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Formula E: Hong Kong EPrix 2019

von Jonas Brinkmann
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Edoardo Mortara hat nachträglich den Sieg des Formel E Rennens in Hongkong zugesprochen bekommen. Der Schweizer profitierte von einer 5-Sekunden Strafe des Erstplatzierten Sam Bird, der dadurch auf dem sechsten Platz gewertet wurde.

In einem erneut ereignisreichen Rennen mit vielen Ausfällen krachte Bird 30 Sekunden vor Ende dem Führenden Andre Lotterer ins Heck, woraufhin dieser mit einem Reifenschaden aufgeben musste. Der Engländer beendete den EPrix auf dem ersten Platz. Die Strafe für die verursachte Kollision wurde erst drei Stunden später ausgesprochen. Die Plätze zwei und drei erbten somit Lucas di Grassi und Robin Frijns. Bester Deutscher war Daniel Abt auf Rang vier.

Beim fünften WM Lauf feierte die Formel E gleich ein zweifaches Jubiläum. Neben dem 50. Rennen der Serie sollte es auch das erste Regenrennen werden. Durch die wechselhaften Verhältnisse kam es im Qualifying zu einigen ungewöhnlichen Platzierungen. Die späteren Qualifying Gruppen hatten einen leichten Vorteil. So kam es, dass beide HWA Piloten in die Superpole einziehen konnten. Stoffel Vandoorne sicherte sich sogar den ersten Startplatz und erzielte damit die ersten drei WM Punkte für das bisher glücklose deutsche Team. Während des Rennens regnete es nicht mehr und die Fahrbahn trocknete langsam. Die Strecke war aber noch an vielen Stellen feucht und nicht einfach zu fahren. Besonders die vielen Straßenmarkierungen, die bei diesen Bedingungen deutlich weniger Grip bieten, galt es miteinzuplanen.

Oliver Rowland konnte beim Start die Führung von Stoffel Vandoorne übernehmen. Sam Bird kam von Platz sieben noch besser weg und fand sich nach der ersten Kurve auf Rang vier wieder. Dort sollte er aber nicht lange bleiben. Der Brite schnappte sich in der Schikane Andre Lotterer und wenig später in Kurve 1 Stoffel Vandoorne. Damit war er nach einer Runde von P7 auf P2 nach vorne gefahren. Nach nur 2 Minuten kam es auf dem engen Stadtkurs zur ersten Rennunterbrechung. Felipe Nasr hatte sein Auto in der ersten Kurve beschädigt und krachte infolgedessen in Kurve 2 in die Streckenbegrenzung. Die direkt hinter ihm liegenden Mahindra Fahrer Wehrlein und d’Ambrosio konnten dem Dragon Fahrzeug nicht mehr ausweichen und krachten ineinander. Bitter für das indische Team, die vor dem EPrix sowohl die Fahrerwertung (d’Ambrosio) als auch die Teamwertung angeführt hatten. Um die drei Formel E Boliden aus der engen Kurve 2 räumen zu können, wurde das Rennen mit einer roten Flagge unterbrochen.

Beim Restart hinter dem Safety-Car nutzten nahezu alle Fahrer den Attack Mode innen nach der Spitzkehre Kurve 6. Wie auch in den vorangegangenen Rennen scheint dies ein taktisch kluger Zug zu sein, da man gefahrlos den Umweg in die Attack Zone nehmen kann. Dadurch verliert der Attack Mode zum einen den Nachteil, den man für den 25 KW Schub eingehen muss, und zum anderen seine Spannung, da alle Autos gleichzeitig den Energieboost benutzen und es keine Geschwindigkeitsunterschiede der Fahrzeuge gibt. Sofern es zwei Safety-Car Phasen im Rennen gibt, was auf den engen und schwierigen Stadtkursen keine Seltenheit ist, verliert der Attack Mode also jegliche strategische Komponente. Obwohl beide im Attack Mode fuhren, konnte Lotterer direkt in Kurve 1 an Vandoorne vorbei gehen.

Der in Führung liegende Rowland hatte ein technisches Problem, was ihn bis auf Rang zehn zurückwarf. Später musste der Rookie sein Auto aufgrund erneuter Probleme komplett abstellen. Sowohl in Mexiko als auch in Hongkong hatte er realistische Siegchancen und musste in beiden Rennen einen technisch bedingten Ausfall hinnehmen. Bird übernahm kurzzeitig die Führung, verbremste sich aber wenig später in Kurve 2, woraufhin Lotterer ihn Innen überholte. Die beiden setzten sich im weiteren Verlauf vom Feld ab und fuhren eine schnellste Rennrunde nach der anderen. Die etwas langsamere Race Pace von HWA machte sich bemerkbar. Gary Paffet wurde langsam nach hinten durchgereicht, während Vandoorne zwar den dritten Platz halten konnte, jedoch den Anschluss nach vorne komplett verlor.

Der Belgier schied schließlich 20 Minuten vor dem Ende mit einem weiteren technischen Defekt aus dem Rennen aus, was die zweite Safety-Car Phase zur Folge hatte. Spätestens jetzt war klar, dass es in diesem Rennen keine Probleme mit dem Batteriemanagement geben wird. Lotterer führte vor Bird, Mortara, Di Grassi und Frijns. Beim Restart nutzten die Fahrer ihren zweiten Attack Mode und es kam kaum zu Positionsverschiebungen. Lotterer und Bird setzten sich schon wieder vom Rest des Feldes ab, aber es sollte noch eine dritte SC-Phase geben, da Oliver Rowlands Nissan mit fünf Minuten Restzeit ausrollte.

So entschied, wie schon in Marrakesch, ein Sprint von drei Runden über den Ausgang des Rennens. Sam Bird, der das ganze Rennen schon großen Druck auf den DS Techeetah von Andre Lotterer ausgeübt hatte, verbremste sich bei der Anfahrt auf Kurve 2 und fuhr dem Deutschen hinten auf das Auto. Die Berührung war relativ harmlos, aber ein paar Kurve später löste sich der rechte Hinterreifen von Lotterer auf. Da noch eine Runde zu fahren war, fiel er auf den letzten Platz zurück, während Sam Bird als erster über die Ziellinie fahren konnte. Die Stewards leiteten zwar umgehende eine Untersuchung des Vorfalls ein, aber es dauerte geschlagene drei Stunden, bevor Bird mit einer 5-Sekunden Strafe belegt wurde. Erstaunlich ist das vor allem vor dem Hintergrund, dass Pascal Wehrlein beim Mexiko City EPrix auf den letzten Metern die gleiche Strafe für das Abkürzen einer Schikane erhielt, die nicht einmal eine Minute nach dem Vorfall ausgesprochen wurde.

Sam Bird fühlte sich auf dem Weg zum Podium sichtlich unwohl und ahnte wohl schon, dass er diese Kollision noch eine Bestrafung zur Folge haben sollte. So kam es schließlich auch und Mortara, der erneut ein starkes Rennen gefahren war, erbte seinen ersten Sieg in der Formel E. Auch für das Venturi Team war es der erste Erfolg seit dem Start der Elektroserie vor 4,5 Jahren. Mortara hatte noch vor einem Jahr an gleicher Stelle den Sieg weggeschmissen, als er sich bei der Jagd nach der schnellsten Rennrunde in Führung liegend drehte und das Rennen nur auf dem Podest beendete.

Durch diesen nachträglichen ersten Platz gewann nun auch im fünften Formel E Rennen der fünfte Fahrer und das fünfte Team. Diese Ausgeglichenheit spiegelt sich auch in der Meisterschaftswertung wider. Die Top 4 trennen nur zwei Punkte. Bird (54) führt die Wertung an vor d’Ambrosio (53) sowie di Grassi und Mortara (je 52). Aber auch Da Costa (47) oder Frijns (43) haben noch beste Chancen auf die Meisterschaft. In der Teamwertung liegen Virgin (96), Audi (86) und Mahindra (83) ebenfalls sehr eng beieinandner. Die fünfte Saison der Formel E ist bisher sicherlich mit Abstand die spannendste.

(Bilder: Formula E Media)

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Formula E: Vorschau Sanya ePrix – Racingblog 21 März, 2019 - 23:18

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