Die Ära Paddy Lowe bei Williams ist nach zwei Jahren schon wieder vorbei. Der ehemalige Team Director von Mercedes und Technischer Direktor bei McLaren, hat auf eigenen Wunsch eine Freistellung aus privaten Gründen genommen.
Damit fällt einer der wichtigsten Personen im Williams Team nur eine Woche vor dem Saisonstart aus und der Rennstall fällt in eine weitere, tiefe Krise. Denn die Testfahrten in diesem Jahr liefen alles andere als gut. Das Auto kam fast drei Tage zu spät zum Test, war nicht fertig und dann auch das mit weitem Abstand langsamste Fahrzeug auf der Strecke. Claire Williams betonte zwar, dass es keine individuelle Fehler gewesen sein, die zur Verzögerung geführt haben, allerdings liegt die Verantwortung dafür am Ende doch bei Paddy Lowe. Gleiches gilt für die Entwicklung des Fahrzeugs. Sowohl das katastrophale Chassis aus dem letzten Jahr, wie auch das bisher langsame Auto in diesem Jahr, hat Paddy Lowe zu verantworten. Es ist sein Management, er fällt am Ende auch die wichtigen Entscheidungen. Dabei fand Lowe, als er zu Williams kam, sehr gute Voraussetzungen vor. Das Team hatte mit Martini einen sehr potenten Hauptsponsor, dazu kam das Geld von Lawrence Stroll. Der wiederum betonte immer wieder, dass sein Sohn erst einmal bei Williams bleiben sollte. Das sowohl Martini, als auch Stroll weg sind, hat auch mit dem sportlichen Abstieg des Teams zu tun.
Lowe stand von Anfang an bei Williams in der Kritik. Nach seinem Weggang war aus Mercedes-Kreisen zu hören, dass Lowe nur eine geringe Rolle beim Erfolg des Teams gespielt habe. Zum anderen habe er auf die Vorarbeit von Ross Brawn aufbauen können, zum anderen seien vor allem Aldo Costa und (damals) Bob Bell für den Aufstieg auf der aerodynamischen Seite verantwortlich gewesen. Die Strategie und das Teammanagement sei zu dem bei Toto Wolff und Niki Lauda gelegen. Lowe habe nur nachrangige Leitungsfunktionen übernommen. Daher sei er auch in den Medien nie groß aufgetreten.
Für Williams ist die Personalie Lowe eine Katastrophe. Zum einen ist die wichtigste Position im Team nicht mehr besetzt und ein Nachfolger dürfte schwer zu finden sein. Zum anderen steht man vor einer extrem schwierigen Saison, sollte sich das Auto tatsächlich als die Krücke erweisen, als die es sich bei den Tests erwiesen hat. Man kann nur hoffen, dass das Chassis genug Potential hat, damit man im Laufe des Jahres wenigstens wieder den Anschluss an das Team findet.
Schwer zu sagen ist auch, wer Lowe bei Williams ersetzen wird. Es ist nicht gerade so, dass es viele fähige Manager auf dem Markt gibt, die gerade nichts zu tun haben. Der Ex-Force India Teammanger Bob Fernley wäre ein guter Kandidat gewesen, aber der leitet seit letztem Herbst das IndyCar Programm von McLaren. Der im letzten Jahr bei McLaren entlassene Eric Bullier hat seinen Ruf als guter Teammanger durch seine Arbeit bei McLaren ebenfalls verspielt. Ansonsten kein großer oder bekannter Name auf dem Markt zu finden. Auch Rob Smedley ist nicht mehr zu haben. Der ehemalige Head of Vehicle Performance bei Williams arbeitet seit ein paar Wochen im Management der Formel Eins.
Auf Frank und Claire Williams warten also erneut sehr schwere Zeiten. Man kann nur hoffen, dass das sowieso angeschlagene Traditionsteam dieses Jahr übersteht.
Bilder: Williams