eine AM-Division (10) aufteilt, beherbergt hauptsächlich GT3-Boliden. Doch auch ein Sonderfall in der Form der V8 Racing Chevrolet Corvette C6-ZR1 wurde aufgenommen. In der daran anschließenden SPX (8), die hingegen ausschließlich für Fahrzeuge mit besonderen Hintergründen offensteht, haben sich heuer acht Nennungen gefunden. Neben einem Lamborghini Huracán Super Trofeo Evo bilden absolute Exoten wie der französische Vortex 1.0 oder der australischstämmige MARC II V8 Mustang einen skurril-charmanten Klassenmix.

Die 991-Klasse (11) formt sich wenig überraschend aus Porsche-Cup-Boliden der letzten beiden Generationen. Etwas unfreiwillig entsteht so eine Art kleiner Europapokal mit traditionellen Cup-Teams aus den Ländern Deutschland, England, Frankreich, den Niederlanden und Russland. In den letzten Jahren galten die Duelle der Zuffenhausener als wiederkehrende Highlights. Eine weitere Attraktion ist die GT4 (13), die sich auch heuer wieder stabil sowie sportlich wertvoll präsentiert und interessante Teams anlocken konnte.

Mit der TCR (12) beginnt quasi die zweite Hälfte des Feldes. Die Organisatoren der 24H Series namens Creventic haben für Tourenwagen nämlich eine eigene Gesamtwertung (24H TCE Series) ausgeschrieben, die mit Extras wie einer eigenen Pole aufgewertet wurde. Im Gegensatz zur WTCR oder der ADAC TCR Germany kommt die TCR-Klasse jedoch zahmer daher und wird größtenteils Amateure am Volant sehen. Das viel kleinere Tourenwagenfeld wird von der SP3 (3), der A3 (3) und der CUP1 (2) abgerundet. Hier sammeln sich Boliden wie der Porsche Cayman GT4 CS (SP3), der Lotus Elise Cup PB-R (A3) oder auch der BMW M235i Racing Cup (CUP1).

Im Vergleich zu vielen anderen Jahren ist das Feld zwar etwas geschrumpft, dafür sind die meisten Klassen angemessen groß und das Feld somit kompakt aufgebaut.

Die wichtigsten Regeln

Wie so häufig im GT-Sport ist auch das Reglement von Creventic nicht gerade auf einem Bierdeckel abzubilden. So bringt der Fokus auf Amateure diverse Einschränkungen und die traditionelle Besonderheit der kollektiven Zapfsäulen am Anfang oder Ende (hier: Dubai24h) der Boxengasse. Die dadurch entfallenden individuellen Tankanlagen verringern das Budget der Teams maßgeblich. Zudem sind die „Tankstellen“ eine große Variable der Strategie. Beispielsweise gibt es keine klassenabhängige Hackordnung für die eintreffenden Fahrzeuge („wer zuerst kommt“) und bei Code 60 dürfen nur 50% der maximalen Kapazität aufgenommen werden.

Apropos Code 60: Die mit einer rosa-pinken Flagge signalisierte Neutralisierung entspricht de facto einer Full Course Yellow-/Virtual Safety Car-Unterbrechung. Diese Lösung ersetzt das klassische Safety Car, welches aufgrund der hohen Teilnehmerzahl eh nicht umsetzbar wäre. Im historischen Rückblick hat sich die selbst entwickelte 60 km/h-Alternative aber vollumfänglich bewährt und gilt als Vorläufer vieler ähnlicher Systeme (z.B. WEC und Formel 1).

Im Gegensatz zu anderen Jahren ersparen wir uns lieber die genauen Richtlinien der Balance of Performance, die vor allem in der A6-AM nochmals komplizierter wurden. Hier sollte man jedoch im Hinterkopf behalten, dass die Amateure minimale Vorteile bekommen, die über die Distanz tendenziell schnell verpuffen.

Neben den geschilderten großen Besonderheiten zeichnet sich die 24h-Fahrt auch durch verschiedene Kleinigkeiten aus. Unter anderem können hier die Hankook-Einheitsreifen angeführt werden, die gerne mal sensibel auf Hitze reagieren und für Reifenschäden bekannt sind. In Dubai werden zwar ziemlich warme Temperaturen von bis zu 24°C erwartet, doch da das Rennen hauptsächlich nachts (mehr Nachtstunden als jedes andere 24h-Rennen) ausgetragen wird, ist das Problem der Hitze kleiner als bei so manch anderer Saisonstation.

Bei größerem Interesse für die Feinheiten des sportlichen Regelwerks können hier 131 PDF-Seiten Vorgaben gefunden werden.

Favoritensuche

In der 13 Autos starken A6-PRO tummeln sich in diesem Jahr etliche Sieganwärter. Für eine realistische Siegchance gilt es für sie, sich so wenig Fehler wie möglich zu erlauben (kein klassisches Zurückrunden) und die beste Gesamtleistung bei den Fahrern zu zeigen. Hier heißt es schon fast dem Klischee entsprechend: Das Team ist nur so stark wie sein schwächstes Glied.

Audi

Bei der 14. Ausgabe wird die siegreiche Marke aus dem Jahr 2016 von fünf spannenden A6-PRO-Nennungen vertreten. Bei allen handelt es sich um das diesjährige Facelift des Audi R8 LMS.

Die sonst als Belgian Audi Club Team WRT bekannte Equipe aus Baudour belässt es heuer beim Akronym WRT (W Racing Team), hat aber trotzdem mit Christopher Mies und Dries Vanthoor wieder Werksfahrer im Aufgebot ihres #7 Audi R8 LMS (2019). Dazu kommen der Amateur Mohammed Saud Fahad Al Saud und der durchaus erfahrene Niederländer Michael Vergers.

Nachdem BWT Mücke Motorsport im vergangenen Jahr bei seinem ersten 24h-Rennen Blut geleckt hatte, entschied man sich schnell für eine Rückkehr an den Persischen Golf. In ihrem orangen #9 Audi R8 LMS GT3 werden Markus Winkelhock, Mike-David Ortmann, Andreas Weishaupt, Ricardo Feller und Stefan Mücke Platz nehmen und einen der stärksten Fahrerkader formen.

Mit gleich zwei Audi R8 LMS ist Attempto Racing in diesem Jahr die größte Kraft der Ingolstädter im PRO-Feld. In der Nummer 66 greifen Adrian Amstutz, Patrick Kujala, Mattia Drudi, Stanislav Minsky und der südafrikanische Profi Kelvin van der Linde ins Lenkrad. Die (Semi-)Amateure darunter sind in der Szene durchweg bekannt. Im Schwester-Auto mit der Nummer 99 finden sich Stanislav Minsky, Klaus Bachler, Nicholas Foster, Marvin Dienst und Steijn Schothorst. Hier stimmt ebenfalls die Mischung.

Abgerundet wird die Audi-Armada vom #88 Car Collection Motorsport R8 LMS, in dem Christopher Haase als Starpilot auftritt. Seine Kollegen hören auf die Namen Dimitri Parhofer, Frédéric Vervisch sowie Rik Breukers und bilden ein solides Gespann.

Hankook 24H DUBAI 2019Photo: Fryba photography

Gepostet von 24H Series am Mittwoch, 9. Januar 2019

Chevrolet Corvette

Mit der #18 V8 Racing Chevrolet Corvette C6-ZR1 wird am Freitag ein motorsportlicher Youngtimer aus GT2-Zeiten im Grid stehen. Der gelbe Dampfhammer ist zwar immer noch schnell, doch bei den Piloten Max Braams, Wolf Nathan, Duncan Huisman, Rick Abresch und Finlay Hutchison zählt wohl eher der olympische Gedanke.

Hankook 24H DUBAI 2019Photo: Fryba photography

Gepostet von 24H Series am Mittwoch, 9. Januar 2019

Ferrari

Der Traditionsautobauer aus Maranello wird wie in den letzten Jahren von der tschechischen Scuderia Praha und ihrem #11 Ferrari 488 GT3 vertreten. Für das kompakte Trio bestehend aus Jiří Písařík, Josef Kral und Matteo Malucelli ist ein gutes Ergebnis durchaus vorstellbar.

Lamborghini

Wie 2018 ging auch heute wieder die Pole-Position auf beeindruckende Art und Weise an den #63 GRT Grasser Racing Team Lamborghini Huracán GT3. Mit Mirko Bortolotti, Christian Engelhart, Rolf und Mark Ineichen zählt man zu den Hauptfavoriten – wenn der Huracán denn diesmal ohne Probleme durchkommt.

Mercedes

Die Vorjahressieger von Black Falcon haben dank zweier stark besetzter Mannschaften ihren Anspruch auf die Titelverteidigung eindeutig formuliert. Im vormals siegreichen #2 Mercedes AMG GT3 kehren Abdulaziz Al Faisal, Hubert Haupt und Yelmer Buurman zurück. Außerdem sind Saud Al Faisal sowie Adam Christodoulou zum Kader hinzugestoßen. Die extrem starke Besatzung der Nummer drei formt sich aus Luca Stolz, Khaled Al Qubaisi, Jeroen Bleekemolen, Ben Keating und Manuel Metzger.

Hankook 24H DUBAI 2019Photo: Fryba photography

Gepostet von 24H Series am Mittwoch, 9. Januar 2019

Hankook 24H DUBAI 2019Photo: Fryba photography

Gepostet von 24H Series am Mittwoch, 9. Januar 2019

Nissan

Etwas überraschend haben die Hongkong-Chinesen von KCMG zwei Nissan GT-R Nismo GT3 gemeldet, die zum Teil extrem starke Werksfahrer in sich tragen werden. Auf die Distanz gesehen könnten jedoch die unbekannten Amateure potentielle Siegchancen mildern. Die Autos in der Übersicht:

#23 KCMG Nissan GT-R Nismo GT3 (Alexandre ImperatoriOliver JarvisEdoardo LiberatiPhilipp WlazikJoshua Burdon)

#35 KCMG Nissan GT-R Nismo GT3 (Katsumasa ChiyoTsugio MatsudaShaun ThongAndrea GagliardiniJoshua Burdon)

Porsche

Die erfolgreichste Marke der 24 Stunden von Dubai ist 2019 an der Spitze unterrepräsentiert. Das liegt zum einen daran, dass Herberth Motorsport in die A6-AM abgewandert ist, und zum anderen am bestenfalls okayen Kader des einzigen PRO-Porsches. Im #24 GPX Racing Porsche 911 GT3 R kommen Frederic Fatien, Jean-Pierre Valentini, Jordan Grogor, Nicky Pastorelli und Stuart Hall zum Einsatz.

Hankook 24H DUBAI 2019Photo: Fryba photography

Gepostet von 24H Series am Mittwoch, 9. Januar 2019

Was jetzt noch wichtig ist

Zusammengefasst können wir uns auf ein sehr kompaktes und gut besetztes Feld freuen. Vor allem die A6-PRO kann nur schwer vorhergesagt werden, was zu langen spannenden Kämpfen führen kann. Auch die aus Gründen der Zeit zurückgestellte A6-AM präsentiert sich gut und sollte Euch zu einem Blick in die Nennliste bewegen.

Alle nötigen Informationen zum Zeitplan und zu Streams findet Ihr wie gewohnt in der TV/Stream-Zeiten-Kategorie, in der Kollege Slayer auch Onboards vermerkt hat. An dieser Stelle sei aber bereits auf den frühen Rennstart hingewiesen. Das Feld wird gegen 12:00 Uhr deutscher Zeit am Freitag los gelassen.

Bilderquelle/Copyright: 24H Series; Audi; Daimler; Porsche

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