Home IRLIndyCar IndyCar Series: Saisonvorschau 2019

IndyCar Series: Saisonvorschau 2019

von Rainer
1 Kommentare

Über den Winter ist aus der Verizon IndyCar Series die NTT IndyCar Series geworden. Sonst hat sich aber nicht allzu viel geändert. Nach einigen Jahren mit fast ausschließlich positiven Nachrichten gab es über den Winter doch den einen oder anderen Rückschlag.

Die positivste Nachricht für die 19’er Saison wurde schon fast vor einem Jahr veröffentlicht. Nach 54 Jahren zog sich ABC komplett von den 500 Meilen von Indianapolis und der IndyCar Series zurück. Auf die zuletzt meistens unmotivierten Übertragungen von ESPN müssen wir nun zum Glück verzichten. Ab diesem Jahr werden nun alle Rennen von NBC und seinen Tochtersendern gezeigt. Gleichzeitig kümmerte sich ESPN aber auch nicht mehr um die internationalen Übertragungsrechte und legte diese zurück in die Hände der IndyCar Series. Wenig überraschend war dies problematisch und noch sind nicht für alle Märkte neue Verträge ausgehandelt, inklusive Streaming im Internet. Mit SkyUK, das die IndyCar-Series, inklusive der Qualifikationen, auf ihrem F1-Spezialsender senden werden, wurde aber zumindest ein sehr fanfreundlicher Deal abgeschlossen. Durch das Ende von Sport1US gab es in Deutschland keinen TV-Partner mehr. Immerhin hat DAZN bestätigt, dass sie weiterhin alle Rennen übertragen werden.

Ein weiteres Problem der IndyCar Series, wie eigentlich jeder anderen Rennserie der Welt, ist die Finanzierung der Teams. Vor dem Saisonfinale in Sonoma verkündete Harding Racing die Fusion mit Steinbrenner Racing, einem Team aus den IndyLights, eine weitere intensive technische Kooperation mit Andretti Autosport und die Verpflichtung von Colton Herta und Patricio O’Ward für zwei Vollzeitcockpits. Über den Winter wurde der Wechsel zu Honda-Motoren, bedingt durch die Zusammenarbeit mit Andretti Autosport bestätigt. Die Finanzierung zweier Vollzeitwagen konnte nun aber doch nicht gesichert werden und so musste O’Ward das Team wieder verlassen. Aktuell ist nur für das Indy 500 zwei Harding-Steinbrenner-Wagen geplant. Außerdem stehen hinter der Finanzierung von Juncos Racing einige Fragezeichen.

Trotz dieser Rückschläge wächst die Zahl der Teams, die sich in der IndyCar-Series engagieren weiter an. Mit DragonSpeed, bekannt aus der ELMS, WEC und den 24h von Le Mans, kommt ein weiteres neues Team für geplante fünf Rennen in die Serie. Im Mai kehrt McLaren Racing mit Fernando Alonso zum Indy 500 zurück. Nach den Verwerfungen mit Honda in der Formel 1 muss man Chevrolet-Triebwerke einsetzen und eine erneute Zusammenarbeit mit Andretti Autosport war so ausgeschlossen. Außerdem erweitern die Scuderia Corsa, nun in Partnerschaft mit Ed Carpenter Racing, und Meyer Shank Racing, mit Arrow Schmidt Peterson Motorsport, ihr Programm. Für die meisten Rennen sind so schon mindestens 24 Wagen bestätigt, für das Indy 500 sind es aktuell 32.

Die schlechteste Nachricht des Winters betraf aber die Entwicklung eines wirksamen Cockpitschutzes. Nach allen Tests zeigten sich die Fahrer und Verantwortliche sehr positiv hinsichtlich des Aeroscreens, der mit PPG zusammen entwickelt wurde. Es gab aber größere Probleme, die nicht genauer kommuniziert wurden und wahrscheinlich die Stabilität im Falle eines Unfalls betreffen, die eine zeitnahe Einführung verhindern. Gerade der schwere Unfall von Robert Wickens in Pocono, mit der großen Debris-Wolke, hatte gezeigt, dass ein Cockpitschutz zwingend erforderlich ist. Ein Halo-System ist aber weiterhin kein Thema und stattdessen arbeitet man einem kleinen Abweiser vor dem Fahrer. Das überzeugt mich, genau wie auch ein Halo, nicht wirklich.

Robert Wickens versorgte uns über den Winter mit den schönsten Videos. Regelmäßig ließ er die Welt an seiner Rehabilitation teilhaben und es ist einfach beeindruckend, wie er und sein Team mit der Situation umgeht. Bei der Präsentation der Wagen für 2019 war Wickens als dritter Fahrer dabei und Sam Schmidt hat nochmals bestätigt, dass jederzeit ein Wagen für Robert Wickens bereitsteht. Ob er aber jemals wieder Motorsport betreiben kann steht nicht fest. Seine Genesung macht aber große Fortschritte, so dass sein nächstes großes Ziel, der Hochzeitstanz mit seiner aktuellen Verlobten im September, durchaus realistisch erscheint.

Teams

Scott Dixon hat sich im letzten Jahr relativ ungefährdet die Meisterschaft gesichert. Die großen Veränderungen, drei von vier Fahrer mussten das Team verlassen, bei Chip Ganassi Racing haben sich so zu Teilen ausgezahlt. Ed Jones konnte aber kaum die in ihn gestellten Erwartungen erfüllen. Zwei dritte Plätze und Gesamtrang 13 waren dann doch zu schlecht. Nach nur einem Jahr musste er seinen Platz schon wieder räumen und wird durch Felix Rosenqvist ersetzt. Chip Ganassi hofft auf einen ähnlichen Effekt wie mit Robert Wickens im Vorjahr oder vor Jahren mit Dario Franchitti. Der Schwede hat in seiner Karriere schon so ziemlich alles gefahren, was vier Räder besitzt und schnell ist: Formel 3 (inklusive drei Siege in Macao), IndyLights (3 Siege bei 10 Starts), Super Formula, GT3, LMP2, DTM, GT 500 und Formel E. In jedem Wagen war Felix Rosenqvist schnell und es besteht eigentlich kaum ein Zweifel, dass er dies auch in der IndyCar Series ein wird. Für Scott Dixon hingegen kann nur Titel Nummer 6 das Ziel sein.

Erster Verfolger von Dixon war im Vorjahr Alexander Rossi, der unbestritten die Führungsposition bei Andretti Autosport übernommen hat. Auch Ryan Hunter-Reay, Gesamtrang 4, 2 Siege, und Marco Andretti, Gesamtrang 9, hatten im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine gute Saison. Entsprechend hatte Michael Andretti nur wenige Gründe für Änderungen in seinem Team. Auch Zach Veach, der eine eher harzige Rookiesaison hatte, kehrt für ein weiteres Jahr in das Cockpit mit der Nummer 26 zurück. Für die 500 Meilen von Indianapolis wurde auch schon Conor Daly als fünfter Fahrer bestätigt. Die realistischen Erwartungen für das Jahr 2019 sind sowohl der Fahrertitel, mit Rossi oder Hunter-Reay, und der Sieg beim Indy 500.

Eine etwas durchwachsene, aber durchaus auf hohem Niveau liegende, Saison hatte Team Penske. Josef Newgarden und Will Power sorgten jeweils für drei Saisonsiege und belegten die Plätze 5 und 3 in der Meisterschaft. Nach drei, teilweise sehr überlegenen, Meisterschaften in den letzten vier Jahren war 2018 schon eine Enttäuschung. Ohne den Vorteil der Chevrolet-Aero-Kits, traten die Schwächen im Team deutlicher hervor. Vor allem die Zahl von leichten Fehlern der Fahrer, aber auch der Strategieabteilung, war deutlich zu hoch. Außerdem hat man sich im Kampf gegeneinander mehr als einmal das Rennen zerstört. Ein wenig scheint eine klare Hierarchie, unterhalb von Roger Penske und Tim Cindric, zu fehlen. Außerdem sollte Chevrolet in der Motorenentwicklung die Lücke zu Honda geschlossen haben. Trotz aller Fragezeichen sind Newgarden, Pagenaud und Power, sowie Helio Castroneves in Indianapolis, Siegfavoriten in jedem Rennen.

NTT IndyCar private test at WeatherTech Lagana Seca Raceway

Als viertes Topteam hat sich Schmidt Peterson Motorsport über die letzten Jahre etabliert. Robert Wickens sorgte bis zu seinem Unfall für Furore und belegte als bester Rookie, mit drei Rennen weniger, Gesamtrang 11. James Hinchcliffe, der die Qualifikation für das Indy 500 verpasst hatte, war punkgleich nur einem Platz besser gelegen. Mit Arrow Electronics hat man einen neuen Hauptsponsor gewinnen können und so geht es auch im finanziellen Rahmen bergauf für das Team. Ein größeres Fragezeichen ist aber, ob Marcus Ericsson Wickens ersetzten kann. In fünf Jahre Formel 1 konnte er nicht glänzen. Natürlich waren Caterham und Sauber jetzt auch nicht die Teams, in denen man ein Highlight nach dem nächsten abliefern konnte.

Hinter diesen vier Teams bilden Dale Coyne Racing (DCR), Raham Lettermann Lanigan Racing (RLL) und Ed Carpenter Racing (ECR) das breite Mittelfeld der IndyCar Series. Sebastien Bourdais (DCR), Graham Rahal und Takuma Sato (RLL) und Ed Carpenter können jeweils auf ihren Spezialstrecken für Highlights sorgen. Über eine ganze Saison fehlt aber sowohl den Fahrern als auch den Teams selbst, die Konstanz. Gerade für ECR ergibt sich mit der Zusammenarbeit mit der Scuderia Corsa neue interessante Möglichkeiten. So bekommt Ed Jones die Chance noch mal sein Potenzial zu zeigen.

Im Hinterfeld kämpft A. J. Foyt Enterprises, wieder mit Tony Kanaan und Matheus Leist, gegen die neuen Teams Carlin, Harding Steinbrenner Racing (HSR) und Juncos Racing. Diese Teams wollen bei allen Rennen mindestens einen Wagen an den Start bringen. Für Carlin werden wieder Max Chilton (Vollzeit) und Charlie Kimball (mindestens fünf Rennen) ins Lenkrad greifen. Juncos Racing hat bisher nur Kyle Kaiser für das zweite Saisonrennen in Austin bestätigt. DragonSpeed (Ben Hanley), Dreyer & Reinbold Racing (Sage Karam) und Meyer Shank Racing (Jack Harvey) werden nur zu bestimmten Rennen an den Start gehen.

Besondere Aufmerksamkeit haben sich noch Clauson-Marshall Racing und McLaren Racing verdient. Beide Teams werden nur bei den 500 Meilen von Indianapolis an den Start gehen, dort aber mit durchaus bekannten Namen. Pippa Mann wird wieder die Fahne der Frauen im Rennsport ganz weit oben halten und Fernando Alonso nimmt einen zweiten Anlauf auf die Triple-Crown. Ohne den Support von Andretti Autosport wird es aber ein viel schwierigere Aufgabe, als noch 2017. Für das Indy 500 wird McLaren nun mit Carlin zusammenarbeiten.

Im Einzelnen setzt sich das Feld wie folgt zusammen:

Team Hersteller Nr. Fahrer Rennen
A.J. Foyt Enterprises Chevrolet 4 Matheus Leist alle
14 Tony Kanaan alle
Andretti Autosport Honda 25 Conor Daly Indy 500
26 Zach Veach alle
27 Alexander Rossi alle
28 Ryan Hunter-Reay alle
Andretti Herta Autosport Honda 98 Marco Andretti alle
Arrow Schmidt Peterson Motorsports Honda 5 James Hinchcliffe alle
6 Robert Wickens t.b.a.
7 Marcus Ericson (R) alle
Carlin Chevrolet 23 Charlie Kimball 1, 6, 9, 14, 17
R.C. Enerson (R) t.b.a.
59 Max Chilton alle
Chip Ganassi Racing Honda 9 Scott Dixon alle
10 Felix Rosenqvist (R) alle
Clauson-Marshall Racing Chevrolet 39 Pippa Mann Indy 500
Dale Coyne Racing Honda 18 Santino Ferrucci (R) alle
19 Sebastien Bourdais alle
DragonSpeed Chevrolet 81 Ben Hanley (R) 1, 3, 6, 10, 13
Dreyer & Reinbold Racing Chevrolet 24 Sage Karam Indy 500
Ed Carpenter Racing,
ECR Scuderia Corsa (Ed Jones)
Chevrolet 20 Ed Carpenter Ovale
Ed Jones Stadt- und Rundkurse
21 Spencer Pigot alle
64 Ed Jones Indy 500
Harding Steinbrenner Racing Honda 8 t.b.a. Indy 500
88 Colton Herta (R) alle
Juncos Racing Chevrolet 32 Kyle Kaiser (R) 2
t.b.a. t.b.a. t.b.a.
McLaren Racing Chevrolet 66 Fernando Alonso (R) Indy 500
Meyer Shank Racing with Arrow SPM Honda 60 Jack Harvey 1 – 6, 10, 13, 16, 17
Rahal Letterman Lanigan Racing Honda 15 Graham Rahal alle
30 Takuma Sato alle
42 Jordan King Indy 500
Team Penske Chevrolet 1 Josef Newgarden alle
3 Helio Castroneves Indy GP, Indy 500
12 Will Power alle
22 Simon Pagenaud alle

 

Kalender

Traditionell findet der Saisonauftakt in den Straßen von St. Petersburg statt. Als zweites Rennen hat der Circuit of the Americas den ISM Raceway abgelöst. Die Überzahl der Stadt- und Rundkursrennen gegenüber den Ovalen hat also mal wieder abgenommen. Gerade ein weiteres kleines Oval, der Gateway Park hat es ja vorgemacht, würde der Serie guttun. Nach langer Zeit findet das Finale einer IndyCar-Serie wieder auf dem WeatherTech Raceway Laguna Seca statt. Bei den Gedanken an den Cork-Screw und möglichen Manövern wie The Pass, bekommen wir Fans schon feuchte Hände. Verzichten müssen wir so hingegen auf den Sonoma Raceway.

Datum Strecke Art
10. März Streets of St. Petersburg Stadtkurs
24. März Circuit of the Americas Rundkurs
07. April Barber Motorsports Park Rundkurs
14. April Streets of Long Beach Stadtkurs
11. Mai Grand Prix of Indianapolis Rundkurs
26. Mai Indianapolis 500 Oval
01. Juni Detroit/Belle Isle Park Stadtkurs
02. Juni Detroit/Belle Isle Park Stadtkurs
08. Juni Texas Motor Speedway Oval
23. Juni Road America Rundkurs
14. Juli Streets of Toronto Stadtkurs
20. Juli Iowa Speedway Oval
28. Juli Mid-Ohio Sports Car Course Rundkurs
18. August Pocono Raceway Oval
24. August Gateway Motorsports Park Oval
01. September Portland International Raceway Rundkurs
22. September WeatherTech Raceway Rundkurs

Testfahrten

Offizielle Testfahrten fanden im Vorfeld der Saison auf den beiden neuen Rennstrecken in Austin und Laguna Seca statt. Da sich an den Wagen, anders als im Vorjahr, nichts geändert hat, konnten sich die Fahrer und Teams ganz auf das Kennenlernen der Strecke und das Ausarbeiten eines Set-Ups konzentrieren. Auf wirklich schnelle Runden legte man hingegen keinen Wert. So lässt sich auch leicht der relativ große Rückstand der IndyCar gegenüber den LMP1 auf dem COTA erklären. Für das Rennen werden die Teams sicherlich noch die eine oder andere Sekunde finden. Auch die Bestzeiten von Colton Herta (COTA) und Max Chilton (Laguna Seca) sind kein Anzeichen für eine gewaltige Verschiebung des Kräfteverhältnisses im Feld. Immerhin zeigen aber die Zeiten, dass auch die neueren Teams gute Arbeit leisten.

Wie in den Vorjahren wird es eine RB-IndyCar-Fantasy-League geben. Nähere Information, wie das Passwort der Liga, werde ich in der Vorschau auf den Grand Prix of St. Petersburg geben können.

(c) Photos: IndyCar Media; Chris Jones, Chris Owens, John Cote, Shawn Gritzmacher, Joe Skibinski, Stephen King

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

IndyCar: Vorschau Grand Prix of St. Petersburg – Racingblog 8 März, 2019 - 09:00

[…] mit Fernando Alonso. Die ganze Übersicht über das Feld der IndyCar Series ist in unserer Saisonvorschau zu […]

Comments are closed.