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Formula E: Vorschau Hong Kong ePrix & Rückblick auf Mexico City

von StefanTegethoff
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Am Sonntagmorgen (!) beginnt die Formula E die kurze Asien-Tour ihrer laufenden Saison 2018-19. An der Spitze ist es weiter eng und abwechslungsreich, die Meisterschaft bleibt offen.

Die Tournee durch Fernost besteht in diesem Jahr aus zwei Läufen: an diesem Wochenende wird ein ePrix in Hong Kong ausgetragen, in zwei Wochen ein weiterer in Sanya auf der südchinesischen Insel Hainan. Anders als gewohnt findet der Hong Kong-Lauf am Sonntag statt, Start ist um 9 Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit. Wer sich im Vorfeld die Zeit noch etwas mit Technik-Infos zur Formula E vertreiben möchte, kann sich die „Blueprints“-Videos des Mahindra-Teams anschauen, Teil 2 zu den Batterien der aktuellen Fahrzeug-Generation gibt’s hier:

Ein kurzer Rückblick auf den Mexico City ePrix: Pascal Wehrlein durfte nach einer überzeugenden Quali-Runde von der Pole ins Rennen gehen, der Meisterschaftsführende Sam Bird dagegen konnte nach einem Antriebswellen-Schaden nicht einmal in der Gruppenphase eine gezeitete Runde fahren und musste von ganz hinten starten. Wehrlein verteidigte die Spitze bis zur letzten Runde in einem – insbesondere in der zweiten Rennhälfte – spannenden Rennen.

Dann aber ging dem Deutschen, der noch nach seinem nicht zu Ende gefahrenen Debut-Rennen in Marrakesch verlautbart hatte, das in der FE erforderliche Energiemanagement sei einfach zu lernen, ausgangs der letzten Kurve die Energie aus. Weniger Meter vor der Linie verlangsamte sein Wagen und Lucas di Grassi konnte gerade noch driftend ausweichen und zwischen dem Mahindra und der Boxenmauer als erster über die Linie fahren. Mit di Grassi gab es den vierten Sieger im vierten Rennen, es bleibt also abwechslungsreich (das gleiche hätte auch im Falle eines Wehrlein-Sieges gegolten).

Wehrleins Faux-pas sei insofern entschuldigt, als dass dies sein erstes unter „Volllast“ zu Ende gefahrener ePrix war, den beim ersten Rennen konnte er nicht teilnehmen, beim zweiten war er ausgeschieden und beim dritten musste er am Ende wegen Temperaturproblemen den Fuß vom, Gas nehmen und sich mit Platz zwei begnügen. Auch wenn das Mexico-Finish ihn unvorteilhaft dastehen lässt, gerade im Lichte der früheren Äußerung, sei zu seiner Entschuldigung gesagt, dass Lucas di Grassi, immerhin Champion mit FE-Erfahrung seit der ersten Stunde, ihn in den letzten Runden enorm unter Druck gesetzt hatte.

Dabei war es auch zu einer Aktion gekommen, die Wehrlein so oder so den Sieg gekostet hätte, denn um einen Überholversuch di Grassis abzuwehren, kürzte er in einer Schikane ein wenig ab. Zwar wurde er auch ein wenig von di Grassi nach außen gedrängt, doch die Kommissare entschieden, er habe sich einen Vorteil verschafft und brummten ihm eine 5 Sekunden-Strafe auf. Über diese – seiner Meinung nach ungerechtfertigte – Strafe ärgerte sich Wehlrein im Nachhinein mehr als über das zuviel verbrauchte Quentchen Energie. Sie kostete ihn so jedenfalls nicht den Sieg, wohl aber das Podium – er wurde am Ende als Sechster gewertet, da das Spitzenfeld so eng zusammen war. Zwischen di Grassi und ihm lagen noch da Costa (BMW Andretti), Mortara (Vernturi), d’Ambrosio (Mahindra) und Lotterer (DS Techeetah).

Auch Hersteller-seitig fehlt also weiterhin in dieser Saison ein klarer Favorit, was aber gut ist für die Serie. Es gibt nicht „das eine“ Team, dass für das neu eingeführte Gen 2-Auto das ultimative Setup gefunden oder den einzig wahren Antriebsstrang entwickelt hat. Dazu kamen in den bisherigen Rennen diverse individuelle Fehler und Probleme, die zu der engen Situation in der Meisterschaft führen.

Bei den Fahrern führt das Trio d’Ambrosio (53), da Costa (46), Bird (45) vor den zuletzt aufholenden Jägern di Grassi (34) und Wehrlein (30). Bei den Teams hat Mahindra bisher die beste Gesamtleistung gezeigt und führt mit 83 Zählern vor dem Audi-Kundenteam Virgin Racing (73) und BMW Andretti (64). Bei Virgin führt man den Vorsprung vor dem Werksteam unter anderem auf die kompaktere Teamstruktur zurück. Auch im Vorjahr hat ja Techeetah das Renault-Werksteam mit dessen Antriebsstrang in den Schatten gestellt, es mag also durchaus etwas daran sein, dass in der so engen Formula E mit ihrem relativ geringen technischen Spielraum diese einfachere und schneller reaktionsfähige Teamstruktur einen Vorteil bringt.

Bevor wir zum anstehenden Hong Kong ePrix kommen, ein kurzer Blick auf die Saison 2019-20, auch wenn deren Start noch lange hin ist. In der vergangenen Woche wurde angekündigt, dass die Formula E nach London zurückkehren wird. Und zwar wird man in einem Bereich fahren, der schon früher als eine mögliche Variante benannt worden ist, nur die Realisierung der Idee dauerte anscheinend etwas länger. Man hält sich dabei weiterhin (zumindest weitgehend) fern von den öffentlichen Straßen, auch wenn der Gesetzesvorbehalt für Straßenrennen im Vereinigten Königreich inzwischen aufgeweicht worden ist.

Stattdessen soll das Rennen im Bereich des ExCeL, des Ausstellungsgeländes „Exhibition Centre London“, gelegen am Nordufer des ehemaligen Hafenbeckens Royal Victoria Dock, ausgetragen werden. Der entworfene Kurs führt dabei zum Teil um die riesige Halle herum, teils aber auch durch diese hindurch. Wie genau sich das gestalten wird, werden wir erst später sehen, bevor dort Ende Juli 2020 ein Doubleheader ausgetragen werden soll, mag sich das Layout auch noch das ein oder andere Mal ändern. Das wäre nicht das erste Mal bei einem FE-Streckenvorschlag.

Der Kurs in Hong Kong ist nach dem Debüt im Vorjahrunverändert geblieben, gefahren wird im Wesentlichen auf dem Meer abgetrotztem Land zwischen den Teils historischen Fähren-Docks und dem mit vielen Hochhäusern bestückten Zentrum der Stadt, die heute eine chinesische Sonderverwaltungszone ist. In der Vorsaison wurde dort ein Doubleheader zum Auftakt ausgetragen und die Rennen waren auch durchaus sehenswert, die Strecke bot einige Herausforderungen. Darunter war auch eine hakelige Schikane (Turns 3/4), die man hoffentlich für dieses Jahr in der Detailausgestaltung etwas optimiert hat. Die Haarnadel Turn 1 war nach dem Start sehr eng, weil die Autos von der Innenbahn kaum herumkamen; die darauf folgende Gerade war im Rennen die beste Überholmöglichkeit, Überraschungsmanöver wurden darüber hinaus in der 180°-Kehre vor den Docks (Turn 6) versucht.

In Hong Kong wird die Attack Mode Activation Zone hinter eben dieser Kehre sein, wieder auf der Innenseite, wie z.B. auch beim Saisonauftakt in Riad, als es viel Kritik gab. Die Zone auf der Innenbahn hinter einer mittelschnellen Kurve hat in Mexico nicht für so viel Probleme gesorgt, wie ich befürchtet hatte. Eher übertrieb es der ein oder andere beim Wiedereinsortieren in der nächsten Kurve, doch nennenswerte Zwischenfälle blieben aus. Warten wir ab, wie gut es diesmal in Hong Kong funktioniert.

Eurosport überträgt das Rennen wieder live, ebenso – für Nachtschwärmer – auch die Qualifikation ab 04:45 Uhr. Vor dem Rennen gibt es ab 08:30 Uhr aber auch eine Zusammenfassung und Vorberichte, bevor um kurz nach 9 der Rennstart ansteht.

(Bilder: Formula E Media)

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