Josef Newgarden setzte in den Straßen von St. Petersburg die aktuelle Siegesserie von Team Penske fort. Nach nur wenigen Wochen steht das Team des Captains schon bei fünf Siegen in NASCAR Cup, (V8) Supercars Championship und nun IndyCar Series.
Am Freitag kamen die Wagen von Will Power, Josef Newgarden und Simon Pagenaud noch nicht so richtig in Fahrt. In den ersten beiden Trainings landete man geschlossen im Mittelfeld. In den Samstagstrainings wurde man dann schneller und fast gewohnt stellte Will Power dann den Chevrolet mit der Nummer 12 auf die Pole Position, seine achte bei 16 Austragungen in St. Petersburg. Josef Newgarden war nur wenig langsamer und sicherte sich Startplatz 2 direkt vor dem Ganassi-Duo Felix Rosenqvist und Scott Dixon. Startreihe 3 gehörte ganz Andretti Autosport mit Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay. Die Qualifikation brachte also keine Überraschung, vielleicht davon abgesehen, dass Rosenqvist direkt mal Dixon schlagen konnte.
Im Rennen ging die Show des schwedischen Rookies dann weiter. Direkt beim Start konnte er an Newgarden vorbeiziehen und in den nächsten Runden Power dicht folgen. Newgarden hatte hingegen Probleme den Speed der ersten beiden Piloten mitzugehen. Mitten in der ersten Boxenstopp-Sequenz stand plötzlich Sebastien Bourdais, mit einem technischen Defekt am Antrieb, im Notausgang von Kurve 10. In einem heiklen Manöver zog Will Power, quer über den Grünstreifen, in die Boxengasse. Die Aktion war unbegründet, da keine Caution ausgerufen wurde. Die restlichen Fahrer der Top-6 folgten in den nächsten Runden und an der Reihenfolge änderte sich nichts.
Für die erste Caution sorgte dann der Honda-Motor von Ryan Hunter-Reay, der sich in einer spektakulären Rauchwolke auflöste. Nach dem Restart bremste Felix Rosenqvist sich spektakulär in Kurve 1 an Will Power vorbei und konnte diese Position auch über die nächsten Kurven halten. Auch die nächste Caution, Ed Jones hatte in Kurve 9 die Innenmauer touchiert, war dann in die Außenmauer eingeschlagen und Matheus Leist konnte dem Wrack nicht mehr ausweichen, überstand der Rookie an der Spitze. Absetzten konnte er sich aber nicht von Will Power und die Top-5 blieben insgesamt dicht beisammen. Im Mittelfeld machte derweil Simon Pagenaud, der nur von Platz 13 ins Rennen gegangen war, Zeit gut.
Will Power musste beim zweiten Boxenstopp wieder als erster an die Box und über diesen Undercut konnte er sich knapp vor Felix Rosenqvist setzten. Beide verloren aber einige Zeit erst hinter Spencer Pigot und dann auch hinter Marco Andretti. Josef Newgarden hatte zwar noch die alten Prime-Tires, aber auch freie Fahrt. Diese nutzte er für einige ganz schnelle Runden und nach seinem Stopp lag er einige Sekunden vor Will Power. Auch Scott Dixon konnte vom Andretti-Bremsklotz profitieren und sich hinter Will Power auf Platz 3 schieben. Dies aber nur für wenige Runden, denn in Runde 58 ließ er seinen Lieblingskontrahenten in den Kurven 1 bis 4 ganz alt aussehen. Mit diesem Manöver sicherte sich der amtierende Meister Platz 2.
Josef Newgarden hatte beim zweiten Stopp auf die schnelleren Option-Tires gesetzt und konnte mit diesen sich immer weiter von der Kampftruppe absetzte. Dies änderte sich erst, als Marco Andretti in Runde 62 endlich den Weg an die Box suchte und Josef Newgarden selbst durch Überrundungen aufgehalten wurde. Je nach Überrundungsverkehr schwanke der Vorsprung von Newgarden auf Dixon zwischen 5 und 11 Sekunden. Auch die letzten Boxenstopps änderten an dieser Situation nichts. Spannend machte es dann noch einmal Marco Andretti, der 15 Runden vor Ende, auf Platz 14 liegend, partout Josef Newgarden nicht vorbeilassen wollte. So konnte Scott Dixon noch einmal auf 1,5 Sekunden herankommen. In Runde 100 konnte der Penske-Pilot dann aber Andretti in Kurve 1 überholen. Nun steckte Dixon hinter dem Bremsklotz fest, was Newgarden den Sieg sicherte.
Fast 10 Sekunden hinter Dixon kamen Will Power und Felix Rosenqvist, der sein erstes IndyCar-Podium nur durch die etwas schlechtere Strategie verpasste, ins Ziel. Ein sehr unauffälliges Rennen, besonders für seine Verhältnisse, brachte Alexander Rossi Platz 5 ein. Er konnte so gerade den Speed der Penske- und Ganassi-Fahrer vor ihm halten, aber für mehr reichte die Performance seines Andretti-Hondas nicht aus. Insgesamt spiegelt das Rennergebnis ziemlich genau das Kräfteverhältnis aus der Qualifikation wider: Penske vor Ganassi vor Andretti. Für IndyCar-Verhältnisse ist das schon außergewöhnlich.
Über die letzten fast 20 Runden lieferten sich James Hinchcliffe und Simon Pagenaud ein packendes Duell um Platz 6. Beide hatten recht ähnliche Rennen. Durch schlechte Startpositionen (Startplatz 9 und 13) hingen sie in der ersten Rennhälfte im Verkehr fest und erst als sich das Feld nach den Caution und Boxenstopps auseinanderzog, konnten beide die Leistung, die in ihren Wagen steckte, auch in gute Rundenzeiten umsetzten.
Mit Colton Herta und Santino Ferruci konnten sich zwei weitere Rookies in die Top-10 fahren. Herta war von Startplatz 11 ins Rennen gegangen und konnte sich die ganze Zeit über im vorderen Mittelfeld halten. Ferruci hatte da schon ein schwierigeres Rennen. Nach einem Fahrfehler in der Qualifikation musste er von Platz 23 starten. Dale Coyne packte aber mal wieder eine sehr aggressive Strategie, mit einem sehr kurzen ersten und drei langen weiteren Stints, aus. Diese brachte Ferruci am Ende Platz 9 ein.
Enttäuschende Rennen hatten Graham Rahal und Marco Andretti mit den Plätzen 12 und 13. Beide waren einfach zu langsam für ihre Ansprüche. Rahal war mehr oder weniger unsichtbar und Andretti fiel nur als rollende Schikane auf. Auch die beiden letzten Rookies Ben Hanley und Marcus Ericson werden mit ihren Debuts nicht zufrieden sein. Beide hatten technische Probleme und konnten nur bedingt zeigen, was sie und ihre Wagen können. Bei Carlin scheint es auch kaum Fortschritte zu geben. Startplatz 8 von Charlie Kimball machte zwar etwas Hoffnung, im Rennen fiel er dann aber sukzessive zurück. Ins Ziel kam er dann noch hinter seinem Teamkollegen Max Chilton (Startplatz 24) auf Platz 17.
Das ganze Ergebnis kann man auf der Homepage (PDF) der IndyCar Series nachlesen.
Bedanken möchte ich mich bei unserer Racingblog Reisegruppe, die uns Freitag, Samstag und Sonntag mit schönen Impressionen versorgt haben.
(c) Photos: IndyCar Media; Chris Owens, Chris Jones, Karl Zemlin, Joe Skibinski, James Black