Endlich tauchte der neue Williams beim Test auf und es kristallisiert sich zumindest ein erstes, vorsichtiges Bild heraus.
Lange hat es gedauert, aber heute dreht der neue Williams FW42 mit George Russel seine ersten Runden. Allerdings auch erst am Nachmittag und besondern viele Runde schaffte man nicht. Das war auch nicht zu erwarten, weil der Wagen bisher noch überhaupt nicht gelaufen ist und man erst mal einen Shakedown absolvieren musste. Daher kann man die Zeiten auch vergessen, dafür lief der Wagen aber immerhin problemlos, was ja auch schon mal eine gute Nachricht ist. Warum man so viel Zeit verloren hat, wurde von Williams nicht beantwortet.
Claire Williams meinte gegenüber SkyF1, dass man erst am letzten Freitagabend endgültig erfahren habe wollte, dass man die Testfahrten verspätet starten würde. Ein bisschen komisch ist das schon, denn schon bei Launch des Designs in der letzten Woche gab man bekannt, dass der geplante Shakedown am letzten Sonntag in Silverstone nicht klappen würde. Das Problem schient also schon lange bekannt zu sein. Claire Williams wollte aber nicht erklären, wo genau das Problem lag.
Dies sei etwas, was intern aufarbeiten würde. Es ist ja nun nicht so, als sei das der erste Launch eines Autos von Williams. Von daher kann man nur von einem schweren Fehler des Management sprechen, oder es fehlte zwischenzeitlich das Geld für bestimmte Teile. So oder so – während Ferrari und Mercedes knapp 400 Runden absolvierten und auch die Konkurrenz aus dem Mittelfeld bei 250 bis 300 Runden liegt, steht man bei Williams erst am Anfang. Erfahrungsgemäß wird die Aufholjagd schwer, so eng wie es im Mittelfeld zugeht.
Ich habe mich heute mal weniger mit den Rundenzeiten beschäftigt und mir im Stream das Fahrverhalten der einzelnen Auto angeschaut. Die Kameraeinstellungen waren zwar nicht immer besonders gut, aber ein paar Dinge sind mir dann doch aufgefallen:
– Mercedes kämpft im Moment mit viel Untersteuern. Sowohl Bottas, als auch Hamilton hatten einige Ausflüge neben die Strecke. Bei langsamen und mittelschnellen Ecken schiebt der W10 stark über die Vorderachse und läßt den Fahrern wenig Chancen. Es ist schon auffällig, dass beide Piloten an den letzten zwei Tagen öfter neben der Strecke gesichtet wurden. Auffällig ist bisher auch, dass Mercedes keine guten Sektorenzeiten hinbekommt, was eventuell mit dem Untersteuern zusammenhängen kann. Dies gesagt – Mercedes fährt sein Programm runter, kann sein, dass man das Untersteuern erst später als Programmpunkt abhaken will.
– Bei Red Bull gab es heute Gerüchte, dass man mit Vibrationen des Honda zu kämpfen hat. Angeblich kann man im Moment nicht die volle Leistung abrufen. Das erinnert an McLaren vor zwei Jahren, wo es ähnliche Probleme gab. Angeblich ist die Quelle für die Vibrationen auch ein McLaren Ingenieur, der sich darüber gewundert hat, warum die Red Bull so mediokre Rundenzeiten fahren. Das Gerücht wurde aber sofort von Christian Horner als Blödsinn tituliert. Man sei voll im Plan. Außerdem sehe man sich hinter Ferrari, aber vor Mercedes, denen angeblich eine halbe Sekunde fehlen würden. Nun ja. Mir ist aufgefallen, dass der Red Bull sehr viel Rake fährt, aber damit keine Probleme zu haben scheint.
– Ferrari ficht das alles nicht an. Das Auto liegt in allen Situationen ruhig und bewegt sich kaum. Die Italiener fahren konstant schnelle Zeiten und das Reifenmanagement passt bisher auch (siehe Zeiten von den anderen Tagen). Insgesamt macht der Ferrari einen sehr harmonischen Eindruck. Ob er wirklich so gut, wird man sehen.
– Sauber …. Alfa Romeo überrascht weiter mit sehr schnellen und sehr konstanten Zeiten. Das neue, sehr aggressive Design des Autos verfügt über eine interessante Details an der Nase und vor allem an den Seitenkästen. Ich würde das gerne auch zeigen, aber im Moment komme ich nicht an PR-Bilder ran, weil die gerade ihre Presseseite umbauen. Aber immerhin gibt es Instagram.
– Renault kommt so langsam in Schwung. Das Heck des Auto macht vor allem in schnellen Ecken einen sehr guten Eindruck. Der Wagen liegt ruhig, die Fahrer müssen wenig korrigieren. Was ein gutes Zeichen. Insgesamt scheint Renault ein guter Schritt gelungen zu sein, auch wenn die Gerüchteküche meint, dass man hinter dem Alfa rangiert. Ricciardo äußerte sich auch dementsprechend zufrieden. Es gab aber ein paar kleine technische Probleme, weswegen Hülkenberg mehr Runden drehen konnte.
– McLaren hat weiterhin keine Probleme und die Stimmung im Team scheint sehr gut zu sein. Sainz, der heute wieder dran war, gab sich locker, ebenso Gil de Ferran gestern. Das Auto hat allerdings noch kleinere Probleme. Gleich zweimal verabschiedeten sich heute Teile der Barge Boards und Sainz legte einen High Speed Dreher hin, was aber, laut seiner Aussage, ein Fahrfehler war. Aber insgesamt scheint es für McLaren endlich mal ein problemloser Start zu sein.
– Hass hatte heute einen anstrengenden Tag. Das Auto scheint einigermaßen flott zu sein, allerdings ist man heute gleich drei Mal stehen geblieben. Ein Grund für die Unterbrechungen wurde natürlich nicht genannt. Auffallend war, dass man Pietro Fittipaldi sehr viel Zeit im Auto gegeben hat und dieser sich mit guten Zeiten revanchierte. Am Ende lag er nur zwei Zehntel hinter Grosjean. Für seinen zweiten Einsatz in einem F1 nicht schlecht.
– Zu Racing Point kann man wenig sagen, die fahren ein wenig unter de Radar und spulen weiter ihre Runden ab. Machen die traditionell jedes Jahr in der ersten Testwoche.
– Für leicht erhöhte Augenbrauen sorgte dann heute Toro Rosso, die die Tagesbestzeit mit Kvyat erzielen konnten. Das passierte zwar auf den C5 (Hypersoft) Reifen, von daher ist die Zeit nicht so viel wert. Aber man muss natürlich so eine Zeit auch erst einmal fahren. Immerhin war man „nur“ eine Sekunde langsamer als Hamilton im letzten Jahr bei seiner Pole. Nicht vergessen darf man dabei, dass durch die neue Aero die Zeiten eigentlich um rund eine Sekunde langsamer werden sollte. Also hat man entweder den verlorenen Abtrieb schon wieder rein geholt, oder man hat die Zeit auf anderem Weg gefunden.
Bilder: Daimler AG, Ferrari, Racing Point, McLaren F1, Alfa, Renault Sport, HaasF1, Williams F1
3 Kommentare
Zu Renault:
laut Aussagen auf Twitter sind sie heute ohne DRS gefahrem wegen dem Problem von Ricciardo mit dem Flügelbruch. Die Frage ist sann, ob sie auf den achnellsten Runden auch ohne DRS gefahren sind. Denn dann sind ja noch 2-3 Zehntel drin alleine dadurch.
Gary Anderson hat aber zu Mercedes nen andere Meinung. Die Logruns waren ziemlich gut.
Na ja, er schreibt „Over the long runs you could hear the amount of time the drivers spent off the throttle was increasing, and that led to lower corner speeds than some. But the car didn’t have any visible balance problems.“ Wenn sie erst später aufs Gas gehen können, spricht das nicht ausschließlich dafür, dass der Reifen abbaut, sondern kann auch auf ein Untersteuern hinweisen. Und wie beschrieben, war Mercedes auffällig neben der Strecke. Aber wie gesagt: alles noch zu früh.
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